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Die Elite tanzt auf dem Vulkan

15.12.2020  |  John Mauldin
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Nichtsdestotrotz türmen Millionen Menschen Schulden auf, um diese Abschlüsse zu bekommen. Viele finden sich ohne das gewollte Diplom, jedoch überlastet mit Schulden wieder. Und es sind nicht nur College-Abschlüsse; die Leute nehmen Schulden auf, um Abschlüsse in Jura, Wirtschaft, Medizin, etc. zu erhalten, die ihnen Türen öffnen sollen. Lockere Geldpolitik subventioniert und ermutigt derartige Bestrebungen, während Assetpreise zeitgleich inflationiert werden, was sie schwieriger - wenn nicht unmöglich - macht.

Also hat man letztlich eine mögliche, gebildete Elite, die den Status, den sie als verdient ansieht, nicht erhalten oder behalten kann und eine weitere Gruppe, die unter ihr steht und denselben Status verlangt. Turchin meint, dass der nächste Schritt darin liegt, dass ein Teil dieser unzufriedenen Elite zu einer "Gegenelite" wird und Allianzen mit den unteren Klassen schließt, die auf Macht aus sind. Denken Sie an 2016, als das UK das Brexit-Referendum durchführte und Trump in den USA das Weiße Haus gewann. Populistische Bewegungen auf der Welt sind teilweise eine Manifestation eines elitären Konflikts.


Finanzielle Neutronenbombe

Einige meiner Kritiker werfen mir vor, zu denken, dass Zentralbanken die Wurzel allen Übels sind. Das ist nicht, was ich denke. Ich glaube, dass wir Zentralbanken brauchen, jedoch nicht die Politik, die wir derzeit bekommen. Ich denke, dass falsch durchdachte Zentralbankhandlungen viele Probleme verursachen und/oder verschlimmern.

Die Einkommens- und Reichtumsungleichheit, die uns nun heimsuchen, sind größtenteils Resultat konsistent und künstlich niedriger Zinsen. Das reicht bis vor die große Finanzkrise zurück. Hier der Leitzins seit 1955, den die Fed direkt kontrolliert:

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Sie können sehen, dass der Leitzins seit Anfang der 1980er Jahre allgemein fiel. Ich denke nicht, dass es ein Zufall ist, dass dies dieselbe Zeitspanne ist, in der das Einkommenswachstum dem Produktivitätswachstum hinterherhinkte und die Kluft zwischen den reichen Amerikanern und der Mittelschicht wuchs. Das ist einfach zu verstehen, wenn Sie dem Vorgang folgen. Die Zinsen sind der Preis des Geldes und Geld hilft Ihnen dabei, mehr Geld zu machen. Ein Senken dessen Preises ist demnach ein Geschenk für diejenigen, die sich in der besten Position befinden, es zu investieren.

Bis vor kurzem war das aufwendigste "Investieren", das die meisten Amerikaner taten, der Besitz eines Banksparkontos oder vielleicht ein Depositkonto. Und lange Zeit war das genug. Der durchschnittliche Laie konnte einen kleinen Teil jeden Gehaltsscheins sparen, risikofreie 5% bis 7% Rendite erhalten und einen Notfallgroschen ansammeln oder ein Haus abbezahlen. Das ist nun unmöglich. Man hat schon Glück, wenn man 0,1% von seiner Bank bekommt.

Diese "finanzielle Repression" hat viele negative Auswirkungen. Zum einen ermutigt sie überschüssigen Konsum. Warum sollte man sparen, wenn man nichts dafür bekommt? Es ist einfacher, in den Urlaub zu fliegen oder sich ein neues Auto zu kaufen. Diejenigen, die irgendetwas ansparen, nehmen Risiken auf sich, für die sie möglicherweise nicht vorbereitet sind. Wir wissen, wie das üblicherweise endet.

Über die Zeit hinweg erreicht eine wachsende Anzahl an Menschen das mittlere oder Rentenalter mit wenigen bis gar keinen Ersparnissen und findet heraus, dass der Lebensstil, den sie zu erwarten hatten, nicht möglich ist. Das ist ein Rezept für Unzufriedenheit und Hass. Es ist keine Überraschung, dass es von beidem ausreichend gibt. Doch es ist noch schlimmer.

Dieselben niedrigen Zinsen ermutigen Spekulation, die die Assetpreise - insbesondere für Immobilien - erhöht. Also müssen Leute mit niedrigerem Einkommen mehr ausgeben, um einen Ort zum Schlafen zu haben. Das ist gut für die Vermieter, die Miete von ihnen erhalten - zumindest eine Zeit lang. Dasselbe gilt für Universitätsverwalter und Handelsschulden, die eine Chance bieten, die Karriereleiter nach oben zu klettern - zu einem Preis.

Ähnlich subventionieren niedrige Zinsen Jobautomatisierung. Langfristig ist das tatsächlich gut für die Arbeiter, doch im Hier und Jetzt eliminiert dies Arbeitsplätze und erniedrigt Gehälter. Die Mittelklasse verdient also weniger und gibt mehr aus. Das kann nicht ewig so weitergehen. Nun kommt COVID-19 ins Spiel. Diese Pandemie traf unsere Wirtschaft wie eine Neutronenbombe und vernichtete Millionen Dienstleistungsjobs mit niedrigem Einkommen, während die geschützten Klassen unbeschadet blieben und sich in einigen Fällen sogar besser entwickelten. Und selbst die Rettung war nicht gerecht.
  • arbeitslose Restaurantarbeiter erhielten einige Monate großzügige Arbeitslosenhilfen, die nun ausgelaufen sind.

  • Besitzer kleiner Unternehmen erhielten "verzeihbare Kredite", die mit komplexen Regeln und strikten Einschränkungen einhergingen.

  • Große Unternehmen erhielten dank der Fed (und dem Kongress) Billionen praktisch kostenlosen Geldes und die Erlaubnis, es so zu verwenden, wie sie möchten. In vielen Fällen bedeutete dies Aktienrückkäufe und Boni für Führungspersonal.


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