Edelmetalle Aktuell
29.06.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Das Gold endete am vergangenen Donnerstag knapp über der Marke von 650 $ je Unze. Nachdem der Euro sich am Freitag weiter befestigte, erreichte auch das gelbe Metall einen neuen zwischenzeitlichen Höchstkurs von 656,25 $ je Unze. In der neuen Woche driftete das Gold dann langsam tiefer, bevor es am Dienstag zu einer vorübergehenden Erholung des Dollars kam und dies zusammen mit einem kurzzeitigen Einbruch des Ölpreises eine massive Verkaufswelle auch beim Gold auslöste.
Diese wurde außerdem noch zusätzlich gestützt durch fallende Aktienkurse, sowie steigende Zinsen in den USA. Letztere machen das Halten von Pluspositionen im letztlich unverzinsten Gold eher unattraktiv.
Das Metall fiel in diesem Umfeld auf 639 $ je Unze und damit auf das niedrigste Niveau seit dem 6. März. Es hielt damit genau auf der Unterstützungslinie, die wir in unserem letzten Bericht genannt hatten. Angesichts der niedrigen Preise nahmen dann jedoch sowohl die physische Nachfrage, wie auch spekulative Käufe zu, beides führte in den letzten 36 Stunden zu einer Erholung des Goldpreises auf 648 $ Dollar je Unze.
Die privaten Investoren in Deutschland haben in dieser Woche ebenfalls ein verstärktes Interesse gezeigt, allerdings fiel dieses angesichts des starken Preisverfalls noch immer vergleichsweise verhalten aus. Auch dauern auf der anderen Seite die Abgaben aus dieser Richtung noch immer an. Das industrielle Kaufinteresse in Deutschland blieb im Unterschied zur Situation beim Silber allerdings gering. Dies könnte durchaus mit der Tatsache zusammenhängen, dass in einigen Zentren der Schmuckindustrie bereits die Sommerferien begonnen haben. Auch in Asien hat die Nachfrage bisher nur verhalten an Fahrt gewonnen. Lediglich unsere Kollegen in New York berichten über eine deutlich gestiegene Nachfrage seitens der Industrie.
Für die kommende Woche erwarten wir angesichts des Feiertags in den USA einen eher ruhigen Marktverlauf. Einige der dort im Edelmetallbereich tätigen Unternehmen haben sogar die ganze Woche über geschlossen. Die Handelsspanne beim Gold sollte deshalb zunächst in einem relativ engen Band zwischen 640 $ und 655 $ je Unze liegen.
Was den mittelfristigen Trend angeht, ist das gelbe Metall noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Auf den Charts hat es in dieser Woche seinen zwei Jahre alten Aufwärtstrend gebrochen und es ist fast ein Wunder, dass dies keine sehr viel größere Verkaufswelle ausgelöst hat. Nur wenn das Metall rasch wieder über die Marke von 685 $ je Unze klettern kann, dürfte die Preisentwicklung dieser Woche als sog. "Bärenfalle" in die Geschichtsbücher eingehen.
Dass sich der Wind ein Stück weit gedreht hat, zeigte sich auch daran, dass in dieser Woche nicht nur die Spekulanten verkauft haben, sondern auch längerfristig orientierte institutionelle Investoren. So fiel am Montag alleine bei dem populärsten, in den USA an der Börse notierten ETF die ausstehende Investmentgoldmenge um 11 auf 463 Tonnen.
Gold Fields, der viertgrößte Goldproduzent der Welt, teilte kurz vor dem letzten Wochenende mit, dass der Streik in einer seiner Minen in Venezuela nach zwei Wochen beendet worden sei. Allerdings war der Produktionsausfall durch den Ausstand vergleichsweise gering.
