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Die Elite tanzt auf dem Vulkan

15.12.2020  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Ist es da ein Wunder, dass sich die Leute der Elite anschließen möchten und wütend darüber sind, dass sie das nicht schaffen? Der Vorgang, den Turchin beschreibt, trifft auf unsere aktuelle Situation zu. Und zu einem Zeitpunkt, an dem wir bereits in so vieler Hinsicht bitter entzweit sind. Cameron Murray, in einem Review von Turchins aktuellsten Buch, meint ahnungsvoll:

Es gibt ein Muster, das in der Geschichte immer wieder auftritt, wenn ein erfolgreiches Reich, seine Grenzen so stark ausweitet, dass es der größte Spieler auf dem Spielfeld ist. Wenn das Überleben nicht länger auf dem Spiel steht, erbeuten die selbstsüchtige Elite und andere Interessensgruppen die politische Agenda. Der Gedanke, dass "wir alle im selben Boot sitzen", verflüchtigt sich und wird durch eine "der Gewinner bekommt alles" Mentalität ersetzt. Während sich die Elite selbst bereichert, verarmt der Rest der Bevölkerung immer mehr. Rasende Reichtumsungleichheit zerstört Kooperation weiter.

In vergangenen Jahrhunderten und Millennia führte die fehlende, interne Kooperation zu aggressiven Nachbarn, die das desorganisierte Land eroberten. Rom beging vielmehr gesellschaftlichen Suizid, als durch "Barbaren" erobert zu werden, als der Kleber, der alles zusammenhielt - die Kooperation aller Fraktionen - einfach verschwand.

Gary North sprach in einem langen und technischen Essay aus dem Jahr 2011 über den berühmten Historiker Robert Nisbet:

"Im Jahr 1953 wurde [Nisbets] Buch, The Quest for Community, von Oxford University Press veröffentlicht. Es erhielt etwas Aufmerksamkeit, größtenteils positive, war jedoch kein Bestseller. Er stellte die folgenden Fragen: "Warum wendete sich die moderne Welt Mitte des 20. Jahrhunderts dem Totalitarismus zu? Was fand in der Gesellschaft statt, das zur Geburt des Totalitarismus führte?" Er schlussfolgerte, dass es mit dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung zu tun hatte.

Diese Institutionen, denen die Menschen in der Geschichte Loyalität geschworen hatten, wie der Familie, der Kirche, der Gilde, der Bruderschaft und ähnlichen freiwilligen Institutionen, verloren im 20. Jahrhundert an Bedeutung. Dies hinterließ nur die isolierte Einzelperson und den modernen Nationalstaat. Menschen bekamen ein Gefühl der Zughörigkeit durch ihre Teilnahme an der Politik vermittelt.

Totalitäre Führungspersonen begannen Menschen anzuziehen, die trotz ihres Lebens in einer großen Staat isoliert waren. Diese Führungspersonen waren in der Lage, Millionen Menschen ein Gefühl der Bruderschaft zu vermitteln, die sich inmitten von Städten einsam fühlten. Der moderne, totalitäre Staat funktioniert als ein Ersatz für Familie, Kirche und freiwillige Organisationen, die den Menschen über Millennia hinweg ein Zielbewusstsein und Zugehörigkeitsgefühl vermittelt hatten.

Der Totalitarismus wurde also - aus institutioneller Sicht - durch radikalen Individualismus geboren, auch wenn der Totalitarismus als Philosophie vollkommen entgegen des Individualismus ist."


