Edelmetalle Aktuell
16.08.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Die allgemeine Flucht der Anleger vor vermeintlichen Risikoanlagen machte in den letzten acht Tagen auch vor dem Gold nicht Halt. Das gelbe Metall, das am letzten Donnerstag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unseres Marktberichts noch bei 667 $ je Unze notiert hatte, fiel noch am Nachmittag unter die Marke von 660 $. Am Freitag weiteten sich die Verluste dann zunächst noch leicht aus und ein Tiefstkurs von 658 $ je Unze wurde erreicht. Für das Minus verantwortlich war vor allem eine deutliche Erholung des US-Dollars, der gegenüber dem Euro innerhalb von nur 24 Stunden um zwei Cent zulegte. Händler machten vor allem das Auflösen von sogenannten Carry-Trades für die positive Dollar-Entwicklung verantwortlich. Ein Teil der Verluste des Goldpreises geht aber sicher auch auf das zeitgleiche Abbröckeln des Ölpreises zurück, der innerhalb von 48 Stunden fast 3 $ je Barrel an Wert verlor.
Die sich kurz vor dem Wochenende abzeichnende Trendwende beim Ölpreis; der Umstand, dass Zentralbanken begannen, die Finanzmärkte massiv mit Liquidität zu versorgen und so u. a. auch die Aktienmärkte vorerst beruhigten und nicht zuletzt die Tatsache, dass Schnäppchenjäger unter den privaten Investoren begannen, sich nahe dem Tiefstkurs massiv mit Gold einzudecken, sorgten dann am vergangenen Freitag in New York noch für ein unerwartet deutliche Erholung des Goldpreises. Dieser stieg innerhalb von nur einer Stunde zurück auf über 676 $ je Unze an und glich so die vorherigen Verluste vollständig wieder aus. Allerdings schaffte er es in dieser Situation dann nicht, den Höchstkurs von Mitte der Woche zu übersteigen. Das führte in der Folge zu ersten Gewinnmitnahmen von Händlern, zu denen sich im Laufe dieser Woche dann auch noch Abgaben von institutionellen Anlegern wie Fonds gesellten, die sich Liquidität beschaffen mussten. Im Goldmarkt wird derzeit heftig die Frage diskutiert, ob das gelbe Metall noch eine Rolle als sicherer Hafen im Weltfinanzsystem habe. Während die Befürworter dieser Rolle darauf verweisen, dass die Verluste in dieser Woche, verglichen mit anderen Märkten, noch vergleichsweise gering ausgefallen seien, verweisen ihre Opponenten darauf, dass ein Nachgeben des Goldpreises in Höhe von immerhin etwas über zwei Prozent nicht so einfach beiseite gewischt werden könne und sich das Gold damit durchaus in einer Kategorie mit anderen als risikoreich angesehenen Anlagen befinde.
Private Anleger in Deutschland haben sich offensichtlich entschieden, auf welcher Seite sie bei dieser Diskussion stehen wollen: Die Käufe von dieser Seite haben in den letzten Tagen massiv zugenommen, wobei vor allem größere Barren ab einem Gewicht von 100 g nachgefragt wurden. Bei den kleineren Barren waren vor allem die 1- Unzen-Barren gesucht. Händler berichten, dass die verfügbaren Vorräte an Barren und Münzen im Moment auf einem Tiefststand liegen. Dieser Umstand darf allerdings auf keinen Fall als Anzeichen für eine allgemeine Knappheit bei Gold betrachtet werden. Diese gibt es auf keinen Fall, es handelt sich hierbei lediglich um eine Frage der Kapazitäten für das Prägen bzw. Gießen von neuen Anlagemünzen und -barren.
Heute Nachmittag ist das Gold schließlich auf das Wochentief bei 661,40 $ je Unze gefallen. Damit liegt es aber noch immer über den Tiefstand vom letzten Freitag und grenzt sich deutlich von den anderen Edelmetallen ab, die alle weit unter dem Stand der Vorwoche notieren. In den kommenden Tagen kann es gut sein, dass der Goldpreis erst einmal noch weiter absinken wird. Um noch einmal deutlich an Fahrt zu gewinnen, muss er allerdings die Marke von 657 $ die Unze unterschreiten. Dann läge die nächste charttechnische Unterstützung bei 651 $ in Reichweite. Die nächste darunter liegt dann bei 639 $ je Unze.
