Edelmetalle Aktuell
01.06.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Nachdem das Gold zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichtes noch bei 663 $ je Unze notierte, orientierte es sich in den darauffolgenden Tagen zunächst erst einmal südwärts. Der Preis fiel in einigen Wellen auf knapp über 650 $ je Unze, ein Niveau, das er gleich zweimal im Berichtszeitraum erreichte. Mit dieser Preisbewegung hat das Gold die gesamte positive Entwicklung seit dem Einbruch in der ersten Monatshälfte wieder zunichte gemacht. Den größten Verlust gab es am vergangenen Donnerstag, als besser als erwartet ausgefallene Immobilienverkäufe in den USA den Dollar unterstützten und das Gold um zwei Prozent einbrechen ließen.
Zu diesem Zeitpunkt war das Metall bereits angeschlagen, hatte doch die Europäische Zentralbank kurz zuvor deutlich über dem Durchschnitt liegende Verkäufe in Höhe von 18 Tonnen durch einige ihrer Mitgliedsbanken bekanntgegeben. Diese Tendenz setzt sich auch in dieser Woche fort, als am Dienstag noch einmal Abgaben in Höhe von 12 Tonnen veröffentlicht wurden. Nicht nur diese letztgenannten Verkäufe deuten darauf hin, dass die europäischen Zentralbanken ihre Veräußerungen in den letzten beiden Monaten beschleunigt haben. Zu den großen Abgebern gehört sicherlich die spanische Notenbank, die in diesem Zeitraum insgesamt 2,6 Millionen Unzen Gold verkauft hat.
Nachdem das Metall zwischenzeitlich auf 650 $ je Unze gefallen war und damit auf ein neues 10-Wochentief, konnte sich wieder leicht auf nun 656,50 $ je Unze erholen. Einer der Gründe, der auch in nächster Zeit ein Durchbrechen des Tiefstkurses dieser Woche verhindern könnte, ist eine steigende physische Nachfrage. Bis jetzt sieht es danach aber nur teilweise aus: Unsere Kollegen in Hongkong berichteten zum Beispiel, dass trotz der bereits relativ niedrigen Preise die Nachfrage in Asien vergleichsweise gering bleibt.
Aus dem Minen-Camp gab es in der vergangenen Woche nur wenige Nachrichten: Barrick hat seinen Anteil an der südafrikanischen Nr. 2 Goldfields verkauft und die Ausbringung am Kap fiel im ersten Quartal deutlich.
Angesichts der schwachen Entwicklung des Goldpreises in den letzten Tagen konnte sich das Silber erstaunlich gut halten und stieg am Ende sogar um nahezu drei Prozent auf jetzt 13,30 $ je Unze an. Der Sprung des Silberpreises war in erster Linie ein Ergebnis von spekulativen Käufen, nachdem das Metall am vergangenen Dienstag auf den Charts seinen nahezu sechs Wochen alten Abwärtstrend gebrochen hatte.
Es ist anzuerkennen, dass das Silber derzeit aber nicht nur von technischen Gründen gestützt wird, sondern dass seine Entwicklung auch auf eine gute industrielle Nachfrage zurückgeht. Diese alleine würde den Preisanstieg der letzten 18 Monate sicher nicht rechtfertigen, aber die Tatsache, dass zusätzlich über 4.000 Tonnen von Investoren gekauft wurden, hat sicherlich ihren nicht unbedeutenden Teil zu den festen Preisen beigetragen.
Solange die Investoren bei der Stange bleiben, ist auch ein rascher Rückgang der Notierung nicht sehr wahrscheinlich. Unserer Sichtweise wird auch von den Analysten von GFMS geteilt, die ihren jüngsten Jahresbericht zum Silbermarkt in der vergangenen Woche veröffentlicht haben. Auch sie sind der Meinung, dass die Nachfrage insbesondere in Form des in New York notierten Silber-ETFs, maßgeblich zum Preisanstieg beigetragen hat. Auf der Angebotsseite ist im Vergleich dazu die globale Minenproduktion im letzten Jahr nur um 0,1 Prozent auf knapp 20.100 Tonnen gestiegen. Einer höheren Ausbringung in Peru, China, Chile und Mexiko stand ein deutlicher Rückschlag in Australien gegenüber.
