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Gold - Turbulenter Start in das neue Jahr

12.01.2021  |  Markus Blaschzok
Einer Achterbahnfahrt gleich stiegen die Edelmetallpreise in der ersten Handelswoche des neuen Jahres erst an, um später crashartig einzubrechen. Zu Wochenbeginn ging es steil nach oben mit einem Anstieg des Goldpreises um 60 US-Dollar auf 1.960 US-Dollar in der Spitze. Am Mittwoch wendete sich das Blatt und bis zum Wochenschluss fiel der Goldpreis wieder um 130 US-Dollar auf 1.830 US-Dollar im Tief.

Auf Eurobasis testete der Goldpreis wieder die wichtige Kreuzunterstützung bei 1.500 Euro je Feinunze. Der Silberpreis handelte im Hoch bei 28 US-Dollar und am Freitag im Tief bei 24,50 US-Dollar (-12,5%). Es sind verschiedene kurzfristige Faktoren, die gleichzeitig zu diesem Rücksetzer beigetragen haben. Das fundamentale Umfeld für einen starken Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr hat sich hingegen verbessert, da sich zum Jahresbeginn die politische und ökonomische Lage weltweit deutlich verschlechtert hat.

Am Mittwoch hatten die Demokraten in den USA bei der Wahl in Georgia beide Sitze im Senat an sich gerissen, nach einer unglaublichen Aufholjagd zum Ende der Auszählung hin. Beide Parteien halten nun 50% der Sitze im Senat, wobei Kamala Harris, nachdem sie am 20. Januar als Vizepräsidentin vereidigt wurde, Pattsituationen immer zugunsten der Demokraten entscheiden kann. Damit kann die sozialistische Harris/Biden-Regierung ihre Pläne zur Umgestaltung der USA ohne Gegenwehr der Republikaner durchsetzen. Es wird massive Steueranhebungen geben, der Green New Deal umgesetzt werden, sowie die Sozial- und Staatsausgaben explodieren.

Biden kündigte bereits an, den Mindestlohn auf 15 US-Dollar anheben zu wollen, was die Arbeitslosigkeit besonders bei Niedrigqualifizierten erhöhen wird. All dies wird sehr schlecht für die Wirtschaft, das Wachstum und den Wohlstand in den USA sein, wobei der US-Dollar seine Talfahrt mit erhöhter Geschwindigkeit fortsetzen wird. Der Goldpreis muss und wird folglich auch im neuen Jahr weiter ansteigen, weshalb dieser kurze Rücksetzer eine Kaufmöglichkeit darstellt. Der Wahlausgang ist also sehr bullisch für Gold, weshalb sich viele die Frage stellen, warum der Goldpreis in der zweiten Wochenhälfte so massiv eingebrochen ist.

Es gibt viele Faktoren, die kurzfristig diesen Preiseinbruch verursacht haben. Der wichtigste Punkt ist die rekordhohe Spekulation am Terminmarkt, die sich in den letzten vier Monaten der Korrektur bisher nicht abgebaut hat. Nach dem starken Anstieg des Goldpreises um über 700 US-Dollar binnen der letzten anderthalb Jahre, der viele Spekulanten in den Goldmarkt gezogen hat, weigern sich diese bisher, aufgrund des unvermindert bullischen Umfelds, Gewinne mitzunehmen.

Wenn alle Spekulanten bereits gekauft haben, fehlen in der Regel neue Käufer am Terminmarkt, die den Preis kurzfristig weiter nach oben treiben könnten. Gleichzeitig gibt es ein erhöhtes Risiko für einen Preiseinbruch bei einer Reduzierung dieser spekulativen Position, wenn kurzzeitig die Investmentnachfrage nach ETF-Produkten sowie Münzen und Barren abflaut.

Wäre der Terminmarkt bereits von bullischer Spekulation bereinigt gewesen, so wäre ein gleichartiger Preiseinbruch, wie vergangene Woche, sehr unwahrscheinlich gewesen. Aufgrund dieser unvermindert hohen spekulativen Beteiligung hatte ich meine Kunden vor einem nochmaligen kurzfristigen Rücksetzer auf 1.800 US-Dollar gewarnt. Sollte sich die Spekulation nicht über die Amplitude bereinigen, so ist es gut möglich, dass sich die Konsolidierung auf hohem Niveau noch einige Wochen oder Monate fortsetzten wird, bis es letztlich zu einem Ausbruch kommt und sich die Goldhausse fortsetzten wird.

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Die Spekulation ist immer noch extrem hoch am Goldmarkt und eine kurzweilige Bereinigung fehlt noch


Die physische Nachfrage ist aktuell unvermindert schwach. Nachdem die ETF-Produkte im letzten Jahr rekordhohe Zuflüsse von über eintausend Tonnen binnen eines Jahres verzeichneten, verwundern Abflüsse aufgrund von Gewinnmitnahmen und der Suche nach mehr Rendite nicht. Im November sanken die ETF-Bestände um 107 Tonnen und bis zum 18. Dezember gab es weitere Abflüsse.

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Quelle: World Gold Council. Auch im Dezember gab es weitere Abflüsse aus den Gold-ETF-Produkten


Nebst der geringen Schmucknachfrage im Umfeld der Wirtschaftskrise und der aktuell schwachen Investmentnachfrage, waren zuletzt die Zentralbanken wieder Nettoverkäufer am offenen Markt. Diese hatten im November ihre Bestände wieder um netto 6,5 Tonnen abgebaut, nachdem sie erstmals seit zehn Jahren im August und September wieder als Nettoverkäufer am Markt aufgetreten waren. In den Jahren davor hatten diese hingegen durchschnittlich 40 Tonnen Gold pro Monat akkumuliert, womit sie das Angebot zusätzlich verknappten und zur Edelmetallhausse beitrugen.

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Die Zentralbanken waren im November wieder Nettoverkäufer von Gold



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