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Sind Aktien Sachwerte?

17.10.2020  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
Die Finanzwissenschaft ist sich einig darüber, dass die derzeitige hemmungslose Geldvermehrung, Kreditvermehrung und Schuldenexplosion den Wert des Geldes mittel- oder langfristig vernichten muss. Eigentlich müsste längst eine Inflation von 5 bis 10% eingetreten sein. Sie ist aber bisher mit einer weltweiten Gegenpolitik (Inflationsstau) verhindert worden durch Nullzins der Zentralbanken, hemmungslose Finanzierung von Pleitestaaten und Pleiteunternehmen durch eben diese Zentralbanken und durch "Rettungspakete" in Billionenhöhe, sogar durch - nach dem Verständnis der Hochfinanz - "ewige Darlehen" (Soros), die nie mehr zurückgezahlt werden sollen.

Irgendwann aber überspülen wie bei einem gestauten Fluss kontinuierlich zufließende Wassermassen auch jedes Stauwehr. Gleiches gilt für die Geldflutung und den bisher funktionierenden Inflationsstau.

Wir wissen nur, dass der Inflationsstau irgendwann nicht mehr hält. Wir wissen nicht, wann dies der Fall sein wird. Spätestens, wenn die Menschen die Entwertung durch Vermehrung des Geldes erkennen, werden sie reagieren, das Geld gegen Sachwerte einzutauschen versuchen, dadurch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wieder erhöhen und den Inflationsprozess immer mehr beschleunigen (bis zur galoppierenden Inflation).

Die Immobilienblase und die Börsenhöchststände sowie der steigende Goldpreis sind bereits Anzeichen, dass kluge Anleger aus dem Geld in Sachwerte flüchten.

Gold bringt Sicherheit, aber keine Zinsen. Die steigende Entwertung des Geldes wird also den Goldpreis weiter steigen lassen - allerdings nur als "Fluchtwährung", nicht als Renditeanlage.

Immobilien dagegen sind rentierlich (Mieten, Pachten). Die zur Zeit übersteigerte Preisblase der Immobilien mindert jedoch diese Rentabilität. Bei inzwischen zwanzigfacher Jahresmiete deutet die Anlage in Immobilien mehr auf Fluchtbewegung als auf Renditeanlage hin. Außerdem muss der Immobilienanleger von Wohnimmobilien damit rechnen, dass unsere sozialistische Politik nicht nur Mietpreisbremsen, sondern auch Lastenausgleich einführt, sobald ein Crash die Geldblase platzen lässt und die monetären Vermögen schmelzen.

Zwar sind bei früheren Währungsreformen die Immobilien nur zu 50% durch Lastenausgleich entwertet worden, während das Geld zu 90% entwertet wurde - es ist also immer noch rentabler in Immobilien als in Geld zu bleiben; dennoch wird auch der Immobilienanleger aus angeblicher "Gerechtigkeit" nicht ungeschoren aus der kommenden Schuldenkorrektur herauskommen.

Die Fonds empfehlen deshalb Aktien als beste Geldanlage. Sie verweisen darauf, dass in Inflationszeiten die Börsen mitsteigen und hinter den Aktien der Sachwert eines Unternehmens stünde.

Beides ist vordergründig richtig, hintergründig aber zu kurz gedacht:
  • Das Steigen der Börsen hängt weniger mit einer Wertsteigerung der Aktien selbst als damit zusammen, dass eine Liquiditäts-Geldschwemme Realanlagen in der Börse sucht und damit allein schon die Kurse der Unternehmensaktien treibt. Es ist also nicht die Wertigkeit der Unternehmen, welche für das Kursfeuerwerk an unseren Börsen verantwortlich ist, sondern die Überliquidität der Geldschöpfung durch die Zentralbanken. Das überschüssige Geld sucht im Finanzkreislauf zuerst Finanzanlagen und treibt somit parallel die Börsenkurse.

  • Dass steigende Börsenkurse nicht Wertsteigerungen der mit den Aktien bezeichneten Unternehmen darstellen müssen, hängt auch damit zusammen, dass in den meisten Fällen Spekulationen die Kurse bestimmen.

    Beispiel Wirecard: Das Kursfeuerwerk mit der wertlosen Wirecard war Spekulation, ist geplatzt und hat die Anleger als Verlierer stehen lassen.

    Beispiel Tesla: Auch Tesla dürfte eine riesige Spekulationsblase sein, hat bisher nur Kurssteigerungen gewonnen, weil es sich gigantisch immer mehr verschuldet hat. Dahinter steht keine nachhaltige wirtschaftliche Stärke, sondern spekulative Geldanlagen und staatliche Subventionen (in Deutschland). Gewinne sind für die Anleger nicht zu erwarten. Sobald die Blase erkannt wird, fällt der Kurs ineinander - vielleicht sogar die ganze Scheinfirma.