Die Verkäufe von offizieller Seite stiegen als Folge höherer russischer Verkäufe und andauernder indischer Abgaben um 18 Prozent auf 2.415 Tonnen an. Auf der Nachfrageseite fiel der Bedarf trotz der hohen Preise nur um 0,9 Prozent auf 26.142 Tonnen zurück. GFMS berichtete hierzu, dass der industrielle Verbrauch um sechs Prozent auf 13.375 Tonnen zugenommen habe, in erster Linie durch einen höheren Bedarf in der elektronischen Industrie. Die Schmucknachfrage fiel dagegen um fünf Prozent, insbesondere aufgrund der hohen Preise. Noch stärkere Einbußen musste das Silber in der Fotoindustrie hinnehmen. Hier fiel der Bedarf noch einmal um 10 Prozent. Weiter auf hohem Niveau lag mit netto über 2.000 Tonnen die Investmentnachfrage. Den massiven Käufen beim Silber-ETF stand hier jedoch eine geringere Nachfrage nach Futures-Positionen gegenüber.
Für die nächste Woche erwarten wir, dass der Markt in einer Handelsspanne zwischen 12,90 $ je Unze und 13,60 $ je Unze verbleibt, wobei das Umfeld überwiegend positiv aussehen dürfte. Sollte das genannte untere Ende der Handelsspanne wider Erwarten nicht halten, könnte der Silberpreis auch noch auf 12,40 $ je Unze fallen, ohne dass der momentan insgesamt positive Trend ein Ende findet.
Was die langfristige Entwicklung angeht, sind wir jedoch nicht so positiv eingestellt wie GFMS. Während die Londoner Analysten in der zweiten Jahreshälfte wieder einen Test der Marke von 15 $ je Unze erwarten, sind wir nicht davon überzeugt, dass das weiße Metall in ausreichendem Maße das dafür notwendige Investoreninteresse anziehen kann.
Das weiße Metall fiel im Verlauf der Berichtsperiode zunächst von 1.300 $ je Unze am letzten Dienstag auf 1.250 $ je Unze gestern Nachmittag zurück. Auf dem Weg nach unten durchbrach das Platin die erste technische Unterstützungslinie bei 1.265 $ je Unze. Die nächste wichtige Trendlinie lag dann bei 1.250 $. Sie verbindet die Tiefstkurse von Januar und dann Anfang März, konnte dieses Mal allerdings nicht durchstoßen werden. Diese Tatsache führte in den letzten 24 Stunden zu Käufen einiger Schnäppchenjäger und diese brachten den Platinpreis dann wieder auf ein Niveau von 1.270 $ je Unze zurück.
Ein Resultat der anfangs deutlich niedrigeren Preise in dieser Woche war eine merklich steigende industrielle Nachfrage. Größere und vor allem langfristige Absicherungsaktivitäten haben aber bisher nicht stattgefunden, offensichtlich auch in Erwartung noch weiter fallender Notierungen. Auch wenn der jüngste Rückschlag des Preises für uns nicht überraschend kam, sind wir nicht davon überzeugt, dass das Metall kurzfristig noch sehr viel weiter fallen kann. Im Moment erwarten wir, dass es über der Marke von 1.255 $ verbleibt und würden nicht ausschließen, dass es auf der anderen Seite sogar relativ kurzfristig wieder über 1.285 $ je Unze klettern kann.
Europäische Endverbraucher waren aber nicht die einzigen, die sich in den letzten Tagen Metall zugelegt haben. Entsprechendes Interesse erreichte uns auch aus China und Japan. So stiegen die Käufe an der Shanghai Gold Exchange in den letzten Tagen zwar noch an, der Gesamtumsatz für Mai in Höhe von 1,5 Tonnen lag allerdings um enttäuschende 20 Prozent unter dem Umsatz des Monats April. Der heute zu Ende gehende Monat war damit, was die Platinnachfrage in China angeht, der zweitschlechteste in diesem Jahr.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters plant die Firma ETF Securities Ltd. keinen Platin-ETF für den nordamerikanischen Markt. Auch eine nicht genannte, andere Firma habe ihre Pläne für ein entsprechendes Produkt aufgegeben. Man trage mit der Entscheidung dem Unmstand Rechnung, so ETF Securities, dass es wohl schwierig sein würde, eine Genehmigung der amerikanischen Börsenaufsicht SEC zu erhalten.
