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Stolpernd in die Knappheit

29.04.2021  |  John Mauldin
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Kunstharz ist nicht in allem enthalten, was wir kaufen, aber verdammt nah dran. Wenn sich sein Preis verdoppelt, geraten auch andere Preise unter Druck. Oft steckt es nur in der Verpackung von etwas Wertvollerem. Verpackungen können verändert werden. Aber manchmal ist das Produkt aus Plastik. Denken Sie an Gartenmöbel, Papierkörbe, viele Autoteile. Sie sind einfach nur Plastikteile in verschiedenen Formen und Farben - und sie werden immer teurer.

Das ist genau die Art von Dingen, die sich, wenn sie andauern, auf andere Preise auswirken werden. Das wird vielleicht nicht passieren; die Bain-Analysten glauben, dass die Preise für Kunststoffe im Laufe des Jahres sinken werden. Aber in der Zwischenzeit hat es immer noch einen Effekt. Unternehmen, die Harz benötigen, müssen darauf reagieren. Sie werden alternative Materialien finden, die Kosten als geringere Gewinnmargen schlucken oder die Verkaufspreise erhöhen. Der Wettbewerbsdruck könnte Letzteres verhindern.

Ein weiteres offensichtliches Beispiel ist Holz, das laut NAHB um bis zu 200% gestiegen ist. Ein Teil des Problems ist ein Käfer, der seit Jahrzehnten Bäume zerstört, plus Forstwirtschaft und Holzwerke haben mit geringerer Verfügbarkeit von Arbeitskräften und COVID-Einschränkungen zu kämpfen. Die Kosten für den LKW-Transport sind gestiegen. Aber auch dies sollte sich mit der Rückkehr zu einer normalen Geschäftstätigkeit glätten.

Steigende Preise bei wichtigen Gütern haben auch einen psychologischen Effekt. Die Menschen fragen sich, wie die Preise als nächstes steigen werden. Sie fangen vielleicht an, Vorräte anzulegen oder kaufen keine anderen Waren mehr, um die höheren Kosten auszugleichen.

Die Auswirkungen sind unvorhersehbar, aber durchaus real. Das Inflationsgerede, das wir im Moment hören, kommt nicht nur von den Anleihehändlern an der Wall Street. Einiges davon stammt von echten Menschen und Unternehmen, die die Inflation aus erster Hand erleben. Sie mag nicht von Dauer sein, aber sie bilden sie sich nicht ein. Sie denken darüber nach, wie sie auf Dinge verzichten können, die sie einst für wichtig hielten. Dieses Denken, wenn es sich durchsetzt, führt zu nichts Gutem.


Vom Überfluss zur Knappheit

Mein Freund, Gavekal-Mitbegründer Louis Gave, ist ein systematischer Denker. Er sagt nicht einfach, dass A zu B führt. Er identifiziert geschickt die verschiedenen Komponenten, die zusammen einen Wirtschafts- oder Markteffekt erzeugen. Das ist eine seiner Markenzeichen-Fähigkeiten. Kürzlich erklärte Louis, warum wir uns möglicherweise von einem Zeitalter des Überflusses (meine Grundposition) zu einem Zeitalter der Knappheit bewegen.

Natürlich war nicht alles im Überfluss vorhanden, noch wird alles kapp werden. Aber die allgemeinen Trends sind wichtig. Ich werde versuchen, die Vision von Louis zusammenzufassen. Ich stimme nicht zu 100% zu, aber er bringt wichtige Punkte zur Sprache. Erkennen Sie zuerst, was in den letzten Jahrzehnten passiert ist:
  • Die Globalisierung hat eine Fülle von Arbeitskräften geschaffen. Oder eigentlich waren die Arbeitskräfte schon da; Transport- und Kommunikationstechnologie haben sie erschlossen, so dass Menschen in Asien in den USA und Europa "arbeiten" konnten, ohne tatsächlich umzuziehen. Die Automatisierung von Arbeitsplätzen hat einen ähnlichen Effekt.