Für den Fall allerdings, dass es gelingt, die Finanzmärkte zu beruhigen, es gibt zum Beispiel Gerüchte über eine "Not-Zinssenkung" der US-Notenbank heute Nachmittag, ist sogar eine verhaltene Trendwende beim Goldpreis nicht auszuschließen, einen ersten Widerstand würde in einem solchen Fall das Niveau von 673 $ je Unze bilden.
Die trotz der jüngsten Verluste noch immer relativ stabile Situation beim Gold dürfte auch der Tatsache zu verdanken sein, dass es in dieser Woche vergleichsweise guten Nachrichten von der fundamentalen Seite gab. So berichtete das World Gold Council (WGC) über eine deutlich gestiegene Nachfrage nach physischem Gold im zweiten Quartal dieses Jahres. Insgesamt hätten die Verkäufe, so dass WGC, bei 922 Tonnen gelegen, dies waren 19 Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Negative Zahlen gab es im vergangenen Quartal lediglich in Europa und in den USA. Hier gab es im Vergleich zum Vorjahr vor allen Dingen bei den Investments in Form von ETFs einen deutlichen Rückgang.
Was die sonstige Nachrichtenlage angeht, war es in den letzten Tagen vergleichsweise ruhig: Die europäischen Zentralbanken haben, so Meldungen, letzte Woche knapp drei Tonnen Gold verkauft und damit wieder etwas mehr als in der Vorwoche. Und die türkischen Goldexporte seien zwischen Januar und Juli im Vergleich zum Vorjahr um 17,1 Prozent auf 51,5 Tonnen gestiegen. Dazu beigetragen habe vor allem das Erschließen von neuen Märkten wie z. B. Russland.
Deutlich stärker als der Goldpreis ist in den letzten acht Tagen die Notierung für Silber gefallen. Sie hatte am vergangenen Donnerstag noch bei 12,70 $ je Unze gelegen, heute Mittag liegt sie fast drei Prozent darunter bei weniger als 12,40 $ je Unze. Das schlechtere Abschneiden im Vergleich zum Gold dürfte auch damit zu tun haben, dass eine mögliche Abkühlung der Weltwirtschaft als Folge der Finanzkrise in den USA zu einem reduzierten Verbrauch des weit mehr als Gold industriell genutzten Metalls führen könnte. Aus diesem Grund wird für Silber in den nächsten Tagen viel davon abhängen, ob die Finanzmärkte und damit auch die Aussichten auf ein andauerndes Wachstum der Weltwirtschaft stabilisiert werden können. Wichtig für Investoren ist nun, dass das Silber über der Marke von 12,00 $ je Unze verbleibt, ansonsten dürfte es weitere Verkäufe von dieser Seite geben. Das Niveau ist deshalb wichtig, weil es den bisherigen Jahrestiefstkurs, erreicht im Januar, darstellt. Sollte er nicht halten, sind weitere, erhebliche Verluste denkbar. Allerdings rechnen wir im Moment nicht mit einer solchen Situation, sondern erwarten mittelfristig eher ein Verbleiben in einer Handelsspanne zwischen 12 $ und 13 $ je Unze. Langfristig schließen wir, das hatten wir auch in der letzten Woche schon an dieser Stelle geschrieben, dann aber tiefere Kurse nicht aus.
Zusammen mit den Aktienmärkten, mit anderen Rohstoffen, mit den anderen Edelmetallen und schließlich auch mit dem Euro bewegte sich der Wert des Platins in dieser Woche fast kontinuierlich nach unten.
