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Europa bereitete seit den 1970er Jahren einen weltweiten Goldstandard vor

01.09.2020  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 5 -
"Seit 2009 verfolgt die Banque de France ein ehrgeiziges Programm zur Qualitätsverbesserung ihrer Goldreserven. Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass alle Barren den LBMA-Standards entsprechen, damit diese auf einem internationalen Markt gehandelt werden können."

Europa ist gut auf einen Goldstandard vorbereitet. Die USA weniger, da der Großteil ihres Goldes nicht den vorherrschenden Branchenstandards entspricht. Demnach wurden die Überprüfungen der offiziellen US-Goldbestände mit einem "nicht adäquaten Maß an Integrität" durchgeführt. Außerdem haben die europäischen Zentralbanken nach der Weltwirtschaftskrise begonnen, die unvergleichlichen, stabilen Eigenschaften des Goldes zu kommunizieren und den Besitz von Gold zu bewerben.

Die französische Zentralbank bezeichnet Gold auf ihrer Webseite als "ultimative Wertanlage." Laut dem Vorsitzenden der deutschen Zentralbank, Jens Weidmann, sei Gold "die Basis für Stabilität im internationalen Währungssystem." Auf der Webseite der italienischen Zentralbank heißt es zudem:

"Gold ist eine exzellente Absicherung gegen Widrigkeiten... Ein weiterer guter Grund, eine große Menge Gold zu halten, ist als Schutz vor hoher Inflation, da Gold tendenziell seinen Wert über die Zeit hinweg beibehält. Des Weiteren kann Gold, anders als ausländische Währungen, nicht abgewertet werden...

Gold ist kein Asset, das von einer Regierung oder Zentralbank ausgegeben wird, und hängt somit nicht von der Solvenz des Emittenten ab."

Bei der niederländischen Zentralbank heißt es:

"Ein Barren Gold erhält immer seinen Wert...

Gold ist das perfekte Sparschwein - es ist ein Anker des Vertrauens für das Finanzsystem. Wenn das Finanzsystem kollabiert, können Goldbestände als eine Basis dienen, es wiederaufzubauen."


Denken Sie darüber nach. Das sind Zentralbanken, die ihre eigenen Währungen ausgeben und einzig damit beauftragt werden, die wirtschaftliche Stabilität zu wahren. Dennoch erklären sie offen, dass Gold gegenüber der Währung, die sie ausgeben, überlegen ist und raten den Leuten, Gold als Schutz vor "hoher Inflation", "Widrigkeit" und der Möglichkeit, "dass das System kollabiert" zu besitzen. Wenn Fiatwährungen sicherer wären als Gold, dann würden diese Zentralbanken nicht empfehlen, Gold als "perfektes Sparschwein" zu besitzen.

Doch sie raten den Leuten, Gold zu besitzen, da es - ironischerweise - "kein Asset ist, das von einer Regierung oder Zentralbank ausgegeben wird, und somit nicht von der Solvenz des Emittenten abhängt." Europäische Zentralbanken geben zu, dass ihr eigenes Papiergeldsystem scheitert. Sie können das nicht explizit sagen, da dies für eine sofortige Panik an den Finanzmärkten sorgen würde, doch wie viel offensichtlicher können sie es noch machen? Meiner Ansicht nach weisen diese Zentralbanken auf ein neues Geldsystem basierend auf Gold hin.


Schlussfolgerung

Wir haben etabliert, dass Europa seit den 1970er Jahren gegen die Dollarvorherrschaft angekämpft hat und Gold zurück im Zentrum eines neuen "fairen und standhaften Systems, das die Interessen von Entwicklungsländern einbezieht" wissen wollte. Außerdem haben sie international die offiziellen Goldreserven angepasst, ihr Gold strategisch allokiert, ihr Gold auf aktuelle Branchenstandards aktualisiert und bewerben es nun als "perfektes Sparschwein" und als "Schutz vor hoher Inflation."

Der Trend in Asien verläuft ebenfalls zunehmend gegen die Dollardominanz und für Gold.

Im Mai 2019 erörterte der malaysische Premierminister, Mahathir Mohamad, die Idee einer neuen internationalen Währung mit Kopplung an Gold. Reuters berichtete im April 2020, dass der "Präsident der Shanghai Gold Exchange (SGE) zu einer neuen souveränen Währungen aufrief, um die weltweite Dominanz des US-Dollar zu schwächen, die - wie er erwartete - langfristig abnehmen wird, wenn der Goldpreis steigt." Der Präsident der SGE erklärte außerdem: "Der weltweite Einfluss der Vereinigten Staaten wird gemindert werden, während der Status der Europäischen Union und Chinas in weltweiten Angelegenheiten wachsen wird."

