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Deutschland in amerikanischer Hand

19.04.2020  |  Manfred Gburek
Mehr Volksverdummung geht nicht: "Nun zahlt sich aus, dass wir in der Vergangenheit gut gewirtschaftet haben." Ausgesprochen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz, an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Denn das vermeintlich gute Wirtschaften, noch bis kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie mit dem Aushängeschild "Schwarze Null" versehen, entpuppt sich aus heutiger Sicht als Akt der Geldvernichtung vonseiten der EZB zulasten der Sparer. Die starrten nämlich Jahr für Jahr auf ihre Ersparnisse, die wegen fallender Zinsen an Wert verloren.

Zyniker würden dazu sagen: Selbst schuld, hättet Ihr Euer Geld doch lieber in Aktien oder Aktienfonds angelegt. Doch bekanntlich sind die meisten Deutschen dafür nicht zu haben, weil Aktienkurse dauernd schwanken. Sparpläne mit gemanagten Aktienfonds, obwohl schon seit Jahrzehnten auf dem Markt, werden auch nicht gerade gern genommen - zu erklärungsbedürftig, zu sehr mit Kosten belastet. Und preisgünstige Indexfonds, überwiegend mit dem Etikett ETF (Exchange Traded Fund) versehen?

Auch sie sind nicht der Weisheit letzter Anlageschluss - unübersichtlich, mit ihnen schleppt man unter anderem alles an Aktien mit, was man sonst nicht mit der sprichwörtlichen Kneifzange anfassen würde, und der jüngste Crash lässt die meisten ETFs alles andere als gut aussehen.

Für Scholz und Genossen sind diese Zusammenhänge offenbar nur lästiges Beiwerk. Schlimmer noch: In den am Verteilen der Steuerlast orientierten Kreisen von SPD, Grünen und CDU sprießen die Gedanken um Aktien besonders üppig - immer dann, wenn es darum geht, die derzeit geltende Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Soli zugunsten einer am persönlichen Einkommensteuertarif orientierten Kapitalertragsteuer abzuschaffen. Offenbar ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass Aktien bereits jetzt von der Doppelbesteuerung betroffen sind.

Seit 2009 unterliegen Dividenden und Kursgewinne aus danach erworbenen Aktien der besagten Abgeltungsteuer. Zum Thema Dividende einschließlich Dividendenfonds können Sie in meiner parallel laufenden aktuellen Kolumne unter www.gburek.eu mehr erfahren. Hier nur das: Die diesjährige Saison der Geschäftsabschlüsse wird ziemlich stark von Dividendensenkungen und -ausfällen geprägt sein.

Hinzu kommt eine fatale Entwicklung, zu der ich hier am besten die in der Regel gut informierte Börsen-Zeitung zitiere: "Künftig will etwa Henkel nach dem ersten und dritten Quartal lediglich Angaben zur Umsatzentwicklung machen. Die Allianz möchte sogar ganz auf die Veröffentlichung umfangreicher Quartalsberichte verzichten."

Fatal, also folgenschwer ist dieses Vorgehen, weil es auch noch den verbliebenen Rest der sogenannten deutschen Aktienkultur zunichte macht. Es erinnert an frühere Jahrzehnte, als Konzernvorstände bereits die Bekanntgabe von geschönten Umsatzzahlen als Gipfel der Publizität feiern ließen. Danach rückten sie sukzessive mit Informationen nach - bis schließlich angelsächsisch geprägte Regeln wie zum Beispiel IFRS (International Financial Reporting Standards) alles wieder extrem erklärungsbedürftig machten.

Verfolgt man die Spuren der Großanleger, die für die Entwicklung der deutschen Aktienkurse ausschlaggebend sind, taucht immer wieder ein Name auf: BlackRock, die mit rund 6,5 Billionen Dollar (etwa 6 Billionen Euro) größte Vermögensverwaltung der Welt. Wem diese Zahl nicht genug sagt: 6 Billionen Euro sind weit mehr als das ganze deutsche Bruttoinlandsprodukt, also die Summe aller in einem Jahr produzierten deutschen Güter und erbrachten Dienstleistungen, in Höhe von gut 3,4 Billionen Euro.

Jetzt kommt der Clou: Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, ein Großteil der deutschen Wirtschaft befindet sich in amerikanischer Hand. Und weil die Beziehungen von BlackRock zur Regierung in Washington bekanntlich recht eng sind, lässt sich gleich anfügen: Deutschland unterliegt der Regie aus den USA weitaus mehr, als uns von den Mainstream-Medien vorgegaukelt wird. Ob der deutsche Finanzminister sich darüber wirklich mal Gedanken gemacht hat? Wohl eher nicht. Deshalb folgen hier gruselige Zahlen, die der Aufklärung und im Zweifel auch der Abschreckung dienen können.

Nennen wir die Kinder mit aktuellen Daten beim Namen (Quellen: comdirect, Angaben der Unternehmen). BlackRock ist bei sieben von 30 deutschen Konzernen aus dem Dax der größte Aktionär, dazu jeweils in Klammern der Anteil am Kapital in Prozent: Allianz (6,4), BASF (6,6), Bayer (7,2), Deutsche Bank (4,0), Deutsche Börse (6,6), Münchener Rück (6,6), RWE (7,1). Hinzu kommen sechs deutsche Konzerne, in denen BlackRock der zweitgrößte Aktionär ist: Covestro (5,2), Deutsche Post (5,8), Merck (5,0), MTU (6,9), Siemens (5,1), Vonovia (7,4).

BlackRock kann im Zweifel mehr Druck auf diese Konzerne ausüben, als aus den Beteiligungen hervorgeht. Denn in Hauptversammlungen, die formell alles beschließen, gelten nur die Stimmen der anwesenden und der vertretenen Aktionäre. Da können dann - je nach Abwesenheit der anderen Aktionäre - aus 5 oder 6 Prozent Beteiligung schon mal locker 10, 15 oder im Extremfall sogar 20 Prozent werden. Dagegen sind Vorstände und Aufsichtsräte, die allen Aktionären verpflichtet sein sollten, geradezu machtlos.

Im Übrigen ist denkbar, dass BlackRock sich mit anderen Großaktionären zusammenschließt, sofern beide dieselben Interessen verfolgen, etwa die Erhöhung der Allianz-Dividende oder die Aufspaltung von Bayer.

"Wir befinden uns im Krieg", so interpretierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Ausbruch der Corona-Pandemie. Er wird recht behalten. Aber nicht allein im Hinblick auf die Pandemie, sondern auch wegen der noch vor uns befindlichen Lastenverteilung in Europa - weshalb Macron vergangene Woche nachgelegt hat: mit einem Appell an die deutsche Solidarität. Noch dicker geht es nimmer, und dann kommt Ungemach auf Deutschland zu. Denn die anderen EU- und speziell die Euro-Länder werden die Solidarität gemeinsam einfordern.

Sobald in dieser Phase außerdem die USA - aus welchen vorgeschobenen Gründen auch immer - Druck auf Deutschland ausüben werden, dürfte allen klar sein, was nicht zuletzt die folgenschwere Volksverdummung durch den deutschen Finanzminister angerichtet hat. Bei so einer Atmosphäre ist es kaum noch verwunderlich, dass immer mehr verunsicherte Menschen ins Gold flüchten.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei www.gburek.eu : Dividendenfonds ade!


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