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Edelmetalle Aktuell

09.08.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Der Goldpreis war in den letzten drei Wochen zunächst von einem massiven Einbruch geprägt. Dieser war eine Folge des Ausstiegs von Investoren, die sich im Zuge der Diskussionen um den Zustand des US-Immobilienmarktes von allen möglichen, ihrer Ansicht nach risikoreicheren Anlagen trennten.

Nach einem Preisverfall von fast 690 $ auf 657 $ je Unze gleich in der ersten Woche erholte sich der Goldpreis in der Folgezeit wieder und konnte dabei zunächst die Hälfte der Verluste wieder wettmachen. Dabei scheiterte das Metall dann aber gleich zweimal an der Marke von 676,50 $, die nun einen ersten charttechnischen Widerstand bildet. Aktuell liegt die Notierung schon wieder tiefer bei knapp 667 $ je Unze, das nächste Kursziel liegt jetzt beim Tiefstkurs dieser Woche vom Dienstag; bei 666 $. Sollte dieser unterschritten werden, wäre der Weg auch für einen Test des Tiefstkurses vom 27. Juli frei.

Unabhängig von den zum Teil heftigen Ausschlägen in der einen oder anderen Richtung innerhalb eines einzelnen Handelstages dürfte das Metall in den nächsten Wochen trotzdem erst einmal eher seitwärts handeln. Das liegt auch daran, dass bei den externen Einflussfaktoren Öl und Dollar derzeit keine nachhaltigen Trends zu beobachten sind und gleichzeitig die physische Nachfrage noch immer flau ist. Im September dürfte diese dann aber wieder anspringen und in der Folge könnte es auch zu einem verhaltenen Anstieg des Goldpreises kommen. Ob dieser sich aber dauerhaft über 690 $ wird festsetzen können, ist derzeit schwer abzuschätzen und alles andere als sicher.

Anders als in der Platinminenindustrie ist der Tarifkonflikt in der Goldindustrie am Kap noch nicht ausgestanden. Die Gewerkschaft NUM fordert weiter eine Erhöhung der Löhne um 15%, das letzte Angebot der Arbeitgeber lag nur etwa halb so hoch. Im Gegensatz zu den Platinminen, bei denen wir immer eine Einigung ohne einen vorherigen Streik erwartet hatten, würden wir für die Goldindustrie einen Ausstand der 220.000 Beschäftigten in der nächsten Zeit nicht ausschließen. Jeder Tag Streik würde bei den drei großen Produzenten zu einem addierten Produktionsausfall in Höhe von 48.000 Unzen führen.

Eine Ära ging in dieser Woche in Südafrika zu Ende. Bernhard Swanepoel, Vorstandsvorsitzender des drittgrößten südafrikanischen Produzenten Harmony Mining und eine der schillerndsten Figuren in der Goldminenindustrie überhaupt ist überraschend von seinem Posten zurückgetreten. Der gleichermaßen charismatische wie sympathische Südafrikaner stand rund 12 Jahre an der Spitze des Unternehmens. Lokale Großaktionäre bestritten zwar, dass Swanepoel aus dem Unternehmen gedrängt wurde, allerdings dürften die Aussichten auf sich massiv verschlechternde Ergebnisse durchaus eine Rolle gespielt haben. Sie sind eine Folge einer sinkenden Ausbringung bei gleichzeitig steigenden Kosten. Das ursprüngliche Geschäftsmodell von Harmony beinhaltete den Aufkauf von marginalen Minen der großen Produzenten in Südafrika und deren mehr oder weniger erfolgreiche Restrukturierung. Mit erheblicher Zeitverzögerung scheint nun aber die Realität die Firma einzuholen und auch Rekordpreise für Gold helfen offensichtlich nicht mehr wirklich. Einen massiven Rückschlag gab es auch im Jahr 2005, als ein Übernahmeversuch des Lokalrivalen Goldfields am Ende scheiterte und zumindest psychologisch einen Scherbenhaufen hinterließ. Der Aktienpreis von Harmony fiel seit der Bekanntgabe des Rückzugs von Swanepoel um über 25%. Es bleibt abzuwarten, ob der Abgang des erklärten Gegners von Terminsicherungsgeschäften und ausgesprochenen „Bullen“ Swanepoel nur eine Episode ist, oder ob er nicht vielleicht ein Omen für eine mögliche Trendwende auf dem Goldmarkt ist, die zukünftig auch wieder zu zunehmenden Terminverkäufen der Minen führen könnten. Immerhin könnten diese aktuell Gold z.B. für fünf Jahre im Voraus für fast $ 900 je Unze verkaufen, dies ist deutlich mehr als das Allzeithoch von 1980.