Zusätzlich zu diesen negativen, äußeren Einflussfaktoren kamen in letzter Zeit schließlich auch noch hausgemachte Gründe hinzu, die für niedrigere Preise sprachen. So hatte man sich ja bekanntlich in der südafrikanischen Minenindustrie ohne Streik auf einen Lohnabschluss geeinigt, außerdem gab es zuletzt immer wieder Berichte über eine anstehende deutliche Produktionsausweitung, wenn schon nicht durch die traditionellen Produzenten, so doch durch die vielen neuen Junior-Minengesellschaften, die derzeit planen, ihre Produktion in absehbarer Zeit aufzunehmen. Außerdem wurden in dieser Woche noch die Autoverkaufszahlen für Juli für die wichtigsten Märkte bekanntgegeben und hier ragte ein deutliches Minus in den USA heraus, das auch durch etwas positivere Nachrichten aus Europa und ein deutliches Plus in China nicht verdrängt werden konnte. Die Meldungen von Ende Juli, dass die Automobilindustrie in Zukunft außerdem auch noch in erheblichem Umfang Metall einsparen könnte, tat ein Übriges, um die Stimmung nicht gerade überkochen zu lassen.
Angesichts dieses Umfelds konnte sich das Platin in dieser Woche sogar noch vergleichsweise gut halten. Immerhin verlor es gegenüber dem vergangenen Donnerstag in der Spitze gerade einmal 30 $ je Unze und damit nicht einmal drei Prozent seines Wertes. Der Tiefstkurs wurde dabei heute Mittag hier in Europa erreicht.
Die wenigen positiven Meldungen dieser Woche haben es bisher nicht vermocht, für eine Stabilisierung zu sorgen. Da gab es zum Beispiel Berichte von Analysten, nach denen die Nachfrage nach Platin in China in diesem Jahr deutlich über dem Wert von 2006 liege. Positiv beurteilt wurde dabei auch die Tatsache, dass sich die dortige Nachfrage nicht länger nur auf den Schmucksektor beschränkt, sondern das weiße Metall auch verstärkt von der lokalen Industrie nachgefragt wird. Insgesamt wurden in China in diesem Jahr bislang knapp 25 Tonnen Platin über die Börse in Shanghai importiert. Falls dieser Trend anhält, könnte der Absatz wieder an die Marke von 2005 mit - am Ende - insgesamt rund 42 Tonnen heranreichen. Die zweite positive Meldung der Woche war, dass sich die amerikanischen Autokäufer zunehmend für Dieselmotoren erwärmen. Und auch aus Japan gab es in den letzten beiden Wochen Berichte, dass die Anzahl der dort angebotenen dieselgetriebenen Fahrzeugmodelle in nächster Zeit zunehmen werde. Noch allerdings ist diese Entwicklung auf beiden Seiten des Pazifiks wohl zu zaghaft, um nachhaltige Spuren beim Platinpreis zu hinterlassen.
Aus diesem Grund steht auch zu befürchten (aus Sicht der Investoren), bzw. zu hoffen (aus Sicht der industriellen Endverbraucher), dass der Platinpreis auch in der kommenden Woche noch weiter an Boden verlieren wird. Charttechnisch zeigt der Trend nun klar nach unten und die heute Morgen in Japan erreichte Marke von 1.250 $ je Unze, die wir noch in der letzten Woche als erstes Kursziel bezeichnet hatten, bot überraschend wenig Unterstützung. Das Metall dürfte jetzt erst einmal langsam in Richtung der Marke von 1.230 $ je Unze driften, im Falle eines abrupten Kollapses sind aber sogar Kurse unter 1.200 $ je Unze nicht völlig auszuschließen. Dies ist allerdings ein Szenario, das wir so eher nicht erwarten. Das industrielle Kaufinteresse würde sich in einem solchen Fall angesichts des Endes der Sommerferien und des insgesamt niedrigeren Preisniveaus sicherlich spürbar beleben und eine stützende Wirkung ausüben.
Auch das Palladium erfüllte in den letzten Tagen unsere zuletzt wenig positiven Erwartungen. Es fiel von 358 $ je Unze am vergangenen Donnerstag auf 338 $ je Unze heute Morgen im europäischen Handel zurück. Den größten prozentualen Einbruch gab es dabei bereits am letzten Freitag. An diesem Tag sanken zwar die Notierungen für alle Edelmetalle zeitweise mehr oder weniger, das Palladium stach aber insofern heraus, als dass es sich kaum mehr von seinen Tiefkursen erholen konnte. Dabei spielte die Tatsache, dass das Metall auf dem Weg nach unten bei 357 $ je Unze eine wichtige charttechnische Unterstützungslinie durchbrochen hatte, sicher eine wesentliche Rolle. Am vergangenen Montag gab es dann zwar noch einmal eine kurze Erholungsphase, seitdem geht es mit dem Palladium aber kontinuierlich abwärts.
