Edelmetalle korrigieren - CPI explodiert
22.07.2021 | Markus Blaschzok
- Seite 2 -
Durch die steigenden Einkaufspreise sinken die Gewinnmargen der Unternehmen, was typisch ist in einer Stagflation. Zusätzlich werden inflationsinduziert steigende Zinsen in den nächsten Jahren insbesondere die hoch verschuldeten Unternehmen belasten, wodurch die Gewinne der Unternehmen von zwei Seiten her angegriffen werden. Deren Aktien werden dann real (inflationsbereinigt) abstürzen, ähnlich den siebziger Jahren, als der Aktienmarkt zum Goldpreis um 94% einbrach über eine Dekade hinweg. Die steigenden Produzentenpreise müssen die Unternehmen letztlich auf ihre Produkte umschlagen, sodass es sich bereits abzeichnet, dass die Inflation (richtig: Teuerung) nicht nur vorübergehend so hoch sein wird.
Der USD-Index stieg vergangene Woche um 0,6% an, obwohl die CPI-Daten höher als der Marktkonsens ausgefallen waren. Der USD-Index, bei dem wir bei 90 Punkten ein mittelfristiges Kaufsignal gaben, zeigt sich aktuell sehr stark. Der Dollar hatte sich in den letzten beiden Wochen eingekeilt und konnte mittlerweile den Widerstand bei 92,80 Punkten überwinden. Ein weiterer Anstieg des US-Dollars in den kommenden Wochen könnte die Hoffnung vieler Investoren auf eine kurzfristige Erholung der Edelmetallpreise torpedieren.
Der US-Dollar ist der Einäugige unter den Blinden und hält sich aktuell sehr stark
Trotz der historisch hohen Inflationsrate und der historisch steigenden Konsumentenpreise, wandte sich FED-Chef Powell vergangene Woche gegen die Vorstellung, die Fed würde eine Rückführung ihrer Wertpapierkäufe und eine Anhebung der Zinssätze schon früher in Betracht ziehen. Powells ständige Wiederholung eines nur vorübergehenden Anstiegs der Konsumentenpreise ist Unsinn, ebenso wie seine Vorstellung, dass die Nachfrage und die US-Wirtschaft stark wären, was beides lediglich Symptome der Inflation sind.
Real befindet sich die US-Wirtschaft erst am Beginn einer langandauernden Rezession, die jedoch durch eine falsch zu niedrig ausgewiesene Inflationsrate kaschiert wird. Jedermann, der sein Vermögen und Einkommen nicht gegen die Inflation schützen kann, wird diesen Niedergang des Wohlstands in den nächsten Jahren am eigenen Leib erleben.
Lockdown zwingt Inder Gold zu verkaufen
Einer der Gründe für die Schwäche des Goldpreises könnte die schwache Schmucknachfrage sein. In Indien dient Gold als Rettungsanker für all jene, die durch die Maßnahmen der Regierung als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie wirtschaftlich geschädigt wurden. Während die Inder mit der zweiten Welle von Lockdowns kämpfen, sind diese dazu gezwungen ihr Gold zu verkaufen, um über die Runden zu kommen.
Der neue Lockdown hat eine bereits schlechte Situation noch einmal verschlimmert. Für viele Inder, vor allem in ländlichen Gebieten, ist ihre Investition in Gold und Goldschmuck das Einzige, was sie über Wasser hält. Die Lockdowns haben Millionen von Indern in die Armut oder den Bankrott getrieben und der Verkauf von Goldschmuck ist deren letzter Ausweg. In Südindien, dem größten Pro-Kopf-Goldverbraucher des Landes, wurde laut Bloomberg in diesem Jahr etwa 25 % mehr Altgold als üblich an Juweliere verkauft.
Die indischen Haushalte kaufen und halten traditionell Gold in Form von Schmuck als Investment und besitzen schätzungsweise 25.000 Tonnen. Zwei Drittel der indischen Goldnachfrage kommt aus diesen Gebieten, wo die große Mehrheit der Menschen außerhalb des offiziellen Steuersystems lebt. Gold war in 2016 die letzte Rettung für Viele, nachdem die Regierung im November desselben Jahres erklärte, dass die 1.000- und 500-Rupien-Scheine nicht mehr gültig sein würden. Sie gab der Öffentlichkeit nur vier Stunden Vorlaufzeit, bis diese Banknoten, die 86 % der im Land umlaufenden Währung ausmachten, wertlos verfielen.
Mit einer einzigen Ankündigung machte die indische Regierung praktisch das gesamte Bargeld in Indien wertlos. Gold ist Geld und wer es hat, wird immer in der Lage sein Waren und Dienstleistungen zu bekommen, die man dringend benötigt, selbst im Falle eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs.
Banken und LBMA erhalten Ausnahme für neue Basel III Regeln
Die erhöhten Eigenkapitalvorschriften für Banken im Rahmen von Basel III, die Ende Juni in Europa in Kraft getretenen waren und helfen sollen eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008 zu verhindern, werden zum Jahresende auch in London umgesetzt. Banken sollen für nicht-alloziertes Gold künftig deutlich mehr Eigenkapital in Form von Tier-1-Assets, wie Bargeld oder allozierten Gold, vorhalten müssen.
Auf dem weltweit größten Handelsplatz für physische Edelmetalle in London werden täglich Transaktionen in Höhe von 30 Mrd. Dollar, größtenteils mit nicht-allozierten Gold, abgewickelt. Daher warnte die London Bullion Market Association (LBMA) vor der Umsetzung der neuen Vorschriften, durch die Banken sowie Clearingbanken möglicherweise den Handel einstellen müssten. Vor diesem Hintergrund hatten sich Warnungen vor einer Explosion des Goldpreises Anfang Juli im Internet viral verbreitet. Seit Jahrzehnten sind derartige Crash-Warnungen mit einhergehender Explosion der Edelmetallpreise ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen am Gold- und Silbermarkt.