Anomale Erholung
07.05.2021 | John Mauldin
Capital Record: Vom Durchwursteln zum Stolpern
David Bahnsen ist einer der originellsten Denker, die ich kenne, weshalb er überall im Fernsehen und in Podcasts zu sehen ist und als einer der besten Vermögensverwalter in Amerika gilt. Sein Vater war in den 1970er und 1980er Jahren ein geschätzter Theologe, den ich persönlich kennenlernen und veröffentlichen durfte. Er starb tragischerweise viel zu früh, und David musste sich sehr früh aufraffen, um dahin zu kommen, wo er heute ist. Das ist eine lange Geschichte, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel Respekt ich vor ihm habe.
Was das originelle Denken angeht, so ist der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen. David macht einen Podcast für National Review namens Capital Record. Wir haben eine zweiteilige Serie gemacht. Das Folgende ist ein bearbeitetes Transkript des ersten Teils. Nächste Woche werde ich etwas von Teil 2 teilen. Bitte beachten Sie, dass einige der besten Ideen hier von David stammen werden. Ich lerne immer eine Menge, wenn ich mit ihm zusammen bin. Wenn etwas in Klammern […] steht, bedeutet das, dass ich es heute eingefügt habe. Lassen Sie uns loslegen:
David Bahnsen: Hallo und willkommen zu einer weiteren Folge von Capital Record. Ich freue mich sehr, heute einen der, wie ich glaube, einflussreichsten Ökonomen und Autoren meines Erwachsenenlebens zu Gast zu haben, den ich meine ganze Kariere lang gewissenhaft gelesen habe. Er ist ein sehr bekannter Finanzfachmann und makroökonomischer Denker, und hoffentlich wird in unserem Gespräch viel von seiner Weisheit zum Vorschein kommen. Der Gentleman, den ich meine, ist John Mauldin. John hat 2003 auch ein Buch mit dem Titel Bull's Eye Investing geschrieben. Ich habe Johns gesamtes Buch gelesen und war wirklich sehr bewegt von seiner seltenen Fähigkeit.
Wie einige von Ihnen wissen, können Finanzautoren oft in eine Falle tappen, in der sie sich auf eine persönliche Marke festlegen. Ich werde ein permanent optimistischer Typ sein oder - wie oft in der Newsletter-Publikationswelt - als ein Untergangspessimist gebrandmarkt sein. John hat sich eine Nische als tatsächlicher Freidenker geschaffen, was nur allzu selten vorkommt. Das geht mit einer Menge Objektivität einher. Er kann falsch liegen. Er kann Recht haben, wie jeder andere Wirtschaftswissenschaftler, jeder andere Denker, jeder andere Autor.
Aber er hat Recht oder Unrecht aus einem ernsthaften Streben nach Wahrheit und einem ernsthaften Streben nach einem objektiven Verständnis wirtschaftlicher Herausforderungen und Situationen heraus. Er ringt intellektuell mit den Themen. Und ich habe sehr viel von John gelernt. Wir sind sehr enge Freunde geworden und haben oft stundenlang zusammen zu Abend gegessen und viele der Dinge besprochen, die wir heute im Podcast besprechen werden.
Wir haben eine Freundschaft, die es uns ermöglicht, verschiedene Dinge zu besprechen, während wir versuchen, die wirtschaftlichen Herausforderungen des Tages besser zu verstehen. Er beschäftigt sich also ausgiebig mit den Kapitalmärkten und mit einer Reihe von Aspekten des Investmentbereichs.
Doch John ist ein Denker und Autor und hat hoffentlich einen großen Einfluss auf viele von Ihnen und sicherlich auch auf mich selbst gehabt. Und so werde ich John heute zu einem Gespräch über die Wirtschaft, die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten 20 Jahre und die wirtschaftliche Realität der nächsten 20 Jahre einladen. Und wir werden uns mit diesen Dingen beschäftigen und sehen, wohin uns dieses Gespräch führt. Wir freuen uns also auf eine weitere Folge mit Ihnen.