Mit dem heute Morgen erreichten kurzfristigen Kursziel von 340 $ dürfte zunächst eine leichte Beruhigung eintreten. Allerdings bleibt abzuwarten, ob das aktuelle Niveau niedrig genug ist, um schon eine Basis für eine Trendwende bilden zu können. Wir erwarten zwar von jetzt an eine deutliche Belebung des physischen Geschäfts, trotzdem ist nicht auszuschließen, dass sich die Notierung weiter in Richtung der Marke von 320 $ je Unze bewegt. Dessen ungeachtet würden wir industriellen Endverbrauchern empfehlen, schon zwischen dem jetzigen Preisniveau und der letztgenannten Zielmarke, die angesichts zunehmender Käufe am Ende vielleicht erst einmal noch verfehlt wird, mit gestaffelten Kurssicherungsgeschäften zu beginnen.
Das Rhodium ist in dieser Woche angesichts einer zunächst nur verhaltenen Nachfrage leicht gefallen und handelt heute knapp 50 $ unter dem Stand der Vorwoche bei 6.100 $ je Unze. Dass es nicht weiter bergab ging, lag vor allem an zuletzt aufkommendem Kaufinteresse aus der Industrie. Wir erwarten für die kommenden Tage zwar keine extremen Bewegungen, angesichts der Schwäche bei den anderen Metallen, ist aber nicht auszuschließen, dass das Metall zunächst noch etwas weiter an Wert verlieren wird.
Keine Veränderungen gibt es beim Ruthenium, das bei 425 $ - 525 $ notiert, sowie bei Iridium, das bei
400 $ - 450 $ steht.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Stand: 15.00 Uhr
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Die allgemeine Flucht der Anleger vor vermeintlichen Risikoanlagen machte in den letzten acht Tagen auch vor dem Gold nicht Halt. Das gelbe Metall, das am letzten Donnerstag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unseres Marktberichts noch bei 667 $ je Unze notiert hatte, fiel noch am Nachmittag unter die Marke von 660 $. Am Freitag weiteten sich die Verluste dann zunächst noch leicht aus und ein Tiefstkurs von 658 $ je Unze wurde erreicht. Für das Minus verantwortlich war vor allem eine deutliche Erholung des US-Dollars, der gegenüber dem Euro innerhalb von nur 24 Stunden um zwei Cent zulegte. Händler machten vor allem das Auflösen von sogenannten Carry-Trades für die positive Dollar-Entwicklung verantwortlich. Ein Teil der Verluste des Goldpreises geht aber sicher auch auf das zeitgleiche Abbröckeln des Ölpreises zurück, der innerhalb von 48 Stunden fast 3 $ je Barrel an Wert verlor.
Die sich kurz vor dem Wochenende abzeichnende Trendwende beim Ölpreis; der Umstand, dass Zentralbanken begannen, die Finanzmärkte massiv mit Liquidität zu versorgen und so u. a. auch die Aktienmärkte vorerst beruhigten und nicht zuletzt die Tatsache, dass Schnäppchenjäger unter den privaten Investoren begannen, sich nahe dem Tiefstkurs massiv mit Gold einzudecken, sorgten dann am vergangenen Freitag in New York noch für ein unerwartet deutliche Erholung des Goldpreises. Dieser stieg innerhalb von nur einer Stunde zurück auf über 676 $ je Unze an und glich so die vorherigen Verluste vollständig wieder aus. Allerdings schaffte er es in dieser Situation dann nicht, den Höchstkurs von Mitte der Woche zu übersteigen. Das führte in der Folge zu ersten Gewinnmitnahmen von Händlern, zu denen sich im Laufe dieser Woche dann auch noch Abgaben von institutionellen Anlegern wie Fonds gesellten, die sich Liquidität beschaffen mussten. Im Goldmarkt wird derzeit heftig die Frage diskutiert, ob das gelbe Metall noch eine Rolle als sicherer Hafen im Weltfinanzsystem habe. Während die Befürworter dieser Rolle darauf verweisen, dass die Verluste in dieser Woche, verglichen mit anderen Märkten, noch vergleichsweise gering ausgefallen seien, verweisen ihre Opponenten darauf, dass ein Nachgeben des Goldpreises in Höhe von immerhin etwas über zwei Prozent nicht so einfach beiseite gewischt werden könne und sich das Gold damit durchaus in einer Kategorie mit anderen als risikoreich angesehenen Anlagen befinde.