    Beispiel Start-ups: 90% aller Start-ups scheitern. Dennoch tragen zurzeit wenige Wirtschaftsbereiche so viel Hoffnung wie Start-ups, werden so viele leichtsinnige Kredite in diese Hoffnung investiert und wird noch mehr Geld in den Start-ups verbrannt werden als in bestehenden Unternehmen. Die Ernüchterung wird in der schon begonnenen Krise kurzfristig sein.

  • Für die Börsenkurse geht es auch mehr um Aussagen der Zentralbankchefs als um die Wertigkeit von Unternehmen. Positive Andeutungen von Zentralbankchefs lassen die Börsen generell steigen, negative sinken. Bei positiven Unternehmensnachrichten dagegen werden allenfalls die Kurse dieses Unternehmens berührt. Die Spekulation setzt weniger auf den Wert von einzelnen Unternehmen als auf die Veränderung der Weltfinanzdaten.

  • An den Beispielen der Digitalunternehmen und solcher Unternehmen, die an einem Corona-Impfstoff forschen, zeigt sich, wie hemmungslos die internationale Spekulation nach Kurschancen von Unternehmen giert. Nicht die Unternehmenswerte sind es, welche das Großkapital anziehen, sondern der Spekulationstrend. Die meisten Digitalunternehmen habe kaum oder kein Realkapital, sondern nur Hoffnung. Sie haben somit auch keine Substanzsicherheit zu bieten, sondern lediglich spekulative Hoffnungen.

    Die Zeiten, in denen unser gewerblicher Sektor mit hohem Anlagekapital arbeitete und insofern das Geld der Börsen für Sachwerte (Anlagekapital) einsammelte, sind vorbei. Inzwischen sammeln die Hoffnungsunternehmen das meiste Kapital für Spekulationshoffnung ein, ohne Sachwerte dafür zu schaffen. Insofern sind die Unternehmensanteile heute auch weniger Sachwert als vor allem Spekulationswert.

Der Autor weiß zudem aus eigener Erfahrung, wie Banken und Konzerne Aktien an der Börse manipulieren, je nach ihren Zwecken. Dies erkennt der Anleger nicht. Er weiß nicht, dass manche Sensationsmeldung über eine Firma nur dem Verkauf von deren Aktien dient oder manche Verlustmeldung nur den Aktienkurs zum Zwecke des billigeren Einkaufs dieser Aktien manipulieren soll. Der Anleger weiß eben nicht, welcher Kurs welchen Unternehmens durch legale (Leerverkäufe), illegale (Insiderhandel) oder halblegale (Cum-ex-Geschäfte) manipuliert wird.

Die Aktie ist also nicht nur Spekulationsobjekt für die großen Währungs- und Finanzbewegungen sowie Geldwertveränderungen, sondern auch im Einzelnen für die Gewinnmanipulation von Großaktionären und Fonds. Da 70% unserer DAX-Aktien internationalen - vor allem angelsächsischen - Fonds gehören, manipulieren diese Fonds die Aktienkurse ihrer Beteiligungen nach eigenen Vorteilen, nicht nach irgendwelchen Firmenwerten.

Sogar Trump hat dies erkannt, als er in den USA Blackrock vor einigen Monaten zwei Billionen Dollar überwies, um damit gegen die Absturzgefahr der Wirtschaft durch den Corona-Virus die Kurse der Börsen nach oben zu manipulieren.

Die in der Finanzwissenschaft immer wieder verbreitete Mär, Aktien seien Sachwerte ist deshalb falsch. Aktien sind nur Spekulationswerte. Der Sachwert der Firmen und sogar deren Gewinnaussichten sind zweitranig, für den Kurswert meist unbeachtlich.

Wer also glaubt, dem sich auflösenden Geldwert durch Kauf von Aktien entgehen zu können wird – anders als bei Gold und Immobilien – bald sehen müssen, dass in einem Crash die Börsen wie alle Finanzwerte runterrauschen, dass die angeblichen Sachwerte der Börse sich bis auf vielleicht 20 % (wie 1930) verflüchtigen, dass, wer auf Aktien, nicht auf Realwert, sondern auf Fließsand gebaut hat.

Nicht nur unsere Finanzpolitik mit europäischer Schuldenübernahme, Schuldenexplosion, „ewigen Darlehen“ und hemmungsloser Geldvermehrung durch die Zentralbanken ist Betrug, auch die Börse ist als Finanzbereich nicht realwertsicher, sondern überwiegend Hoffnung und Betrug.

Wenn viele Anleger dies einsehen und verkaufen, fällt die Aktienblase zusammen, fallen die Hoffnungswerte auf den geringen Realrestwert der Unternehmen.

Aktienanleger verlieren immerhin im Gegensatz zu den Anleihenanlegern nicht alles, aber das meiste.


© Prof. Dr. Eberhard Hamer


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