Zerohedge: "Goldmarkt bricht zusammen" - Goldspreads explodieren; LBMA warnt vor Liquiditätsproblemen
25.03.2020
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Aus einer Kitco-Notiz ging hervor, dass der Spot-Metall-Preis kurz vor Nachmittag bei 1.612,10 Dollar je Unze gehandelt wurde, während die COMEX-April-Futures bei 1.654,10 Dollar je Unze gehandelt wurden - eine Spread von 42 Dollar je Unze. Der Unterschied war zu Beginn des Tages noch größer und Kitco fügte an: "Frühere Futures waren teurer als spätere, was ein Zeichen starker Nachfrage an jedem Rohstoffmarkt ist.""Das habe ich schon einmal gesehen", erklärte ein Goldhändler, der schon seit 30 Jahren am Markt tätig ist. Einige Kontakte von Kitco meinten, dass die Diskrepanz eine sich entwickelnde Geschichte ist, die noch im Gange sei und die Händler noch immer rätseln würden, was hier vor sich ginge.
Anfang des Tages veröffentlichte die London Bullion Market Association, die weltweit wichtigste Behörde für physisches Gold und dessen Transfers, dieses Statement an Kitco:
"Der Londoner Goldmarkt bleibt weiterhin offen. Es gab jedoch einige Auswirkungen auf die Liquidität aufgrund der Preisvolatilität der COMEX-Futures-Kontrakte über 100 Unzen. Die LBMA hat der CME Group ihre Unterstützung angeboten, um die physische Lieferung in New York zu vereinfachen und arbeitet eng mit der COMEX und anderen wichtigen Interessensvertretern, um sicherzustellen, dass der weltweite Goldmarkt effizient funktioniert."
Kurz gesagt, die noch nie dagewesene Flucht zum physischen Metall, in Kombination mit den anhaltenden Liquidierungen unter den gehebelten Marktteilnehmern - während Raffinerien gleichzeitig geschlossen bleiben - scheint den Goldmarkt von innen heraus auseinanderzubrechen.
Ole Hansen von der Saxo Bank beobachtete, dass eine Stilllegung der beiden größten Goldzentren der Welt, New York und London, stattfinden würde. Es arbeiten also viele Trader von Zuhause. "Das führte zu einem Breakdown am Markt", meinte er.
"Es gibt aktuell keine Preisfindung am Markt", erklärte er am Dienstagmorgen. "Wenn man derzeit Gold an den OTC-Märkten ausleihen möchte, dann muss man ein saftiges Lösegeld bezahlen."
Hansen beschreibt die Problematik als ein logistisches Problem, da der Coronavirus die Lieferketten weltweit lahmgelegt hat; zusätzlich zu der Tatsache, dass der Goldmarkt austrocknete, da niemand Zugang zum physischen Metall hat.
"Wir haben nicht genügend Hände, um all diese Nachfrage zu handhaben", meinte Hansen. "Es gibt genug Gold am Markt, doch nicht an den richtigen Orten. Niemand kann Gold liefern, wenn er dazu gezwungen ist, zu Hause zu bleiben."
Rhona O’Connell von INTL FCStone erklärte an Kitco gewandt, dass eine Verlagerung des Goldmarktes das Resultat nervösen Handelns an einem zunehmend engeren Markt war. Nicht nur die physische Nachfrage nimmt in London zu, auch drei große schweizer Raffinerien schließen ihre Operationen, was das Angebot knapper macht.
"Ich denke, dass die Preisentwicklung, die wir beobachtet haben, der Tatsache zugrunde liegt, dass die Leute sich gegen Risiken absichern", meinte sie. O’Connell fügte hinzu, dass der Preisunterschied zwischen den nordamerikanischen Märkten und den Londoner Märkten ebenso der Tatsache zuzuschreiben sind, dass der britische Markt eher ein physischer Goldmarkt ist. "Das Gleichgewicht zwischen physischem und Futures-Markt liegt eher zugunsten der OTC-Märkte in London", so O’Connell.
Afshin Nabavi von MKS hob hervor, dass Trader vieler Banken aufgrund des Coronavirus von Zuhause arbeiten. Währenddessen könnten diese Marktteilnehmer versuchen, ihr Risiko einzudämmen, was zu den Spreads beiträgt.
Phil Flynn von Price Futures Group schlug vor, dass einige Gründe für höhere Futures-Preise der Tatsache zugrunde liegen könnten, dass der Markt zukünftige Nachfrage aufgrund all der quantitativen Lockerungsmaßnahmen und Erwartungen fiskalpolitischer Anreize erwartet.
"Futures-Preise könnten ein Frühindikator für das sein, was sich als Flucht zum Gold herausstellen könnte", so Flynn.
Außerdem erklärten Trader, dass sich Gold-Futures am Morgen des 24. März in Backwardation befanden, wobei April-Futures teurer waren als Juni- und Dezember-Kontrakte. Wenn Kontrakte mit früherer Fälligkeit teurer sind, wird dieser Umstand als Backwardation bezeichnet und ist das Gegenteil einer normalen Situation am Rohstoffmarkt.
In regulären Zeiten sind spätere Monatskontrakte aufgrund zusätzlicher Kosten (bsp. Lagerkosten) teurer. Doch wenn frühere Monatskontrakte teurer sind, dann ist dies ein Zeichen dafür, dass Trader einen Aufpreis zahlen, um Rohstoffe so schnell wie möglich zu bekommen.
Und das hat sicherlich jeder, der APMEX oder andere Goldverkäufer besucht hat, entdeckt:
Backwardation zeigt, dass "es eine Menge Nachfrage gibt", wobei Marktteilnehmer besorgt um die Wirtschaft sind und sich auf die Reaktionen der Regierungen und Zentralbanker fokussieren, meinte Flynn. "Die Leute kaufen Gold, als würde es aus der Mode kommen", fügte er hinzu.
Oder "es verkauft sich eben wie Toilettenpapier." Und das ist ironisch, da sich die Amerikaner aufgrund der Fed beeilen, Toiletten-Geldpapier wie den Dollar aufzugeben und stattdessen zu richtigem Geld flüchten… ebenso wie echtem Toilettenpapier.
© Zerohedge
Der Artikel wurde am 24. März 2020 auf www.zerohedge.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.