John, ich lese Sie bereits, seit Sie makroökonomische Kommentare veröffentlichen. Seitdem hatten wir das 2000-Problem und einen Tech-Crash. Wir hatten eine Finanzkrise. Wir erlebten in den letzten 10 Jahren alle möglichen Machenschaften der Federal Reserve. Wir erleben Höhen und Tiefen in China. Und jetzt hatten wir COVID. Sie prägten einst den Ausdruck "sich durchwursteln", ich denke, dass war vor etwa 20 Jahren.
John Mauldin: Ich werde alt.
David Bahnsen: Ja, ich bringe uns hier auf den neusten Stand. Aber würden Sie sagen, dass die Beschreibung der "Durchwurstel-Wirtschaft" ziemlich genau auf das zutrifft, was wir gerade durchmachen?
John Mauldin: Nun, lassen Sie uns 20 Jahre zurückgehen und den Kontext betrachten. Im Jahr 2011 hatten wir eine Rezession hinter uns und dann kam der 11. September, der die Rezession noch verschlimmerte. Ich bin wie Sie ein großer Technologieoptimist. Ich bin auch ein großer Optimist, was die Menschheit angeht, und vielleicht kommen wir da später noch darauf zu sprechen. Was ich damit meine, ist, dass der menschliche Fortschritt immer schneller voranschreitet.
Aber davon abgesehen, bin ich [derzeit philosophisch] Short gegenüber der Regierung positioniert. Ich hatte keine Ahnung, wie wir den Rest des Jahrzehnts ohne eine weitere überstehen würden. Ich habe sicherlich nicht mit dem Ausmaß der traumatischen Great Recession 2007 bis 2008 gerechnet. Aber als ich damals sagte, dass wir uns durch das Jahrzehnt durchwursteln werden und wahrscheinlich ein BIP-Wachstum von 2% für das gesamte Jahrzehnt zu erwarten hätten, nannten mich die Leute zu bearisch. Und wie sich herausstellte, war ich ein Optimist. Wir verzeichneten 1,9%.
Economics 101 besagt, dass das BIP die Produktivität mal die Anzahl der Arbeiter ist. Das ist eine einfache Zahl. Die Zahl der Arbeitnehmer ging zurück, als die Boomer in Rente gingen und wir einen Großteil der technologiebedingten Produktivitätssteigerungen ausgeschöpft hatten. Der Konsum und die Dienstleistungen wurden zu einem großen Teil der Wirtschaft; und sie reagieren nicht so stark auf das Produktivitätswachstum, wie es in der Produktion der Fall war.
Mit Blick auf die 2020er Jahre denke ich, dass 2% Wachstum schwierig sein werden. Ich denke, dass 1% bis 1,5% Wachstum wahrscheinlich charakteristischer sein werden, weil die Technologie die Dienstleistungsjobs und andere Arbeitsplätze mit niedrigem Einkommen verzehren wird.
David Bahnsen: Lassen Sie uns die Herausforderungen des Wirtschaftswachstum, die sich auf COVID ergeben, vom wirklichen Makrobereich trennen. Wenn wir einen Schritt zurücktreten und uns die letzten 20 Jahre anschauen, dann haben wir meiner Meinung nach ein gewisses Maß an realem BIP-Wachstum verzeichnet, das sich nach der Finanzkrise zu einer neuen Trendlinie entwickelt hat, die unter dem Nachkriegstrend lag. Und dann hat uns natürlich COVID von dieser Zahl weggezogen. Und jetzt, wie Sie anmerken, werden wir eine anomale Erholung verzeichnen, weil alles in dieser Nach-Impfstoff-Gesellschaft wieder online geht. Aber dann werden wir dort weitermachen, wo wir aufgehört haben.
Aber lassen Sie uns zur anderen Seite der Erholung vorspulen, und zurück zu Ihrem Durchwursteln von vor 20 Jahren gehen. Wir hatten aufgrund COVID eine miese Rezession und werden eine Erholung mit Fußnoten verzeichnen, wenn alles wieder anspringt. Aber wenn wir in gewissem Maße zur Normalität zurückkehren, werden wir eine Staatsverschuldung unterhalten, die um mindestens 6 Billionen Dollar höher ist als zuvor, ebenso wie größere Defizite von weit über einer Billion pro Jahr, selbst nach dieser anfänglichen Kostenübernahme. Hat das alles Ihre Sicht auf die nächsten 20 Jahre verändert?