Kommt Ihnen das bekannt vor? In einer Welt zunehmender Identitätspolitik mag es nicht dasselbe sein, doch es reimt sich sicherlich. North fuhr mit einer Analyse eines ähnlich bekannten Philosophen fort, Jacques Barzun, der sein finales Werk mit 93 im Jahr 2000 schrieb:

"Er stellte die Frage: "Was macht eine Nation aus?" Er beantwortete seine eigene Frage: "Ein großer Teil der Antwort dieser Frage sind: häufige, historische Erinnerungen. Wenn die Geschichte der Nation in Schulen schlecht gelehrt, von der Jugend ignoriert und stolz von qualifizierten Alten abgelehnt wird, dann besteht die Bedeutung der Tradition nur in dem Willen, sie zu zerstören." Nisbet brachte dasselbe Argument zwei Jahrzehnte zuvor an."

Demnach reißen wir die Monumente unserer Vorväter und die der Anti-Sklaverei-Helden nieder, weil wir kein Gefühl für den menschlichen Fortschritt haben, nur eine Sorge um die heutigen Missstände.


Wir befinden uns auf einer Reise

Ich möchte diesen Artikel positiv beenden. Wir werden nicht sonderlich viel zu feiern haben, sollte der Vorgang voranschreiten, wie Turchin ihn historisch beschreibt. Doch das bedeutet nicht, dass wir alle dem Untergang geweiht sind. Wenn einem die Wände auf den Kopf fallen, ist das nicht dasselbe, als wenn die Wände um einen herum einbrechen. Letzteres ist überlebbar, jedoch nicht sonderlich angenehm. Neil Howe, George Friedman, Peter Turchin deuten an, dass die 2020er Jahre eine stressige, stürmische Zeit werden. Doch wir erwarten danach auch eine Zeitspanne der Ruhe, ein Gefühl der Einigkeit, die den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ähneln könnte.

Sie sollten sich nicht so stark in der politischen Vetternwirtschaft und gesellschaftlichen Angst verstricken, die unsere Augen von der Tatsache ablenken, dass "auch das vorübergehen wird." Wir leben in einem Zeitalter wundervoller Transformation. Wenn Sie sich auf die aufsehenheischenden Medien fokussieren, werden Sie die wahrhaft wichtigen Ereignisse verpassen, die Dinge, die die Gesellschaft tatsächlich verändern und unsere Leben besser machen werden. Die Dinge, an denen Sie teilnehmen sollten, um sicherzustellen, dass Sie und Ihre Familie nicht nur überleben, sondern in einem neuen goldenen Zeitalter florieren.

Während es offensichtlich ist, dass niemand zum Jahr 2020 zurückkehren werden möchte, so glaube ich, dass in den 2030er Jahren niemand mehr in irgendein vorheriges Zeitalter zurückkehren möchte. Es müssen klar einige Dinge aus der Welt geschaffen werden. Das werden wir tun, vielleicht unter Verwendung der Maxime: "Amerikaner tun immer das Richtige, nachdem sie alles andere versucht haben."

Und somit schreibe ich diesen Artikel mit Warnungen. Wir müssen erkennen, wo wir uns auf der Karte zur Zukunft befinden. Wir müssen ebenfalls erkennen, dass wir noch nicht angekommen sind. Wir befinden uns auf einer Reise. Es ist Zeit, unsere Lenden zu gürten und tapfer zu kämpfen. Wie William F. Buckley meinte, als National Review begann: "Steht entgegen der Geschichte und schreit Halt!"

Jahrzehnte später sollte dieser Satz mehr als nur ein Gesprächsthema sein. Er muss auf den Lippen derjenigen sein, die an die Richtigkeit des amerikanischen Experiments glauben - ob politisch links oder rechts. Ich denke nicht, dass ich mich weit aus dem Fenster lehne, wenn ich sage, dass das, was wir heute tun, nicht funktioniert: politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich oder kulturell. Die Sorgen um Geschützte versus Ungeschützte sind real.

Die unglaubliche Beschleunigung der Veränderung beunruhigt viele und erzwingt tatsächlich eine Veränderung vieler Lebensstile. Es muss noch viel getan werden - nicht nur in den USA, sondern weltweit - um ein Gefühl von "Wir sitzen alle im selben Boot" zu erschaffen.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 04. Dezember 2020 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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