Edelmetalle Aktuell
14.06.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
In den letzten 10 Tagen konnte sich der Goldpreis anfänglich von seinem davor erfolgten Rückgang auf ein 10-Wochen-Tief erholen. Das gelbe Metall wurde zu diesem Zeitpunkt gestützt von einer Verlautbarung der Europäischen Zentralbank, die bekanntgab, dass sie zwar einiges Gold verkauft habe, dass sie aber keine weiterreichenden Pläne in dieser Hinsicht mehr habe. Unterstützend kamen außerdem noch der höhere Rohölpreis, sowie ein zeitweise schwächerer Dollar hinzu. Angesichts dieser Faktoren in die Notierung für Gold in der ersten Wochen dieses Monats auf einen Höchstkurs von nahezu 674,- $ je Unze gestiegen. Das Unvermögen, über dieses genannte Niveau hinaus zuzulegen, sorgte dann allerdings für Gewinnmitnahmen. Diese wurden noch verstärkt durch einen später wieder erstarkenden Dollar, aber auch dadurch, dass der Ölpreis von nahezu 67,- $ auf 64,50 $ je Barrel einbrach. Noch vor dem vergangenen Wochenende fiel der Preis deshalb um mehr als vier Prozent auf ein neues Dreimonatstief bei 645,50 $ je Unze. Die sich hieran anschließende Erholung hielt nicht lange an, weil sowohl physische Käufer wie auch Spekulanten sich noch immer zurückhalten. Schon gestern abend bewegte sich der Kurs deshalb wieder in Richtung auf das jüngste Tief. Die sich hieran anschließende Erholung hielt nicht lange an, weil sowohl physische Käufer wie auch Spekulanten sich noch immer zurückhalten.
Schon gestern Abend bewegte sich der Kurs deshalb wieder in Richtung auf das jüngste Tief. Spätestens mit diesem Preisverfall hat das Edelmetall eine extrem wichtige charttechnische Unterstützungslinie durchbrochen, die seit September 2005 Bestand hatte.
Sollte dieser doch eher überraschende Einbruch nicht schnellstens revidiert werden, ist nicht auszuschließen, dass das gelbe Metall den Tiefstkurs vom März bei 635,- $, und im schlimmsten Fall sogar das Jahrestief testet, das Anfang Januar bei 608,- $ je Unze erreicht worden war.
Eine Ecke, aus der das Gold Unterstützung erfahren könnte, wäre ein möglicher, rascher Anstieg der physischen Nachfrage. Bis jetzt ist davon noch nicht viel zu sehen, sollte der Fall aber eintreten, dann wäre eine Stabilisierung des Goldpreises zwischen 635,- $ und 675,- $ je Unze durchaus denkbar.
Die Europäische Zentralbank hat in der vergangenen Woche, wie oben schon berichtet, bekannt gegeben, dass sie 37 Tonnen Gold im Verlauf der letzten beiden Monate verkauft habe. Die Bank machte in diesem Zusammenhang auch klar, dass sie keine Pläne für weitere Verkäufe während des laufenden Jahres des Goldabkommens der Notenbanken habe, das am 26. September abläuft. Dadurch, dass die EZB schon im vergangenen November einen Verkauf in Höhe von 23 Tonnen gemeldet hatte, erhöht sich das Verkaufsvolumen im besagten Zeitraum auf nunmehr 60 Tonnen. Die EZB war aber nicht die einzige offizielle Adresse, die in den vergangenen Monaten Gold verkauft hat. Neben der spanischen Zentralbank, die für die letzten drei Monate Verkäufe von insgesamt 100 Tonnen bestätigte, teilte auch die Österreichische Nationalbank in der vergangenen Woche mit, dass sie schon 2006 insgesamt 14 Tonnen Gold abgegeben habe. Die Österreicher planen während der fünfjährigen Laufzeit des aktuellen Goldabkommens, die bis September 2009 erstreckt, insgesamt 90 Tonnen des Metalls abzustoßen. Am Ende des vergangenen Jahres verfügte die Alpenrepublik noch über Goldreserven in Höhe von 289 Tonnen.