David Bahnsen ist einer der originellsten Denker, die ich kenne, weshalb er überall im Fernsehen und in Podcasts zu sehen ist und als einer der besten Vermögensverwalter in Amerika gilt. Sein Vater war in den 1970er und 1980er Jahren ein geschätzter Theologe, den ich persönlich kennenlernen und veröffentlichen durfte. Er starb tragischerweise viel zu früh, und David musste sich sehr früh aufraffen, um dahin zu kommen, wo er heute ist. Das ist eine lange Geschichte, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel Respekt ich vor ihm habe.
Was das originelle Denken angeht, so ist der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen. David macht einen Podcast für National Review namens Capital Record. Wir haben eine zweiteilige Serie gemacht. Das Folgende ist ein bearbeitetes Transkript des ersten Teils. Nächste Woche werde ich etwas von Teil 2 teilen. Bitte beachten Sie, dass einige der besten Ideen hier von David stammen werden. Ich lerne immer eine Menge, wenn ich mit ihm zusammen bin. Wenn etwas in Klammern […] steht, bedeutet das, dass ich es heute eingefügt habe. Lassen Sie uns loslegen:
David Bahnsen: Hallo und willkommen zu einer weiteren Folge von Capital Record. Ich freue mich sehr, heute einen der, wie ich glaube, einflussreichsten Ökonomen und Autoren meines Erwachsenenlebens zu Gast zu haben, den ich meine ganze Kariere lang gewissenhaft gelesen habe. Er ist ein sehr bekannter Finanzfachmann und makroökonomischer Denker, und hoffentlich wird in unserem Gespräch viel von seiner Weisheit zum Vorschein kommen. Der Gentleman, den ich meine, ist John Mauldin. John hat 2003 auch ein Buch mit dem Titel Bull's Eye Investing geschrieben. Ich habe Johns gesamtes Buch gelesen und war wirklich sehr bewegt von seiner seltenen Fähigkeit.
Wie einige von Ihnen wissen, können Finanzautoren oft in eine Falle tappen, in der sie sich auf eine persönliche Marke festlegen. Ich werde ein permanent optimistischer Typ sein oder - wie oft in der Newsletter-Publikationswelt - als ein Untergangspessimist gebrandmarkt sein. John hat sich eine Nische als tatsächlicher Freidenker geschaffen, was nur allzu selten vorkommt. Das geht mit einer Menge Objektivität einher. Er kann falsch liegen. Er kann Recht haben, wie jeder andere Wirtschaftswissenschaftler, jeder andere Denker, jeder andere Autor.
Aber er hat Recht oder Unrecht aus einem ernsthaften Streben nach Wahrheit und einem ernsthaften Streben nach einem objektiven Verständnis wirtschaftlicher Herausforderungen und Situationen heraus. Er ringt intellektuell mit den Themen. Und ich habe sehr viel von John gelernt. Wir sind sehr enge Freunde geworden und haben oft stundenlang zusammen zu Abend gegessen und viele der Dinge besprochen, die wir heute im Podcast besprechen werden.
Wir haben eine Freundschaft, die es uns ermöglicht, verschiedene Dinge zu besprechen, während wir versuchen, die wirtschaftlichen Herausforderungen des Tages besser zu verstehen. Er beschäftigt sich also ausgiebig mit den Kapitalmärkten und mit einer Reihe von Aspekten des Investmentbereichs.
Doch John ist ein Denker und Autor und hat hoffentlich einen großen Einfluss auf viele von Ihnen und sicherlich auch auf mich selbst gehabt. Und so werde ich John heute zu einem Gespräch über die Wirtschaft, die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten 20 Jahre und die wirtschaftliche Realität der nächsten 20 Jahre einladen. Und wir werden uns mit diesen Dingen beschäftigen und sehen, wohin uns dieses Gespräch führt. Wir freuen uns also auf eine weitere Folge mit Ihnen.