  • Energie wurde dank der Schieferöl-Revolution billig und reichlich, was den Nagel in den Sarg der "Peak-Oil-"Fantasie schlug [die ich schon seit Jahrzehnten für eine dumme Idee halte]. Die jüngsten Fortschritte bei anderen Energiequellen - Sonne, Wind, Kernkraft, Wasserstoff, usw. - verstärken diesen Trend. Das Gleiche galt für andere Rohstoffe.

  • Informationen flossen frei um die Welt und ermöglichten schnelle Innovationen und technologische Fortschritte.

Arbeit, Energie und Informationen im Überfluss haben zusammen die Wirtschaft hervorgebracht, die wir seit 1990 kennen. Daher kann es ein Problem sein, dass alle drei jetzt dabei sind, die Richtung zu ändern.
  • Die COVID-Pandemie, zusammen mit den Handelsspannungen zwischen den USA und China, beschleunigt die Relokalisierung globaler Lieferketten. Die Technologie hat dies bereits getan (Hunderte Arbeitsplätze sind bereits aus dem Ausland zurückgekehrt), aber der Trend beschleunigt sich. Louis argumentiert, dass es keinen Überschuss an Arbeitskräften mehr gibt, was zu Preisdruck (Lohndruck) führt.

  • Die Preise für fossile Brennstoffe steigen schneller, als "grüne" Energiequellen online gehen, um sie zu ersetzen. Die Energie- und Lebensmittelpreise scheinen einen langfristigen Aufwärtstrend zu beginnen. Sie hängen zusammen, weil Energie für den Anbau und den Transport von Nahrungsmitteln notwendig ist. Das Gleiche gilt für Rohstoff im Allgemeinen, so dass es scheint, dass wir auch den Vorteil von billigen, reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen verlieren werden.

  • Wissen breitet sich nicht mehr so frei aus wie noch vor einigen Jahren, da Unternehmen versuchen, Monopole aufrechtzuerhalten, die öffentliche Debatte immer mehr eingeschränkt wird und Regierungen Technologie als einen militärischen Vorteil betrachten, den sie schützen müssen.

Louis schlussfolgert:

"Lässt man die kurzfristigen Daten beiseite - seien es die Inflationszahlen im Jahresvergleich, das Wachstum der US-Geldmenge, der Anstieg des US-Haushaltsdefizits oder das wachsende US-Handelsdefizit - stehen wir vor einer wichtigen strukturellen Frage. Leben wir immer noch in einem Zeitalter des Überflusses? Wenn ja, dann wird das Umfeld auf längere Sicht grundsätzlich disinflationär bleiben. Oder treten wir nun in ein Zeitalter der Knappheit ein?

Zugegebenermaßen scheint es heute keinen Mangel an Kapital in der Welt zu geben; und die Zentralbanken scheinen nicht daran interessiert zu sein, eine solche Knappheit zu erzeugen. Aber darüber hinaus könnte sich die Gleichung "Überfluss versus Knappheit" vor unseren Augen verändern. Es ist unwahrscheinlich, dass im kommenden Jahrzehnt Wissen so frei geteilt werden kann wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Es ist unwahrscheinlich, dass Arbeitskräfte so reichlich vorhanden sein werden wie in den ersten Jahren des Jahrhunderts. Und, was am deutlichsten zu sehen ist, eine Reihe von Rohstoffen zeigt bereits verräterische Anzeichen von Knappheit - man kann sie nicht finden."


Ich denke, die Probleme, die Louis anspricht, sind sehr real. Aber wie meine Ansicht zur Inflation denke ich, dass sie "vorübergehend" sind. Produktionsrückverlagerungen aus dem Ausland haben zugenommen. Ich erwarte, dass die Umschulung und Umschichtung von ungelernten Arbeitskräften in qualifizierte Jobs in den nächsten Jahren ein wichtiger Faktor werden wird. So wie die Unternehmen zu Beginn des letzten Jahrhunderts Landarbeiter zu Fabrikarbeitern gemacht haben, wird das Gleiche in allen Bereichen passieren.


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