Die jüngsten Verlautbarungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zentralbanken im vergangenen Jahr die selbst gesteckte Obergrenze bei den Verkäufen in Höhe von 500 Tonnen pro Jahr nicht einmal erreicht hatten. Statt dessen wurden lediglich 395 Tonnen Gold abgegeben. Und es sieht so aus, als ob auch in diesem Jahr das Limit wieder nicht erreicht werden würde. Die letzte Bekanntmachung im Zusammenhang mit den Notenbankaktivitäten war die gestrige Meldung durch die EZB, dass in der vergangenen Woche ein vergleichsweise geringer Betrag in Höhe von 3,8 Tonnen Gold durch zwei ungenannte Zentralbanken in der Eurozone verkauft worden seien. Die Erlöse aus den Goldverkäufen werden von den Zentralbanken üblicherweise in festverzinsliche Wertpapiere angelegt. Die Motive dahinter wurden in der letzten Woche durch den spanischen Wirtschaftsminister noch einmal deutlich gemacht, der sagte, dass das praktisch unverzinsliche Gold einen unprofitablen Vermögensgegenstand darstelle, während Anleihen sich sehr viel mehr rentieren würden.
Was die physische Nachfrage angeht, gab es teilweise auch positive Nachrichten. Händler in Dubai wurden von den Nachrichtenagenturen mit den Worten zitiert, dass die Nachfrage im aktuellen Quartal noch über den Verkäufen der ersten drei Monate dieses Jahres liegen werde. Die Importe in dem letztgenannten Zeitraum hatten ihrerseits bereits um 15 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums gelegen. Verantwortlich für die jüngsten Steigerungen waren vor allem höhere Verkäufe nach Saudi-Arabien und Ägypten. Insgesamt hatte Dubai im vergangenen Jahr 489 Tonnen Gold importiert und davon anschließend wieder 274 Tonnen ins Ausland verbracht. Auch die türkischen Schmuckexporte stiegen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres an und zwar gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 17 Prozent auf 37,6 Tonnen. Die Türkei ist nach wie vor einer der größten Schmuckexporteure, aufgrund der hohen Preise waren die Exporte im vergangenen Jahr im Vergleich mit 2005 aber um über 20 Prozent auf nur noch 86 Tonnen eingebrochen. Gold 13. Juni 2007 Seite 3 Der größte unabhängige australische Goldproduzent, Newcrest Mining, teilte unterdessen mit, dass man ein Schließen der noch offenen Terminsicherungsgeschäfte untersuche. Diese würden sich mehr und mehr als Hindernis herausstellen, wenn es darum gehe, mögliche Übernahmen im Goldsektor durchzuführen. Newcrest verfügt noch immer über Sicherungsgeschäfte in Höhe von 700.000 Unzen pro Jahr für die nächsten fünfeinhalb Jahre. Ursprünglich musste die Mine die Terminverkäufe auf Druck von Banken abschließen, die der Gesellschaft die Erschließung der Telfer- Mine in Westaustralien finanziert hatten.
Nachdem sich der Silberpreis den größten Teil der zweiten Mai-Hälfte seitwärts bewegte, kam es kurz vor dem Monatswechsel zu einem deutlichen Anstieg. erantwortlich dafür war ein positives charttechnisches Umfeld, aber vor allem auch unterstützende Kommentare durch die Analysten von GFMS, die im Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihres jüngsten Silber-Jahresberichtes gemacht wurden.
Die Gewinne setzen sich fort, nachdem das Metall die bisherige Widerstandslinie bei 13,60 $ je Unze durchbrochen hatte. Der Höchstkurs wurde schließlich am 5. Juni mit 13,78 $ je Unze erreicht, dies war das höchste Niveau seit Ende April. Als dann allerdings der Goldpreis anfing zu schwächeln, konnte sich auch das weiße Metall dem nicht länger entziehen. In weniger als 48 Stunden brach es um nahezu sechs Prozent ein, die in unserem letzten Bericht genannte Unterstützung bei 12,90 $ je Unze konnte es aber zunächst verteidigen. Die Käufer, die dann für eine Trendwende sorgten, schienen zunächst auf der richtigen Seite zu sein, stieg die Notierung doch rasch wieder auf 13,25 $ je Unze an. In den letzten 24 Stunden zeigte das Metall sich aber wieder von der schwächeren Seite und gab die zwischenzeitlich erzielten Gewinne wieder vollständig ab.