Unterdessen gibt es keine Neuigkeiten, was den Stand der Tarifverhandlungen in der Goldminenindustrie Südafrikas angeht. Arbeiter und Gewerkschaften drohen als Folge des gegenwärtigen Stillstands noch immer mit einem Streik, die nächsten Verhandlungen finden nun am kommenden Montag statt. Der gegenwärtig laufende Tarifvertrag endet diesen Samstag. Er war 2005 nach einem fünftägigen Streik abgeschlossen worden, damals hatten sich beide Seiten auf eine Anhebung der Löhne um sechs bis sieben Prozent im ersten Jahr und um die Inflationsrate plus ein Prozent für das zweite Jahr geeinigt. Diesmal allerdings fordern die drei beteiligten Gewerkschaften Lohnerhöhungen zwischen 15 und 20 Prozent, außerdem gibt es eine ganze Reihe von weiteren Forderungen.
Die Europäische Zentralbank berichtete am Dienstag, dass zwei ihrer Mitgliedsbanken in der Vorwoche rund zwei Tonnen Gold verkauft hätten, wie üblich im Einklang mit dem zweiten Goldabkommen der Europäischen Notenbanken.
Von allen Edelmetallen erlitt das Silber in dieser Woche die schwersten Verluste. Während es am vergangenen Freitag noch über 13,- $ handelte, lag es dann am Mittwoch fast einen Dollar (bzw. über 8%) tiefer bei nur noch 12,11 $ je Unze. Dies war der tiefste Stand der letzten sechs Monate.
Händler machten vor allem Stopp-Loss-Verkäufe im Zusammenhang mit Optionspositionen für die Verluste verantwortlich. So waren in der vergangenen Woche von institutionellen Adressen in den USA offensichtlich größere Mengen an Verkaufsoptionen mit einem Ausübungspreis bei 12,75 $ je Unze erstanden worden, bei denen die Stillhalter nun auf dem Weg nach unten Verkäufe zur Absicherung ihrer Positionen vornehmen mussten. Aber nicht nur die Optionsverkäufer gaben in großem Umfang Metall ab, auch andere Investoren und Spekulanten schlossen zumindest einen Teil ihrer Pluspositionen, als die wichtige charttechnische Unterstützungslinie bei 12,85 $ je Unze durchbrochen wurde.
Seit das Metall gestern seinen Tiefstkurs erreichte, ist aber ein deutlicher Anstieg der physischen Nachfrage zu beobachten und mit aktuell 12,41 $ je Unze konnte das Metall bereits einen ordentlichen Teil der vorherigen Verluste wieder gutmachen.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass das Silber anfänglich zwischen dem Tiefstkurs dieser Woche und 12,85 $ je Unze verbleiben wird. Jeder (von uns in nächster Zeit allerdings erst einmal nicht erwartete) Einbruch unter die erstgenannte Marke sollte von Endverbrauchern zur Absicherung eines Teils des zukünftigen Bedarfs genutzt werden.
Schon gestern hatte die Nachfrage aus dieser Richtung, wie erwähnt, erstmals zugelegt, dies bestätigt unserer Ansicht nach, dass Preise unter 12,25 $ je Unze von der Industrie als (relativ) attraktives Einstiegsniveau betrachtet werden. Immerhin hat das weiße Metall für die meiste Zeit in den letzten neun Monaten deutlich über 13,- $ je Unze notiert.
Am vergangenen fast Freitag setzte das Platin seinen Aufwärtstrend zunächst fort und stieg kurzzeitig über 1.300 $ je Unze an. Dies war das höchste Niveau der letzten beiden Wochen.
Bei seinem Anstieg wurde das Metall von einem zunächst allgemein freundlichen Trend für Edelmetalle unterstützt, der seine Ursache in dem sich abschwächenden Dollar hatte, der z.B. gegenüber dem Euro von 1,3375 auf 1,3470 zurückfiel. Das weiße Metall wurde aber auch von fundamentalen Nachrichten gestützt. In Südafrika hatten die Gewerkschaften einen weiteren Schritt in Richtung Streik unternommen, als sie gegenüber dem viertgrößten Platinmetallproduzenten Northam einen sog. "Dispute" erklärten, die letzte Stufe vor einem tatsächlichen Streik. Die Beziehungen zwischen den Produzenten und den Gewerkschaften verschlechterten sich dann in dieser Woche weiter, als letztere eine weitere und „finale“ Offerte von Impala Platinum zur Anhebung der Löhne um bis zu neun Prozent zurückwiesen. Beobachter sind sich allerdings zunehmend uneinig hinsichtlich der Frage, ob ein Streik in den Platinminen nicht doch noch vermieden werden kann. Etliche von ihnen verweisen inzwischen darauf, dass die beiden Seiten trotz des Säbelrasselns nicht mehr allzu weit voneinander entfernt seien. Auf der anderen Seite ist aber unklar, ob die Gewerkschaften bereit wären, ihre Forderungen noch einmal in Richtung der für beide Seiten psychologisch wichtigen 10-Prozent-Marke zu reduzieren.
