Virus-Folgen fürs Geld
08.03.2020 | Manfred Gburek
Über zwei Jahrzehnte haben wir von der Globalisierung profitiert, jetzt bekommen wir die Quittung - nicht allein wegen der Folgen des Coronavirus, sondern auch, weil Unternehmen, Finanzkonzerne und Verbraucher zu lange mit dem Risiko gespielt haben. Das wird sich auf die Geldanlage auswirken. Die Bild-Zeitung hat die dazu passende Stimmung am 5. März mit einer rhetorischen Frage so auf den Punkt gebracht: "Börsen-Chaos wegen Coronavirus. Wo ist mein Geld jetzt überhaupt noch sicher?"
Diese Frage lässt sich leider nicht allgemeingültig beantworten, sondern nur in Bezug auf jede(n) Einzelne(n) von uns. Ein paar Beispiele: Das Geld einer jungen Familie ist sicher, wenn es unter anderem bar in einem guten Safe gehalten wird und wenn eine Risikolebensversicherung besteht. Das Geld eines überdurchschnittlich verdienenden Junggesellen ist sicher, wenn es mit Timing-Geschick in Aktien, Edelmetallen und Top-Immobilien angelegt wird. Und das Geld eines älteren Ehepaars ist sicher, wenn die hoffentlich rechtzeitig in Angriff genommene Altersvorsorge einen entspannten Lebensabend ermöglicht.
Schon aus dieser kurzen Aufzählung geht hervor, dass finanzielle Sicherheit - und damit zwangsläufig auch das entsprechende Risiko - eine höchst individuelle Angelegenheit ist. Die Begleiterscheinungen des Coronavirus wirken sich zusätzlich darauf aus. Auch dazu einige Beispiele: Medikamente nicht lieferbar, Heim- statt Büroarbeit, Schulen und Kitas geschlossen, Flugverkehr stark eingeschränkt, Messen und Großveranstaltungen fallen aus, Verbraucher hamstern, die Konjunktur knickt ein, Aktienkurse fallen, Edelmetallpreise steigen, Politiker beschwichtigen.
Wir sind also mit höchst komplexen Entwicklungen konfrontiert, die vorerst niemand stoppen kann. Jerome Powell, Chef der US-Zentralbank Fed, hat es am vergangenen Dienstag durch eine Zinssenkung zumindest versucht - mit mäßigem Erfolg. Und EZB-Chefin Christine Lagarde? Sie hat im Februar versprochen, sich mehr als ihr Vorgänger Mario Draghi nach außen zu öffnen. Aber wie? Allzu viele Optionen hat sie nicht; genaugenommen sind ihr in puncto Zinsen ja die Hände gebunden, weil Draghi das Zinssenkungspotenzial voll ausgeschöpft hat.
Was also ist zu tun? Realistischerweise führt kein Weg an der folgenden Option vorbei: Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, auch als "deficit spending" bekannt. Der Teufel steht für die einknickende Konjunktur, der Beelzebub für noch mehr Staatsschulden. China praktiziert diese Methode bereits. Das lässt sich mittelbar besonders gut am Shanghai A Index ablesen (bekanntlich laufen Aktienindizes der Konjunktur um sechs bis neun Monate voraus):
Er hat sich vom diesjährigen Tief unter 2900 Punkten bei starken Schwankungen auf über 3200 Punkte erholt. Dass andere große Wirtschaftsnationen mit höheren Schulden nachziehen, ist nur eine Frage der Zeit. In welchem Umfang deren Aktienindizes - in Deutschland der Dax, in den USA der S&P 500, und so weiter - dann die Vorreiterfunktion ausüben werden, hängt unter anderem von der Höhe der zusätzlichen Staatsschulden ab.
So weit das übliche Verfahren, mit dem schon manche drohende Wirtschaftskrise aufgehalten oder sogar verhindert wurde. Doch es hat im Fall Coronavirus-Folgen gleich vier Haken: Erstens sind die Schulden fast aller Länder wie auch die Schulden vieler Konzerne und Mittelständler schon unerträglich hoch. Zweitens lässt ihre Wirkung tendenziell nach. Drittens ist nicht sicher, ob Konzerne und Mittelständler überhaupt bereit sind, sich noch höher zu verschulden. Viertens kehrt sich die Globalisierung als bislang besonders wichtige Antriebskraft für die Weltkonjunktur im Zuge des Coronavirus ins Gegenteil um.
Der erste Haken hat eine Besonderheit, die man mit nur einem Wort auf den Punkt bringen kann: Zombifizierung. Um sie ist es in letzter Zeit etwas stiller geworden, und das, obwohl sie einer tickenden Zeitbombe entspricht. Darum geht es: Die extrem niedrigen Zinsen - bis hin zu Null- und Negativzinsen - haben viele Unternehmen, Bauherren und sonstigen Kreditnehmer veranlasst, sich besonders hoch zu verschulden. Das wird sich rächen, sobald etwa die Gewinne der Unternehmen im Zuge einer Rezession wegzubrechen drohen und/oder Kurzarbeit von Kreditnehmern die Immobilienfinanzierung ins Wanken bringt.
