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Ein Wochenrückblick

19.05.2020  |  John Mauldin
- Seite 4 -
  • Jim Bianco hielt eine faszinierende Präsentation, die er "Die 90%-Erholung" nannte. Er hob hervor, dass wir relativ denken müssen. Selbst wenn einige Geschäfte öffnen und ein Hauch der Normalität zurückkehrt, so wird es noch immer weniger sein als zuvor. Selbst eine Erholung um 90%, was er für optimistisch hält, wird ein Desaster im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit und zur letzten Rezession sein.

Währenddessen erklärte Jim zudem, dass die Fed effektiv Anleiherendite diktieren würde und auf dem besten Weg sei, ausgemachte "Kontrolle über die Renditekurve" zu haben, ähnlich wie in Japan. Das würde bedeuten, dass wir keinen wirklichen Anleihemarkt mehr haben. Wenn die Preise festgelegt sind, gibt es keine Notwendigkeit für den Handel mehr.

Ich mochte, dass Jim mit einem hoffnungsvollen Vorschlag endete. Wenn einfach jeder Masken tragen würde und auf Distanz ginge, dann könnten Verbraucher vielleicht das notwendige Vertrauen gewinnen, Ausgaben zu tätigen. Doch das scheint nicht der Fall zu sein und wird mit dem wärmeren Wetter auch nicht einfacher werden. Also sind wir vielleicht eine Zeit lang unter 90% gefangen.

  • Dr. Woody Brock gab seine übliche autoritäre Präsentation zum Besten und erklärte, dass der wichtigste Unterschied zwischen der aktuellen Krise und etwaigen vorherigen Rezessionen die Zerstörung des Dienstleistungssektors sei.

In den 1920er Jahren arbeiteten etwa 26% der US-Bevölkerung im Dienstleistungssektor. Produktions- und Landwirtschaftssektor waren größer. Fabrikstilllegungen verursachen nicht länger die Art von Arbeitslosigkeit, wie es einst der Fall war.

Heute arbeitet etwa 86% des Landes in einer Art des Dienstleistungssektors. Das schützte uns vor den altmodischen Bestands/Produktionsrezessionen. Wir hatten Rezession, doch diese fielen weniger schlimmer aus; bis heute. Wir haben bisher 30 Millionen Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor verloren. Es wird letztlich neue Arbeitsplätze geben, die diese ersetzen, doch das wird Jahre dauern. Das ist eine andere Art von Krise und anders als alles, was wir jemals erlebt haben.


Krieg der Experten

Früh am Freitagmorgen entdeckte ich dies hier. Es passt zu den Themen, die ich während der Konferenz hörte. Fareed Zakaria schreibt über Michael Linds Buch "The New Class War":

Als Erklärung, warum so viele Leute im Westen die Regierungsetablierung ablehnten, schreibt Michael Lind: "Das Problem ist nicht das Problem … Das Problem ist die Macht. Gesellschaftliche Macht existiert in drei Gefilden - Regierung, Wirtschaft und Kultur. Jede dieser drei Gefilde der gesellschaftlichen Macht ist Schauplatz eines Klassenkonfliktes."

In allen drei sind tendenziell urbane Professionelle mit Collegeausbildung die Oberhäupter, oftmals mit Doktortitel. Das unterscheidet sie ganz entscheidend vom Rest des Landes. Nur 36% der Amerikaner besitzen einen Bachelor-Titel und nur 13% einen Master oder höheren Grad. Und dennoch sind die höheren Ränge mit dieser "Referenzoberklasse" überfüllt.


Wie das mit unserer aktuellen Krise zusammenhängt? Fareed schreibt weiterhin:

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Amerikaner, der mit den eigenen Händen arbeitet - ein LKW-Fahrer, ein Bauarbeiter, ein Ölmechaniker - und Sie haben Ihren Job aufgrund der Stilllegungen verloren, ähnlich wie mehr als 36 Millionen Leute. Sie schalten den Fernseher ein und hören medizinische Experten, Akademiker, Technokraten und Journalisten erklären, dass wir die Wirtschaft geschlossen halten müssen - in anderen Worten: Sie bleiben arbeitslos - weil die öffentliche Gesundheit wichtig ist.

All die Leute, die diese Argumente anbringen, haben Arbeit, haben ihren Lebensstandard beibehalten und werden derzeit tatsächlich stärker nachgefragt. Sie fühlen sich, als würden sie wichtige Arbeit durchführen. Sie, auf der anderen Seite, haben Ihren Arbeitsplatz verloren. Sie fühlen sich wertlos und fürchten um das tägliche Überleben Ihrer Familie. Ist es so schwer zu verstehen, dass derartige Leute skeptisch gegenüber Experten sind?


George Friedman spricht über zwei geopolitische Zyklen: Ein 50-jähriger und ein 80-jähriger Zyklus, die zum ersten Mal Ende der 2020er Jahre zusammenfallen werden. Dies sind historische Zeiten großen Umbruchs und Veränderung. Einer dieser Zyklen handelt immer von Misstrauen in Eliten und Frustration.

Gemeinsam scheint dies eine vollständige Neuordnung der Gesellschaft zu versprechen. Und wenn wir zurückblicken, werden wir das Prisma von COVID-19 haben, um Teil des Problems zu verstehen. COVID-19 kurbelt nicht nur die Entwicklung von Technologie an. Er könnte zudem auch die gesellschaftliche Veränderung vorantreiben, die George erwartet.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 15. Mai 2020 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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