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Auflösung von "Carry-Trades" belastet EUR-USD, € verliert auf 1,3476

15.08.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro hat heute im frühen europäischen Geschäft deutlich an Boden verloren und in der Folge Tiefstkurse bei 1.3476 markiert. Der USD hat im Verhältnis zum JPY deutliche Verluste hinnehmen müssen und ist bis auf 116.65 gefallen. Diese Bewegungen stehen im Zusammenhang mit Auflösungen von Carry-Trades insbesondere im JPY. Noch Mitte Juli oszillierte der Euro gegenüber dem JPY bei 169.00. Heute wurden Tiefstkurse im Bereich von 157.25 erreicht.

Derzeit sind Auflösungen im "Carry-Trade" getrieben aus Aktienmarktschwäche. Per Februar 2007 war dies genau umgekehrt. Die ausufernde Krise in den USA mit globalen Auswirkungen impliziert eine mittelfristige Fortsetzung der Anpassungsprozesse an den Finanzmärkten.

Die aktuellen Einlassungen von Seiten der Zentralbanken (zuletzt Herr Trichet), dass die aktuellen krisenhaften Turbulenzen eine Neubewertung von Risiken darstellt, nehmen wir zur Kenntnis. Gestern enttäuschten die Wachstumsdaten aus der Eurozone. Die erste Schätzung per 2. Quartal 2007 fiel ernüchternd aus. Das Wachstum in Frankreich, Italien und Deutschland war deutlich gedämpfter als unterstellt. Entsprechend ergab sich lediglich eine Zunahme um 0,3% gegenüber dem Vorquartal. Erwartet war ein Anstieg um 0,6%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Zuwachs um 2,5% nach zuvor 3,1% ein. Wir sind gespannt, ob das EZB-Direktorium hinsichtlich dieser Wendung Diskussionsnotwendigkeit in der Zinsdebatte erkennt.

Die Industrieproduktion per Juni sank im Monatsvergleich um 0,1% entsprechend der Konsensusprognose. Der Anstieg des Vormonats wurde von +0,9% auf +1,0% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 2,3% nach zuvor 2,6% ein. Auf die Veröffentlichungen war trotz Überraschungseffekten kaum direkte Marktreaktion erkennbar. Die aktuellen Daten unterstützen damit jedoch fraglos den technischen Anpassungsprozess via "Carry-Trades".

Aus den USA folgten die Erzeugerpreise per Juli. Im Monatsvergleich ergab sich ein markanter Anstieg um 0,6%. Erwartet war lediglich ein Zunahme um 0,2%. Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Preisauftrieb um 4,0% nach zuvor 3,3%. Das Handelsbilanzdefizit stellte sich in den USA per Juni auf 58,14 Mrd. USD. Die Konsensusprognose war bei -61,0 Mrd. USD angesiedelt. Der Vormonatswert ist von -60,04 Mrd. USD auf 59,16 Mrd. USD revidiert worden. Losgelöst von geringfügigen Schwankungen ist eine Trendwende in der Defizitentwicklung unverändert nicht erkennbar.

Heute folgt eine Phalanx von US-Veröffentlichungen. Diesbezüglich verweisen wir auf das Datentableau. Besondere Aufmerksamkeit kommt dem "NAHB Housing Market Index" per August zu. Analysten unterstellen einen Rückgang von 24 auf 23 Punkte. Ein Niveau unter 50 ist Ausdruck von Kontraktion. Das aktuelle Niveau bei 24 Punkten darf als Ausdruck einer Krise interpretiert werden. Losgelöst von Schwankungen ist eine nachhaltige Besserung nicht erkennbar. Diesbezüglich bieten die Einlassungen von den Bauunternehmen wie Lennar, Toll Brothers und anderen keine Ansätze einer nennenswerten Besserung. Im Gegenteil kann eine weitere Verschärfung der Krise nicht ausgeschlossen werden.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro leicht favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3600-30 neutralisiert den leicht positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank







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