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Genialer Coup GME - Womöglich steht eine Explosion des Silberpreises bevor!

01.02.2021  |  Markus Blaschzok
Der Silberpreis sprang bereits am Donnerstag aus dem Stand um 6,1% nach oben und eröffnete am Montagmorgen mit einem Plus von 2 US-Dollar (+7,4%) zum Freitagsschlusskurs und notiert aktuell bereits bei 30 US-Dollar. Das waren die stärksten Tagesanstiege seit August des letzten Jahres. Die Preissprünge werden durch die Reddit-Community verursacht, die seit Donnerstag den Preis unter dem Hashtag #silversqueeze künstlich in die Höhe treibt, mit dem Ziel einen Short-Squeeze bei vermeintlichen Leerverkäufern auszulösen.

"Jeder Short-Squeeze in Papiersilber-Shorts wäre episch… Der inflationsbereinigte Silberpreis sollte bei 1.000 $ und nicht bei 25 $ liegen. Warum drücken wir Silber (SLV) nicht auf den realen physischen Wert?"

Zuvor hatte die Internet-Gemeinschaft diese Strategie bei einigen Aktien, die von Hedge-Fonds extrem leerverkauft wurden, erfolgreich umgesetzt. Der Trader-Flashmob erzeugte bei GameStop (GME) in den beiden vergangenen Wochen eine Kursexplosion von 2.300 Prozent. Bevor wir zum Angriff auf den Silber-ETF (SLV) kommen, der wegen diesem Frontalangriff 34,5 Millionen Unzen zukaufen musste, werfen wir einen kurzen Blick auf die Hintergründe und die Funktionsweise des Short-Squeeze bei GME.

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Blaues Hufeisen liebt Gamestop

GameStop (GME) ist eine nordamerikanische Einzelhandelskette für Computerspiele, Unterhaltungssoftware und Fanartikel. Das Internet mit der Möglichkeit des Downloads und dem Streamen von Filmen läutete das Ende der Videotheken ein. Auch Spiele werden heutzutage zunehmend online als Download erworben oder mittels Flatrate gestreamt, womit sich das Geschäftsmodell von GME zu einem großen Teil in Luft auflöst. Hohe Verluste in den letzten Jahren zwangen zur Schließung hunderter Filialen, während die Aktie von 55 US-Dollar in 2013 auf unter 3 US-Dollar in 2020 kollabierte.

Hedge-Fonds, die ihre Hausaufgaben in der Regel sehr gut machen, sahen diese Entwicklung voraus und wetteten mit Leerverkäufen auf einen Bankrott von GME. Ein neuer CEO begann gemeinsam mit neuen Investoren in 2019 eine Umstrukturierung sowie die Neuausrichtung des Unternehmens, was eine Trendwende einläutete. Einige sahen darin im August 2019 eine neue Chance für das Überleben von GME und begannen zu kaufen.

Darunter war der legendäre Dr. Michael J. Burry, der 2006/07 den Immobilienmarkt vor dessen Einbruch geshortet hatte. Burry sah frühzeitig in 2019 das mögliche Potenzial der Umstrukturierungen. Seiner Ansicht nach war das Unternehmen völlig unterbewertet und allein die Cash-Reserve hätte genügt, um einen Großteil der umlaufenden Aktien zurückzukaufen. Damals hatten Hedge-Fonds, die glaubten GME wäre dem Untergang geweiht, 63% aller Aktien leerverkauft. Burry sah gerade darin die große Chance und erwarb 2019 erstmals 3% an GME, als die Aktie um die 4 US-Dollar notierte, mit dem Ziel den Kurs über einen Short-Squeeze in die Höhe zu treiben.

Womöglich war es Burry selbst oder ihm folgende Investoren, die im September angefangen hatten, diesen Trade über soziale Medien und Foren wie Reddit zu propagieren. Shortseller sollten in die Verlustzone getrieben und zur Eindeckung gezwungen werden, was den Kursanstieg nur weiter befeuern würde. Dies ermöglicht es den Käufern ihre Anteile zu Höchstpreisen an diese Hedge-Fonds zu verkaufen.

