Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Geldschöpfung im Sisyphus-Modus - Tod für Dollar & Anleihen

08.03.2021  |  Egon von Greyerz
- Seite 4 -
Bis zur Pleite drucken

Die Steuerung der US-Zinssätze vermittelt auf jeden Fall den Eindruck, dass es hierbei eher um Verzweiflung als um Strategie geht. In einem freien, nicht manipulierten Kreditmarkt würden Angebot und Nachfrage die Kosten der Kreditaufnahme bestimmen. Steigt die Nachfrage nach Geld, steigen auch die Kreditkosten, was wiederum die Nachfrage senkt. Und wenn kaum Nachfrage besteht, sinken die Kosten, was wiederum die Kreditaufnahme stimuliert. Das könnte das Faszinierende an freien und unregulierten Kreditmärkten sein: Kreditangebot und -nachfrage beeinflussen die Kapitalkosten und funktionieren als systemeigene Steuerung.

Keynesianische Wirtschaftsansätze und MMT (Modern Monetary Theory) haben werthaltiges Geld allerdings abgeschafft. Die derzeitigen geldpolitischen Strategien verdienen viel eher die Bezeichnung "unvernünftige" oder "unsolide" Geldtheorie. Eine andere passende Bezeichnung wäre Sich-In-Den-Bankrott-Drucken! Die derzeitige Strategie niedriger Zinssätze verfolgt zwei Ziele.

Erstens sollen steigenden Aktienmärkte gefördert werden. Denn hohe Aktiennotierungen lassen die Illusion einer starken Wirtschaft und einer starken Führung entstehen. Also das perfekte Instrument für den Wählerstimmenkauf.

Zweitens ist "Gratisgeld" angesichts einer US-Verschuldung von 28 Billionen $ eine Frage des Überlebens für die Nation. Man stelle sich nur vor, die Zinssätze wären durch Angebot und Nachfrage reguliert …

Jeder Präsident, der in diesem Jahrhundert amtierte, hat dahingehend einen neuen Rekord aufgestellt. Bush verdoppelte die US-Verschuldung nahezu - von 5,7 Billionen $ auf 10 Billionen $ innerhalb von mehr als 8 Jahren. Obama verdoppelte sie erneut von 10 Bill. $ auf 20 Bill. $. Und Trump legte mit einer Steigerung um 8 Bill. $ einen neuen 4-Jahre-Rekord vor.

Hinsichtlich der exponentiellen Schuldenentwicklung läge ein angemessener Marktzins wohl eher in der Region von 10% als bei aktuell 0% für Kurzläufer. Angesichts einer US-Verschuldung von 28 Bill. $ würden Zinskosten von 10% ganze 2,8 Bill. $ bedeuten - das entspräche buchstäblich einer Verdopplung des ohnehin schon desaströsen US-Haushaltsdefizits.

Für die US-Gesamtverschuldung von 80 Bill. $ würden Zinssätze von 10% bedeuten, dass Kosten von 8 Billionen $ - oder aber 40% des US-BIP - anfallen würden! Also muss sich die Federal Reserve der kolossalen Aufgabe stellen, die Zinssätze und die natürlichen Marktkräfte klein zu halten. Meiner Einschätzung nach wird sie an dieser Aufgabe letztlich scheitern - mit schrecklichen Konsequenzen. Es scheint ganz so, als würde Powell der erste Fed-Vorsitzende seit Volcker werden, der während seiner Amtszeit (trotz aller Gegenmaßnahmen) steigende Zinssätze erleben wird.

Höchstwahrscheinlich hat der Zinssatzzyklus schon sein Tief markiert. Für den Markt, der noch für viele Jahre ein Niedrigzinsumfeld erwartet, wird das ein großer Schock sein. Anfänglich wird die Inflation die Zinsen in die Höhe treiben. Anschließend wird ein fallender Dollar die Zinsen noch weiter ansteigen lassen. Die Panikphase kommt dann, wenn der Dollar einbricht und die Schuldenmärkte ausfallen. Das wird zu Hyperinflation führen.


Puzzle-Teil 4: Aktien

Im Jahr 1956 stieg Warren Buffet in das Investment-Business ein. Der Dow stand damals bei 500 Punkten und hat sich seither verdreiundsechzigfacht (63 x). Seit Beginn seiner Karriere hat Buffett Jahr für Jahr einen durchschnittlichen Jahresgewinn von 29,5% machen können. Das ist in jeder Hinsicht ein bemerkenswertes Ergebnis über einen Zeitraum von 75 Jahren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Buffett und überhaupt alle Aktienmarktinvestoren miterleben müssen, wie der Aktienmarkt nicht fällt, sondern einbricht.


Der Buffett-Indikator - Massive Überbewertungen bei Aktien

Buffetts eigener Indikator - Aktienmarktwert zu BIP - ist für Investoren aktuell ein sehr eindringlicher Warnhinweis. Der US-Markt liegt jetzt bei 228% im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Damit liegt er 88% über der langfristigen Trendlinie und auch deutlich über den Bewertungen der Jahre 1999-2000, die einen 80%igen Nasdaq-Crash mit sich brachten.

Open in new window

Aktien steuern auf Luftloch zu

Mit 88% Überbewertung kann der Dow jederzeit in einem Luftloch landen. Das Dow-Gold-Verhältnis ist ein sehr wichtiger Maßstab des relativen Wertes zwischen Geld und Aktien. 1999 markierte das Verhältnis ein Hoch und fiel bis 2011 um 89%. Seither sahen wir eine Korrektur, die 2018 endete. Die nächste Bewegung wird wieder den Stand von 1:1 erreichen wie 1980, als der Dow bei 850 Punkten stand und Gold bei 850 $. Im Anschluss daran sind auch niedrigere Stände wahrscheinlich.

Open in new window

Ein Stand von 1:1 im Dow-Gold-Verhältnis würde bedeuten, dass der Dow von den heutigen Ständen ausgehend 94% gegenüber Gold verliert. Das ist ein sehr realistisches Ziel. Man muss sich wieder vor Augen führen, dass der Dow zwischen 1929 und 1930 an sich schon 90% verlor, woraufhin es 25 Jahre dauerte, bis diese Stände erneut erreicht waren. Und die heutige Situation ist in jeder Hinsicht viel schlimmer als damals 1929.

Der säkulare Bullenmarkt bei den Aktien wird mit großer Wahrscheinlichkeit 2021 zu Ende gehen. Die Marktwende könnte jederzeit kommen. Alles wird sehr schnell gehen - wie schon im Jahr 2000; doch dieses Mal wird ein sehr langer und brutaler säkularer Bärenmarkt folgen.

Echte Vermögensanlagen wie Gold, Silber und Platin werden zu Lebensversicherungen für Investoren. Das Festhalten an Aktien und Anleihen wird Ihr Vermögen und Ihre Gesundheit zerstören.


© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG



Dieser Artikel wurde am 24. Februar 2021 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"