ETF Securities war das erste Unternehmen, das einen entsprechenden Platin-Fonds in Europa emittiert hatte. Dessen Erstnotiz war am 24. April in London erfolgt und inzwischen notiert der ETF auch an drei kontinentaleuropäischen Börsen, darunter in Frankfurt. Ein ähnliches Produkt wurde dann am 10. Mai durch die Zürcher Kantonalbank in der Schweiz aufgelegt. Schon diese Fonds waren von den Minengesellschaften und Verbrauchern mit Skepsis aufgenommen worden, da sie den relativ kleinen und gerade so im Gleichgewicht befindlichen Platinmarkt stören könnten. Wie Reuters weiter mitteilte, rechnen Analysten in den USA vor allem aus diesem Grund mit einem massiven Widerstand der Autoindustrie gegen irgendwelche ETF-Pläne. Für sie ist das Metall lebenswichtig. Im vergangenen Jahr, als die englische Barclays Bank Pläne für ein Silber-ETF bekanntgab, hatte es schon einmal erhebliche Widerstände durch industrielle Lobbygruppen gegeben. Diese hinderten die SEC damals am Ende aber nicht, eine Börseneinführung zu genehmigen.
In Europa ist der Markt wie oben beschrieben bereits einen Schritt weiter und der schweizerische ETF hat inzwischen ein Volumen von 25.000 Unzen erreicht. Dazu kommen noch weitere 12.000 Unzen, die bisher in Form des englischen Produktes gekauft wurden.
Während sich viele europäische Marktteilnehmer mit der Frage von ETFs auseinandersetzen, entwickelt sich in Südafrika ein Konflikt, der den Platinpreis unter Umständen ebenfalls deutlich steigen lassen könnte. Hier geht es um die Lohnerhöhungen in der Minenindustrie, wo die Vorstellungen der Gewerkschaften und der Arbeitgeber noch immer weit auseinander liegen. Letztere bieten im Moment eine Lohnerhöhung von sechs Prozent an, die Forderungen auf der anderen Seite liegen zwischen 15 und 18 Prozent, ein Streik erscheint deshalb nicht ausgeschlossen.
Für bisher nur geringe Reaktionen des Marktes sorgte auch die Veröffentlichung einer Studie durch zwei Unternehmensberatungen, die eine überraschende Aussage zur Entwicklung des Marktanteils von Dieselfahrzeugen in Europa enthält: Danach werden im Jahr 2020 nur noch 25 Prozent der Autofahrer Kostenvorteile durch die Nutzung eines dieselgetriebenen Autos haben. Im Moment seien dies knapp 50 Prozent und dies entspricht in etwa auch dem Marktanteil, den die Dieselfahrzeuge in Europa aktuell haben. Sollten die Analysten mit ihrer Einschätzung Recht haben, wäre dies auf lange Sicht für den Platinverbrauch in Europa sicherlich ein eher negatives Signal.
Das Palladium war in den letzten Tagen nicht in der Lage, die gesamten Gewinne, die es in jüngster Zeit erzielt hatte, erfolgreich zu verteidigen. Mit einem Rückschlag auf nur 360 $ je Unze hat es den Sturm, dem die Edelmetalle in den letzten Tagen ausgesetzt waren, aber vergleichsweise gut überstanden. Noch am letzten Donnerstag war die Notierung vor dem Hintergrund eines einknickenden Goldpreises deutlich auf 364 $ gefallen, seitdem bewegte es sich aber in einer engen Spanne zwischen 363 $ und 368 $ je Unze.