Private Anleger in Deutschland haben sich offensichtlich entschieden, auf welcher Seite sie bei dieser Diskussion stehen wollen: Die Käufe von dieser Seite haben in den letzten Tagen massiv zugenommen, wobei vor allem größere Barren ab einem Gewicht von 100 g nachgefragt wurden. Bei den kleineren Barren waren vor allem die 1- Unzen-Barren gesucht. Händler berichten, dass die verfügbaren Vorräte an Barren und Münzen im Moment auf einem Tiefststand liegen. Dieser Umstand darf allerdings auf keinen Fall als Anzeichen für eine allgemeine Knappheit bei Gold betrachtet werden. Diese gibt es auf keinen Fall, es handelt sich hierbei lediglich um eine Frage der Kapazitäten für das Prägen bzw. Gießen von neuen Anlagemünzen und -barren.
Heute Nachmittag ist das Gold schließlich auf das Wochentief bei 661,40 $ je Unze gefallen. Damit liegt es aber noch immer über den Tiefstand vom letzten Freitag und grenzt sich deutlich von den anderen Edelmetallen ab, die alle weit unter dem Stand der Vorwoche notieren. In den kommenden Tagen kann es gut sein, dass der Goldpreis erst einmal noch weiter absinken wird. Um noch einmal deutlich an Fahrt zu gewinnen, muss er allerdings die Marke von 657 $ die Unze unterschreiten. Dann läge die nächste charttechnische Unterstützung bei 651 $ in Reichweite. Die nächste darunter liegt dann bei 639 $ je Unze.
Für den Fall allerdings, dass es gelingt, die Finanzmärkte zu beruhigen, es gibt zum Beispiel Gerüchte über eine "Not-Zinssenkung" der US-Notenbank heute Nachmittag, ist sogar eine verhaltene Trendwende beim Goldpreis nicht auszuschließen, einen ersten Widerstand würde in einem solchen Fall das Niveau von 673 $ je Unze bilden.
Die trotz der jüngsten Verluste noch immer relativ stabile Situation beim Gold dürfte auch der Tatsache zu verdanken sein, dass es in dieser Woche vergleichsweise guten Nachrichten von der fundamentalen Seite gab. So berichtete das World Gold Council (WGC) über eine deutlich gestiegene Nachfrage nach physischem Gold im zweiten Quartal dieses Jahres. Insgesamt hätten die Verkäufe, so dass WGC, bei 922 Tonnen gelegen, dies waren 19 Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Negative Zahlen gab es im vergangenen Quartal lediglich in Europa und in den USA. Hier gab es im Vergleich zum Vorjahr vor allen Dingen bei den Investments in Form von ETFs einen deutlichen Rückgang.
Was die sonstige Nachrichtenlage angeht, war es in den letzten Tagen vergleichsweise ruhig: Die europäischen Zentralbanken haben, so Meldungen, letzte Woche knapp drei Tonnen Gold verkauft und damit wieder etwas mehr als in der Vorwoche. Und die türkischen Goldexporte seien zwischen Januar und Juli im Vergleich zum Vorjahr um 17,1 Prozent auf 51,5 Tonnen gestiegen. Dazu beigetragen habe vor allem das Erschließen von neuen Märkten wie z. B. Russland.