Die Fülle an derzeitigen Sondersendungen und Talkshows rund um das Coronavirus lenkt davon ab, dass es noch einen weiteren Zusammenhang zu berücksichtigen gilt, den der Psychologe Gerd Gigerenzer in seinem Buch „Risiko“ treffend so auf den Punkt bringt: "Die Pharmaindustrie hat großes Interesse an staatlichen Interventionen und drängt die Regierungen dazu, sich Vorräte an Impfstoffen und Medikamenten anzulegen." Gigerenzer nennt als Beispiele unter anderem: SARS, Ebola, Rinderwahn und Schweinegrippe. Es gilt also, sich nicht durch sensationsgierige Medien verrückt machen zu lassen.
Ein aktueller Beitrag, der den Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und der Wirtschaft treffend erläutert, trägt die Überschrift „Das Virus bedroht unseren Wohlstand“ und kann aus dem Internet heruntergeladen werden: www.faz.net Wer die medizinische Entwicklung aus kompetenter Quelle verfolgen möchte, sei auf die Internetseite des Robert Koch-Instituts hingewiesen: www.rki.de
Anleger sind gut beraten, wenn sie den liquiden Anteil an ihrem Vermögen bis auf Weiteres relativ hoch halten. Dabei sollte auch Gold in Form von Münzen und Barren als Liquiditätsreserve dienen. Der Umstieg in die gängigen Aktien - Ausnahme: Minenaktien, die ein Eigenleben führen - kann so lange auf sich warten lassen, bis Indizes wie VDax oder VIX als Kontraindikatoren ihren Höhenflug beendet haben.
Dazu gehört zusätzlich die laufende Beobachtung der Kurse von Aktien, die sich im Depot befinden, und von solchen, die man darüber hinaus für Käufe ins Auge fasst. Da die Bilanzsaison in Bezug auf das Geschäftsjahr 2019 gerade begonnen hat, empfiehlt sich auch die Lektüre der Vorabberichte, am besten verbunden mit Anrufen bei Investor Relations-Managern oder - noch besser - redewilligen Vorständen.
Zum Schluss noch eine Prognose: Das Coronavirus wird Politikern und Zentralbankern als Vorwand dienen, um ihre Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur, besonders mittels Schuldenblase, zu rechtfertigen. Darauf spekulieren bereits jetzt die Manager von Großbanken und Hedgefonds. Das wird im Endeffekt ein Mal mehr aus Börsen Spielplätze machen - und nebenbei den Goldpreis unter Schwankungen in die Höhe treiben.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei www.gburek.eu Staaten als Schmarotzer
Diese Frage lässt sich leider nicht allgemeingültig beantworten, sondern nur in Bezug auf jede(n) Einzelne(n) von uns. Ein paar Beispiele: Das Geld einer jungen Familie ist sicher, wenn es unter anderem bar in einem guten Safe gehalten wird und wenn eine Risikolebensversicherung besteht. Das Geld eines überdurchschnittlich verdienenden Junggesellen ist sicher, wenn es mit Timing-Geschick in Aktien, Edelmetallen und Top-Immobilien angelegt wird. Und das Geld eines älteren Ehepaars ist sicher, wenn die hoffentlich rechtzeitig in Angriff genommene Altersvorsorge einen entspannten Lebensabend ermöglicht.
Schon aus dieser kurzen Aufzählung geht hervor, dass finanzielle Sicherheit - und damit zwangsläufig auch das entsprechende Risiko - eine höchst individuelle Angelegenheit ist. Die Begleiterscheinungen des Coronavirus wirken sich zusätzlich darauf aus. Auch dazu einige Beispiele: Medikamente nicht lieferbar, Heim- statt Büroarbeit, Schulen und Kitas geschlossen, Flugverkehr stark eingeschränkt, Messen und Großveranstaltungen fallen aus, Verbraucher hamstern, die Konjunktur knickt ein, Aktienkurse fallen, Edelmetallpreise steigen, Politiker beschwichtigen.
Wir sind also mit höchst komplexen Entwicklungen konfrontiert, die vorerst niemand stoppen kann. Jerome Powell, Chef der US-Zentralbank Fed, hat es am vergangenen Dienstag durch eine Zinssenkung zumindest versucht - mit mäßigem Erfolg. Und EZB-Chefin Christine Lagarde? Sie hat im Februar versprochen, sich mehr als ihr Vorgänger Mario Draghi nach außen zu öffnen. Aber wie? Allzu viele Optionen hat sie nicht; genaugenommen sind ihr in puncto Zinsen ja die Hände gebunden, weil Draghi das Zinssenkungspotenzial voll ausgeschöpft hat.