Die extreme Volatilität der letzten Zeit könnte in den nächsten Tagen eher etwas abnehmen, aber für den Fall, dass die Unterstützung bei 12,90 $ nicht halten sollte, könnte die Notierung zunächst auf 12,80 $ und schließlich sogar bis auf 12,50 $ je Unze fallen. Widerstand gibt es auf der anderen Seite bei 13,40 $ je Unze und dann bei 13,60 $ je Unze. Die Industrie hat auf den Preisverfall der letzten drei Tage nur sehr verhalten reagiert. Einer der Gründe dafür könnte das feiertagsbedingt lange Wochenende in einigen Teilen Europas gewesen sein, aber auch die nunmehr beendeten Pfingstferien in wichtigen Bundesländern.
Die Minengesellschaft Peru Copper, die über ein massives, bisher unerschlossenes Kupfer- und Silbervorkommen in den peruanischen Anden verfügt, hat unterdessen ein Übernahmeangebot des chinesischen Aluminiumproduzenten Chinalco erhalten. Die Chinesen wollen neben den Mitteln für die Übernahme der Aktien weitere 70 Millionen kanadische Dollar zur Verfügung stellen, um Peru Copper die eigentliche Erschließung des Projektes zu ermöglichen.
Das weiße Metall stieg anfänglich vor allem durch spekulative Nachfrage, die sich angesichts der Preissteigerungen bei Gold und Silber entwickelte. Am Ende erreichte das Metall in der vergangenen Woche einen Höchstkurs von 1.309,- $ je Unze. Auch wenn das Platin nicht in der Lage war, diese Gewinne vollständig zu verteidigen, hat es am Ende deutlich besser als seine Schwestermetalle Gold und Silber abgeschnitten.
Abgesehen von der Unterstützung, die sich aus der vergleichsweise guten fundamentalen Lage ergibt, war es vor allem die Angst vor einem Streik in der Minenindustrie in Südafrika, welche die Notierung beflügelte. Die Verhandlungen zwischen Anglo Platinum, dem größten Platinmetallproduzenten der Welt und den Gewerkschaften dauern nun schon seit vier Wochen ergebnislos an. Anglo offeriert weiterhin eine Anhebung der Löhne um fünf Prozent, während die Gewerkschaften auf einem Anstieg von 15 Prozent beharren. Analysten gehen deshalb davon aus, dass eine Einigung erst nach einem Ausstand gefunden werden kann. Sie weisen auch darauf hin, dass die momentan knapp ausgeglichene Angebots- und Nachfragesituation durch einen Streik rasch wieder kippen könnte. Wenigstens hat die NUM, die Gewerkschaft der Bergarbeiter, sie vertritt rund 280.000 Mitglieder und ist die größte Arbeitnehmervertretung im Land am Kap, ursprüngliche Pläne aufgegeben, aus Sympathie mit streikenden, staatlichen Angestellten heute in einen eintägigen Ausstand zu gehen.
Die Unterstützung für den Platinpreis, die sich durch den drohenden Streik ergibt, reichte im weiteren Verlauf aber nicht aus, das Metall am Ende über der Marke von 1.300,- $ je Unze zu halten. Als die anderen Metalle gestern nachmittag anfingen, erneut an Boden zu verlieren, schloss sich das Platin diesmal an. In den letzten 18 Stunden fiel es um beinahe 20,- $ auf nun noch 1.270,- $ je Unze. Sollte die auf diesem Niveau befindliche, charttechnische Unterstützung nicht halten, ist nicht auszuschließen, dass das Platin einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen muss. Das erste Preisziel in einem solchen Fall wäre das Niveau von 1.250,- $ je Unze, falls auch das nicht hält, ist sogar ein Test der Marke von 1.200,- $ je Unze möglich. Angesichts der insgesamt unübersichtlichen Lage würden wir industriellen Endverbrauchern im Moment dazu raten, mit strategischen Käufen noch zu warten, gleichzeitig aber auf deutlich niedrigerem Niveau vielleicht schon erste Kauforders zu platzieren, um einen kurzfristigen Preisverfall am Ende nicht zu verpassen.
