Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Edelmetalle Aktuell

12.07.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Das Gold konnte die in der vergangenen Woche zunächst erlittenen Verluste vollständig ausbügeln und stieg im Verlauf der letzten Tage auf 664 $ je Unze und damit auf den höchsten Stand der letzten vier Wochen an. Mit dieser Bewegung folgte das gelbe Metall vor allem den Vorgaben des US-Dollars, der in dieser Woche mit zunächst 1,3784 gegenüber dem Euro auf ein neues Allzeittief (Euro-Einführung 1.1.1999) fiel. Heute Morgen wurde dann sogar ein noch höherer Euro-Wert bei 1,3794 erreicht.

Gleichzeitig beflügelte in den letzten Tagen der feste Ölpreis das Gold. Er stieg mit über 73 $ je Barrel (für US-Leichtöl) auf den höchsten Stand der letzten 11 Monate. Die in den letzten 36 Stunden zu beobachtende Beruhigung auf dem Ölmarkt sorgte dann zunächst auch für eine Beruhigung beim Gold, das daraufhin zeitweise wieder unter die Marke von 660 $ je Unze zurückfiel. Aktuell liegt es aber schon wieder leicht über diesem Niveau, nicht zuletzt aufgrund der neuerlichen Dollar-Schwäche.

In der kommenden Woche wird das gelbe Metall weiter eine Marionette äußerer Einflussfaktoren bleiben und insofern ist eine Vorhersage des weiteren Preisverlaufs nicht ganz einfach. Rein fundamental betrachtet scheint das Metall im Moment angesichts einer insgesamt verhaltenen, physischen Nachfrage eher überbewertet zu sein. Immerhin erreichte aber den Markt aus Dubai dieNachricht, dass im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr 10 Prozent mehr Gold verkauft worden seien. Allerdings könnte es sich dabei auch lediglich um Verlagerungen gehandelt haben, denn Händler sagten im gleichen Zusammenhang für die gesamten arabischen Emirate für 2007 einen Rückgang der Goldverkaufsmenge um bis zu 10% voraus. Auf den ersten Blick positiv war auch eine Meldung aus der Türkei. Hier waren im ersten Halbjahr die Goldschmuckexporte um 18,5% auf 45 Tonnen angestiegen. Inwieweit diese Exporte aber auch nur zu Lasten anderer Exportnationen wie Indien und Italien gingen, lässt sich im Moment noch nicht sagen.

In anderen Segmenten des Goldmarktes, z.B. bei Anlagen in ETFs, waren die Bestandszahlen zuletzt eher etwas rückläufig. Allerdings fallen die Schwankungen hier aber, wie nicht anders zu erwarten, insgesamt wesentlich geringer aus, als bei den sehr viel spekulativeren Positionen an den Usamerikanischen Terminbörsen.

Mit Newmont hat schließlich am vergangenen Freitag eine weitere große Minengesellschaft bekannt gegeben, dass sie ihre alten Terminabsicherungsgeschäfte nunmehr vorzeitig geschlossen habe. Mit der immer kleiner werdenden Restmenge an offenen Terminverkäufen entfällt nach und nach eine in der jüngeren Vergangenheit stets verlässliche Stütze für den Goldmarkt.

Was die Zentralbanken angeht, gab die EZB in dieser Woche Verkäufe in Höhe von knapp drei Tonnen bekannt. Gleichzeitig flammte in Deutschland die Diskussion um die Goldreserven der Bundesbank wieder auf. Abgeordnete vom linken Flügel der SPD forderten einen Verkauf von Gold in einem Gegenwert von 6 Mrd. Euros (das entspricht ca. 400 Tonnen). Der Sprecher der Gruppe, Ernst Dieter Rossmann, gab aber gleichzeitig zu, dass es schwer werden würde, die Bundesbank von den Verkaufsabsichten zu überzeugen und mit dieser Erkenntnis hat er unserer Einschätzung nach vermutlich nicht unrecht.