- Silber
Deutlich stärker als der Goldpreis ist in den letzten acht Tagen die Notierung für Silber gefallen. Sie hatte am vergangenen Donnerstag noch bei 12,70 $ je Unze gelegen, heute Mittag liegt sie fast drei Prozent darunter bei weniger als 12,40 $ je Unze. Das schlechtere Abschneiden im Vergleich zum Gold dürfte auch damit zu tun haben, dass eine mögliche Abkühlung der Weltwirtschaft als Folge der Finanzkrise in den USA zu einem reduzierten Verbrauch des weit mehr als Gold industriell genutzten Metalls führen könnte. Aus diesem Grund wird für Silber in den nächsten Tagen viel davon abhängen, ob die Finanzmärkte und damit auch die Aussichten auf ein andauerndes Wachstum der Weltwirtschaft stabilisiert werden können. Wichtig für Investoren ist nun, dass das Silber über der Marke von 12,00 $ je Unze verbleibt, ansonsten dürfte es weitere Verkäufe von dieser Seite geben. Das Niveau ist deshalb wichtig, weil es den bisherigen Jahrestiefstkurs, erreicht im Januar, darstellt. Sollte er nicht halten, sind weitere, erhebliche Verluste denkbar. Allerdings rechnen wir im Moment nicht mit einer solchen Situation, sondern erwarten mittelfristig eher ein Verbleiben in einer Handelsspanne zwischen 12 $ und 13 $ je Unze. Langfristig schließen wir, das hatten wir auch in der letzten Woche schon an dieser Stelle geschrieben, dann aber tiefere Kurse nicht aus.
- Platin
Zusammen mit den Aktienmärkten, mit anderen Rohstoffen, mit den anderen Edelmetallen und schließlich auch mit dem Euro bewegte sich der Wert des Platins in dieser Woche fast kontinuierlich nach unten.
Zusätzlich zu diesen negativen, äußeren Einflussfaktoren kamen in letzter Zeit schließlich auch noch hausgemachte Gründe hinzu, die für niedrigere Preise sprachen. So hatte man sich ja bekanntlich in der südafrikanischen Minenindustrie ohne Streik auf einen Lohnabschluss geeinigt, außerdem gab es zuletzt immer wieder Berichte über eine anstehende deutliche Produktionsausweitung, wenn schon nicht durch die traditionellen Produzenten, so doch durch die vielen neuen Junior-Minengesellschaften, die derzeit planen, ihre Produktion in absehbarer Zeit aufzunehmen. Außerdem wurden in dieser Woche noch die Autoverkaufszahlen für Juli für die wichtigsten Märkte bekanntgegeben und hier ragte ein deutliches Minus in den USA heraus, das auch durch etwas positivere Nachrichten aus Europa und ein deutliches Plus in China nicht verdrängt werden konnte. Die Meldungen von Ende Juli, dass die Automobilindustrie in Zukunft außerdem auch noch in erheblichem Umfang Metall einsparen könnte, tat ein Übriges, um die Stimmung nicht gerade überkochen zu lassen.
Angesichts dieses Umfelds konnte sich das Platin in dieser Woche sogar noch vergleichsweise gut halten. Immerhin verlor es gegenüber dem vergangenen Donnerstag in der Spitze gerade einmal 30 $ je Unze und damit nicht einmal drei Prozent seines Wertes. Der Tiefstkurs wurde dabei heute Mittag hier in Europa erreicht.
Die wenigen positiven Meldungen dieser Woche haben es bisher nicht vermocht, für eine Stabilisierung zu sorgen. Da gab es zum Beispiel Berichte von Analysten, nach denen die Nachfrage nach Platin in China in diesem Jahr deutlich über dem Wert von 2006 liege. Positiv beurteilt wurde dabei auch die Tatsache, dass sich die dortige Nachfrage nicht länger nur auf den Schmucksektor beschränkt, sondern das weiße Metall auch verstärkt von der lokalen Industrie nachgefragt wird. Insgesamt wurden in China in diesem Jahr bislang knapp 25 Tonnen Platin über die Börse in Shanghai importiert. Falls dieser Trend anhält, könnte der Absatz wieder an die Marke von 2005 mit - am Ende - insgesamt rund 42 Tonnen heranreichen. Die zweite positive Meldung der Woche war, dass sich die amerikanischen Autokäufer zunehmend für Dieselmotoren erwärmen. Und auch aus Japan gab es in den letzten beiden Wochen Berichte, dass die Anzahl der dort angebotenen dieselgetriebenen Fahrzeugmodelle in nächster Zeit zunehmen werde. Noch allerdings ist diese Entwicklung auf beiden Seiten des Pazifiks wohl zu zaghaft, um nachhaltige Spuren beim Platinpreis zu hinterlassen.
