Reset: Das Ende der Fed? Hyperinflation? Digitaler Dollar? Gold-Standard?
02.04.2020 | Stephan Bogner
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Der bekannte US-Börsenmakler Peter Schiff geht laut einem Artikel auf Foxbusiness.com davon aus, dass Gold mindestens auf 5000 $ oder 10000 USD ansteigen wird, da er eine erhöhte Inflation erwartet. Denn im Unterschied zur Finanzkrise 2008, als die Zentralbanken weltweit Geldmittel ausschliesslich in die Finanzmärkte pumpten, ist die Coronakrise 2020 ein anderes Kaliber.Nicht nur, dass diesmal Liquidität in unbegrenzter Menge für die Finanzmärkte bereitgestellt wird (bei Zinssätzen von nahezu Null) - hinzu kommt, dass diesmal Geld direkt in die Realwirtschaft gepumpt wird. Wie letzte Woche verkündet, sollen 2000 Milliarden USD für Personen/Haushalte, Kleinbetriebe und Unternehmen bereitgestellt werden. Dieses Geld fliesst also direkt in die Realwirtschaft und wirkt unmittelbar inflationär.
Im Gegensatz dazu verursachen Geldmittel für Finanzmärkte sog. Asset Inflation, also eine Aufblähung der Kapitalmärkte, die realwirtschaftlich gesehen nicht (unmittelbar) eine Verbraucherinflation auslösen. Somit wird aktuell versucht, die Finanzmärkte - wie 2008 (nur in unbegrenzter Menge) - weiter künstlich am Leben zu halten und aufzublähen, sodass noch grössere Kapitalmarkt-Blasen entstehen, die jederzeit platzen können. Neu ist, dass "die liebe Inflation" jetzt tatsächlich Realität werden dürfte, wenngleich die Ausmaße wohl nicht so liebenswert sein könnten (zumindest für die Verbraucher).
Ende letzter Woche wurden dann die mit Spannung erwarteten Arbeitslosen-Erstanträge in den USA veröffentlicht: 3,3 Millionen neue Arbeitslosen-Anträge innerhalb einer Woche. Ein derart starker Anstieg ist in der Geschichte beispiellos:
Die US-Regierung kommentierte lediglich, dass dies zu erwarten gewesen wäre und dass dies auch “nicht relevant“ sei, da sich die Wirtschaft nur kurzfristig im Lockdown befände und die Regierung diesen Menschen nun finanziell helfen will (mit dem 2000 Mrd. USD Hilfspaket). Sicherlich sind diese Menschen schuldlos in diese prekäre Situation gerutscht, doch was wird der Preis sein, den wir alle für diese Maßnahmen der Politik bezahlen müssen? Inflation - wohl oder übel (je nachdem aus welcher Perspektive betrachtet).
Am Freitag veröffentlichte Jim Bianco auf Bloomberg einen Artikel, in dem er darauf hinwies, dass die von der US-Regierung eingeleiteten Maßnahmen tiefgreifende Konsequenzen haben könnten: “Mit anderen Worten: Die Regierung nationalisiert grosse Teile des Finanzmarktes. Die Fed [US-Zentralbank] stellt die Geldmittel hierfür zur Verfügung. BlackRock wird die Trades durchführen. Mittels diesem Schema fusionieren im Grunde genommen die Fed und das Finanzministerium. Lernen Sie also Ihren neuen Fed-Chairman Donald J. Trump kennen … Tatsächlich gewährt die Fed dem Finanzministerium Zugang zu ihrer Druckmaschine.“
Während der 2008-Finanzkrise wurde etwas ähnliches unternommen, allerdings nicht in diesem Ausmaß wie heute. Damals gab die Bush-Obama-Regierung noch die volle Kontrolle an den damaligen Fed-Chef Ben Bernanke, der diese Fusion zwischen Regierung und Zentralbank bei der erstbesten Gelegenheit wieder rückgängig machte. Doch nun, 12 Jahre später, haben wir einen US-Präsidenten, der die Fed mehrmals öffentlich in die Schranken wies und nie damit geizte, um klarzustellen, wie unzufrieden er mit der Fed ist.
Da eine Zentralbank ihre monetären Maßnahmen per Definition unabhängig von Weisungen der Politik betreibt und auf das Ziel der Preisniveaustabilität verpflichtet ist, kann seit letzter Woche getrost gesagt werden, dass die Fed die Zügel aus der Hand gegeben hat und (vorerst?) gestorben ist. Das Ende der Fed könnte eingeläutet sein.
Hinzu kommt, dass Trump bereits in der Vergangenheit angedeutet hat, dass er ein Freund des Goldes sei.
Was das jetzt konkret bedeutet, bleibt abzuwarten. Die Rückkehr zu einem Gold-Standard wird jedenfalls bereits diskutiert (Forbes). Gleichzeitig hört man aktuell auch vermehrt Stimmen, die sich für einen “Digital Dollar“ stark machen. Um das Vertrauen in eine neue digitale US-/Welt(leit)-Währung zu erhöhen, wäre eine Deckung mit Gold angebracht.
Allein um 40% der US-Geldmenge M2 mit Gold zu decken, müsste der Goldpreis auf etwas mehr als 20000 USD angehoben werden:
Bei einem Gold-Silber-Ratio von aktuell 115 entspräche dies einem Silberpreis von mehr als 170 USD, wobei ein Ratio von weniger als 50 realistischer wäre, womit Silber bei über 400 USD stehen würde.
Nimmt man die realen Zinssätze als Grundlage, so müsste der Goldpreis bereits heute bei 8913 USD stehen, um fair bewertet zu sein (und 178 USD für Silber bei einem Ratio von 50):
Die von der chinesischen Regierung kontrollierte Medienseite South China Morning Post zog letzte Woche einen Verkauf der chinesischen US-Staatsanleihen in Erwägung. Ob dies lediglich als Drohung zu verstehen ist, bleibt abzuwarten. Jedenfalls geht China davon aus, dass der US-Dollar angesichts der neuesten Geldlockerung und Zinssenkung eher abwerten wird, sodass ein Verkauf der von China gehaltenen US-Staatsanleihen (1100 Mrd. USD) in Betracht kommt, vor allem wenn man mit den Erlösen Gold, Öl, Erdgas, Eisenerz, Grundstücke, Landwirtschaftsprodukte und Anteile an Hitech-Firmen kaufen könnte, wie im Artikel in Aussicht gestellt wird.
Der USD-Index hat es zum wiederholten Male nicht geschafft, über der psychologisch wichtigen Marke von 100 Punkten zu halten und diesen Widerstand in eine Unterstützung umzuwandeln, damit ein Aufwärtstrend starten kann:
Trotz eines rasanten Anstiegs in den letzten Wochen von 95 auf knapp 105 Punkten - ein weiterer Grund, wieso Gold und Silber in USD einbrachen - gelang es dem USD-Index nicht, über 100 Punkte zu halten. Mit aktuell 99,28 Punkten steht der USD-Index direkt an diesem Widerstand. Je öfters dieser Widerstand nicht gebrochen werden kann, desto wahrscheinlicher wird ein Abwärtstrend. Sobald die (grüne) Unterstützung bei aktuell etwa 95 Punkten verletzt wird, sollte eine starke Korrektur auf etwa 86 Punkte anstehen, was wohl mit stark steigenden Gold- und Silberpreisen einhergehen wird.