  • Silber

Wie seine Schwestermetalle auch konnte das Silber in den letzten Tagen deutlich zulegen. Es stieg von einem Tiefstkurs am vergangenen Freitag bei 12,34 $ je Unze aus kontinuierlich an und erreichte am Mittwoch dann fast wieder die Marke von 13 $ je Unze. Auf seinem Weg nach oben konnte das weiße Metall den zuletzt verzeichneten Abwärtstrend hinter sich lassen, um allerdings überzeugend von einer Trendwende sprechen zu können, müsste das weiße Metall nun auch noch deutlich das 13 $-Niveau hinter sich lassen. Einen starken Widerstand gibt es dabei aktuell knapp oberhalb von 13,20 $ je Unze und dann vor allem bei 13,50 $ je Unze. Insgesamt erwarten wir für die nächste Woche aber einen eher weniger volatilen Marktverlauf.

Sollte es jedoch überraschend zu stärkeren Abgaben kommen, läge eine erste Unterstützung bei knapp 12,50 $ je Unze, auf diesem Niveau könnten dann industrielle Endverbraucher durchaus dann auch über
erste Eindeckungen nachdenken.


  • Platin

Der Platinpreis setzte in der letzten Woche seine Ende Juni - nach dem vorangegangenen Erreichen eines 4-Wochentiefs - eingeleitete Erholung weiter fort. Dazu begann er am Freitag knapp über der Marke von 1.280 $ je Unze und stieg noch im Verlauf des Tages um knapp10 Dollars an. Der Aufwärtstrend beschleunigte sich dann noch einmal am Montag, als die Notierung den auch in unserem letzten Wochenbericht erwähnten Widerstand bei 1.290 $ je Unze überstieg. Im Verlauf der nächsten 24 Stunden erreichte das weiße Metall dann Notierungen von deutlich über 1.300 $ je Unze. Der absolute Spitzenpreis wurde am Dienstag mit 1.308 $ je Unze erreicht, er markierte gleichzeitig ein 4-Wochenhoch. Der Anstieg ging dabei insgesamt weniger auf platinspezifische Einflussfaktoren zurück, vielmehr war er eine direkte Folge des ebenfalls zulegenden Goldpreises.

Die Bindung blieb auch erhalten, als das Gold dann in den letzten 24 Stunden wieder etwas an Boden verlor. Das Platin bewegte sich dadurch vorübergehend unter die Marke von 1.300 $ je Unze. Aktuell notiert es allerdings schon wieder über dieser Marke, die im Übrigen derzeit von den Marktteilnehmern weder in der einen, noch in der anderen Richtung als psychologisch wichtig angesehen wird.

Was die Aussichten für die nächste Woche angeht, wird das Platin sich auch weiterhin kaum von den Vorgaben des Goldes abkoppeln können. Da wir bei dem gelben Metall eher mit einer Beruhigung rechnen, wäre ein massiver Preissprung nach oben und damit eine Fortsetzung der jüngsten Hausse beim Platin eher eine Überraschung. Ein Grund für diese Einschätzung liegt auch in der Tatsache begründet, dass das industrielle Kaufinteresse auf Grund des aktuell hohen Preisniveaus, aber auch wegen der Feriensaison in den westlichen Industrieländern, doch eher verhalten ist.

Charttechnisch bildet die alte Widerstandslinie, die jetzt bei 1.297 $ je Unze verläuft, nun eine Unterstützung. Soll dieses Niveau unterschritten werden, könnten sich Händler gezwungen sehen, einige in jüngster Zeit eröffnete, spekulative Pluspositionen wieder aufzulösen und das Metall würde in der Folge wohl in eine Handelsspanne zwischen 1.270 $ je Unze und 1.300 $ je Unze zurückfallen. Auf der oberen Seite bildet nun erst die Marke von 1.340 $ je Unze wieder einen entscheidenden Widerstand, der aber in nächster Zeit, wie oben beschrieben, kaum getestet werden dürfte.

