Fehlende Verbindung zwischen dem physischen & dem Papiergoldpreis
07.03.2020 | Ronan Manly
- Seite 4 -
"Es ist nicht notwendig, die Psychologie "Der Markt bewegt sich nur in eine Richtung und das ist nach oben" zu brechen.""zu einem kritischen Zeitpunkt, den Goldpreis innerhalb des Zielbereichs zu halten."
"Markteinmischungen sollten es der G10 erlauben, sich mit dem Preis zu bewegen, während dessen Geschwindigkeit kontrolliert wird."
Wir können somit also sagen, dass Margin Calls und Short-Selling der Commercials beitragende Faktoren zum Goldpreisrückgang am Freitag gewesen sein könnten.
Die fehlerhafte Preisfindung des Goldfuturespreises
Während wir bewiesen haben, dass die Preise am Londoner Papiergoldmarkt und dem COMEX-Goldfuturesmarkt manipuliert sind, so ist dies nur ein kleiner Teil der Geschichte. Das deutlich größere Problem für den weltweiten physischen Goldmarkt ist die Tatsache, dass die Preisfindung am Goldmarkt nicht funktioniert und die gesamte Marktstruktur des finanzialisierten Goldhandelsmarktes fehlerhaft ist.
Essentiell gibt es zwei Arten von Goldmärkten - auf der einen Seite sind die gehebelten COMEX-Goldfutures- und Londoner OTC-Goldspotmärkte, die Goldkunststoffe aus dem Nichts erschaffen. Auf der anderen Seite sind die physischen Goldmärkte. Physische Goldmärkte übernehmen Preise, die an Papiergoldmärkten abgeleitet wurden. Physische Goldmärkte haben keine Auswirkungen auf den internationalen Goldpreis.
Angesichts des kaputten Goldpreisfindungsvorgangs kann dieser Prozess physische Goldnachfrage und -angebot nicht korrekt signalisieren. Demnach gibt es eine fehlende Verbindung zwischen dem physischen und dem Papiergoldmarkt, wobei hohe physische Nachfrage zeitgleich mit einem rückläufigen Papiermarktgoldpreis auftritt. Preisfindung ist demnach an sich bereits fehlerhaft. Eine fehlerhafte Preisfindung führt zudem unausweichlich zum Scheitern, da der Preis nicht in der Lage ist, Anreize für Lieferanten zu bieten oder die physische Nachfrage widerzuspiegeln.
Wenn die hohe physische Nachfrage zu physischen Goldknappheiten am Markt führt, dann besteht das Risiko, dass sich der physische Preis vom Papierpreis abkoppelt. Niedrigere Papiergoldpreise und hohe physische Nachfrage würden auch die Lieferanten betreffen (z.B. Raffinerien, Prägestätten und Großhändler), die sich absichern.
Würden die Papiergoldpreise weiter sinken, während die physische Nachfrage anhaltend hoch bleibt, würden mehr Papiermarktteilnehmer ihr Papier in physische Bestände umwandeln. Angesichts der sehr geringen Goldbestände, die die Londoner OTC- und COMEX-Märkte besitzen, könnte ein Anstieg derartiger Umwandlungen die Fähigkeit der Papiermärkte übersteigen, physisches Metall zu liefern. Das würde den Papiermarktpreis verkrampfen lassen, den Papiermarkt zum Kollabieren bringen und die Bepreisung auf physisches Metall übergehen lassen.
Schlussfolgerung
Trotz des beeinflussten Rückgangs des "Goldpreises" der letzten Woche ist der US-Dollargoldpreis noch immer stark erhöht, mit einem bisherigen Anstieg von 4,47%. Vergleichen Sie dies mit den Aktienmärkten, an denen der S&P 500 Index um -8,56% und der Dow Jones Industrial Average um 11% gefallen sind.
Nicht zu vergessen, dass Gold in US-Dollar aktuell (1.585 Dollar) über ein Jahr hinweg immer noch mehr als 20% gestiegen ist. In der letzten Woche verzeichnete der Goldpreis neue Rekordhochs in vielen wichtigen Währungen, was für viele Goldsparer und -investoren, deren Heimatwährungen nicht der US-Dollar sind, vorteilhaft war.
Im aktuellen Umfeld ist die physische Goldnachfrage sehr stark. Doch der Goldpreis spiegelt leider nicht den physischen Markt wider. Warum? Weil der Goldpreis an Papiermärkten wie der COMEX festgelegt wird und nicht durch physischen Goldhandel. Ungedecktes, künstliches Gold und Goldderivate legen den "Goldpreis" fest und nicht hohe Nachfrage nach physischem Gold.
Diese erhöhte Volatilität an den Papiergoldmärkten drückt zeitgleich die Aufpreise physischen Investmentgoldes höher. Aufpreise steigen, da der COMEX-Goldpreis die physische Nachfrage nicht widerspiegelt.
Auf dem allgemeineren physischen Markt fließt weiterhin physisches Gold zu goldgedeckten ETFs. Gab es am Freitag, als der von der COMEX erschaffene Goldpreis stark fiel, Abflüsse von den physischen Goldbestände der ETFs wie dem SPDR Gold Trust (GLD)? Nein. Die Veränderungen der Goldbestände des GLD beliefen sich auf Null.
Östliche Zentralbanken wie die Bank of Russia sammeln weiterhin physisches Gold. Zinsen auf der Welt fallen, Realzinsen werden negativ und weitere Zentralbankstimuli und Zinssenkungen scheinen uns bevorzustehen.
Wenn der Papiergoldpreis in einem Umfeld anhaltender physischer Goldnachfrage weiterhin abnimmt, besteht das Risiko einer möglichen Kluft zwischen Papier- und physischem Goldpreis.
Physisches Gold bleibt weiterhin ein sicherer Hafen, der gegen Marktrisiken, geopolitische Risiken und Unsicherheit schützt. Mit negativen Zinsen und weiterer Zentralbanklockerung am Horizont ist das geldpolitische System defekt. Gepaart mit der Möglichkeit, dass das physische Goldangebot aufgrund fehlerhafter Preisfindung am Goldmarkt knapp werden könnte, ist es aktuell ein guter Zeitpunkt physisches Gold zu kaufen – ungeachtet des Goldpreises.
In einem Umfeld erhöhten Risikos ist der Goldpreis volatiler und kann und wird sich schnell verändern. Der Goldpreis in US-Dollar bewegte sich im August 2011 von 1.650 auf 1.900 in weniger als drei Wochen. Dann fiel er innerhalb weniger Tage um fast 200 Dollar und erholte sich dann wieder um mehr als 200 Dollar.
Während der Aktienmarktschlappe im Oktober 2008 fiel der Goldpreis in US-Dollar ebenfalls und zog sich innerhalb von nur zwei Wochen um mehr als 900 Dollar auf fast 700 Dollar zurück. Auch damals schrieben die Finanzmedien diesen Preisrückgang Margin Calls von Tradern zu, die ihre Verluste decken mussten. Doch damals war der Preisrückgang kurz, während die Aktienmärkte weiter fielen und zwei Jahre brauchten, um sich zu erholen. Weniger als drei Wochen später hatte sich der Goldpreis in US-Dollar erholt und war zurück über 900 Dollar gestiegen, bevor er dann später seinen Anstieg auf ein Rekordhoch von 1.900 Dollar begann.
© Ronan Manly
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 01. März 2020 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.