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Börse: Im preiswerten Einkauf liegt der Gewinn

13.09.2020  |  Manfred Gburek
Die meisten Aktien - Gold und Silber erst recht - haben sich vom Corona-Crash erholt. Und nun? Beginnen wir mit der einfachsten Antwort: Die beiden Edelmetalle sind für einen erneuten Anstieg nach der jetzigen Konsolidierung geradezu prädestiniert, weil sie ihrer ganzen Funktion als Wertspeicher - Gold mehr als Silber - längst noch nicht in vollem Umfang gerecht geworden sind. Dagegen gilt es bei Aktien zu differenzieren. Dafür bieten sich verschiedene Alternativen an, die auch von vermeintlichen Börsenlaien in die Praxis umgesetzt werden können. Hier ist eine Auswahl:

Spekulativ orientierte Anleger setzen vor allem auf Gold- und Silberaktien, ergänzt um vielversprechende Aktien aus anderen Branchen, zum Beispiel Technologie und Umweltschutz. Dazu empfiehlt sich dieses Vorgehen: Die Kurse laufend verfolgen und im Idealfall dann kaufen, wenn eine Aktie nach längerer Seitwärtsbewegung zu steigen beginnt. In dieses Schema passen zum Beispiel Aktien wie Airbus, MTU und Umicore

Wer es konservativ mag, hat mehrere Möglichkeiten. Streuen gehört an vorderster Stelle dazu. Aber welche Aktien kommen dafür infrage, und wie viele? Faustregel: Fundamentale Daten heranziehen, wie etwa Marktbeherrschung, Auftragsentwicklung und Eigenkapitalquote. Um der Streuung gerecht zu werden, dürften 10 bis 20 Aktien ausreichen. Darunter erhöht sich das Risiko, darüber droht der Zeitaufwand einschließlich Verzettelung zu groß zu werden.

Der Aufwand für Recherchen ist nicht zu unterschätzen. Aber wo setzt man an? Der in den 80er Jahren sehr erfolgreiche Anlagestratege Peter Lynch hält dazu den Tipp parat: Schauen Sie sich in Ihrer Umgebung um, und Sie werden schon beim Rundgang durch die Straßen oder an der Kasse eines Supermarktes genug Anregungen finden. Zwei aktuelle Beispiele: Die Aktie Tomra Systems begegnet Ihnen, wenn Sie Ihre leeren Wasserflaschen im Supermarkt recyceln. Und wenn Sie Ihren nächsten Urlaub in Dänemark verbringen, dürften Sie kaum an den Windrädern vorbeikommen, die Ihnen dort vom Betreiber Oersted massenweise begegnen.

Der bis vor Kurzem gigantische Kursaufschwung der Tesla-Aktie - Verzehnfachung in nur einem Jahr - verführt viele Anleger, nach einer zweiten Aktie mit ähnlichem Kurspotenzial zu suchen. Vergessen Sie das, denn der Blick nach vorn vollzieht sich nach ganz anderen Kriterien als der Blick rückwärts. Allein schon von daher gesehen erscheint es beispielsweise wenig sinnvoll, Teslas chinesischem Konkurrent BYD einen ähnliches Kursaufschwung zuzutrauen. Im Übrigen genügt ein kurzer Blick auf die BYD-Produktpalette, um zu erkennen, dass die Kurstreiber sich erheblich von denen des amerikanischen Konkurrenten unterscheiden.

Anleger sind gut beraten, Trüffelschwein zu spielen, also nach potenziellen Verdopplern bis Verzehnfachern (Tenbagger) zu forschen. Dazu reicht dann nicht mehr der erwähnte Rundgang durch die Straßen oder der Blick auf die Kasse im Supermarkt. Aber was dann?

Ein Beispiel: Die Aktie des Finanzdienstleisters Hypoport hat sich allein in den vergangenen fünf Jahren mehr als verzwanzigfacht. Ausschlaggebend war ein auf Krediten, Immobilien, Versicherungen und sonstigen Finanzdienstleistungen basierendes Plattform-Geschäftsmodell. Nun tritt die seit dem Börsengang vom Dezember 2018 aktive digitale Versicherungs-Plattform mit Namen Deutsche Familienversicherung an, um ihr eigenes Geschäftsmodell auf Versicherungen zu konzentrieren. Auch in diesem Fall lassen sich beide Unternehmen, ähnlich wie bei Tesla und BYD, nur bedingt miteinander vergleichen.

Was bei einem Teil der bisher hier erwähnten Aktien auffällt: Umicore und Tomra Systems, Oersted, Tesla und BYD haben sich jeweils auf andere Art dem Umweltschutz verschrieben, einem Megatrend, auch wenn die Entwicklung nur schwankend vorwärts geht. Insofern ist beachtenswert, dass Wirtschaftsminister Peter Altmaier mit dem Thema in der vergangenen Woche für Schlagzeilen gesorgt hat, obwohl es sich in Anbetracht der schrecklichen politischen Ereignisse nicht unbedingt zwingend dafür anbot.

Auch wer mit den Aktien von Gold- und Silberminen liebäugelt, ist gut beraten, sich ein Bild von deren Umweltschutz-Aktivitäten zu machen. Die Informationen dazu sind in den vergangenen Jahren immer zahlreicher geworden. Nachdem Konzerne wie Newmont und Barrick noch vor fünf bis zehn Jahren am Pranger standen, nimmt man ihnen jetzt wenigstens ab, dass sie sich darum bemühen, schädliche Rückstände aus ihren Minen ordentlich zu beseitigen.

Nachdem sich die Aktienkurse weltweit vom März-Crash erholt haben, ist nun das richtige Timing gefragt - nach dem Motto: Im preiswerten Einkauf liegt der Gewinn. Und um das Motto abzurunden: Auch in einem möglichst hohen Verkaufskurs liegt der Gewinn. Dementsprechend verhalten sich ebenfalls erfolgreiche Fondsmanager, nur dass sie ganz nebenbei mit mehrfachen Restriktionen zu kämpfen haben, zum Beispiel mit maximalen Anteilen an einzelnen Aktien oder mit Vorgaben zur Liquidität.

Was jetzt an den Börsen noch fehlt, ist eine klassische Übertreibung, wie wir sie zuletzt vor über zwei Jahrzehnten an der Nasdaq und am Neuen Markt erlebt haben. Die jüngsten Kurskorrekturen bei den amerikanischen Technologieaktien (Amazon, Apple, Alphabet, Facebook, Tesla u.a.) sind noch kein Signal in diese Richtung, denn es handelt sich hier um etablierte Konzerne statt - wie seinerzeit - um Luftnummern. Viel spricht dafür, dass sich die Gewinnmitnahmen in diesem Bereich zunächst fortsetzen werden, bevor die Kurse wieder nach oben drehen. Einiges wird dann davon abhängen, ob Donald Trump oder Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl am 3. November das Rennen macht.

Da Börsen, zumal die amerikanischen, keinen Stillstand mögen, stellt sich die Frage, welche Aktien die Spekulanten bis dahin favorisieren dürften. Viel spricht für Minenaktien, deren Kurse in letzter Zeit relative Stärke gezeigt haben. Um sie herauszufiltern, bedarf es nur eines einfachen Vergleichs: aktueller Kurs, verglichen mit dem vorübergehenden Höchstkurs vom August. Aktien mit dem geringsten Minus oder sogar mit einem Plus dürften dann einen Einsatz wert sein.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei www.gburek.eu: Umgang mit Aktien


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