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Bargeld in Zeiten der Viruskrise

11.04.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Kräfte, die das Bargeld zurückdrängen und abschaffen wollen, geben nicht nach, auch in der Coronavirus-Krise nicht. Ihr Motiv liegt jedoch nicht in der Gesundheitsfürsorge für die Menschen.

Die Gegner des Bargeldes nutzen die Gelegenheit, die die Coronavirus-Krise ihnen bietet. In einer Zeit, in der viele Menschen verunsichert und verängstigt sind, sich in einer Art kollektiven Hysterie befinden, fragen sie: Wäre es nicht sinnvoll, das Bargeld einzuschränken, oder besser noch, ganz abzuschaffen? Wenn Münzen und Scheine tagtäglich von Hand zu Hand gereicht werden, dann befördert das doch die Virusausbreitung!

Doch Infektologen geben Entwarnung. Krankheitserreger wie das Coronavirus werden über winzige Tröpfchen verbreitet, die durch Husten oder Niesen entstehen. Vom Verwenden von Münzen und Scheinen beim Bezahlvorgang geht dabei kein besonderes Ansteckungsrisiko aus. Gewißheit gibt es hier zwar nicht. Aber die Praxis zeigt: Bargeld überträgt das Coronavirus anscheinend nicht, sonst wären die Fallzahlen viel höher.

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Die wahren Gründe sind andere

Es ist die Politik der kleinen Nadelstiche, mit der den Menschen das Bargeld miesgemacht werden soll. Erst die Behauptung, mit Bargeld werden Drogengeschäfte und Terrorismus finanziert. Dann die Entscheidung im Euroraum, den 500-Euroschein aus dem Verkehr zu ziehen: Seit Ende 2018 wird er nicht mehr in Umlauf gebracht, und kehren 500-Scheine zur Europäischen Zentralbank (EZB) zurück, werden sie nicht mehr herausgegeben.

Banken, Kreditkartenfirmen und Anbieter von elektronischen Zahlungsdienstleistungen haben ein geschäftliches Interesse daran, daß weniger mit Bargeld gezahlt wird. Sie bearbeiten Politiker durch ihre Lobbyarbeit entsprechend. Aber die entscheidenden Gründe, daß man dem Bargeld zu Leibe rücken will, sind andere.

Der erste Grund ist das aus dem Ruder laufende weltweite Überschuldungsproblem. Um die Schulden vor allem von Staaten und Banken zu verringern, sollen die Zentralbanken eine dauerhafte negative Zinslandschaft erzeugen. Staaten können sich dann durch Aufnahme von Krediten mit Minuszinsen entschulden, und Banken können ihre Verbindlichkeiten gegenüber Kunden in Form von Sicht-, Termin- und Spareinlagen reduzieren.

Doch solange es Bargeld gibt, sind dieser Politik Grenzen gezogen: Die Kunden entziehen sich dem Minuszins, indem sie sich ihre Einlagen in bar auszahlen lassen.


Der Widerstand muss entschieden ausfallen

Der zweite Grund ist, daß Bargeld dem Weg in den Überwachungsstaat entgegensteht. Wenn aber das Bargeld abgeschafft wird, dann ist auch die finanzielle Privatsphäre der Menschen endgültig perdü. Es gäbe keinerlei Möglichkeit mehr, sich vor der Zudringlichkeit des Staates zu verwehren, der Bürger würde vollends gläsern. Der Staat braucht keine Zurückhaltung mehr zu üben gegenüber seinen Untertanen, wenn das Bargeld fort ist.

Die Übelstände, die man mit einer Bargeldabschaffung aus der Welt zu vertreiben vorgibt, werden also absehbar andere, noch viel größere Übelstände heraufbeschwören. Der Versuch, im Windschatten der aktuellen Coronavirus-Pandemie den Kampf gegen das Bargeld weiterzutreiben, zeigt, wie ernst es den Bargeldfeinden ist - und wie entschieden der Widerstand derjenigen ausfallen muß, die das, was von der Freiheit der Bürger und Unternehmer noch übrig ist, bewahren oder wiedergewinnen wollen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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