Einige Spekulanten scheinen sich inzwischen eine Einigung ohne Streik vorstellen zu können. Sie begannen am Montag einen Teil ihrer Pluspositionen zu schließen und sorgten dafür, dass der Preis auf 1.280 $ je Unze zurückfiel. Als die oben erwähnten Nachrichten über den Stand der Verhandlungen bei Impala bekannt wurden, legte der Preis zunächst noch einmal 10,- $ zu. Als dann schließlich am Dienstag aber beim Gold die Schleusen geöffnet wurden, konnte auch das Platin dem allgemeinen Trend nicht mehr entkommen, völlig unabhängig von der Situation in Südafrika. Es fiel mehr als zwei Prozent und erreichte schließlich gestern einen Tiefstkurs von 1.259,50 $ je Unze. Erst in den letzten Stunden wurde es dann von Schnäppchenjägern wieder zurück in die Mittsiebziger befördert.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass sich das Metall anfänglich eher seitwärts bewegen wird. Die Marke von 1.260 $ je Unze muss aber auf jeden Fall halten, um das insgesamt noch immer halbwegs positive Umfeld abzusichern. Sollte dieses Niveau nach unten durchstoßen werden - und das vielleicht vor dem Hintergrund einer friedlichen Einigung im Tarifstreit in Südafrika, den wir selbst in der Zwischenzeit erwarten - wäre ein rascher Test des Tiefstkurses vom Mai bei 1.250 $ wohl kaum
vermeidbar.
Sollte dieses Niveau dann am Ende auch nicht halten, wäre der Markt reif für einen deutlicheren Rückgang um weitere 20 bis 30 Dollars. Angesichts der insgesamt schwer vorhersagbaren Entwicklung, würden wir industriellen Endnutzern empfehlen, erste Sicherungskäufe vielleicht zwischen 1.250 $ und 1,260 $ vorzunehmen, den größten Teil des Pulvers aber trocken zu halten für einen dann nicht mehr ganz auszuschließenden, größeren Preisrückgang in Richtung der Marke von 1.200 $ je Unze.
Spätestens auf diesem Niveau würden wir aber industriellen Endverbrauchern empfehlen, auch über längerfristige Absicherungsgeschäfte nachzudenken. Immerhin hat sich auf der fundamentalen Seite beim Platin in letzter Zeit nur wenig geändert: Dieselfahrzeuge bleiben in Europa zunächst weiter populär, außerdem gibt es für sie ein zunehmendes Potenzial in Nordamerika. Dazu würden wir nicht ausschließen, dass sich die Schmucknachfrage nun, nach einigen Jahren des Rückgangs, auf dem aktuellen Niveau stabilisiert. Und nicht zuletzt sollte der Absatz für andere industrielle Anwendungen zumindest stabil bleiben, denn einer etwas geringeren Nachfrage aus der Glasindustrie, dürfte ein Anstieg aus dem Bereich der Öl- und der chemischen Industrie gegenüberstehen.