Das Palladium hat den Verkaufswellen, denen die anderen Metalle ausgesetzt waren, bisher widerstehen können. Es handelte in den vergangenen 10 Tagen im wesentlichen zwischen 363,- $ und 370,- $ Dollar je Unze.
Im Moment testet allerdings das Metall wieder das untere Ende dieser Handelsspanne. Dies ist eine Folge der Kursverluste bei den anderen wichtigen Edelmetallen und die Gefahr, dass dies auf das Palladium überschwappt, nimmt aktuell eher zu. In einem solchen Fall könnten dann zunächst die Unterstützungspunkte bei 360,- $ und dann bei 356,- $ je Unze getestet werden. Sollte das Palladium auch durch das letztgenannte Niveau fallen, hätte die Notierung sogar Luft bis hin zu den Mittvierzigern. Erst in diesem Bereich würden wir aktuell industriellen Käufern zuraten, Limite für Eindeckungen zu setzen.
Rhodium fiel im Berichtszeitraum angesichts eines fast panikartigen Verkaufsdrucks auf Seiten von Händlern deutlich unter die Marke von 6.000,- $ je Unze. Hier kam es dann vor dem Hintergrund eines kombinierten Kaufinteresses von industriellen Abnehmern und Investoren zu einer Stabilisierung und zu einer raschen Rückkehr der Notierung auf 6.100,- $ je Unze. Auf diesem Niveau handelt das Metall auch heute. Wir erwarten, dass der Rhodiumpreis mittelfristig weiter gut unterstützt sein wird und deshalb sollte jeder Besuch unterhalb der Marke von 6.000,- $ je Unze von industriellen Verbrauchern dazu genutzt werden, um zumindest ein Teil des zukünftigen Bedarfs zum Beispiel ggf. mit Hilfe von Termingeschäften einzudecken. Das Ruthenium steht derzeit weiter unter Druck und handelt aktuell mit 400,- $ zu 460,- $ je Unze. Nicht viel los ist dagegen beim Iridium, dass noch immer bei rund 425,- $ je Unze notiert.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (14.06.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
In den letzten 10 Tagen konnte sich der Goldpreis anfänglich von seinem davor erfolgten Rückgang auf ein 10-Wochen-Tief erholen. Das gelbe Metall wurde zu diesem Zeitpunkt gestützt von einer Verlautbarung der Europäischen Zentralbank, die bekanntgab, dass sie zwar einiges Gold verkauft habe, dass sie aber keine weiterreichenden Pläne in dieser Hinsicht mehr habe. Unterstützend kamen außerdem noch der höhere Rohölpreis, sowie ein zeitweise schwächerer Dollar hinzu. Angesichts dieser Faktoren in die Notierung für Gold in der ersten Wochen dieses Monats auf einen Höchstkurs von nahezu 674,- $ je Unze gestiegen. Das Unvermögen, über dieses genannte Niveau hinaus zuzulegen, sorgte dann allerdings für Gewinnmitnahmen. Diese wurden noch verstärkt durch einen später wieder erstarkenden Dollar, aber auch dadurch, dass der Ölpreis von nahezu 67,- $ auf 64,50 $ je Barrel einbrach. Noch vor dem vergangenen Wochenende fiel der Preis deshalb um mehr als vier Prozent auf ein neues Dreimonatstief bei 645,50 $ je Unze. Die sich hieran anschließende Erholung hielt nicht lange an, weil sowohl physische Käufer wie auch Spekulanten sich noch immer zurückhalten. Schon gestern abend bewegte sich der Kurs deshalb wieder in Richtung auf das jüngste Tief. Die sich hieran anschließende Erholung hielt nicht lange an, weil sowohl physische Käufer wie auch Spekulanten sich noch immer zurückhalten.
Schon gestern Abend bewegte sich der Kurs deshalb wieder in Richtung auf das jüngste Tief. Spätestens mit diesem Preisverfall hat das Edelmetall eine extrem wichtige charttechnische Unterstützungslinie durchbrochen, die seit September 2005 Bestand hatte.