Was also ist zu tun? Realistischerweise führt kein Weg an der folgenden Option vorbei: Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, auch als "deficit spending" bekannt. Der Teufel steht für die einknickende Konjunktur, der Beelzebub für noch mehr Staatsschulden. China praktiziert diese Methode bereits. Das lässt sich mittelbar besonders gut am Shanghai A Index ablesen (bekanntlich laufen Aktienindizes der Konjunktur um sechs bis neun Monate voraus):
Er hat sich vom diesjährigen Tief unter 2900 Punkten bei starken Schwankungen auf über 3200 Punkte erholt. Dass andere große Wirtschaftsnationen mit höheren Schulden nachziehen, ist nur eine Frage der Zeit. In welchem Umfang deren Aktienindizes - in Deutschland der Dax, in den USA der S&P 500, und so weiter - dann die Vorreiterfunktion ausüben werden, hängt unter anderem von der Höhe der zusätzlichen Staatsschulden ab.
So weit das übliche Verfahren, mit dem schon manche drohende Wirtschaftskrise aufgehalten oder sogar verhindert wurde. Doch es hat im Fall Coronavirus-Folgen gleich vier Haken: Erstens sind die Schulden fast aller Länder wie auch die Schulden vieler Konzerne und Mittelständler schon unerträglich hoch. Zweitens lässt ihre Wirkung tendenziell nach. Drittens ist nicht sicher, ob Konzerne und Mittelständler überhaupt bereit sind, sich noch höher zu verschulden. Viertens kehrt sich die Globalisierung als bislang besonders wichtige Antriebskraft für die Weltkonjunktur im Zuge des Coronavirus ins Gegenteil um.
Der erste Haken hat eine Besonderheit, die man mit nur einem Wort auf den Punkt bringen kann: Zombifizierung. Um sie ist es in letzter Zeit etwas stiller geworden, und das, obwohl sie einer tickenden Zeitbombe entspricht. Darum geht es: Die extrem niedrigen Zinsen - bis hin zu Null- und Negativzinsen - haben viele Unternehmen, Bauherren und sonstigen Kreditnehmer veranlasst, sich besonders hoch zu verschulden. Das wird sich rächen, sobald etwa die Gewinne der Unternehmen im Zuge einer Rezession wegzubrechen drohen und/oder Kurzarbeit von Kreditnehmern die Immobilienfinanzierung ins Wanken bringt.
Die Fülle an derzeitigen Sondersendungen und Talkshows rund um das Coronavirus lenkt davon ab, dass es noch einen weiteren Zusammenhang zu berücksichtigen gilt, den der Psychologe Gerd Gigerenzer in seinem Buch „Risiko“ treffend so auf den Punkt bringt: "Die Pharmaindustrie hat großes Interesse an staatlichen Interventionen und drängt die Regierungen dazu, sich Vorräte an Impfstoffen und Medikamenten anzulegen." Gigerenzer nennt als Beispiele unter anderem: SARS, Ebola, Rinderwahn und Schweinegrippe. Es gilt also, sich nicht durch sensationsgierige Medien verrückt machen zu lassen.
Ein aktueller Beitrag, der den Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und der Wirtschaft treffend erläutert, trägt die Überschrift „Das Virus bedroht unseren Wohlstand“ und kann aus dem Internet heruntergeladen werden: www.faz.net Wer die medizinische Entwicklung aus kompetenter Quelle verfolgen möchte, sei auf die Internetseite des Robert Koch-Instituts hingewiesen: www.rki.de
Anleger sind gut beraten, wenn sie den liquiden Anteil an ihrem Vermögen bis auf Weiteres relativ hoch halten. Dabei sollte auch Gold in Form von Münzen und Barren als Liquiditätsreserve dienen. Der Umstieg in die gängigen Aktien - Ausnahme: Minenaktien, die ein Eigenleben führen - kann so lange auf sich warten lassen, bis Indizes wie VDax oder VIX als Kontraindikatoren ihren Höhenflug beendet haben.
Dazu gehört zusätzlich die laufende Beobachtung der Kurse von Aktien, die sich im Depot befinden, und von solchen, die man darüber hinaus für Käufe ins Auge fasst. Da die Bilanzsaison in Bezug auf das Geschäftsjahr 2019 gerade begonnen hat, empfiehlt sich auch die Lektüre der Vorabberichte, am besten verbunden mit Anrufen bei Investor Relations-Managern oder - noch besser - redewilligen Vorständen.
Zum Schluss noch eine Prognose: Das Coronavirus wird Politikern und Zentralbankern als Vorwand dienen, um ihre Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur, besonders mittels Schuldenblase, zu rechtfertigen. Darauf spekulieren bereits jetzt die Manager von Großbanken und Hedgefonds. Das wird im Endeffekt ein Mal mehr aus Börsen Spielplätze machen - und nebenbei den Goldpreis unter Schwankungen in die Höhe treiben.
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
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