Keine wesentlichen Neuigkeiten gibt es aktuell von den Tarifverhandlungen in Südafrika. Zwar hat eine Gewerkschaft gegenüber der führenden Minengesellschaft Anglo Platinum einen sog. "dispute" erklärt, dies ist eine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme im Vorfeld eines möglichen Streiks. Allerdings bedeutet dieser Schritt nur ein Nachziehen gegenüber der aktuellen Situation bei den anderen Minengesellschaften. In den Verhandlungen selbst liegen die beiden Parteien weiterhin nur ca. zwei bis drei Prozent auseinander, im Durchschnitt werden von Anglo neun Prozent Lohnerhöhung angeboten und von den Gewerkschaften 12 gefordert. Bei der Nummer zwei unter den Produzenten in Südafrika, Impala Platinum, ist der Abstand sogar noch kleiner. Hier ist man sich über die Höhe einer Lohnsteigerung für das erste von zwei Vertragsjahren anscheinend einig, nur für das vorgesehene zweite Jahr einer möglichen Vertragslaufzeit liegt man noch 1 bis 1,5 Prozent auseinander. Um die letzten Hürden aus dem Weg zu räumen, haben die Gewerkschaften bei Impala nun einen Schlichter eingeschaltet, der innerhalb der nächsten 30 Tage weitere Verhandlungen organisieren muss. Angesichts der augenscheinlich geringen Differenzen rechnen wir, anders als bei den Goldminen am Kap, in der Platinindustrie aber auch weiterhin nicht mit einem Streik.

Auf der Nachfrageseite wurde in dieser Woche eine Reihe von Daten zu den Autoverkäufen in Asien veröffentlicht. Während, wie in der letzten Woche beschrieben, die Märkte in den USA und in Europa eher etwas schwächeln, wurde aus China ein massives Plus von 28,63 Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet. Insgesamt wurden damit im Reich der Mitte im Juni fast 512.000 Autos verkauft. Das Plus bei allen Fahrzeugtypen zusammen betrug sogar über 30%, die Anzahl hier stieg auf rund 727.000 Einheiten. Auch aus Indien wurde ein Plus von immerhin 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr vermeldet. Hier stiegen die Verkäufe auf insgesamt 94.000 Autos an. Einen Rückgang der Neuzulassungen gab es dagegen in Japan. Hier sanken die Registrierungen den 24. Monat in Folge auf 292.000 Fahrzeuge. Im ersten Halbjahr wurden in Japan 1,8 Millionen Autos neu zugelassen, dies war gleichzeitig der niedrigste Stand seit 32 Jahren.


  • Palladium

Eher ruhig verlief in den letzten Tagen der Handel mit Palladium. Das Metall bewegte sich, nachdem es am vergangenen Freitag noch einen Tiefstand von 359,50 $ je Unze erreicht hatte, mit den anderen Metallen zusammen nach oben und verharrte dann die ganze Woche über in einem engen Band zwischen 363 $ und 368 $ je Unze.

Händler berichteten, dass vor allem die Nachfrage durch Investoren weiter anhielt. Angesichts verhaltener Käufe seitens der Industrie dürfte dieser Umstand wesentlich für die momentan vergleichsweise stabile Entwicklung verantwortlich sein, in deren Rahmen auch der jüngste Einbruch nur stark abgemildert ausgefallen war.

Was die Aussichten für die nächste Woche angeht, wäre es für die Inhaber von Pluspositionen wichtig, dass das Metall nun wieder über 367 $ je Unze klettern kann. In einem solchen Fall könnte es dann leicht weitere zwei Prozent zulegen, bevor es auf den nächsten Widerstand stoßen würde.

Nach unten scheint der Markt derzeit bei 359,50 $ je Unze und damit beim Tiefstkurs sowohl im Juni, als auch im Juli gut unterstützt zu sein.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Das Rhodium handelte in dieser Woche zwischen 5.950 $ und 6.100 $ je Unze. Verkaufsinteresse von Banken standen Käufe von industrieller Seite gegenüber.

Die Zinsen für Rhodium haben in der vergangenen Woche weiter nachgegeben, dies ist unserer Ansicht nach ein deutliches Zeichen dafür gewesen, dass sich die vor einem Monat noch dramatische Liquiditätslage weiter entspannt hat. Die Zinssätze liegen jetzt eher wieder im Bereich von 20-30 Prozent und damit rund 10 Prozent unter dem jüngsten Höchststand.

Das Ruthenium liegt aktuell bei 275-375 $ und damit erstmals seit längerem unverändert. Iridium liegt weiterhin bei 400-450 $.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (12.07.2007)








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"