Sollte dieser doch eher überraschende Einbruch nicht schnellstens revidiert werden, ist nicht auszuschließen, dass das gelbe Metall den Tiefstkurs vom März bei 635,- $, und im schlimmsten Fall sogar das Jahrestief testet, das Anfang Januar bei 608,- $ je Unze erreicht worden war.
Eine Ecke, aus der das Gold Unterstützung erfahren könnte, wäre ein möglicher, rascher Anstieg der physischen Nachfrage. Bis jetzt ist davon noch nicht viel zu sehen, sollte der Fall aber eintreten, dann wäre eine Stabilisierung des Goldpreises zwischen 635,- $ und 675,- $ je Unze durchaus denkbar.
Die Europäische Zentralbank hat in der vergangenen Woche, wie oben schon berichtet, bekannt gegeben, dass sie 37 Tonnen Gold im Verlauf der letzten beiden Monate verkauft habe. Die Bank machte in diesem Zusammenhang auch klar, dass sie keine Pläne für weitere Verkäufe während des laufenden Jahres des Goldabkommens der Notenbanken habe, das am 26. September abläuft. Dadurch, dass die EZB schon im vergangenen November einen Verkauf in Höhe von 23 Tonnen gemeldet hatte, erhöht sich das Verkaufsvolumen im besagten Zeitraum auf nunmehr 60 Tonnen. Die EZB war aber nicht die einzige offizielle Adresse, die in den vergangenen Monaten Gold verkauft hat. Neben der spanischen Zentralbank, die für die letzten drei Monate Verkäufe von insgesamt 100 Tonnen bestätigte, teilte auch die Österreichische Nationalbank in der vergangenen Woche mit, dass sie schon 2006 insgesamt 14 Tonnen Gold abgegeben habe. Die Österreicher planen während der fünfjährigen Laufzeit des aktuellen Goldabkommens, die bis September 2009 erstreckt, insgesamt 90 Tonnen des Metalls abzustoßen. Am Ende des vergangenen Jahres verfügte die Alpenrepublik noch über Goldreserven in Höhe von 289 Tonnen.
Die jüngsten Verlautbarungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zentralbanken im vergangenen Jahr die selbst gesteckte Obergrenze bei den Verkäufen in Höhe von 500 Tonnen pro Jahr nicht einmal erreicht hatten. Statt dessen wurden lediglich 395 Tonnen Gold abgegeben. Und es sieht so aus, als ob auch in diesem Jahr das Limit wieder nicht erreicht werden würde. Die letzte Bekanntmachung im Zusammenhang mit den Notenbankaktivitäten war die gestrige Meldung durch die EZB, dass in der vergangenen Woche ein vergleichsweise geringer Betrag in Höhe von 3,8 Tonnen Gold durch zwei ungenannte Zentralbanken in der Eurozone verkauft worden seien. Die Erlöse aus den Goldverkäufen werden von den Zentralbanken üblicherweise in festverzinsliche Wertpapiere angelegt. Die Motive dahinter wurden in der letzten Woche durch den spanischen Wirtschaftsminister noch einmal deutlich gemacht, der sagte, dass das praktisch unverzinsliche Gold einen unprofitablen Vermögensgegenstand darstelle, während Anleihen sich sehr viel mehr rentieren würden.
Was die physische Nachfrage angeht, gab es teilweise auch positive Nachrichten. Händler in Dubai wurden von den Nachrichtenagenturen mit den Worten zitiert, dass die Nachfrage im aktuellen Quartal noch über den Verkäufen der ersten drei Monate dieses Jahres liegen werde. Die Importe in dem letztgenannten Zeitraum hatten ihrerseits bereits um 15 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums gelegen. Verantwortlich für die jüngsten Steigerungen waren vor allem höhere Verkäufe nach Saudi-Arabien und Ägypten. Insgesamt hatte Dubai im vergangenen Jahr 489 Tonnen Gold importiert und davon anschließend wieder 274 Tonnen ins Ausland verbracht. Auch die türkischen Schmuckexporte stiegen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres an und zwar gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 17 Prozent auf 37,6 Tonnen. Die Türkei ist nach wie vor einer der größten Schmuckexporteure, aufgrund der hohen Preise waren die Exporte im vergangenen Jahr im Vergleich mit 2005 aber um über 20 Prozent auf nur noch 86 Tonnen eingebrochen. Gold 13. Juni 2007 Seite 3 Der größte unabhängige australische Goldproduzent, Newcrest Mining, teilte unterdessen mit, dass man ein Schließen der noch offenen Terminsicherungsgeschäfte untersuche. Diese würden sich mehr und mehr als Hindernis herausstellen, wenn es darum gehe, mögliche Übernahmen im Goldsektor durchzuführen. Newcrest verfügt noch immer über Sicherungsgeschäfte in Höhe von 700.000 Unzen pro Jahr für die nächsten fünfeinhalb Jahre. Ursprünglich musste die Mine die Terminverkäufe auf Druck von Banken abschließen, die der Gesellschaft die Erschließung der Telfer- Mine in Westaustralien finanziert hatten.