Für die nächsten 10 Tage erwarten wir, dass das Metall besser als das Platin abschneiden wird, aber es müsste über die Marke von 372 $ klettern, um ein wirklich positives Umfeld zu bieten. Für den Fall eines unerwarteten Durchbruchs auf der unteren Seite der vorhergesagten Handelsspanne könnte es nachfolgend zu einem Preisverfall hin zu einem Niveau knapp über 350 $ kommen. Spätestens hier sollten dann aber sowohl Investoren als auch industrielle Endverbraucher genug Unterstützung für eine nachhaltige Stabilisierung verleihen.
Die Zürcher Kantonalbank hat Reuters gegenüber auch Details über die bisherigen Verkäufe beim Palladium-ETF gegeben. Danach wurden bis jetzt 133.000 Unzen an Investoren verkauft. Zusammen mit den 22.000 Unzen, die durch das Londoner Produkt auf den Markt wurden, ergibt sich eine Menge, die von unserer Vorhersage von 4 bis 5 Tonnen, die wir im letzten Bericht gemacht hatten, nicht allzu weit entfernt liegt.
Beim Rhodium haben wir andauerndes industrielles Kaufinteresse aus Europa, aber auch aus Asien beobachten können. Allerdings war dieses nicht stark genug, um einen leichten Rückgang der Notierung um 85 $ auf 6.115 $ je Unze zu verhindern. Ursache hierfür war, dass Händler weiterhin versuchen, zumindest einen Teil ihrer Pluspositionen abzustoßen. Angesichts dessen, dass die Liquiditätslage aber weiter angespannt bleibt - und dieses trotz der Wiederaufnahme der russischen Exporte - sehen wir vorerst keinen Grund, in das Lager der Bären zu wechseln. In absehbarer Zeit dürfte der Preis zunächst einmal zwischen 5.800 $ und 6.250 $ je Unze verbleiben.
Das Ruthenium steht weiter unter Druck, wobei die Preise nun unter 500 $ je Unze liegen. Iridium auf der anderen Seite hat seine Ruhephase noch nicht beendet.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (01.06.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Nachdem das Gold zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichtes noch bei 663 $ je Unze notierte, orientierte es sich in den darauffolgenden Tagen zunächst erst einmal südwärts. Der Preis fiel in einigen Wellen auf knapp über 650 $ je Unze, ein Niveau, das er gleich zweimal im Berichtszeitraum erreichte. Mit dieser Preisbewegung hat das Gold die gesamte positive Entwicklung seit dem Einbruch in der ersten Monatshälfte wieder zunichte gemacht. Den größten Verlust gab es am vergangenen Donnerstag, als besser als erwartet ausgefallene Immobilienverkäufe in den USA den Dollar unterstützten und das Gold um zwei Prozent einbrechen ließen.
Zu diesem Zeitpunkt war das Metall bereits angeschlagen, hatte doch die Europäische Zentralbank kurz zuvor deutlich über dem Durchschnitt liegende Verkäufe in Höhe von 18 Tonnen durch einige ihrer Mitgliedsbanken bekanntgegeben. Diese Tendenz setzt sich auch in dieser Woche fort, als am Dienstag noch einmal Abgaben in Höhe von 12 Tonnen veröffentlicht wurden. Nicht nur diese letztgenannten Verkäufe deuten darauf hin, dass die europäischen Zentralbanken ihre Veräußerungen in den letzten beiden Monaten beschleunigt haben. Zu den großen Abgebern gehört sicherlich die spanische Notenbank, die in diesem Zeitraum insgesamt 2,6 Millionen Unzen Gold verkauft hat.
Nachdem das Metall zwischenzeitlich auf 650 $ je Unze gefallen war und damit auf ein neues 10-Wochentief, konnte sich wieder leicht auf nun 656,50 $ je Unze erholen. Einer der Gründe, der auch in nächster Zeit ein Durchbrechen des Tiefstkurses dieser Woche verhindern könnte, ist eine steigende physische Nachfrage. Bis jetzt sieht es danach aber nur teilweise aus: Unsere Kollegen in Hongkong berichteten zum Beispiel, dass trotz der bereits relativ niedrigen Preise die Nachfrage in Asien vergleichsweise gering bleibt.
