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Professor Malinen: Der Euro wird diese Krise nicht überleben

04.04.2020  |  Jan Nieuwenhuijs
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Wir werden abwarten müssen, doch noch scheint man weiterhin zu drucken. Ich bin der Ansicht, dass wir einfach den Schmerz aushalten und die Erholung genießen sollten, anstatt zu stagnieren und alles in finanzielle Pampe und zentrale Kontrolle zu verwandeln.


Jan Nieuwenhuijs: Kann politische Instabilität in den USA und der Eurozone auftreten?

Tuomas Malinen: Sicherlich. Der europäische Bankensektor wird nicht in der Lage sein, diesen Schlag zu überleben und die Eurozone wahrscheinlich auch nicht. Wir erwarten, dass die Eurozone irgendwann auseinanderbrechen wird. Massive Armut und Arbeitslosigkeit werden jede Menge Chaos verursachen, vor allem in den zentral- und südeuropäischen Staaten. Möglicherweise auch in den USA.


Jan Nieuwenhuijs: Sie sagen also, dass dies dazu führen wird, dass die Eurozone auseinanderbricht?

Tuomas Malinen: Ja, dem bin ich mir fast sicher.


Jan Nieuwenhuijs: Ich habe in Ihren Berichten auch von der Möglichkeit einer systematischen Krise und Hyperinflation gelesen. Wie wahrscheinlich sind solche Szenarien?

Tuomas Malinen: Das Szenario systematischen Risikos ist etwas, das wir seit Jahren bedenken. Es bedeutet ein Zerreisen des finanziellen Systems. Einen Vorläufer eines derartigen Ereignisses auf weltweiter Ebene gibt es nicht - da es ebenso den Zusammenbruch des gesellschaftlichen Systems umfassen würde. Das Ähnlichste, das wir beobachten konnten, war der Zusammenbruch der Sowjetunion. Wir stellen derzeit neue Analysen auf und im pessimistischsten Szenario gibt es eine systematische Krise. Doch das sehen wir noch immer als recht unwahrscheinlich an.

Hyperinflation würde massive Gelddruckerei der Zentralbanken voraussetzen. An diesem Punkt sind wir noch nicht. Doch wenn es dazu kommt, dass Zentralbanken nicht nur riskante Finanzassets erwerben, sondern den Menschen auch noch Geld zur Verfügung stellen, dann befinden wir uns auf einem Pfad, der letztlich wahrscheinlich zu einem geldpolitischen Zusammenbruch und Hyperinflation führen wird.

Denn wenn man den Politikern die Druckerpressen eröffnet, dann werden sie selten wieder weggeschlossen. In Zukunft bleiben uns tatsächlich nur drastische Optionen. Hyperinflation ist eine Möglichkeit, wenn auch abwegig.


Jan Nieuwenhuijs: Ist das aktuelle wirtschaftliche Umfeld, in dem sich all diese wichtigen Volkswirtschaften unter Quarantäne oder Halb-Quarantäne befinden, deflationär oder inflationär?

Tuomas Malinen: Definitiv deflationär.


Jan Nieuwenhuijs: Doch Zentralbanken haben ein Problem mit Deflation. Wie denken Sie, wird sich dies in den kommenden Monaten entwickeln?

Tuomas Malinen: Ja, das Risiko einer Deflation bringt die Zentralbanken in eine schwierige Lage. Also werden sie drucken und wenn das in Fahrt kommt, besteht das Risiko einer Inflation. Doch unser Basisszenario ist, dass es zu einer europäischen Bankenkrise kommen wird und das ist deflationär. Doch wir werden Monat für Monat abwarten müssen, um zu sehen, was passieren wird.


Jan Nieuwenhuijs: Sie haben geschrieben, dass europäische Banken ihre Bilanzen nach der letzten Krise nicht bereinigt haben. Nun da wir die nächste Krise beginnen, werden diese Banken noch mehr geschädigt. Was wird mit diesen Banken geschehen?

Tuomas Malinen: Sie werden abstürzen.


Jan Nieuwenhuijs: Denken Sie, dass sie Bailouts oder Bailins stattfinden werden?

Tuomas Malinen: Die Banken, die Bailouts erhalten können, werden das tun; die anderen werden Bailins erhalten. Bei letzterem wird das Geld der Einzahler verwendet werden, um die Banken zu retten, was nun legal ist. Die Menschen verstehen es nicht wirklich, doch das ist ein großes Risiko für jeden, der große Mengen Geld auf der Bank hat. Das Risiko von Einzahler-Bailins ist sehr hoch.


Jan Nieuwenhuijs: Was hielten Sie vor fünf Monaten vom Euro? Hielten Sie ihn für eine brauchbare Währungseinheit?

Tuomas Malinen: Nein. Ich war Teil einer unabhängigen Gruppe, "der Euro-Thinktank." Diese wurde von Professor Vesa Kanniainen von der University of Helsinki gegründet. Mit acht Leuten, die sich auf verschiedene Bereiche der Wirtschaft spezialisierten, haben wir ein Buch darüber geschrieben. Wir haben herausgefunden, dass die Eurozone sehr schwach war. Die einzige Möglichkeit, sie zu retten, bestand darin, sie zu einer Art föderaler Union zu machen.


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