Euro-Inflation, Gold- und Silber-Vision
12.04.2020 | Manfred Gburek
Die Staatsfinanzierung durch die EZB ist praktisch beschlossen, jetzt geht es in die Details. Dazu die USA als Blaupause mit ihrem am Donnerstag beschossenen gigantischen Geld-Pakt: eine Art Fusion von Regierung und Notenbank. Und die absehbaren Folgen für Europa? Sie lassen sich mit einem einzigen Begriff umreißen: Bad Bank. So nennt man Banken, deren Geschäftsmodell, salopp formuliert, in der Verwaltung von Finanzschrott besteht. Dafür eignet sich die EZB besonders gut, weil sie über ein de facto unbegrenztes Mandat verfügt: Geld aus dem Nichts zu schöpfen. Mittlerweile deckt sie damit bereits jetzt mehr als ein Viertel aller europäischen Staatsschulden ab.
Wohin wird das führen? In den kommenden Monaten, auch bedingt durch den Kampf von Regierungen und Notenbanken gegen das Corona-Virus, zu einer zusätzlichen Staatsfinanzierung, auch Quantitative Easing genannt, kurz QE. Und in den kommenden Jahren dürfte es mit großer Wahrscheinlichkeit eine Aufweichung des Euro geben. Denn der Konstruktionsfehler der Gemeinschaftswährung - Zustandekommen ohne eine darüber gelagerte politische Union - macht sie immer wieder von Neuem anfällig für Krisen.
Da alle großen Notenbanken unter Führung der amerikanischen Fed ebenfalls Geld aus dem Nichts schöpfen und weiter schöpfen werden, stellt sich die Frage, im Vergleich wozu der Euro aufweichen wird. Mit dem Begriff Sachwerte kann diese Frage nur oberflächlich und unvollständig beantwortet werden. Denn entscheidend bleibt (frei nach dem Motto: Geld ist, was gilt), ob Gold oder Silber, Dollar oder Yuan, Aktien oder Immobilien, Industriemetalle oder Staatsanleihen im Bewusstsein der meisten Menschen als Schutz vor der nächsten Eurokrise gelten werden.
Machen wir uns nichts vor, hier geht es schlicht und einfach um Inflation, das heißt, im engeren Sinn um die Aufblähung der Geldmenge, im weiteren Sinn und zeitversetzt um den Anstieg der Preise für Güter und Dienstleistungen, immer wieder aufs Neue angeregt und verstärkt durch die nimmermüde Geld aus dem Nichts schaffenden Notenbanken.
Die Inflation ist aktuell zwar nur in Ausnahmefällen spürbar, etwa wenn der Einkauf im Supermarkt auf einmal erheblich teurer ist als noch im vergangenen Monat oder wenn der Aufpreis für Gold- und Silbermünzen steigt. Aber die statistische Auswertung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wird nicht mehr lange auf sich warten lassen und dann zu weiteren Inflations-Erkenntnissen führen.
Nun könnte man meinen, die stark gesunkenen Preise für Sprit und Heizöl oder die staatlich erzwungenen Abstriche an den Mieten würden den HVPI schon irgendwie in die Schranken weisen. Doch für wie lange? Und gibt es da nicht noch einen anderen Mitspieler zu berücksichtigen, nämlich den Staat? Denn auf die Preise für Sprit und Heizöl wirken horrende Steuern viel mehr ein als das, was für die Ölscheichs, die Russen oder Amerikaner an den Energiemärkten übrig bleibt. Kaum auszudenken, was folgen dürfte, sobald die großen Ölförderländer sich auf eine erhebliche Drosselung des Angebots und damit auf steigende Rohölpreise einigen.
Wie steht es um die Mieten? Lassen wir die gewerblichen außen vor, weil bei ihnen gerade alles drunter und drüber geht, und konzentrieren wir uns auf die Wohnungsmieten. Ja, der Staat und der Markt haben in kürzester Zeit dafür gesorgt, dass Vermieter Mietkürzungen in Kauf nehmen müssen, sodass die Wohnungsmieten ihren Zenit im Großen und Ganzen überschritten haben. Ja, knappe Finanzierung auf der einen, Kurzarbeit auf der anderen Seite, sie beide sorgen für Frust unter den Vermietern. Deren Aussicht auf auskömmliche Renditen schwindet also dahin. Daraus folgt: Pläne zum Kauf von Wohnimmobilien zwecks Vermietung können in den meisten Fällen erst mal ad acta gelegt werden.
