Geschichtslektion: Goldeigentum, wenn Zentralbanken die Kontrole verlieren
26.06.2020 | Egon von Greyerz
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Seit 1981 hat sich die US-Staatsverschuldung im Durchschnitt alle 8 Jahre verdoppelt - ohne Ausnahme. Obama verdoppelte die Verschuldung während seiner Amtszeit von 10 auf 20 Billionen $. Folglich befand ich mich mit meiner Annahme, dass sich die US-Verschuldung 8 Jahre später, also 2025, auf 40 Bill. $ verdoppelt haben wird, absolut im Rahmen der historischen Entwicklungen.Als ich diese Prognose stellte, ging ich davon aus, dass wir Anfang der 2020er einen Zusammenbruch des Finanzsystems erleben würden. Die Geschichte lehrt uns also viel mehr, als jeder Ökonom oder sonstige Prognostiker jemals verstehen wird.
Die US-Verschuldung beläuft sich derzeit auf 26 Bill. $ und wird bis zum Ende des Kalenderjahres höchstwahrscheinlich auf über 28 Bill. $ anwachsen - und auf 40 Bill. $ im Jahr 2025. Auch die Hochrechnungen des Congressional Budget Office und des Committee for a Responsible Federal Budget (unabhängiges, politisches Gremium für Budgetverantwortung) bestätigen, dass diese Verschuldungsniveaus nicht unwahrscheinlich sind.
Sollte es zu einer echten Krise der Wirtschaft und des Finanzsystems kommen, dürften wir es mit viel höheren Zahlen zu tun haben.
2. Mehr importieren als exportieren
Seit 1974 fahren die USA Jahr für Jahr ein Handelsdefizit ein. Wie man im Diagramm unten sehen kann, wächst das Defizit exponentiell an. In diesem Jahrhundert lagen die Defizite zwischen 20 und 65 Milliarden $ monatlich, aktuell beläuft es sich auf 50 Mrd. $.
Ein halbes Jahrhundert lang mehr zu importieren als zu exportieren, ist aber nur möglich mit Hilfe der Druckerpresse sowie konstanter Kreditexpansion.
3. Die Währung wertlos machen
Aus historischer Sicht hat noch keine Fiat-Währung überlebt. Es gab Phasen, in denen verschiedene Währungen durch Gold oder Silber gedeckt waren. Das hindert Staaten daran, Geld auszugeben, das sie nicht haben. Und genau in diesem Dilemma steckte auch Nixon. Nach vielen Jahren kostspieliger Kriegsführung in Vietnam erkannte Präsident de Gaulle, auf welchem Weg die USA sich befanden. Er forderte die Rückzahlung ausstehender US-Schulden gegenüber Frankreich in Gold.
Die Golddeckung einer Landeswährung hindert das betreffende Land daran, Geld auszugeben, das es nicht hat. Wann immer ein Land die Gold- oder Silberdeckung aussetzte, folgte die Zerstörung der Währung.
Angesichts rasant steigender Defizite und Schulden wäre den Vereinigten Staaten das Gold ausgegangen, und Nixon hatte nicht die Absicht, den Staatshaushalt durch Ausgabenkürzung auszugleichen. Viel leichter war es hingegen, das Goldfenster (die Dollar-Konvertierbarkeit in Gold) zu schließen und die Druckerpressen anzufahren, was dann am 15. August 1971 auch geschah. Und das war der Anfang vom Ende des US-Imperiums und des Weltwährungssystems.
Nach Nixons fataler Entscheidung schrieb The People’s Daily aus China:
"Diese unpopulären Maßnahmen zeigen, wie ernst es um die Krise der US-Wirtschaft sowie den Verfall und Niedergang des gesamten kapitalistischen Systems steht."
Weiter heißt es:
"[Diese Maßnahmen] markieren den Zusammenbruch des kapitalistischen Geldsystems, das sich auf den US-Dollar stützt". […] "Auch Nixons neue Wirtschaftspolitik wird es nicht schaffen, die USA aus ihrer finanziellen wie ökonomischen Krise zu holen."
Schon vor 50 Jahren erkannten die Chinesen die Tragweite und Konsequenzen jener US-Maßnahmen, wohingegen der Rest der Welt dies bald noch herausfinden muss.
Seit 1971 sind der Dollar wie auch alle großen Währungen effektiv um 97% - 99% gefallen. Effektiv bedeutet: gemessen in Gold - in der einzigen stabilen Währung der Geschichte.