Während das Platin in dieser Woche durch gleich zwei charttechnische Unterstützungslinien fiel, konnte das Palladium den Beweis antreten, dass es auch in einer wesentlich schlechteren fundamentalen Ausgangssituation vergleichsweise gut abschneiden kann. Eine Produktion nahe langjähriger Rekordniveaus, geringere (Netto-)Nachfrage seitens der Auto- und der Schmuckindustrie und ausgesprochen hohe Vorräte haben das Metall in dieser Woche jedenfalls nicht daran gehindert, als einziges der vier Hauptedelmetalle in seinem in jüngster Zeit ausgebildeten und noch immer nach oben gerichteten Preisband zu bleiben. Einer der Hauptgründe für diesen Umstand ist, dass vor allem Investoren (und Spekulanten) dem Metall die Treue halten, im Moment sogar noch mehr als dem üblicherweise bevorzugten, deutlich spekulativeren Silber.
Nichtsdestotrotz fiel das Palladium in dieser Woche aber ebenfalls. Am vergangenen Freitag notierte es noch bei 373 $ je Unze und der Abwärtstrend wurde gestern Nachmittag erst bei 359,50 $ genau auf einer charttechnischen Unterstützungslinie gestoppt. Von diesem Niveau aus erholte sich das Metall dann, aktuell handelt es schon wieder in den Mittsechzigern. Solange es nun über der Marke von 360 $ je Unze notiert, sieht die Lage alles andere als schlecht aus und das Metall kann sich in Richtung des nächsten Widerstands auf der oberen Seite bei 371 $ je Unze orientieren. Sollte es statt dessen unerwartet die 360er-Marke durchbrechen, könnte es leicht noch einmal 10 Dollars fallen, bevor es wieder Unterstützung findet.
Rhodium kam in den letzten Tagen zunächst unter Druck, nachdem Händler begonnen hatten, einen Teil ihrer Pluspositionen aufzulösen. Seitdem konnte sich das Metall aber bereits wieder fangen. Auch wenn es keine Panikkäufe sind, die das Metall nach oben treiben, stieg es in den letzten 48 Stunden doch schon wieder über 6.200 $ je Unze an.
Ruthenium wechselt im Moment für 300-400 $ je Unze den Besitzer und damit noch einmal niedriger als in der Vorwoche. Iridium liegt dagegen unverändert bei 400-450 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (29.06.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Das Gold endete am vergangenen Donnerstag knapp über der Marke von 650 $ je Unze. Nachdem der Euro sich am Freitag weiter befestigte, erreichte auch das gelbe Metall einen neuen zwischenzeitlichen Höchstkurs von 656,25 $ je Unze. In der neuen Woche driftete das Gold dann langsam tiefer, bevor es am Dienstag zu einer vorübergehenden Erholung des Dollars kam und dies zusammen mit einem kurzzeitigen Einbruch des Ölpreises eine massive Verkaufswelle auch beim Gold auslöste.
Diese wurde außerdem noch zusätzlich gestützt durch fallende Aktienkurse, sowie steigende Zinsen in den USA. Letztere machen das Halten von Pluspositionen im letztlich unverzinsten Gold eher unattraktiv.
Das Metall fiel in diesem Umfeld auf 639 $ je Unze und damit auf das niedrigste Niveau seit dem 6. März. Es hielt damit genau auf der Unterstützungslinie, die wir in unserem letzten Bericht genannt hatten. Angesichts der niedrigen Preise nahmen dann jedoch sowohl die physische Nachfrage, wie auch spekulative Käufe zu, beides führte in den letzten 36 Stunden zu einer Erholung des Goldpreises auf 648 $ Dollar je Unze.
Die privaten Investoren in Deutschland haben in dieser Woche ebenfalls ein verstärktes Interesse gezeigt, allerdings fiel dieses angesichts des starken Preisverfalls noch immer vergleichsweise verhalten aus. Auch dauern auf der anderen Seite die Abgaben aus dieser Richtung noch immer an. Das industrielle Kaufinteresse in Deutschland blieb im Unterschied zur Situation beim Silber allerdings gering. Dies könnte durchaus mit der Tatsache zusammenhängen, dass in einigen Zentren der Schmuckindustrie bereits die Sommerferien begonnen haben. Auch in Asien hat die Nachfrage bisher nur verhalten an Fahrt gewonnen. Lediglich unsere Kollegen in New York berichten über eine deutlich gestiegene Nachfrage seitens der Industrie.