Aus diesem Grund steht auch zu befürchten (aus Sicht der Investoren), bzw. zu hoffen (aus Sicht der industriellen Endverbraucher), dass der Platinpreis auch in der kommenden Woche noch weiter an Boden verlieren wird. Charttechnisch zeigt der Trend nun klar nach unten und die heute Morgen in Japan erreichte Marke von 1.250 $ je Unze, die wir noch in der letzten Woche als erstes Kursziel bezeichnet hatten, bot überraschend wenig Unterstützung. Das Metall dürfte jetzt erst einmal langsam in Richtung der Marke von 1.230 $ je Unze driften, im Falle eines abrupten Kollapses sind aber sogar Kurse unter 1.200 $ je Unze nicht völlig auszuschließen. Dies ist allerdings ein Szenario, das wir so eher nicht erwarten. Das industrielle Kaufinteresse würde sich in einem solchen Fall angesichts des Endes der Sommerferien und des insgesamt niedrigeren Preisniveaus sicherlich spürbar beleben und eine stützende Wirkung ausüben.
- Palladium
Auch das Palladium erfüllte in den letzten Tagen unsere zuletzt wenig positiven Erwartungen. Es fiel von 358 $ je Unze am vergangenen Donnerstag auf 338 $ je Unze heute Morgen im europäischen Handel zurück. Den größten prozentualen Einbruch gab es dabei bereits am letzten Freitag. An diesem Tag sanken zwar die Notierungen für alle Edelmetalle zeitweise mehr oder weniger, das Palladium stach aber insofern heraus, als dass es sich kaum mehr von seinen Tiefkursen erholen konnte. Dabei spielte die Tatsache, dass das Metall auf dem Weg nach unten bei 357 $ je Unze eine wichtige charttechnische Unterstützungslinie durchbrochen hatte, sicher eine wesentliche Rolle. Am vergangenen Montag gab es dann zwar noch einmal eine kurze Erholungsphase, seitdem geht es mit dem Palladium aber kontinuierlich abwärts.
Mit dem heute Morgen erreichten kurzfristigen Kursziel von 340 $ dürfte zunächst eine leichte Beruhigung eintreten. Allerdings bleibt abzuwarten, ob das aktuelle Niveau niedrig genug ist, um schon eine Basis für eine Trendwende bilden zu können. Wir erwarten zwar von jetzt an eine deutliche Belebung des physischen Geschäfts, trotzdem ist nicht auszuschließen, dass sich die Notierung weiter in Richtung der Marke von 320 $ je Unze bewegt. Dessen ungeachtet würden wir industriellen Endverbrauchern empfehlen, schon zwischen dem jetzigen Preisniveau und der letztgenannten Zielmarke, die angesichts zunehmender Käufe am Ende vielleicht erst einmal noch verfehlt wird, mit gestaffelten Kurssicherungsgeschäften zu beginnen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Das Rhodium ist in dieser Woche angesichts einer zunächst nur verhaltenen Nachfrage leicht gefallen und handelt heute knapp 50 $ unter dem Stand der Vorwoche bei 6.100 $ je Unze. Dass es nicht weiter bergab ging, lag vor allem an zuletzt aufkommendem Kaufinteresse aus der Industrie. Wir erwarten für die kommenden Tage zwar keine extremen Bewegungen, angesichts der Schwäche bei den anderen Metallen, ist aber nicht auszuschließen, dass das Metall zunächst noch etwas weiter an Wert verlieren wird.
Keine Veränderungen gibt es beim Ruthenium, das bei 425 $ - 525 $ notiert, sowie bei Iridium, das bei
400 $ - 450 $ steht.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Stand: 15.00 Uhr
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.