Vorsicht Bär! Bald ist er wieder da
13.05.2020 | Egon von Greyerz
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Da ich der Meinung bin, dass wir heute am Ende eines großen 300-Jahre-Zyklus stehen (vllt. sogar am Ende eines noch größeren), werden die Verluste jetzt größer ausfallen als jene 90%, die es zwischen 1929-32 gegeben hatte - zumindest effektiv betrachtet, also in Gold bemessen. Während der kommenden hyperinflationären Depression wird der Dow vielleicht nicht um nominal 90% sinken - besonders dann nicht, wenn auch der Goldpreis viele Nullen mehr bekommt, was wahrscheinlich ist. Als Beispiel: In Venezuela liegt der Goldpreis aktuell bei 425 Millionen VEF (Bolivar). Da ich aber damit rechne, dass der relativ kurzen hyperinflationären Phase (von vielleicht 1,5 bis 3 Jahren) eine deflationäre Implosion der Vermögenswerte und Schulden folgen wird, könnte es durchaus sein, dass der Dow bis in den Bereich von 500-1000 Punkten fallen wird, wo er in den 1970er Jahren bis Anfang der 1980er stand. Von den aktuellen Ständen ausgehend entspräche das einem Verfall von 98%.
US-Dollar
Nicht allein Amerikaner benutzen den Dollar als ihre alltägliche Bewertungseinheit, ihren Maßstab. Auch in vielen anderen Bereichen, wie Rohstoffe, oder in Ländern, die nicht über eine harte Währung verfügen, wird er als Maßeinheit eingesetzt. Es ist natürlich ein trügerisches Unterfangen, irgendetwas in einer Währung zu messen, deren Wert seit 50 Jahren kontinuierlich sinkt. In meinen Artikel von vor zwei Wochen habe ich gezeigt, dass der US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken seit 1970 um ganze 78% gesunken ist.
Seit 1971 ist der Dollar um 98% gegenüber Gold gesunken - also gegenüber jenem Geld, das im Verlauf der Geschichte bis heute überlebt hat. Allein in diesem Jahrhundert hat der Dollar 83% gegenüber Gold verloren.
Gold
Im Februar 2019 schrieb ich über eine gewisse Maginot-Gold-Linie, die bei 1.350 $ verlief und unter der sich Gold seit 2013 gehalten hatte. Damals stand Gold bei 1.320 $ und ich prognostizierte, dass diese 6 Jahre alte Widerstandslinie innerhalb von 3 Monaten brechen würde. Anfang Juni 2019 brach Gold dann aus, und seither gab es kein Halten. Das war das Signal, dass auch der Gold-Aufwärtstrend in US-Dollar wiedereinsetzen würde. In allen anderen Währungen war der Aufwärtstrend schon bestätigt. Also: In weniger als einem Jahr stieg Gold um 350 $ auf jetzt 1.700 $. Und wahrscheinlich werden wir jetzt eine relativ schnelle Aufwärtsbewegung auf 2.000 $ und mehr erleben.
Unter technischen Gesichtspunkten hatte Gold schon länger einen extrem starken Eindruck gemacht, der eine größere Bewegung vorzeichnete. Wenn das markttechnische Bild eine Bewegung vorhersagt, dann gibt es in der Regel auch immer irgendeinen Impulsgeber oder fundamentalen Faktor, der diese Bewegung verursacht. Massive Geldschöpfung durch die Zentralbanken der Welt ist die perfekte Voraussetzung für eine beschleunigte Entwertung von Währungen und den Anstieg von Gold.
Viele fragen mich, wo ich den Goldpreis in diesem Jahr und in den kommenden Jahren sehe. Da wir nun schon seit 18 Jahren in Gold investiert sind, haben wir uns nie Gedanken um den Preis gemacht. Mir wir immer klar, dass die Geldschöpfung zunehmen und dass das Finanzsystem unter enormen Druck geraten würde. So stark sogar, dass es vielleicht nicht in seiner heutigen Form überleben würde.
Vor diesem Hintergrund ist es vollkommen irrelevant, wo der Goldpreis in 6 oder 12 Monaten stehen wird. Wir halten physisches Gold zur Absicherung gegen ein kaputtes Finanzsystem und kaputte Währungen, die zu Tode gedruckt werden. Warum sollte es dann wichtig sein, ob Gold, in heutigem Geld gerechnet, auf 10.000 $ oder aber 100.000 $ steigt - oder aber auf Milliarden oder Billionen in hyperinflationärem Geld? Die Alternative zum Nicht-Goldeigentum ist nicht weiter bedenkenswert.
Und sollte es nach der Hyperinflation zu einem deflationären Zusammenbruch kommen, dann wird Gold weiterhin das einzige reale Geld sein - und es wird auch deutlich besser dastehen als alle anderen Zahlungsformen.
Also, mein Rat ist folgender: Betrachten Sie Gold nicht als konventionelles Investment und machen Sie sich keine Gedanken darüber, wie weit es steigt, und versuchen Sie nicht, mit zu viel Kalkül und Fingerspitzengefühl Einstiegspreise abzupassen. Es ist zudem vollkommen irrelevant, Gold in wertlosem, gedrucktem Geld zu bemessen. Physisches Gold ist eine entscheidende Lebensversicherung und Schutz vor dem schlimmsten Finanzsturm der Geschichte. Nur das sollte im Zentrum Ihrer Betrachtung stehen!
Also: Warten Sie nicht darauf, dass der Sturm vorbeizieht, sondern lernen Sie, im Regen zu tanzen.
© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG
Dieser Artikel wurde am 8. Mai 2020 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.