Aus dem Minen-Camp gab es in der vergangenen Woche nur wenige Nachrichten: Barrick hat seinen Anteil an der südafrikanischen Nr. 2 Goldfields verkauft und die Ausbringung am Kap fiel im ersten Quartal deutlich.
- Silber
Angesichts der schwachen Entwicklung des Goldpreises in den letzten Tagen konnte sich das Silber erstaunlich gut halten und stieg am Ende sogar um nahezu drei Prozent auf jetzt 13,30 $ je Unze an. Der Sprung des Silberpreises war in erster Linie ein Ergebnis von spekulativen Käufen, nachdem das Metall am vergangenen Dienstag auf den Charts seinen nahezu sechs Wochen alten Abwärtstrend gebrochen hatte.
Es ist anzuerkennen, dass das Silber derzeit aber nicht nur von technischen Gründen gestützt wird, sondern dass seine Entwicklung auch auf eine gute industrielle Nachfrage zurückgeht. Diese alleine würde den Preisanstieg der letzten 18 Monate sicher nicht rechtfertigen, aber die Tatsache, dass zusätzlich über 4.000 Tonnen von Investoren gekauft wurden, hat sicherlich ihren nicht unbedeutenden Teil zu den festen Preisen beigetragen.
Solange die Investoren bei der Stange bleiben, ist auch ein rascher Rückgang der Notierung nicht sehr wahrscheinlich. Unserer Sichtweise wird auch von den Analysten von GFMS geteilt, die ihren jüngsten Jahresbericht zum Silbermarkt in der vergangenen Woche veröffentlicht haben. Auch sie sind der Meinung, dass die Nachfrage insbesondere in Form des in New York notierten Silber-ETFs, maßgeblich zum Preisanstieg beigetragen hat. Auf der Angebotsseite ist im Vergleich dazu die globale Minenproduktion im letzten Jahr nur um 0,1 Prozent auf knapp 20.100 Tonnen gestiegen. Einer höheren Ausbringung in Peru, China, Chile und Mexiko stand ein deutlicher Rückschlag in Australien gegenüber.
Die Verkäufe von offizieller Seite stiegen als Folge höherer russischer Verkäufe und andauernder indischer Abgaben um 18 Prozent auf 2.415 Tonnen an. Auf der Nachfrageseite fiel der Bedarf trotz der hohen Preise nur um 0,9 Prozent auf 26.142 Tonnen zurück. GFMS berichtete hierzu, dass der industrielle Verbrauch um sechs Prozent auf 13.375 Tonnen zugenommen habe, in erster Linie durch einen höheren Bedarf in der elektronischen Industrie. Die Schmucknachfrage fiel dagegen um fünf Prozent, insbesondere aufgrund der hohen Preise. Noch stärkere Einbußen musste das Silber in der Fotoindustrie hinnehmen. Hier fiel der Bedarf noch einmal um 10 Prozent. Weiter auf hohem Niveau lag mit netto über 2.000 Tonnen die Investmentnachfrage. Den massiven Käufen beim Silber-ETF stand hier jedoch eine geringere Nachfrage nach Futures-Positionen gegenüber.
Für die nächste Woche erwarten wir, dass der Markt in einer Handelsspanne zwischen 12,90 $ je Unze und 13,60 $ je Unze verbleibt, wobei das Umfeld überwiegend positiv aussehen dürfte. Sollte das genannte untere Ende der Handelsspanne wider Erwarten nicht halten, könnte der Silberpreis auch noch auf 12,40 $ je Unze fallen, ohne dass der momentan insgesamt positive Trend ein Ende findet.
Was die langfristige Entwicklung angeht, sind wir jedoch nicht so positiv eingestellt wie GFMS. Während die Londoner Analysten in der zweiten Jahreshälfte wieder einen Test der Marke von 15 $ je Unze erwarten, sind wir nicht davon überzeugt, dass das weiße Metall in ausreichendem Maße das dafür notwendige Investoreninteresse anziehen kann.