John, ich lese Sie bereits, seit Sie makroökonomische Kommentare veröffentlichen. Seitdem hatten wir das 2000-Problem und einen Tech-Crash. Wir hatten eine Finanzkrise. Wir erlebten in den letzten 10 Jahren alle möglichen Machenschaften der Federal Reserve. Wir erleben Höhen und Tiefen in China. Und jetzt hatten wir COVID. Sie prägten einst den Ausdruck "sich durchwursteln", ich denke, dass war vor etwa 20 Jahren.
John Mauldin: Ich werde alt.
David Bahnsen: Ja, ich bringe uns hier auf den neusten Stand. Aber würden Sie sagen, dass die Beschreibung der "Durchwurstel-Wirtschaft" ziemlich genau auf das zutrifft, was wir gerade durchmachen?
John Mauldin: Nun, lassen Sie uns 20 Jahre zurückgehen und den Kontext betrachten. Im Jahr 2011 hatten wir eine Rezession hinter uns und dann kam der 11. September, der die Rezession noch verschlimmerte. Ich bin wie Sie ein großer Technologieoptimist. Ich bin auch ein großer Optimist, was die Menschheit angeht, und vielleicht kommen wir da später noch darauf zu sprechen. Was ich damit meine, ist, dass der menschliche Fortschritt immer schneller voranschreitet.
Aber davon abgesehen, bin ich [derzeit philosophisch] Short gegenüber der Regierung positioniert. Ich hatte keine Ahnung, wie wir den Rest des Jahrzehnts ohne eine weitere überstehen würden. Ich habe sicherlich nicht mit dem Ausmaß der traumatischen Great Recession 2007 bis 2008 gerechnet. Aber als ich damals sagte, dass wir uns durch das Jahrzehnt durchwursteln werden und wahrscheinlich ein BIP-Wachstum von 2% für das gesamte Jahrzehnt zu erwarten hätten, nannten mich die Leute zu bearisch. Und wie sich herausstellte, war ich ein Optimist. Wir verzeichneten 1,9%.
Economics 101 besagt, dass das BIP die Produktivität mal die Anzahl der Arbeiter ist. Das ist eine einfache Zahl. Die Zahl der Arbeitnehmer ging zurück, als die Boomer in Rente gingen und wir einen Großteil der technologiebedingten Produktivitätssteigerungen ausgeschöpft hatten. Der Konsum und die Dienstleistungen wurden zu einem großen Teil der Wirtschaft; und sie reagieren nicht so stark auf das Produktivitätswachstum, wie es in der Produktion der Fall war.
Mit Blick auf die 2020er Jahre denke ich, dass 2% Wachstum schwierig sein werden. Ich denke, dass 1% bis 1,5% Wachstum wahrscheinlich charakteristischer sein werden, weil die Technologie die Dienstleistungsjobs und andere Arbeitsplätze mit niedrigem Einkommen verzehren wird.
David Bahnsen: Lassen Sie uns die Herausforderungen des Wirtschaftswachstum, die sich auf COVID ergeben, vom wirklichen Makrobereich trennen. Wenn wir einen Schritt zurücktreten und uns die letzten 20 Jahre anschauen, dann haben wir meiner Meinung nach ein gewisses Maß an realem BIP-Wachstum verzeichnet, das sich nach der Finanzkrise zu einer neuen Trendlinie entwickelt hat, die unter dem Nachkriegstrend lag. Und dann hat uns natürlich COVID von dieser Zahl weggezogen. Und jetzt, wie Sie anmerken, werden wir eine anomale Erholung verzeichnen, weil alles in dieser Nach-Impfstoff-Gesellschaft wieder online geht. Aber dann werden wir dort weitermachen, wo wir aufgehört haben.
Aber lassen Sie uns zur anderen Seite der Erholung vorspulen, und zurück zu Ihrem Durchwursteln von vor 20 Jahren gehen. Wir hatten aufgrund COVID eine miese Rezession und werden eine Erholung mit Fußnoten verzeichnen, wenn alles wieder anspringt. Aber wenn wir in gewissem Maße zur Normalität zurückkehren, werden wir eine Staatsverschuldung unterhalten, die um mindestens 6 Billionen Dollar höher ist als zuvor, ebenso wie größere Defizite von weit über einer Billion pro Jahr, selbst nach dieser anfänglichen Kostenübernahme. Hat das alles Ihre Sicht auf die nächsten 20 Jahre verändert?