- Silber
Nachdem sich der Silberpreis den größten Teil der zweiten Mai-Hälfte seitwärts bewegte, kam es kurz vor dem Monatswechsel zu einem deutlichen Anstieg. erantwortlich dafür war ein positives charttechnisches Umfeld, aber vor allem auch unterstützende Kommentare durch die Analysten von GFMS, die im Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihres jüngsten Silber-Jahresberichtes gemacht wurden.
Die Gewinne setzen sich fort, nachdem das Metall die bisherige Widerstandslinie bei 13,60 $ je Unze durchbrochen hatte. Der Höchstkurs wurde schließlich am 5. Juni mit 13,78 $ je Unze erreicht, dies war das höchste Niveau seit Ende April. Als dann allerdings der Goldpreis anfing zu schwächeln, konnte sich auch das weiße Metall dem nicht länger entziehen. In weniger als 48 Stunden brach es um nahezu sechs Prozent ein, die in unserem letzten Bericht genannte Unterstützung bei 12,90 $ je Unze konnte es aber zunächst verteidigen. Die Käufer, die dann für eine Trendwende sorgten, schienen zunächst auf der richtigen Seite zu sein, stieg die Notierung doch rasch wieder auf 13,25 $ je Unze an. In den letzten 24 Stunden zeigte das Metall sich aber wieder von der schwächeren Seite und gab die zwischenzeitlich erzielten Gewinne wieder vollständig ab.
Die extreme Volatilität der letzten Zeit könnte in den nächsten Tagen eher etwas abnehmen, aber für den Fall, dass die Unterstützung bei 12,90 $ nicht halten sollte, könnte die Notierung zunächst auf 12,80 $ und schließlich sogar bis auf 12,50 $ je Unze fallen. Widerstand gibt es auf der anderen Seite bei 13,40 $ je Unze und dann bei 13,60 $ je Unze. Die Industrie hat auf den Preisverfall der letzten drei Tage nur sehr verhalten reagiert. Einer der Gründe dafür könnte das feiertagsbedingt lange Wochenende in einigen Teilen Europas gewesen sein, aber auch die nunmehr beendeten Pfingstferien in wichtigen Bundesländern.
Die Minengesellschaft Peru Copper, die über ein massives, bisher unerschlossenes Kupfer- und Silbervorkommen in den peruanischen Anden verfügt, hat unterdessen ein Übernahmeangebot des chinesischen Aluminiumproduzenten Chinalco erhalten. Die Chinesen wollen neben den Mitteln für die Übernahme der Aktien weitere 70 Millionen kanadische Dollar zur Verfügung stellen, um Peru Copper die eigentliche Erschließung des Projektes zu ermöglichen.
- Platin
Das weiße Metall stieg anfänglich vor allem durch spekulative Nachfrage, die sich angesichts der Preissteigerungen bei Gold und Silber entwickelte. Am Ende erreichte das Metall in der vergangenen Woche einen Höchstkurs von 1.309,- $ je Unze. Auch wenn das Platin nicht in der Lage war, diese Gewinne vollständig zu verteidigen, hat es am Ende deutlich besser als seine Schwestermetalle Gold und Silber abgeschnitten.