Für die kommende Woche erwarten wir angesichts des Feiertags in den USA einen eher ruhigen Marktverlauf. Einige der dort im Edelmetallbereich tätigen Unternehmen haben sogar die ganze Woche über geschlossen. Die Handelsspanne beim Gold sollte deshalb zunächst in einem relativ engen Band zwischen 640 $ und 655 $ je Unze liegen.
Was den mittelfristigen Trend angeht, ist das gelbe Metall noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Auf den Charts hat es in dieser Woche seinen zwei Jahre alten Aufwärtstrend gebrochen und es ist fast ein Wunder, dass dies keine sehr viel größere Verkaufswelle ausgelöst hat. Nur wenn das Metall rasch wieder über die Marke von 685 $ je Unze klettern kann, dürfte die Preisentwicklung dieser Woche als sog. "Bärenfalle" in die Geschichtsbücher eingehen.
Dass sich der Wind ein Stück weit gedreht hat, zeigte sich auch daran, dass in dieser Woche nicht nur die Spekulanten verkauft haben, sondern auch längerfristig orientierte institutionelle Investoren. So fiel am Montag alleine bei dem populärsten, in den USA an der Börse notierten ETF die ausstehende Investmentgoldmenge um 11 auf 463 Tonnen.
Gold Fields, der viertgrößte Goldproduzent der Welt, teilte kurz vor dem letzten Wochenende mit, dass der Streik in einer seiner Minen in Venezuela nach zwei Wochen beendet worden sei. Allerdings war der Produktionsausfall durch den Ausstand vergleichsweise gering.
Unterdessen gibt es keine Neuigkeiten, was den Stand der Tarifverhandlungen in der Goldminenindustrie Südafrikas angeht. Arbeiter und Gewerkschaften drohen als Folge des gegenwärtigen Stillstands noch immer mit einem Streik, die nächsten Verhandlungen finden nun am kommenden Montag statt. Der gegenwärtig laufende Tarifvertrag endet diesen Samstag. Er war 2005 nach einem fünftägigen Streik abgeschlossen worden, damals hatten sich beide Seiten auf eine Anhebung der Löhne um sechs bis sieben Prozent im ersten Jahr und um die Inflationsrate plus ein Prozent für das zweite Jahr geeinigt. Diesmal allerdings fordern die drei beteiligten Gewerkschaften Lohnerhöhungen zwischen 15 und 20 Prozent, außerdem gibt es eine ganze Reihe von weiteren Forderungen.
Die Europäische Zentralbank berichtete am Dienstag, dass zwei ihrer Mitgliedsbanken in der Vorwoche rund zwei Tonnen Gold verkauft hätten, wie üblich im Einklang mit dem zweiten Goldabkommen der Europäischen Notenbanken.
- Silber
Von allen Edelmetallen erlitt das Silber in dieser Woche die schwersten Verluste. Während es am vergangenen Freitag noch über 13,- $ handelte, lag es dann am Mittwoch fast einen Dollar (bzw. über 8%) tiefer bei nur noch 12,11 $ je Unze. Dies war der tiefste Stand der letzten sechs Monate.
Händler machten vor allem Stopp-Loss-Verkäufe im Zusammenhang mit Optionspositionen für die Verluste verantwortlich. So waren in der vergangenen Woche von institutionellen Adressen in den USA offensichtlich größere Mengen an Verkaufsoptionen mit einem Ausübungspreis bei 12,75 $ je Unze erstanden worden, bei denen die Stillhalter nun auf dem Weg nach unten Verkäufe zur Absicherung ihrer Positionen vornehmen mussten. Aber nicht nur die Optionsverkäufer gaben in großem Umfang Metall ab, auch andere Investoren und Spekulanten schlossen zumindest einen Teil ihrer Pluspositionen, als die wichtige charttechnische Unterstützungslinie bei 12,85 $ je Unze durchbrochen wurde.
