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Megatrend Minenaktien

31.01.2021  |  Manfred Gburek
Ist die Börse ein Tummelfeld für Spieler? Aktuell, bezogen auf die Wall Street, eindeutig ja! Das Spiel geht von Exzessen aus, wie derzeit von Spekulationen um die höchst volatile Aktie GameStop. Doch das wäre zu kurz gesprungen, denn auf schnelle Gewinne ausgerichtete Hedgefonds als Auslöser tummeln sich überall. Nehmen wir nur die vergangenen Monate: Da verzeichneten abwechselnd oder gleichzeitig so unterschiedliche Spielobjekte wie Tesla, Ballard Power, Bitcoin, Silber, Kupfer, First Majestic und zuletzt sogar die bis vor Kurzem schwache Goldaktie Mc Ewen Mining zweistellige prozentuale Zuwächse an nur einem Tag.

Hedgefonds dürfen so ziemlich alles, weil sie üblicherweise nicht ausreichend reguliert und vielfach in Steuerparadiesen zu Hause sind. Sie können also Wetten auf einen Kursanstieg wie auch auf einen Kursrückgang abschließen, extrem hohe Kredite aufnehmen, Manager von Unternehmen unter Druck setzen und sogar mit anderen Hedgefonds gemeinsame Sache machen. Die GameStop-Affäre ist also kein Einzelfall.

Besonders beängstigend erscheint das, worauf Markus Koch zuletzt auf YouTube hingewiesen hat: Hedgefonds, die zum Beispiel bestimmte Aktien um jeden Preis herbeischaffen müssen, sind gezwungen, andere Aktien abzustoßen, um dieser Aufforderung gerecht zu werden. Das drückt auf deren Kurse und ist ein Alarmzeichen für die weitere Kursentwicklung nicht nur dieser, sondern auch anderer Aktien.

Sobald die Aktienkurse auf breiter Front einbrechen, wird ein neues Spiel beginnen, dann erkennbar an der relativen Stärke und Schwäche der Aktien: Die einen werden zwar Kursverluste erleiden, aber geringere als die anderen. Wie kann man beide Kategorien unterscheiden? Die einfachste Methode: Charts übereinander legen. Die fortgeschrittene Methode: Zusätzlich Burggräben ausfindig machen. So werden von Börsianern Aktien solcher Unternehmen genannt, die im Vergleich zu anderen etwa über Marktmacht, hohe Finanzreserven und viele Patente verfügen. Sie zu ermitteln, läuft auf eine anstrengende Fleißarbeit hinaus.

Dann ist es womöglich bequemer und trotzdem zielführend, wenn man auf Megatrends setzt, deren Eintrittswahrscheinlichkeit hoch zu werden verspricht. Einer von solchen Megatrends dreht sich sich um Edelmetalle. Oder genauer gesagt: um Minenaktien.

Und zwar gleich aus drei Gründen: Erstens, weil die führenden Minenkonzerne im vergangenen Jahr viel Geld verdient haben. Zweitens, weil deren Aktien von der Hebelwirkung profitieren, die sich aus dem Zusammenwirken von steigenden Gewinnen bei gleichbleibender Kapitalbasis ergibt. Drittens, weil Fusionen und Übernahmen zu erwarten sind, bedingt durch die Tatsache, dass die Erschließung neuer Minen wegen des zu erwartenden immer niedrigeren Edelmetallgehalts neuer Lagerstätten nicht mehr rentabel erscheint.

Da alle Edelmetalle jeweils verschiedene Eigenschaften haben und somit variierende Einsatzmöglichkeiten bieten, gilt es zu differenzieren. Was besonders während der vergangenen Tage aufgefallen ist: Silber glänzt mit relativer Stärke im Vergleich zu Gold und Platin. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Silber etwa zur Hälfte ein Industriemetall ist und dass Anlagestrategen deshalb offenbar positive Impulse aus der Industrie erwarten.

Falls sich diese Überlegung als richtig erweist, dürfte der Silberpreis seine relative Stärke gegenüber dem Goldpreis bis auf Weiteres beibehalten. Das bedeutet freilich längst noch nicht, dass man alles auf Silber setzen sollte. Denn der zu erwartende Anstieg der Inflationsrate (hier das Thema vor einer Woche) dürfte eher den Gold- als den Silberpreis nach oben ziehen. Von daher gesehen sind jetzt beide Edelmetalle kaufenswert, die entsprechenden Minenaktien erst recht.

Platin ist ein Spezifikum, weder mit Gold noch mit Silber zu vergleichen, über mehrere Jahre von beiden abgehängt – und seit dem vergangenen Jahr auf einmal heiß begehrt. Als Ursache kommt wohl vor allem die in Börsenkreisen heiß diskutierte Wasserstofftechnologie infrage, für deren klimafreundlichen Einsatz man in größerem Umfang Platin benötigt. Im Preisschub nach oben steckt allerdings noch viel Phantasie.

Wie steht es um die entsprechenden Aktien, deren Kurse dank der erwähnten Hebelwirkung weiter nach oben befördert werden könnten? Beispielhaft seien hier genannt: Newmont Goldcorp für Gold, First Majestic und Pan American für Silber, Wheaton Precious Metals sowohl für Silber als auch für Gold, Impala Platinum und Anglo American Platinum für Platin. Darüber hinaus empfiehlt sich mehr als nur in Blick in die laufenden Berichte und in die Minenstatistiken hier auf goldseiten.de.

Mein heutiger Betrag hat mit den aktuellen Auswüchsen an der Wall Street begonnen und ist dann zu den Edelmetallen übergegangen. Das ist natürlich kein Zufall, denn diese Zweiteilung wirft die Frage auf: Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Oder konkreter: Markiert ein mögliches Ende der Spielsucht an der amerikanischen Börse die Wiederaufnahme der im vergangenen Sommer unterbrochenen Gold-, Silber-, Platin- und Minenhausse? Die Ausgangssituation könnte kaum günstiger sein: Geld ist genug vorhanden, und die Börsianer sehnen Anstöße zur nächsten Edelmetallhausse geradezu herbei.

Damit bliebe nur noch eine Frage zu klären: Werden die Kurse der Minenaktien den Kursen der übrigen Aktien davonlaufen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit ja. Dabei dürften sich die nicht zur Edelmetallsparte gehörenden Aktien nach dem am vergangenen Freitag begonnenen Rücksetzer und nach der Bereinigung der Hedgefonds-Affäre wieder erholen. Das Ganze in diesem Jahr.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei www.gburek.eu: Kunterbuntes Aktientreiben


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