Gemäß des oben besprochenen langfristigen Trends ist die Wirtschaftsstärke gleichmäßiger verteilt als 1971. Vor 50 Jahren machten die USA und Westeuropa (Euroraum) etwa 59% des weltweiten BIPs aus; aktuell sind es 40%. Das stimmt mit Pompidous Anmerkung überein, dass "die Existenz mehrerer Zentren wirtschaftlicher und politischer Macht Dinge verkompliziert, jedoch langfristig größere Vorteile hat."

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Erstaunlicherweise stimmt die Wirtschaftsstärke der größten Machtblocks - USA, China, Euroraum, Russland - grob mit ihren relativen, offiziellen Goldreserven überein, wie Sie im unteren Chart sehen können. Für Chinas offizielle Goldreserven habe ich eine spekulative Schätzung von 5.000 Tonnen verwendet.

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Die Wichtigkeit des obigen Charts kann durch eine amerikanischen Mitteilung aus dem Jahr 1974 bestätigt werden. Sidney Weintraub, stellvertretender Assistenzaußenminister für Internationale Finanzen und Entwicklung, schrieb an Paul Volcker bezüglich der Goldproblematik, dass "die Verteilung von weltweiten [Gold]reserven sehr ungerecht wäre, wobei acht, reiche Länder drei Viertel halten, während Entwicklungsländer weniger as 10% besäßen." Europa dachte über diese Problematik nach und half bei dessen Lösung, indem die Goldreserven international angeglichen wurden.

Die Essenz des Charts ist die Tatsache, dass der wirtschaftliche Output (BIP) real ist, ebenso wie Gold. Wenn Fiatwährungen abgewertet werden, um die weltweite Schuldenlast zu vermindern, dann werden Gold- und BIP-Verteilung nicht viel ändern, was für eine Veränderung hin zu einem fairen Goldstandard vorteilhaft ist.

Wahrscheinlich wurden Japan und UK von den USA unter Druck gesetzt, ihre Goldreserven nicht zu erhöhen. In "The Prospect for Gold: The View to the Year 2000 (1987)" schrieb Timothy Green: "Viele Jahre lang kaufte die Bank of Japan, die sich mit dem US-Finanzministerium gut stellen wollte, absichtlich kein Gold." Die offiziellen Goldreserven Japans waren seit 1978 essentiell unverändert, während es weiterhin großer Auslandsgläubiger der USA ist. Indien, Brasilien und Südkorea haben nach der Weltwirtschaftskrise Gold erworben. Warum Kanada überhaupt kein Gold besitzt, ist mir unbegreiflich, kann jedoch auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass es eine Menge unterirdischer Reserven besitzt.

Auch wenn es klar ist, dass Europa und andere Länder auf ein neues Währungssystem vorbereiten, das Gold beinhaltet, so ist unbekannt, wie dieses System aussehen wird. Es kann dem klassischen Goldstandard ähneln oder ein vollkommen neues Modell sein. Wir werden dies in einem zukünftigen Artikel erläutern. In jedem Fall denke ich, dass Gold in einem zukünftigen System eine wichtige Rolle spielen wird. Natürlich wird der nominale Goldpreis in einem derartigen Szenario deutlich höher ausfallen als aktuell.

Wie wir aktuell mitbekommen, ist ein Währungssystem ohne Anker zum Scheitern verurteilt und welcher Anker wäre wohl passender als Gold? Gold ist international der am ähnlich verbreitetste Finanzvermögenswert ohne Gegenparteirisiko und seine Stabilität besitzt eine 5.000 Jahre alte Erfolgsgeschichte.

Es gab keine fehlenden Anzeichen für einen monetären Reset aus Europa und "Entwicklungsländern." Lassen Sie mich diesen Artikel mit einem Beispiel aus dem Jahr 2014 beenden. Cheng Siwei, Vorsitzender des International Financial Forum (IFF) erklärte während einer Konferenz: "Die Welt sieht sich einer Revolution gegenüber. Es ist wichtig, einen neuen weltweiten Finanzrahmen zu konstruieren und neue Regulierungen zu formulieren."

Während derselben Konferenz meinte Jean-Claude Trichet, ehemaliger Vorsitzender der Europäischen Zentralbank und Mit-Vorsitzender der IFF: "Die Weltwirtschaft und das Weltfinanzsystem befinden sich an einem Wendepunkt... neue Regeln wurden nicht nur in Industrieländern, sondern auch mit allen Entwicklungsländern diskutiert, einschließlich dem wichtigsten Entwicklungsland China."

Diese Statements sind mit der internationalen Bewegung hin zu Gold kompatibel, die scharfsinnige Beobachter erkannt haben werden.

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© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer



Dieser Artikel wurde am 15. Juli 2020 auf www.voimagold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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