- Platin
Das weiße Metall fiel im Verlauf der Berichtsperiode zunächst von 1.300 $ je Unze am letzten Dienstag auf 1.250 $ je Unze gestern Nachmittag zurück. Auf dem Weg nach unten durchbrach das Platin die erste technische Unterstützungslinie bei 1.265 $ je Unze. Die nächste wichtige Trendlinie lag dann bei 1.250 $. Sie verbindet die Tiefstkurse von Januar und dann Anfang März, konnte dieses Mal allerdings nicht durchstoßen werden. Diese Tatsache führte in den letzten 24 Stunden zu Käufen einiger Schnäppchenjäger und diese brachten den Platinpreis dann wieder auf ein Niveau von 1.270 $ je Unze zurück.
Ein Resultat der anfangs deutlich niedrigeren Preise in dieser Woche war eine merklich steigende industrielle Nachfrage. Größere und vor allem langfristige Absicherungsaktivitäten haben aber bisher nicht stattgefunden, offensichtlich auch in Erwartung noch weiter fallender Notierungen. Auch wenn der jüngste Rückschlag des Preises für uns nicht überraschend kam, sind wir nicht davon überzeugt, dass das Metall kurzfristig noch sehr viel weiter fallen kann. Im Moment erwarten wir, dass es über der Marke von 1.255 $ verbleibt und würden nicht ausschließen, dass es auf der anderen Seite sogar relativ kurzfristig wieder über 1.285 $ je Unze klettern kann.
Europäische Endverbraucher waren aber nicht die einzigen, die sich in den letzten Tagen Metall zugelegt haben. Entsprechendes Interesse erreichte uns auch aus China und Japan. So stiegen die Käufe an der Shanghai Gold Exchange in den letzten Tagen zwar noch an, der Gesamtumsatz für Mai in Höhe von 1,5 Tonnen lag allerdings um enttäuschende 20 Prozent unter dem Umsatz des Monats April. Der heute zu Ende gehende Monat war damit, was die Platinnachfrage in China angeht, der zweitschlechteste in diesem Jahr.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters plant die Firma ETF Securities Ltd. keinen Platin-ETF für den nordamerikanischen Markt. Auch eine nicht genannte, andere Firma habe ihre Pläne für ein entsprechendes Produkt aufgegeben. Man trage mit der Entscheidung dem Unmstand Rechnung, so ETF Securities, dass es wohl schwierig sein würde, eine Genehmigung der amerikanischen Börsenaufsicht SEC zu erhalten.
ETF Securities war das erste Unternehmen, das einen entsprechenden Platin-Fonds in Europa emittiert hatte. Dessen Erstnotiz war am 24. April in London erfolgt und inzwischen notiert der ETF auch an drei kontinentaleuropäischen Börsen, darunter in Frankfurt. Ein ähnliches Produkt wurde dann am 10. Mai durch die Zürcher Kantonalbank in der Schweiz aufgelegt. Schon diese Fonds waren von den Minengesellschaften und Verbrauchern mit Skepsis aufgenommen worden, da sie den relativ kleinen und gerade so im Gleichgewicht befindlichen Platinmarkt stören könnten. Wie Reuters weiter mitteilte, rechnen Analysten in den USA vor allem aus diesem Grund mit einem massiven Widerstand der Autoindustrie gegen irgendwelche ETF-Pläne. Für sie ist das Metall lebenswichtig. Im vergangenen Jahr, als die englische Barclays Bank Pläne für ein Silber-ETF bekanntgab, hatte es schon einmal erhebliche Widerstände durch industrielle Lobbygruppen gegeben. Diese hinderten die SEC damals am Ende aber nicht, eine Börseneinführung zu genehmigen.
In Europa ist der Markt wie oben beschrieben bereits einen Schritt weiter und der schweizerische ETF hat inzwischen ein Volumen von 25.000 Unzen erreicht. Dazu kommen noch weitere 12.000 Unzen, die bisher in Form des englischen Produktes gekauft wurden.