Seit das Metall gestern seinen Tiefstkurs erreichte, ist aber ein deutlicher Anstieg der physischen Nachfrage zu beobachten und mit aktuell 12,41 $ je Unze konnte das Metall bereits einen ordentlichen Teil der vorherigen Verluste wieder gutmachen.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass das Silber anfänglich zwischen dem Tiefstkurs dieser Woche und 12,85 $ je Unze verbleiben wird. Jeder (von uns in nächster Zeit allerdings erst einmal nicht erwartete) Einbruch unter die erstgenannte Marke sollte von Endverbrauchern zur Absicherung eines Teils des zukünftigen Bedarfs genutzt werden.
Schon gestern hatte die Nachfrage aus dieser Richtung, wie erwähnt, erstmals zugelegt, dies bestätigt unserer Ansicht nach, dass Preise unter 12,25 $ je Unze von der Industrie als (relativ) attraktives Einstiegsniveau betrachtet werden. Immerhin hat das weiße Metall für die meiste Zeit in den letzten neun Monaten deutlich über 13,- $ je Unze notiert.
- Platin
Am vergangenen fast Freitag setzte das Platin seinen Aufwärtstrend zunächst fort und stieg kurzzeitig über 1.300 $ je Unze an. Dies war das höchste Niveau der letzten beiden Wochen.
Bei seinem Anstieg wurde das Metall von einem zunächst allgemein freundlichen Trend für Edelmetalle unterstützt, der seine Ursache in dem sich abschwächenden Dollar hatte, der z.B. gegenüber dem Euro von 1,3375 auf 1,3470 zurückfiel. Das weiße Metall wurde aber auch von fundamentalen Nachrichten gestützt. In Südafrika hatten die Gewerkschaften einen weiteren Schritt in Richtung Streik unternommen, als sie gegenüber dem viertgrößten Platinmetallproduzenten Northam einen sog. "Dispute" erklärten, die letzte Stufe vor einem tatsächlichen Streik. Die Beziehungen zwischen den Produzenten und den Gewerkschaften verschlechterten sich dann in dieser Woche weiter, als letztere eine weitere und „finale“ Offerte von Impala Platinum zur Anhebung der Löhne um bis zu neun Prozent zurückwiesen. Beobachter sind sich allerdings zunehmend uneinig hinsichtlich der Frage, ob ein Streik in den Platinminen nicht doch noch vermieden werden kann. Etliche von ihnen verweisen inzwischen darauf, dass die beiden Seiten trotz des Säbelrasselns nicht mehr allzu weit voneinander entfernt seien. Auf der anderen Seite ist aber unklar, ob die Gewerkschaften bereit wären, ihre Forderungen noch einmal in Richtung der für beide Seiten psychologisch wichtigen 10-Prozent-Marke zu reduzieren.
Einige Spekulanten scheinen sich inzwischen eine Einigung ohne Streik vorstellen zu können. Sie begannen am Montag einen Teil ihrer Pluspositionen zu schließen und sorgten dafür, dass der Preis auf 1.280 $ je Unze zurückfiel. Als die oben erwähnten Nachrichten über den Stand der Verhandlungen bei Impala bekannt wurden, legte der Preis zunächst noch einmal 10,- $ zu. Als dann schließlich am Dienstag aber beim Gold die Schleusen geöffnet wurden, konnte auch das Platin dem allgemeinen Trend nicht mehr entkommen, völlig unabhängig von der Situation in Südafrika. Es fiel mehr als zwei Prozent und erreichte schließlich gestern einen Tiefstkurs von 1.259,50 $ je Unze. Erst in den letzten Stunden wurde es dann von Schnäppchenjägern wieder zurück in die Mittsiebziger befördert.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass sich das Metall anfänglich eher seitwärts bewegen wird. Die Marke von 1.260 $ je Unze muss aber auf jeden Fall halten, um das insgesamt noch immer halbwegs positive Umfeld abzusichern. Sollte dieses Niveau nach unten durchstoßen werden - und das vielleicht vor dem Hintergrund einer friedlichen Einigung im Tarifstreit in Südafrika, den wir selbst in der Zwischenzeit erwarten - wäre ein rascher Test des Tiefstkurses vom Mai bei 1.250 $ wohl kaum
vermeidbar.
