Abheben & Abstürzen
05.11.2020 | Egon von Greyerz
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Die Lähmung der Weltwirtschaft aufgrund von Covid wird wahrscheinlich mit der laufenden zweiten Welle ihren Höhepunkt finden, was folglich die optimistische Markthaltung weiter stützen dürfte. Doch niemand sollte glauben, dass die Pandemie die Ursache war für die Probleme der Weltwirtschaft. Nein, sie war nur ein äußerst bösartiger Impulsgeber, der auf ein ohnehin schon fragiles Finanzsystem traf.Wenn Covid schrittweise abflaut, wird sich der bereits vorhandene Optimismus, bei gleichzeitiger Geldflutung des Systems, womöglich noch ein weiteres Jahr halten können. Doch sobald die Welt erkennt, dass sich ein Schuldenproblem nicht durch noch mehr Schulden lösen lässt, werden die echten Problemlagen in Wirtschaft und Finanzsystem wiederauftauchen - mit gewaltigem Nachdruck.
Vom Boom zum Bust
Betrachten wir also eine mögliche Entwicklungslinie im Nachgang der US-Wahlen:
Neuer Präsident flutet die Wirtschaft mit Geld & befeuert Aktienmärkte
Die ursprüngliche Marktvolatilität wird sich schnell beruhigen; Investoren werden optimistisch reagieren auf das Versprechen des neuen Präsidenten, alle Bereiche der Wirtschaft zu stützen.
Es kommt zu einem steilen Anstieg der Aktienkurse, die sich innerhalb von 9-18 Monaten sogar verdoppeln könnten. Keine Barmittel werden jetzt mehr zurückgehalten. Institutionelle wie private Anleger werfen die gesamte Liquidität, die sie haben, in den Aktienmarkt. Es entsteht ein Rausch, der den Technologiewerte-Boom der 1990er in den Schatten stellen wird. Hier spielt die Musik - mit Pauken, Trompeten und Gewehrsalven -, den Markt scheint nichts aufhalten zu können.
Doch nach einem wahrscheinlich kurzfristigen Boom werden dann die Tränen fließen, wenn der Markt um effektiv mehr als 90% fällt. Und traurigerweise werden die meisten Investoren nicht aussteigen und den ganzen Weg nach unten im Aktienmarkt bleiben. Der große Unterschied diesmal: Die Zentralbanken werden und können sie nicht retten.
Rohstoffe werden boomen
Am stärksten vom kommenden Boom werden die Rohstoffmärkte profitieren; sie befinden sich im Verhältnis zum Aktienmarkt in einem 50-Jahre-Tief. Mit Blick auf den folgenden Chart wäre das Minimalziel folgendes: Rohstoffe übertreffen die Aktienmärkte in einem Verhältnis von 4:1. Letztlich ist auch ein neues Hoch der Rohstoffe gegenüber den Aktien wahrscheinlich. Das würde bedeuten, dass Rohstoffe 20-mal besser abschneiden als Aktien.
Der erste Teil dieser "Outperformance" wird noch in Zeiten steigender Aktienmarktnotierungen stattfinden. Die finale Phase hingegen findet während eines generellen Aktienmarkteinbruchs bei gleichzeitig weiter erstarkenden Rohstoffmärkten statt. Goldman Sachs geht davon aus, dass Rohstoffe 2021 um 28% steigen werden. Die Bank erwartet, dass neben Inflation auch Rohstoffdefizite die Preise in die Höhe treiben werden. Und das ist natürlich auch die Botschaft des Charts unten.
Edelmetalle werden erstrahlen
Gold, Silber und Platin werden deutlich besser abschneiden als Aktien. Das Dow-Gold-Verhältnis wird anfänglich einen Stand von 1:1 erreichen, dort wo es 1980 stand, als Gold 850 $ kostete und der Dow Index bei 850 Punkten lag. Letztendlich wird das Verhältnis mindestens in den Bereich von 0,5 bis 1 fallen. Und das bedeutet, dass der Dow in den kommenden fünf Jahren 97% gegenüber Gold verlieren wird.