Ist die Inflation also womöglich gar nicht so bedrohlich? Nun, da sie in der klassischen Definition Aufblähung der Geldmenge bedeutet, die sich anschließend über Güter- und Dienstleistungen ergießt, gibt es jedenfalls genug Drohpotenzial. Die Frage ist: Wann wird dieses sich auswirken, also auf Preise und Mieten durchschlagen? Die Antwort: Sobald Menschen erkennen, dass Brot und Butter, Strom und Handwerkerleistungen, die Miete einschließlich Nebenkosten, Sprit und Heizöl immer teurer werden. Was dann erfahrungsgemäß folgt, ist eine sich beschleunigende HVPI-Inflation, erklärbar mit der seit Jahrhunderten zu beobachtenden Geldpsychologie.
Doch eine solche Entwicklung braucht Zeit, sie findet nicht abrupt statt. Aktuell befinden wir uns sogar noch in einer Deflation. Die kann allerdings nicht mehr lange dauern. Denn bedingt durch immer schlimmere Kapazitätsengpässe und -ausfälle kommt es sukzessive zu einem Manko an Gütern; das schlägt auf die Preise durch. Nebeneffekt: Von Fall zu Fall wird das Güterangebot zurückgehalten, sodass dann die Deflation in die Inflationn umzuschlagen beginnt. Das ist aktuell schon bei den Preisen bestimmter Lebensmittel zu erkennen.
In den vergangenen zehn bis zwölf Jahren hatten wir es mit einer ausgeprägten Asset Inflation zu tun, das heißt, die Preise der Assets - Aktien, Immobilien, Anleihen, Gold höchstens zeitweise, um nur die wichtigsten zu nennen - stiegen und stiegen. Damit ist jetzt im Großen und Ganzen Schluss. Ausnahme: Gold und Silber, deren Preise sich seit Monaten mit Unterbrechungen tendenziell nach oben bewegen.
Was hat es damit auf sich? Vorab: Es handelt sich um eine globale Entwicklung. Die Preise beider Edelmetalle steigen aus mehreren Gründen. Hier ist eine Auswahl: Weil immer mehr Anleger aus der extrem expansiven Geldpolitik den naheliegenden Schluss ziehen, dass dadurch das Notenbankgeld immer mehr an Wert zu verlieren droht, weil die Schulden fast aller Länder in die Höhe schießen, weil führende Raffinerien mit ihrem Angebot hinterm Berg halten und weil Minen weltweit wegen der Corona-Krise geschlossen wurden - was den Effekt mit sich gebracht hat, dass das Gold- und Silberangebot zusätzlich sinkt.
Der Crash der Aktienkurse war ein externer Schock von ungewohnten Dimensionen, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Er hat alles, was mit Geld zu tun hat, durcheinander gerüttelt. Da ist es kaum verwunderlich, dass Anleger ihr Heil zunehmend im Gold und im Silber suchen. In diesem Sinn: Frohe Ostern!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei www.gburek.eu :Aktien-Perspektiven
Wohin wird das führen? In den kommenden Monaten, auch bedingt durch den Kampf von Regierungen und Notenbanken gegen das Corona-Virus, zu einer zusätzlichen Staatsfinanzierung, auch Quantitative Easing genannt, kurz QE. Und in den kommenden Jahren dürfte es mit großer Wahrscheinlichkeit eine Aufweichung des Euro geben. Denn der Konstruktionsfehler der Gemeinschaftswährung - Zustandekommen ohne eine darüber gelagerte politische Union - macht sie immer wieder von Neuem anfällig für Krisen.
Da alle großen Notenbanken unter Führung der amerikanischen Fed ebenfalls Geld aus dem Nichts schöpfen und weiter schöpfen werden, stellt sich die Frage, im Vergleich wozu der Euro aufweichen wird. Mit dem Begriff Sachwerte kann diese Frage nur oberflächlich und unvollständig beantwortet werden. Denn entscheidend bleibt (frei nach dem Motto: Geld ist, was gilt), ob Gold oder Silber, Dollar oder Yuan, Aktien oder Immobilien, Industriemetalle oder Staatsanleihen im Bewusstsein der meisten Menschen als Schutz vor der nächsten Eurokrise gelten werden.
Machen wir uns nichts vor, hier geht es schlicht und einfach um Inflation, das heißt, im engeren Sinn um die Aufblähung der Geldmenge, im weiteren Sinn und zeitversetzt um den Anstieg der Preise für Güter und Dienstleistungen, immer wieder aufs Neue angeregt und verstärkt durch die nimmermüde Geld aus dem Nichts schaffenden Notenbanken.
Die Inflation ist aktuell zwar nur in Ausnahmefällen spürbar, etwa wenn der Einkauf im Supermarkt auf einmal erheblich teurer ist als noch im vergangenen Monat oder wenn der Aufpreis für Gold- und Silbermünzen steigt. Aber die statistische Auswertung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wird nicht mehr lange auf sich warten lassen und dann zu weiteren Inflations-Erkenntnissen führen.
