Der große Reset vs. Der große Reset
09.12.2020 | John Mauldin
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In diesen Bildern erkennen wir den Fortschritt. Die Menschen haben offensichtlich Autos und Benzin. Das waren 1931 Luxusgüter der Elite. Einige dieser Leute mögen gebildet und intelligent sein, doch sie sind keine Elite. Die tatsächliche Elite wartet nicht in langen Schlangen auf Lebensmittel. Sie rufen Whole Foods oder DoorDash an, um es geliefert zu bekommen. Das Problem ist, um Turchins Rahmen auszuborgen, dass einige dachten, sie wären Elite oder genossen zumindest die Vorteile guter Arbeitsplätze. Dieses Jahr nahm ihnen diese Illusion und natürlich sind sie darüber enttäuscht. Sie könnten sich der "Gegenelite" anschließen und mehr Macht suchen.
Das ist der Punkt, den wir erreicht haben. Die harten Zeiten, die wir lange vorhersagten, sind hier. Dieses Bild einer Suppenküche aus dem Jahr 1931 war nur der Anfang einer langen, dunklen Zeit. Es ist schlimmer geworden.
Wird sich unsere Situation ähnlich verschlimmern? Das bleibt abzuwarten. Wie ich bereits zuvor sagte: Gute Dinge passieren auch in der Dunkelheit. Die mRNA-Technologie hinter den neuen Impfstoffen mag zu Durchbrüchen bei der Behandlung anderer Symptome führen. mRNA-Technologie erlaubt die Bereitstellung spezifischer Proteine an den menschlichen Körper. Wenn Sie eine Krankheit haben, dann mag es bald möglich sein, spezifische Proteine zu erhalten, die Ihre Symptome heilen oder zumindest abschwächen.
Der wichtige Teil ist hierbei jedoch, dass ich besonders aufmerksam bin, wenn mehrere, kluge Leute aus unterschiedlichen Gründen zu denselben Schlussfolgerungen kommen. Wir befinden uns nun dort, was Turchin als Endphase bezeichnet, wenn die Elite versucht, die Massen mit Brot und Zirkus zu beschwichtigen. Das führt zu Schulden und unterdrückt das Wirtschaftswachstum. Schulden werden schneller angesammelt als ich dachte, also wird der große Reset wahrscheinlich auch schneller eintreten, als ich prognostizierte. Wann immer das der Fall ist, sollten wir ihn willkommen heißen. Die Alternativen wären noch schlimmer.
Was sollten wir mit all den Schulden tun?
Doch das beantwortet noch immer nicht die Frage, die uns auf der Zunge liegt: Was passiert, wenn wir den Punkt erreichen, an dem wir all diese Schulden handhaben müssen? Glücklicherweise führte der Kanadier Bill White, ehemaliger Volkswirtschaftler der BIZ, ein brillantes Interview mit meinem Freund Mark Dittli in der Schweiz, das uns einige Antworten gibt:
Heute kritisiert der Kanadier die Zentralbanken: "Sie haben die falsche Politik seit mehr als drei Jahrzehnten verfolgt, was zu immer höheren Schulden und stetig stärkerer Instabilität des Finanzsystems führte." Er merkte an, dass die aktuelle Krise verwendet werden sollte, um alles zu überdenken und ein stabileres Wirtschaftssystem aufzubauen. Eines, in dem Fiskalpolitik eine größere Rolle spielt und sich mehr auf produktive Investitionen verlässt. In dieser tiefgreifenden Konversation erklärt White, was getan werden sollte - und er fordert mehr Bescheidenheit von Entscheidungsträgern: "Wir wissen deutlich weniger über die Wirtschaft als wir denken."
Doch Bill ruft zu diesem Zeitpunkt nicht zu Sparmaßnahmen auf. Er erkennt an, dass wir uns in einer Rezession/möglichen Depression befinden. Doch er möchte stärkeren Fokus auf Fiskalpolitik und nicht Zentralbanken.
Wir befinden uns in einem Gefälle, in dem Geldpolitik zunehmend ineffektiv dabei geworden ist, reales Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Jede Krise wurde mit geldpolitischer Lockerung gekontert, die dafür sorgte, dass sich Schulden und andere Schieflagen angesammelt haben; und das sorgte dafür, dass die nächste Krise größer war als die vorherige. Die nächste Krise brauchte dann noch mehr Schlagkraft von den Zentralbanken. Doch da die Zinsen während Aufschwüngen niemals so stark erhöht werden wie man sie zu Abschwüngen erniedrigte, nahm die Kapazität der Schlagkraft ab.
[Die kürzliche März, 2020] Episode fasst meine Ansicht perfekt zusammen, was in der vergangenen Jahrzehnten bei unserer Geldpolitik falsch lief. Es stimmt, die Fed hatte keine andere Wahl als einzuschreiten, um einen finanziellen Meltdown zu verhindern. Doch dieser Meltdown trat nur aufgrund der Geldpolitik der letzten Jahre auf.
...mein Punkt ist: Zentralbanken erschaffen Instabilität, dann müssen sie das System in Krisen retten und erschaffen dabei weitere Instabilitäten. Sie schießen sich immer und immer wieder selbst in den Fuß.
William Dudley und andere Zentralbanker fangen an, zuzugeben, dass sie das Ende ihrer effektiven Fähigkeit erreicht haben, ihre jeweiligen Wirtschaften zu handhaben. Regierungen müssen mit Fiskalpolitik eingreifen, die tatsächlich gezielt und produktiv ist.
Dann listet Bill vier weitere Möglichkeiten, wie wir mit Schulden umgehen können; nicht alle sind angenehm:
Es gibt kein Zurück zu etwaiger Form der Normalität ohne den Schuldenüberschuss anzugehen. Das ist der Elefant im Raum. Wenn wir zustimmen, dass die Politik der vergangenen 30 Jahre einen stetig wachsenden Berg an Schulden und zunehmender Instabilitäten verursachte, dann müssen wir diese Problematik angehen.
In der Theorie gibt es vier Möglichkeiten, einen Überschuss schlechter Schulden anzugehen. Erstens: Haushalte, Unternehmen und Regierungen müssen mehr sparen, um ihre Schulden zurückzuzahlen. Doch wir wissen, dass dies zum Keynesianischen Sparparadoxon führt, bei dem die Wirtschaft kollabiert. Dies führt also zum Desaster. Zweitens: Man kann versuchen, sich seinen Weg aus dem Schuldenüberschuss herauszuwachsen, durch stärkeres, reales Wirtschaftswachstum.
Doch wir wissen, dass ein Schuldenüberschuss das echte Wirtschaftswachstum eindämmt. Natürlich sollten wir versuchen, mögliches Wachstum durch strukturelle Reformen zu erhöhen, doch das wird uns wahrscheinlich nicht retten. Damit bleiben uns zwei Möglichkeiten: Höheres, nominales Wachstum - d.h. höhere Inflation - oder ein Versuch, die schlechten Schulden durch Umstrukturierung loszuwerden und abzuschreiben.
Mit Antwort auf letztere Option meint er:
Das ist eine Möglichkeit, die ich empfehle. Das Problem angehen, die schlechten Schulden identifizieren und sie ordnungsgemäß neu zu strukturieren soweit man kann. Doch wir wissen, wie extrem schwierig es ist, Kreditnehmer und -geber zusammenzubringen, um zu einer Kooperation zu kommen. Unsere aktuellen Vorgänge sind vollkommen inadequat.
© John Mauldin
www.mauldineconomics.com
Dieser Artikel wurde am 20. November 2020 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.