Gold-Konfiszierung wäre Unsinn
02.06.2020 | Egon von Greyerz
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Gold ist ein strategischer Industriezweig für die SchweizGoldkonfiszierungen in der Schweiz sind sehr unwahrscheinlich. Veredlung und Verwahrung von Gold ist ein strategisch wichtiger Industriezweig für die Schweiz. Das Land veredelt 70% der Goldbarren der Welt. Unser Land ist somit ein sehr wichtiger Akteur in der globalen Goldbranche, der nicht einfach durch auswärtige Institutionen ersetzt werden kann. Zudem macht Gold 29% aller Schweizer Exporte aus, und das ist erheblich! Zudem wird in der Schweiz ein großer Teil der globalen Privatgoldbestände gelagert.
In Gold sparen oder Gold als Geschenk an die eigenen Kinder und als Mitgift hat seit jeher Tradition in der Schweiz. Zu diesem Zweck werden in der Regel Schweizer Vreneli-Münzen gekauft.
Die Goldmengen, die privat in Schweizer Lagereinrichtungen verwahrt werden, wachsen Jahr für Jahr deutlich an. Das stabile politische System, Rechtsstaatlichkeit, sehr lange demokratische Tradition sowie die Neutralität des Landes tragen allesamt dazu bei. Goldkonfiszierungen würden zudem die Verfassung des Landes verletzen. Ein befreundeter, ranghoher Schweizer Politiker sagte mir, dass das Volk rebellieren würde, sollte der Schweizer Staat Gold konfiszieren. Und aus diesen Gründen glaube ich, dass die Bedeutung der Schweiz als Goldzentrum sogar noch weiter steigen wird - als bester Ort in der Welt für Goldlagerung.
Halten die USA noch 8.000 Tonnen Gold?
Die USA deklarieren Goldbestände von 8.000 Tonnen. Dieses Gold hat seit dem Tagen Eisenhowers, Mitte der 50er Jahre, keine offizielle Bestandsprüfung mehr gesehen. Es muss natürlich einen Grund geben, warum ein Land seine Goldbestände im offiziellen Gegenwert von 450 Milliarden $ keiner ordentlichen Bestandsprüfung unterzieht. Die gleiche Situation haben wir in fast allen anderen Ländern. Es gibt keine offiziellen physischen Bestandsprüfung der eigenen Goldbestände. Da aber jedes Land formal Goldbestände ausweist, wäre man den Bürgern gegenüber in der Pflicht, deren vermeintliche Goldbestände öffentlich prüfen zu lassen.
Das hat natürlich einen einfachen Grund: Sie verfügen nicht über die Goldmengen, die nach ihren Aussagen in den Beständen sein sollten. Einen anderen Grund für die Nichtprüfung der Goldbestände kann es nicht geben. Meiner Meinung nach haben die Zentralbanken, wie auch die Fed, ihre offiziellen Goldbestände heimlich reduziert. Zudem verleihen (verleasen) Zentralbanken einen größeren Teil ihrer Goldbestände, und höchstwahrscheinlich wird dabei dasselbe Gold gleich mehrfach verliehen.
Wir wissen zum Beispiel, dass die HSBC und JP Morgan eine große Menge Zentralbankengold halten. Beide treten zudem als Depotbanken für den weltweit größten Gold-ETF auf - GLD. Wenn die Goldbestände des GLD wachsen, werden keine Goldkäufe bei Schweizer Raffinerien registriert. Die Depotbanken leihen dem ETF stattdessen Zentralbankgold, das sie selbst halten und das womöglich schon mehrfach verliehen wurde.
Verloren an den Osten: Das Gold der Zentralbanken und Bullionbanken
Wenn Gold in der Vergangenheit verliehen wurden, verblieb es bei den Bullionbanken in London oder New York. Die großen Käufer von heute sind China und Indien. Sie kaufen Gold von den Bullionbanken in London oder New York. Diese 400-oz-Barren werden in die Schweiz geschickt, wo sie von Schweizer Raffinerien zu Kilo-Barren verarbeitet werden. In Indien und China sind diese Kilo-Barren die gewünschte Größe. Dann werden die Barren in den Osten geliefert. Die Bullionbanken leihen sich 400-oz-Barren von einer Zentralbank und verkaufen sie dann an Käufer aus dem Osten.
Das Gold bleibt also nicht mehr in London oder New York - die Zentralbank verleiht das Gold jetzt an eine Bullionbank, welche es an China oder Indien verkauft. In der Folge verfügt die Bullionbank nicht mehr über das physische Gold und die Zentralbank hält nur noch einen Schuldschein von der Bullionbank. Das heißt: Bullionbanken wie Zentralbanken haben das physische Gold dauerhaft verloren. Es wird niemals zurückkehren. Die Bullionbank gerät in Verzug, weil sie kein Gold an die Zentralbank liefern kann, und die Zentralbank hat ihr physisches Gold für immer verloren. Und deswegen verfügen Zentralbanken nur über einen Bruchteil des physisches Goldes, das sie offiziell als Bestand ausweisen.