Nun könnte man meinen, die stark gesunkenen Preise für Sprit und Heizöl oder die staatlich erzwungenen Abstriche an den Mieten würden den HVPI schon irgendwie in die Schranken weisen. Doch für wie lange? Und gibt es da nicht noch einen anderen Mitspieler zu berücksichtigen, nämlich den Staat? Denn auf die Preise für Sprit und Heizöl wirken horrende Steuern viel mehr ein als das, was für die Ölscheichs, die Russen oder Amerikaner an den Energiemärkten übrig bleibt. Kaum auszudenken, was folgen dürfte, sobald die großen Ölförderländer sich auf eine erhebliche Drosselung des Angebots und damit auf steigende Rohölpreise einigen.
Wie steht es um die Mieten? Lassen wir die gewerblichen außen vor, weil bei ihnen gerade alles drunter und drüber geht, und konzentrieren wir uns auf die Wohnungsmieten. Ja, der Staat und der Markt haben in kürzester Zeit dafür gesorgt, dass Vermieter Mietkürzungen in Kauf nehmen müssen, sodass die Wohnungsmieten ihren Zenit im Großen und Ganzen überschritten haben. Ja, knappe Finanzierung auf der einen, Kurzarbeit auf der anderen Seite, sie beide sorgen für Frust unter den Vermietern. Deren Aussicht auf auskömmliche Renditen schwindet also dahin. Daraus folgt: Pläne zum Kauf von Wohnimmobilien zwecks Vermietung können in den meisten Fällen erst mal ad acta gelegt werden.
Ist die Inflation also womöglich gar nicht so bedrohlich? Nun, da sie in der klassischen Definition Aufblähung der Geldmenge bedeutet, die sich anschließend über Güter- und Dienstleistungen ergießt, gibt es jedenfalls genug Drohpotenzial. Die Frage ist: Wann wird dieses sich auswirken, also auf Preise und Mieten durchschlagen? Die Antwort: Sobald Menschen erkennen, dass Brot und Butter, Strom und Handwerkerleistungen, die Miete einschließlich Nebenkosten, Sprit und Heizöl immer teurer werden. Was dann erfahrungsgemäß folgt, ist eine sich beschleunigende HVPI-Inflation, erklärbar mit der seit Jahrhunderten zu beobachtenden Geldpsychologie.
Doch eine solche Entwicklung braucht Zeit, sie findet nicht abrupt statt. Aktuell befinden wir uns sogar noch in einer Deflation. Die kann allerdings nicht mehr lange dauern. Denn bedingt durch immer schlimmere Kapazitätsengpässe und -ausfälle kommt es sukzessive zu einem Manko an Gütern; das schlägt auf die Preise durch. Nebeneffekt: Von Fall zu Fall wird das Güterangebot zurückgehalten, sodass dann die Deflation in die Inflationn umzuschlagen beginnt. Das ist aktuell schon bei den Preisen bestimmter Lebensmittel zu erkennen.
In den vergangenen zehn bis zwölf Jahren hatten wir es mit einer ausgeprägten Asset Inflation zu tun, das heißt, die Preise der Assets - Aktien, Immobilien, Anleihen, Gold höchstens zeitweise, um nur die wichtigsten zu nennen - stiegen und stiegen. Damit ist jetzt im Großen und Ganzen Schluss. Ausnahme: Gold und Silber, deren Preise sich seit Monaten mit Unterbrechungen tendenziell nach oben bewegen.
Was hat es damit auf sich? Vorab: Es handelt sich um eine globale Entwicklung. Die Preise beider Edelmetalle steigen aus mehreren Gründen. Hier ist eine Auswahl: Weil immer mehr Anleger aus der extrem expansiven Geldpolitik den naheliegenden Schluss ziehen, dass dadurch das Notenbankgeld immer mehr an Wert zu verlieren droht, weil die Schulden fast aller Länder in die Höhe schießen, weil führende Raffinerien mit ihrem Angebot hinterm Berg halten und weil Minen weltweit wegen der Corona-Krise geschlossen wurden - was den Effekt mit sich gebracht hat, dass das Gold- und Silberangebot zusätzlich sinkt.
Der Crash der Aktienkurse war ein externer Schock von ungewohnten Dimensionen, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Er hat alles, was mit Geld zu tun hat, durcheinander gerüttelt. Da ist es kaum verwunderlich, dass Anleger ihr Heil zunehmend im Gold und im Silber suchen. In diesem Sinn: Frohe Ostern!
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
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