Abgesehen von der Unterstützung, die sich aus der vergleichsweise guten fundamentalen Lage ergibt, war es vor allem die Angst vor einem Streik in der Minenindustrie in Südafrika, welche die Notierung beflügelte. Die Verhandlungen zwischen Anglo Platinum, dem größten Platinmetallproduzenten der Welt und den Gewerkschaften dauern nun schon seit vier Wochen ergebnislos an. Anglo offeriert weiterhin eine Anhebung der Löhne um fünf Prozent, während die Gewerkschaften auf einem Anstieg von 15 Prozent beharren. Analysten gehen deshalb davon aus, dass eine Einigung erst nach einem Ausstand gefunden werden kann. Sie weisen auch darauf hin, dass die momentan knapp ausgeglichene Angebots- und Nachfragesituation durch einen Streik rasch wieder kippen könnte. Wenigstens hat die NUM, die Gewerkschaft der Bergarbeiter, sie vertritt rund 280.000 Mitglieder und ist die größte Arbeitnehmervertretung im Land am Kap, ursprüngliche Pläne aufgegeben, aus Sympathie mit streikenden, staatlichen Angestellten heute in einen eintägigen Ausstand zu gehen.
Die Unterstützung für den Platinpreis, die sich durch den drohenden Streik ergibt, reichte im weiteren Verlauf aber nicht aus, das Metall am Ende über der Marke von 1.300,- $ je Unze zu halten. Als die anderen Metalle gestern nachmittag anfingen, erneut an Boden zu verlieren, schloss sich das Platin diesmal an. In den letzten 18 Stunden fiel es um beinahe 20,- $ auf nun noch 1.270,- $ je Unze. Sollte die auf diesem Niveau befindliche, charttechnische Unterstützung nicht halten, ist nicht auszuschließen, dass das Platin einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen muss. Das erste Preisziel in einem solchen Fall wäre das Niveau von 1.250,- $ je Unze, falls auch das nicht hält, ist sogar ein Test der Marke von 1.200,- $ je Unze möglich. Angesichts der insgesamt unübersichtlichen Lage würden wir industriellen Endverbrauchern im Moment dazu raten, mit strategischen Käufen noch zu warten, gleichzeitig aber auf deutlich niedrigerem Niveau vielleicht schon erste Kauforders zu platzieren, um einen kurzfristigen Preisverfall am Ende nicht zu verpassen.
- Palladium
Das Palladium hat den Verkaufswellen, denen die anderen Metalle ausgesetzt waren, bisher widerstehen können. Es handelte in den vergangenen 10 Tagen im wesentlichen zwischen 363,- $ und 370,- $ Dollar je Unze.
Im Moment testet allerdings das Metall wieder das untere Ende dieser Handelsspanne. Dies ist eine Folge der Kursverluste bei den anderen wichtigen Edelmetallen und die Gefahr, dass dies auf das Palladium überschwappt, nimmt aktuell eher zu. In einem solchen Fall könnten dann zunächst die Unterstützungspunkte bei 360,- $ und dann bei 356,- $ je Unze getestet werden. Sollte das Palladium auch durch das letztgenannte Niveau fallen, hätte die Notierung sogar Luft bis hin zu den Mittvierzigern. Erst in diesem Bereich würden wir aktuell industriellen Käufern zuraten, Limite für Eindeckungen zu setzen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Rhodium fiel im Berichtszeitraum angesichts eines fast panikartigen Verkaufsdrucks auf Seiten von Händlern deutlich unter die Marke von 6.000,- $ je Unze. Hier kam es dann vor dem Hintergrund eines kombinierten Kaufinteresses von industriellen Abnehmern und Investoren zu einer Stabilisierung und zu einer raschen Rückkehr der Notierung auf 6.100,- $ je Unze. Auf diesem Niveau handelt das Metall auch heute. Wir erwarten, dass der Rhodiumpreis mittelfristig weiter gut unterstützt sein wird und deshalb sollte jeder Besuch unterhalb der Marke von 6.000,- $ je Unze von industriellen Verbrauchern dazu genutzt werden, um zumindest ein Teil des zukünftigen Bedarfs zum Beispiel ggf. mit Hilfe von Termingeschäften einzudecken. Das Ruthenium steht derzeit weiter unter Druck und handelt aktuell mit 400,- $ zu 460,- $ je Unze. Nicht viel los ist dagegen beim Iridium, dass noch immer bei rund 425,- $ je Unze notiert.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (14.06.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.