Ende 2020 kletterte der Aktienkurs zeitweise auf 20 US-Dollar. Anstatt dass die Hedge-Fonds ihr Risiko gemanagt hätten, hielten die Leerverkäufer an ihrem Trade fest und verdoppelten und verdreifachten ihren Einsatz. Sie waren arrogant und fühlten sich durch ihre Marktmacht so sicher, dass sie am 30. Dezember 2020 rund 250% des Streubesitzes leerverkauft hatten. Dies dürfte möglich gewesen sein, da die geliehenen Aktien verkauft wurden und in den Depots der Bullen landeten, aus denen sie letztlich erneut verliehen wurden. Genau dort wollte sie Burry haben, denn die hochgehebelten Shortseller waren nun längst schachmatt und das einstiege Smart Money verkam zu Schafen, bereit für die Schlachtbank.

Nun wurde zu Jahresbeginn über Online-Foren wie Reddit eine Armee von privaten Kleinanlegern animiert an dem Trade teilzunehmen und den Short-Squeeze zu erzwingen. Mit dem Flashmob explodierte der Kurs binnen weniger Tage auf 460 US-Dollar, während die Hedge-Fonds ihre Shorts in steigende Notierungen hinein eindecken und die Verluste in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar realisieren mussten. Dieses Geld ging in die Hände der Kleinanleger und in die von Michael Burry über, der seine Gewinne vergangene Woche bereits eingestrichen hat.

Vom Erfolg berauscht begannen die Kleinanleger weitere stark leerverkaufte Pleitekandidaten, wie BlackBerry, Bed Bath & Beyond, Macy’s, Cinemark Holdings und die Kinokette AMC, ins Visier zu nehmen. Am 14. Januar notierte AMC noch bei 2,18 US-Dollar und verzehnfachte sich bis zum 27. Januar auf 20,36 US-Dollar. Fundamental hatte sich weder bei AMC noch bei GME etwas verändert und so wie die Preise durch die Eindeckung von Shorts anstiegen, werden sie letztlich in einigen Wochen und Monaten auch wieder auf ihren fundamentalen Wert einbrechen.


Vom cleveren Schachzug zum sinnlosen Pushen von Preisen

Während der Angriff auf die Shortseller von GME aufgrund der Gesamtsituation ein genialer Coup war, hat nun ein mehr oder weniger sinnloses pushen von anderen Aktien und Assets begonnen. Dies erinnert an das Ende des neuen Marktes, als die Gier die Hirne vieler Anleger auffraß.

Beispielsweise hatte der Bitcoin am 8 Januar ein vorläufiges Hoch ausgebildet und fällt seither in einem neuen Abwärtstrend. Ein Tweet von Elon Musk, in dem nur aus dem Wort „Bitcoin“ stand, katapultierte den Preis binnen einer halben Stunde um 19% (+6.000 USD) nach oben, wobei der Abwärtstrend kurzzeitig durchbrochen wurde.

Seither fiel der Bitcoin wieder auf das Vor-Tweet Preisniveau und in den Abwärtstrend zurück. Hatte Elon Musk die Gunst der Stunde genutzt, um mit dem Tweet für sich oder Freunde die nötige Liquidität im Markt zu schaffen, um nach der gigantischen Rallye Gewinne realisieren zu können, ohne dabei den Preis sofort nach unten zu treiben? Es werden auch Krypto-Coins, wie die Spaß-Kryptowährung „Dodgecoin“, aktuell nach oben getrieben.

Auch Ripple, der aufgrund einer hohen Inflationsrate bisher nicht nachhaltig ansteigen konnte, wird aktuell systematisch im Preis gepusht, obwohl es in beiden Fällen keine Shortseller gibt, die unter Druck kommen könnten. Es handelt sich um Pump and Dump, wobei jene verlieren, die nicht schnell genug sind bzw. zuletzt gekauft haben.



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