Während die Aussichten auf zunehmende Abgaben von Goldproduzenten derzeit nur ein Gedankenspiel sind, setzen die europäischen Zentralbanken ihre Verkäufe fort. Zwar gab die EZB für die vergangenen Woche nur den vergleichsweise kleinen Verkauf von 1,9 Tonnen Gold bekannt, allerdings teilte die spanische Notenbank mit, dass sie nach einer Pause im Juni im Juli erneut 25 Tonnen Gold verkauft habe. Die Gesamtmenge der spanischen Verkäufe während des bis Ende September dauernden Laufzeitjahres des Zentralbankabkommens beträgt damit fast 150 Tonnen und liegt deutlich höher, als von vielen Analysten erwartet worden war. Einige Beobachter gehen inzwischen sogar davon aus, dass die Zentralbanken in diesem Jahr deutlich näher an der Obergrenze von 500 Tonnen landen könnten, als in der Periode 2005/2006, in der lediglich 392,5 Tonnen Gold verkauft wurden.

Auch aus Italien kamen überraschende Signale in diesem Zusammenhang. Nachdem es bisher so aussah, als ob die Italiener ihre Verkaufsquote eher nicht in Anspruch nehmen wollten, hat Wirtschaftsminister Padoa-Schioppa jetzt die Meinung geäußert, dass man, soweit möglich, überzählige Goldreserven nutzen solle, um die Schulden des Landes zu reduzieren. Schon in der letzten Woche hatte das italienische Parlament den Weg freigemacht für die Prüfung einer möglichen Nutzung der Währungs-und Goldreserven zur Verkleinerung des weltweit dritthöchsten staatlichen Schuldenbergs.


  • Silber

Der Silberpreis hat sich in den vergangenen drei Wochen einmal mehr nicht von der Entwicklung beim gelben Metall abkoppeln können. Am 19. Juli notierte er noch bei über 13,20 $, bis zur Mitte der Folgewoche erreichte er sogar 13,45 $. Von diesem Niveau aus ging es bergab, schon am 28. Juli lag der Wert bei nur noch 12,59 $ je Unze, dies war das tiefste Niveau seit Anfang des Monats. Danach folgte die Notierung dem Gold zunächst wieder nach oben, wie bei jenem Metall war es vor allem ein von der Tendenz her zeitweise schwächerer Dollar (der gegenüber dem Euro von 1,36 zurück auf 1,3840 fiel), der einen positiven Einfluss ausübte. Aktuell liegt die Notierung wieder tiefer bei 12,70 $, auch hier erwarten wir jetzt zunächst eine Seitwärtsbewegung in einer Spanne zwischen 12,60 $ und 13,30 $, bevor das Metall im September dann eventuell wieder etwas an Fahrt gewinnen könnte. Eine nachhaltige Eintrübung des Bildes ergäbe sich momentan nur, wenn das Metall wider Erwarten unter den Tiefstkurs vom Juni bei 12,10 $ fallen sollte.


  • Platin

Der Platinpreis befestigte sich nach der Abfassung der letzten deutschsprachigen Ausgabe unseres Berichtes zunächst deutlich und stieg bis zum 24. Juli rasch auf 1.335 $ je Unze an.

Hinter dieser anfänglich positiven Entwicklung steckte ein Anstieg des Goldpreises, der seine Ursache auch in überraschend hohen Käufen in Form von ETFs in den USA hatte. Der Goldabsatz in dieser Produktform erreichte in den letzten Tagen ein neues Allzeithoch bei 700 Tonnen, dies sind immerhin 75 Tonnen mehr als am Jahresanfang.

Die angesichts der Immobilienkrise in den USA eher überraschende Stärkung des Dollars kurz vor dem Monatsende führte dann zu einem Einbruch der Edelmetallpreise, in dessen Verlauf das Platin innerhalb von Stunden um fast 50 Dollars auf nur noch 1.264 $ fiel. Verstärkt wurde die Abwärtsbewegung beim Platin auch zusätzlich durch Meldungen, dass Nissan in Zukunft auf erhebliche Einsparungen bei den in Katalysatoren von Benzinern verwendeten Edelmetallen hoffe. Die eingesetzte Metallmenge könnte sich laut Nissan bis 2009 halbieren, andere Autobauer werden hier sicher so schnell wie möglich folgen. Allerdings ist keinesfalls damit zu rechnen, dass es zu einem raschen Einbruch der Nachfrage kommen wird, da die Veränderungen erst nach und nach bei Modellwechseln umgesetzt werden.

