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Was passiert eigentlich beim Nickel?

18.07.2007  |  Mike Hewitt
- Seite 4 -
Weitere Beispiele für einen weltweiten Anstieg der Nickelproduktion

Die hohen Nickelpreise haben bei traditionellen Nickelproduzenten das Interesse an Produktionssteigerungen von 3-4% aus konventioneller Herkunft geweckt. CVRD stellte im letzten Jahr ungefähr 1/6 der weltenweiten Marktproduktion her, in den nächsten 5 Jahren wird ein Extra-Output von 3% der Weltnickelproduktion erwartet.

Eine aktueller Bericht der Deutschen Bank geht davon aus, dass "zahlreiche" Projekte von CVRD Inco in den Explorations-Startlöchern stehen. Dies könnte in den nächsten zehn Jahren fast auf eine Verdoppelung der Produktion, von den derzeitigen 280.000 t/Jahr auf ganze 520.000 t/Jahr, hinauslaufen könnte.

Australiens Rohstoff-Prognostiker Abare Monday hob Australiens erwartete Nickelproduktion um 16% auf 230.000 t zum Ende des Geschäftsjahres (30. Juni 2008) an. Grund hierfür ist der voraussichtliche Produktionsstart zweier neuer Minen. Allegiances Avebury-Mine in Tasmanien soll Ende 2007 mit der Produktion beginnen, sie hat eine Kapazität von 8500 Tonnen jährlich. BHP Billitons Ravensthorpe-Projekt mit einer Kapazität von 50.000 Tonnen soll Anfang 2008 in Produktion gehen.

Ein Beamter des russischen Ministeriums für Industrie und Energie kündigte an, dass Russland seine Nickelproduktion im Jahr 2007 um 1,1% erhöhen könnte.


Substitute und die permanente Zerstörung der Nachfrage

Höchststände an den Rohstoffmärkten können die Nachfrage zunichte machen. Dazu kommt es, wenn die hohen Kosten für das Ausgangsmaterial die Hersteller veranlassen, in neue Technologien zu investieren.

Mark Lim, Chairman der Malaysian Iron & Steel Industry Federation, sagte gegenüber Reuters, dass ca. 20% des 304er-Edelstahls durch 200er-Edelstahl mit einem niedrigeren Nickelanteil ersetzt wurden. Die 200er-Serie wurde in den letzten Jahren in indischen Stahlwerken entwickelt, um Nickel zu sparen. Es enthält nur die Hälfte des 8%igen Gehaltes von 304er-Edelstahl und ist daher weniger korrosionsresistent.

Noch wichtiger: Die Fabrikanten wenden sich immer mehr ferritischen Graden zu - der nickelfreie Edelstahl ist auch bekannt als 400er Serie. Stahlwerke in Japan und Südkorea versuchen zudem den günstigeren, ferritischen Edelstahl zu verbessern. Es gibt jedoch Bedenken gegenüber dieser Art des Edelstahls, da er, verglichen mit nickelhaltigem (austenitischem) Edelstahl, schlechte Härtewerte aufweist - gerade wenn er verschweißt wurde.

Posco aus Südkorea - ein großer Stahlfabrikant - ließ vor kurzem verlauten, dass er 14% weniger Nickel bei seiner diesjährigen Edelstahlproduktion verwenden will und sich daher nicht-nickelhaltigen Alternativen zuwenden wird. Posco hat einen neuen Prozess zur Entwicklung von nickelfreien Edelstahl mit besseren Eigenschaften als alle bisherigen nickelfreien Edelstahlarten auf den Weg gebracht und umgesetzt. Andere Edelstahlproduzenten könnten dem Beispiel folgen.


Schlussfolgerung

Der derzeitig heftige Preisverfall beim Nickel könnte ein Hinweis auf den wahren Überschuss bei den Lagerbeständen sein, der schon seit einiger Zeit besteht. Die Angebots- und Nachfragekalkulationen für Nickel können die versteckten Lagerbestände nicht mit einbeziehen, da die exakte Menge aufgrund der Komplexität nicht messbar ist. Große institutionelle Händler könnten diesen Mangel an Übersicht zu ihren Gunsten ausnutzen und große kommerzielle Lagerbestände anlegen. Dies würde eine künstliche Nachfrage an den öffentlichen Lagerplätzen schaffen und zur allgemeinen Unterschätzung des tatsächlichen, weltweiten Angebots und somit auch zu Preissteigerungen führen. Die letzten Höchststande von 24 US $/lb könnten aufgrund eines solchen Szenarios zustande gekommen sein.

Die Höchststände haben sich innerhalb der Nickelindustrie sowohl auf der Angebotsseite wie auch auf der Nachfrageseite ausgewirkt.

China hat seine Nickelproduktion dramatisch von 59.800 Tonnen im Jahr 2005 auf voraussichtliche 200.000 Tonnen im Jahr 2007 erhöht - unter Verarbeitung importierter Lateriterze. Die Nickelimporte Chinas könnten 2007 geringer ausfallen - ihr Trend könnte sich, aufgrund der aktuellen Entwicklungen, sogar umkehren.

Großangelegte, neue Nickelprojekte wie Ambatovy (60kT/Jahr), Goro (60kT/Jahr) und Ravensthorpe (50kT/Jahr) sollen bald in Produktion gehen. Diese neuen Minen, zusammen mit Produktionserweiterungen bei schon existierenden Minen, werden das Nickelangebot entscheidend steigern.

Auf der Nachfrageseite beginnen viele Edelstahlproduzenten (und somit auch die größten Einzelabnehmer von Nickel) ihre Produktion umzustellen und, den Höchstpreisen geschuldet, weniger Nickel zu verbrauchen. Einige dieser Umstellungen werden mit hohen Aufwendungen für Kapitalkosten einhergehen und auch zu einer permanenten Nachfragebeeinträchtigung führen - was sich zum Beispiel an der Einführung des Produktionsprozesses für den nickelfreien 400er Edelstahl zeigen lässt.

Wenn alle Faktoren zutreffen und zusammenspielen würden, wird sich ein größerer Lagerbestand aufbauen; es lässt sich schließlich nicht verhindern, dass er auch seinen Weg in die öffentlichen Lagerplätze findet - dem Horten von Metallen zum Trotz. Käme es zu einem solchen Szenario, würde sich die Wahrnehmung des Nickelmarkts in Bezug auf die Angebots- und Nachfragedynamik komplett verkehren.


© Mike Hewitt
www.DollarDaze.org



Fußnoten/Referenzen

1. Für einen detaillierten Einblick in das Thema Nickel und in die Präsentation, die meinen Recherchen für diesen Kommentar zugrunde liegen, siehe auch: Teil 1 der Rede Frank Venerosos zu Global Central Bankern in der Weltbank (17.4.2007).

2. Dalvi u.a. The Past and the Future of Nickel Laterites, 2004. Die Entwicklung vieler energieintensiver Projekte wurde Ende 1973 aufgrund von rapide steigenden Ölpreisen unterbrochen.

3. Ebd.: 1950 sollen laut Schätzungen weniger als 10% des Nickels (140.000 Tonnen) aus Lateriterzen hergestellt worden sein. Die durchschnittliche Zuwachsrate der weltweiten Nickelproduktion, aus allen Quellen, lag bei 4% im Jahr.

4. Ebd.: Aus Indonesion stammen die Laterite mit den höchsten Gehalten - mit 1,61%, gefolgt von Zentral- und Südamerika mit 1,51%. Die niedrigsten Gehalte wies Australien mit 0,86% auf.





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