Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gold: Anklage und Verteidigung & Bitcoin

04.02.2021  |  Matt Piepenburg
Die meisten Juristen eint die Fähigkeit, zwei Seiten eines Falls in Betracht zu ziehen, ungeachtet der ersten persönlichen Einschätzung. Mit Blick auf Gold hat mein Urteil zur zukünftigen Preisentwicklung (steigend) und historischen Rolle (Vermögensschutz) nie geschwankt.

Ich bin trotzdem nicht blind geworden für nüchterne Argumente gegen meine (auch von anderen geteilte) Auffassung, dass physisches Goldeigentum fundamental begründet und sinnvoll ist. Und deswegen werde ich jetzt zum Streitgegenstand "Gold" die Anklage und die Verteidigung zu Wort kommen lassen. Darüber hinaus werde ich die aktuelle Bitcoin-Manie und eine eventuell drohende Bitcoin-Falle näher beleuchten.

Obgleich ich hier nicht antrete, um Bitcoin oder deren Verfechter vorzuführen, so möchte ich doch denjenigen eine Abkühlung verpassen, die Bitcoin mit Gold vergleichen oder, schlimmer noch, das Gefühl haben, BTC wäre das "neue Gold".

Grober Fehler.

Abgesehen davon gibt es auch Schwierigkeiten beim Gold, die man im Blick haben sollte - besonders diejenigen, die nicht auf lange Sicht in Gold investieren und von kurzfristigen Schlagzeilen und Kursbewegungen aufgeschreckt werden.

Wer Gold eher als langfristige Brandschutzversicherung für Weltwährungen betrachtet, die ohnehin schon fast abgebrannt sind, für den ist solche Preisvolatilität kaum wichtig, schließlich ist und bleibt die langfristige Vermögensschutzfunktion von Gold historisch unangefochten.

Eine Nation nach der anderen hat dramatische Veränderungen bei den Schuldstandquoten zu verzeichnen. Dennoch es gibt keine mathematische Lösung für die Frage, wie man der von unseren geschätzten Zentralbankern gegrabenen Schuldenschlucht noch "entwachsen" kann.

Open in new window

Das heißt also, dass wir uns auf mehr Kreditaufnahme, Geldschöpfung und Ausgaben einstellen können. Und das bedeutet wiederum: Wir haben historisch beispiellose Rahmenbedingungen für die Edelmetalle, weil das globale Geldangebot zuerst wie bescheuert (noch Totschlag) und dann wie absolut beknackt (schon Mord) angehoben wird.

Open in new window

Verschaffen wir uns also einen Überblick, der die Schwierigkeiten und Impulsgeber für die weiteren Entwicklungen beim Gold einschließt. Und dann dürfen Sie sich Ihr eigenes Urteil bilden, nachdem Sie das meinige schon kennen.


Gold & Silber-Verhältnisse im Neuen Abnormalzustand

Nachdem Nixon den US-Goldstandard aussetzte (sich aus der Verpflichtung stahl), vollführten die Kurse von Gold und Silber 50 Jahre lang walzerartige Bewegungen, also eine Choreographie, die den meisten bekannt sein dürfte.

Das bedeutete: Silber folgt Gold mit Abstand und wird danach sehr viel schneller, im Anschluss daran fallen letztlich beide Metalle im Preis – zumindest seit 1971. In der Post-Nixon-Ära wirbelte und kreiste das Gold-Silber-Verhältnis von 47 (1973) auf 19 (1974) auf 40 (1978) auf 65 (2016) dann bis auf ganze 123 und kürzlich erst wieder zurück auf 70. Legt das aktuelle Tanzmuster nah, dass bei beiden Metallen morgen die Baisse ansteht?

Die einfache Antwort lautet nein; und Pessimisten, die es anders sehen, würde ich sagen: Ihr vergesst die Makrotrends! Doch mehr dazu unten.


Sinkende Nachfrage der Zentralbanken - Mehr Gegenwind für Edelmetalle?

Edelmetall-Ankläger werden ins Feld führen, dass die Goldkäufe durch Zentralbanken nachgelassen haben. Das Argument ist stichhaltig.

Im Jahr 2020 kauften die Zentralbanken die Rekordmenge von 660 Tonnen Gold - der Endpunkt eines 10 Jahre andauernden Kaufrauschs mit Goldkäufen von insgesamt mehr als 5.000 Tonnen. Die Verkaufsmengen sind jedoch rückläufig, wie auch der steile Goldpreisanstieg, der 2020 zu verzeichnen war - vorerst.

Nun wird die Anklage geltend machen wollen, dass das von Zentralbanken verkaufte Gold nicht wieder mit demselben Enthusiasmus an anderer Stelle angekauft wurde. So kündigte die russische Zentralbank kürzlich an, man werde vorerst keine weiteren Goldkäufe tätigen, was aber eher am Liquiditätsengpass liegt, unter dem das Land aufgrund stark sinkender Ölpreise und der Covid-Misere leidet, nicht aber an einem längerfristigen Vertrauensverlust ins das Metall.

Auch die Türkei, die Anfang 2020 noch ein großer Goldkäufer war, wird ihre Käufe wahrscheinlich einschränken, da sich der finanzielle Zustand des Landes 2021 wohl weiter verschlechtern wird.

Über die letzten 2 Jahrzehnte hat China Indien als den größten Goldkäufer der Welt abgelöst. Allerdings weist jetzt auch China sinkende Nachfrage auf. Der normalerweise von China verlangte Aufschlag auf den globalen Goldkurs sinkt viel mehr, als dass er steigt; aktuell sind die Aufschläge sogar einem Abschlag gewichen.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"