Während sich viele europäische Marktteilnehmer mit der Frage von ETFs auseinandersetzen, entwickelt sich in Südafrika ein Konflikt, der den Platinpreis unter Umständen ebenfalls deutlich steigen lassen könnte. Hier geht es um die Lohnerhöhungen in der Minenindustrie, wo die Vorstellungen der Gewerkschaften und der Arbeitgeber noch immer weit auseinander liegen. Letztere bieten im Moment eine Lohnerhöhung von sechs Prozent an, die Forderungen auf der anderen Seite liegen zwischen 15 und 18 Prozent, ein Streik erscheint deshalb nicht ausgeschlossen.
Für bisher nur geringe Reaktionen des Marktes sorgte auch die Veröffentlichung einer Studie durch zwei Unternehmensberatungen, die eine überraschende Aussage zur Entwicklung des Marktanteils von Dieselfahrzeugen in Europa enthält: Danach werden im Jahr 2020 nur noch 25 Prozent der Autofahrer Kostenvorteile durch die Nutzung eines dieselgetriebenen Autos haben. Im Moment seien dies knapp 50 Prozent und dies entspricht in etwa auch dem Marktanteil, den die Dieselfahrzeuge in Europa aktuell haben. Sollten die Analysten mit ihrer Einschätzung Recht haben, wäre dies auf lange Sicht für den Platinverbrauch in Europa sicherlich ein eher negatives Signal.
- Palladium
Das Palladium war in den letzten Tagen nicht in der Lage, die gesamten Gewinne, die es in jüngster Zeit erzielt hatte, erfolgreich zu verteidigen. Mit einem Rückschlag auf nur 360 $ je Unze hat es den Sturm, dem die Edelmetalle in den letzten Tagen ausgesetzt waren, aber vergleichsweise gut überstanden. Noch am letzten Donnerstag war die Notierung vor dem Hintergrund eines einknickenden Goldpreises deutlich auf 364 $ gefallen, seitdem bewegte es sich aber in einer engen Spanne zwischen 363 $ und 368 $ je Unze.
Für die nächsten 10 Tage erwarten wir, dass das Metall besser als das Platin abschneiden wird, aber es müsste über die Marke von 372 $ klettern, um ein wirklich positives Umfeld zu bieten. Für den Fall eines unerwarteten Durchbruchs auf der unteren Seite der vorhergesagten Handelsspanne könnte es nachfolgend zu einem Preisverfall hin zu einem Niveau knapp über 350 $ kommen. Spätestens hier sollten dann aber sowohl Investoren als auch industrielle Endverbraucher genug Unterstützung für eine nachhaltige Stabilisierung verleihen.
Die Zürcher Kantonalbank hat Reuters gegenüber auch Details über die bisherigen Verkäufe beim Palladium-ETF gegeben. Danach wurden bis jetzt 133.000 Unzen an Investoren verkauft. Zusammen mit den 22.000 Unzen, die durch das Londoner Produkt auf den Markt wurden, ergibt sich eine Menge, die von unserer Vorhersage von 4 bis 5 Tonnen, die wir im letzten Bericht gemacht hatten, nicht allzu weit entfernt liegt.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Beim Rhodium haben wir andauerndes industrielles Kaufinteresse aus Europa, aber auch aus Asien beobachten können. Allerdings war dieses nicht stark genug, um einen leichten Rückgang der Notierung um 85 $ auf 6.115 $ je Unze zu verhindern. Ursache hierfür war, dass Händler weiterhin versuchen, zumindest einen Teil ihrer Pluspositionen abzustoßen. Angesichts dessen, dass die Liquiditätslage aber weiter angespannt bleibt - und dieses trotz der Wiederaufnahme der russischen Exporte - sehen wir vorerst keinen Grund, in das Lager der Bären zu wechseln. In absehbarer Zeit dürfte der Preis zunächst einmal zwischen 5.800 $ und 6.250 $ je Unze verbleiben.
Das Ruthenium steht weiter unter Druck, wobei die Preise nun unter 500 $ je Unze liegen. Iridium auf der anderen Seite hat seine Ruhephase noch nicht beendet.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (01.06.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.