Sollte dieses Niveau dann am Ende auch nicht halten, wäre der Markt reif für einen deutlicheren Rückgang um weitere 20 bis 30 Dollars. Angesichts der insgesamt schwer vorhersagbaren Entwicklung, würden wir industriellen Endnutzern empfehlen, erste Sicherungskäufe vielleicht zwischen 1.250 $ und 1,260 $ vorzunehmen, den größten Teil des Pulvers aber trocken zu halten für einen dann nicht mehr ganz auszuschließenden, größeren Preisrückgang in Richtung der Marke von 1.200 $ je Unze.
Spätestens auf diesem Niveau würden wir aber industriellen Endverbrauchern empfehlen, auch über längerfristige Absicherungsgeschäfte nachzudenken. Immerhin hat sich auf der fundamentalen Seite beim Platin in letzter Zeit nur wenig geändert: Dieselfahrzeuge bleiben in Europa zunächst weiter populär, außerdem gibt es für sie ein zunehmendes Potenzial in Nordamerika. Dazu würden wir nicht ausschließen, dass sich die Schmucknachfrage nun, nach einigen Jahren des Rückgangs, auf dem aktuellen Niveau stabilisiert. Und nicht zuletzt sollte der Absatz für andere industrielle Anwendungen zumindest stabil bleiben, denn einer etwas geringeren Nachfrage aus der Glasindustrie, dürfte ein Anstieg aus dem Bereich der Öl- und der chemischen Industrie gegenüberstehen.
- Palladium
Während das Platin in dieser Woche durch gleich zwei charttechnische Unterstützungslinien fiel, konnte das Palladium den Beweis antreten, dass es auch in einer wesentlich schlechteren fundamentalen Ausgangssituation vergleichsweise gut abschneiden kann. Eine Produktion nahe langjähriger Rekordniveaus, geringere (Netto-)Nachfrage seitens der Auto- und der Schmuckindustrie und ausgesprochen hohe Vorräte haben das Metall in dieser Woche jedenfalls nicht daran gehindert, als einziges der vier Hauptedelmetalle in seinem in jüngster Zeit ausgebildeten und noch immer nach oben gerichteten Preisband zu bleiben. Einer der Hauptgründe für diesen Umstand ist, dass vor allem Investoren (und Spekulanten) dem Metall die Treue halten, im Moment sogar noch mehr als dem üblicherweise bevorzugten, deutlich spekulativeren Silber.
Nichtsdestotrotz fiel das Palladium in dieser Woche aber ebenfalls. Am vergangenen Freitag notierte es noch bei 373 $ je Unze und der Abwärtstrend wurde gestern Nachmittag erst bei 359,50 $ genau auf einer charttechnischen Unterstützungslinie gestoppt. Von diesem Niveau aus erholte sich das Metall dann, aktuell handelt es schon wieder in den Mittsechzigern. Solange es nun über der Marke von 360 $ je Unze notiert, sieht die Lage alles andere als schlecht aus und das Metall kann sich in Richtung des nächsten Widerstands auf der oberen Seite bei 371 $ je Unze orientieren. Sollte es statt dessen unerwartet die 360er-Marke durchbrechen, könnte es leicht noch einmal 10 Dollars fallen, bevor es wieder Unterstützung findet.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Rhodium kam in den letzten Tagen zunächst unter Druck, nachdem Händler begonnen hatten, einen Teil ihrer Pluspositionen aufzulösen. Seitdem konnte sich das Metall aber bereits wieder fangen. Auch wenn es keine Panikkäufe sind, die das Metall nach oben treiben, stieg es in den letzten 48 Stunden doch schon wieder über 6.200 $ je Unze an.
Ruthenium wechselt im Moment für 300-400 $ je Unze den Besitzer und damit noch einmal niedriger als in der Vorwoche. Iridium liegt dagegen unverändert bei 400-450 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (29.06.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.