Nicht zuletzt dieser Umstand dürfte dann in der Folgezeit zunächst für eine Stabilisierung des Platinpreises gesorgt haben und danach sogar zu einem langsamen Wiederanstieg. Allerdings konnte er die Marke von 1.300 $ je Unze dabei nicht mehr übersteigen und bis heute Nachmittag fiel er wieder in die niedrigen Siebziger zurück. In der südafrikanischen Minenindustrie kam es, wie erwartet, ohne Streik zu einer Tarifeinigung, die im Laufe dieser Woche durch das Unterzeichnen entsprechender Verträge unter Dach und Fach gebracht wurde.

Unterdessen kam es am Montag zu einem spektakulären Übernahmeangebot in der Platinminenindustrie. Die in der Schweiz beheimatete Minengesellschaft Xstrata hat zu Wochenbeginn 1 Mrd. US-Dollar für die südafrikanische Junior- Minengesellschaft Eland Platinum geboten. Sollte Xstrata zum Zug kommen, wäre dies die erste größere Übernahme im Platinbereich außerhalb der bereits etablierten Industrie. Das Angebot unterstreicht die Attraktivität des Platinsektors für Investoren, zumindest, was die nähere und mittlere Zukunft angeht. In den nächsten Monaten und Jahren wird es angesichts von zwei Dutzend Junior- Gesellschaften, die sich in Südafrika tummeln, sicher zu weiteren entsprechenden Übernahmeangeboten kommen.

Der Platinpreis dürfte sich in den nächsten Tagen nicht von der allgemeinen Entwicklung auf den Finanzmärkten abkoppeln können. Während wir aber bei Gold und Silber von den aktuellen Niveaus aus eher eine Seitwärtsbewegung erwarten, ist das Platin noch nicht so weit. Statt dessen ist nicht auszuschließen, dass es erst einmal zu einem Test der Tiefstkurse der vorletzten Woche kommen wird. Unter Umständen werden diese sogar unterschritten, in einem solchen Fall wäre 1.250 $ je Unze das erste Kursziel.


  • Palladium

Das Palladium bildete zwar in den letzten Wochen im Großen und Ganzen die Bewegungen seiner bedeutenderen Schwestermetalle ab, allerdings blieb es dabei in einer sehr kleinen Handelsspanne zwischen 370 $ zu Beginn des Berichtszeitraums und 357 $ am Dienstag dieser Woche.

Insgesamt zeigt das Metall in jüngster Zeit einige Ermüdungserscheinungen. Wir würden nicht ausschließen, dass es deshalb demnächst zu deutlicheren Kursverlusten kommen könnte. Meldungen über einen sinkenden Verbrauch durch neue Entwicklungen bei Katalysatoren im Automobilbereich; die in den letzten Monaten wenig stürmische Nachfrage im Schmucksektor und nicht zuletzt die erkaltende Liebe der Spekulanten führen zu einem Umfeld, in dem auch mal ein größerer Preisrückgang nicht länger ausgeschlossen werden kann.

Sollte es soweit kommen, wären Preise um 340 $ je Unze das primäre Kursziel. Zwischen diesem Niveau und 320 $ dürfte dann aber eine Nachfragewelle aus der Industrie für eine Stabilisierung sorgen. In diesem Bereich würden wir deshalb industriellen Verbrauchern auch empfehlen, über kurz- bis mittelfristige Preissicherungsstrategien nachzudenken.

Eine echte Trendwende auf der anderen Seite wäre aktuell nur zu erwarten, wenn das Metall unerwarteterweise über 384 $ steigen würde.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Das Rhodium hatte gleich vor drei Wochen mit 5.960 $ den tiefsten Kurs des Berichtszeitraumes erreicht. Von diesem Niveau aus stieg das Metall dann rasch wieder an, schon eine Woche später notierte es bei 6.120 $ je Unze. Hier kam dann etwas Verkaufsinteresse auf, nicht zuletzt, weil die Zinsen weiter leicht zurückgegangen sind und weil es Meldungen über einen möglicherweise rückläufigen Bedarf in der Automobilindustrie (siehe oben) gab. Trotzdem später aufkommendes industrielles Kaufinteresse sorgte bis heute aber erst einmal wieder für einen Anstieg auf 6.150 $ je Unze. Auf dem aktuellen Niveau verhalten sich jetzt sowohl Käufer, als auch Verkäufer vergleichsweise ruhig, aus diesem Grund erwarten wir auch keinen raschen Ausbruch aus der jüngsten Handelsspanne.

Ruthenium sah zuletzt etwas industrielles Kaufinteresse, dass aktuell zu einem Preis von 425 $ - 525 $ führte.

Iridium liegt im Vergleich zu vor drei Wochen unverändert bei 400 $ - 450 $.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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