Gold - Verspätete Sommerrally hat noch Platz
02.09.2021 | Florian Grummes
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EZB Bilanzsumme gegen Inflationsrate in der Eurozone vom 31. August 2021 ©Holger Zschaepitz
Kurz vor der nächsten EZB-Sitzung erreicht die Inflation auch in der Eurozone mit 3% ein neues 10-Jahres-Hoch. Schon im Juli waren die Preise um 2,2% gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Obwohl die Europäische Zentralbank eigentlich für stabile Preise im Euroraum sorgen sollte, wird die Bilanzsumme stattdessen ständig ausgeweitet.
An ein moderates Über- oder Unterschreiten der offiziell angestrebten jährlichen Teuerungsrate von 2% ist angesichts einer Geldmengenausweitung von mehr als 15% seit Jahresanfang im Euroraum nicht mehr zu denken. Vielmehr müssen wir davon ausgehen, dass schon die statistisch geschönte offizielle Inflationsrate in Deutschland bis auf ca. 5% weiter anziehen wird. Insbesondere für Sparer sind die steigenden Inflationsraten sehr bitter, denn das geparkte Geld verliert z.B. auf den mickrig verzinsten Tagesgeldkonten und erst recht auf den Sparbüchern ständig an Kaufkraft.
Goldnachfrage aus Deutschland vom 27. August 2021 ©Bloomberg
Nicht überraschend und auch ungeachtet der seit Monaten eher enttäuschenden Preisentwicklung bleibt die Goldnachfrage der Deutschen daher mehr als stabil. Laut Bloomberg und dem World Gold Council stieg die Nachfrage nach Barren und Münzen in der ersten Jahreshälfte sogar um 35% auf den höchsten Stand seit mindestens 2009 an. Während die Käufe auch in anderen westlichen Märkten hoch waren, investieren die Deutschen als traditionell größter Münz- und Barrenkäufer in Europa vor allem in Gold als Absicherung gegen die steigende Inflation. Die negativen Zinssätze in der Eurozone lassen die "renditelosen" Edelmetalle schon seit Jahren immer attraktiver werden.
6. Fazit: Gold - Verspätete Sommerrally hat noch Platz
Seit dem Flash-Crash und einem Tiefstkurs bei 1.677 US-Dollar hat sich der Goldpreis in den letzten drei Wochen wieder tapfer nach oben gekämpft. Während dem US-Notenbank Symposium in Jackson Hole am vergangenen Freitag gelang auch der Sprung zurück über die 1.800 USD Marke. Kurzfristig versucht sich der Goldpreis über dieser wichtigen psychologischen Marke festzusetzen und gleichzeitig auch die 200-Tagelinie zurückzuerobern. Angesichts der überkauften Lage auf dem Tageschart könnte sich dieses Unterfangen durchaus noch etwas in die Länge ziehen.
Trotzdem dürfte es im Laufe des Septembers zu einem Ausbruch nach oben kommen, womit dann die nächste Zielzone zwischen 1.850 und 1.875 USD angesteuert werden sollte. Ob den Bullen darüber hinaus im Herbst die Kräfte ausreichen werden, um auch den Abwärtstrend zu überwinden, lässt sich momentan noch nicht eindeutig abschätzen. Der Flash-Crash hat den Goldmarkt bereinigt, so dass die Überraschung zunächst auf der Oberseite liegen sollte. Um 1.875 USD hätte sich der Goldpreis allerdings bereits um gute 200 USD vom Tief erholt, womit in jedem Fall ein Wiedersehen mit den Bären eingeplant werden muss.
In der Konklusion hat der Goldpreis in den kommenden Wochen also gute Chancen bis auf ca. 1.860 US-Dollar anzusteigen. Die dann folgende Reaktion sollte Klarheit darüber verschaffen, ob die übergeordnete Trendwende mit dem dritten Test der Marke von 1.676 USD vor drei Wochen tatsächlich eingeleitet wurde, oder ob sich die zähe 12-Monate währende Korrektur weiter fortsetzen wird.
© Florian Grummes
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