Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Fed senkt Zinsen und liefert damit Kehrtwende auf dem Absatz

20.08.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3495, nachdem im Zuge der Fed-Intervention Höchstkurse bei 1,3524 markiert wurden. Der USD konnte gegenüber dem JPY dank der Zinssenkung in den USA an Boden gewinnen und notiert aktuell bei 114,60.

Bevor wir uns mit der Neuausrichtung der Fed-Politik beschäftigen, arbeiten wir das Thema Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan ab. Dieser Index sank für die Mehrheit der Analysten überraschend stark von zuvor 90,4 auf 83,3 Punkte. Analysten hatten einen Rückgang auf 88,0 Punkte unterstellt. Damit wurde der niedrigste Wert seit August 2006 markiert. Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage mit 97,7 nach zuvor 104,5 Punkten als auch der Erwartungsindex mit einem Rückgang von 81,5 auf 74,1 Zählern trugen zu dem Rückgang bei.

Open in new window


Der konjunkturelle Horizont verdunkelt sich in den USA. Für viele Marktteilnehmer ist das offensichtlich eine überraschende Wendung. Das gilt auch für Herrn Poole und weitere Mitglieder der Fed. Noch am letzten Mittwoch verdeutlichte Poole, dass Zinsmaßnahmen nicht anstehen, es sei denn, dass sich krisenhafte Entwicklungen ergeben. Es drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass der Krisenstatus in den USA damit erreicht ist. Die US-Zentralbank hat am Freitag überraschend den Diskontsatz von zuvor 6,25% auf 5,75% gesenkt. Nach Ansicht der Fed haben Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft deutlich zugenommen.

Die Bedingungen an den Finanzmärkten haben sich eingetrübt und könnten das Wachstum behindern. Die Fed ist bereit zu agieren, um negative Effekte auf die Wirtschaft abzufangen. Die US-Zentralbank hat mit der Entscheidung vom letzten Freitag ein deutliches Signal gegeben. Die abwartende Haltung der Fed ist beendet. Zinssenkungen stehen auf der Agenda. Der Diskontsatz ist von eher geringer Bedeutung. Das Hauptaugenmerk liegt bei den Fed Funds. Hier ist eine Zinssenkung am 18. September eine realistische Option. Fakt ist, dass die Fed sich mit dem Schritt vom letzten Freitag selbst unter Lieferdruck gesetzt hat, den gilt es nun zu befriedigen.

Was kann man von dem Schritt der Fed ableiten? Nun, die strukturellen Verwerfungen der letzten Jahre lassen sich nicht durch Zinskosmetik heilen. Derzeit gilt es, die Fehler Greenspans nicht zu wiederholen! Unter Greenspan wurde jede Krise mit Liquidtät und Zinssenkungen neutralisiert. Damit wurden negative Konsequenzen für nicht angemssene Risikoaversion neutralisiert und das aktuelle Krisenszenario erst geschaffen.

Gleichwohl lassen sich durch derartige Schritte technische Korrekturen implementieren, die für nachhaltige Anpassungen unerlässlich sind, da nur in korrigierende Märkte "schiefe" Positionen umfangreich auf mehrere Schultern verlagert werden können mit der Folge erhöhter Stabilität im Finanzsystem.

Warum erwarten wir „nur“ technische Korrekturen?
  • Nachhaltige Risikoaversion macht sich aus offensichtlichen Gründen (Hedge Funds, IKB, Sachsen LB, Money Market Funds etc.) breit.
  • Marktfunktionen sind am Geldmarkt gestört.
  • Marktfunktionen sind im Commercial Paper Sektor gestört.
  • Marktfunktionen sind im Bereich ungedeckter Anleihen gestört.

Derartige überhaupt nicht erwartete "Störungen" können nicht durch geringfügige Preisanpassungen im Zins geheilt werden. Vielmehr verdeutlicht die Zinsentscheidung der Fed, dass die Fed sich offensichtlich bei den Konjunkturerwartungen erheblich geirrt hat.

Ergo ist die Fed in ihrer Politikausrichtung situationsgetrieben. Die Lage kontrolliert die Fed. Besser wäre es unter Stabilitätsgesichtspunkten, dass die Fed die Lage kontrollierte! Heute erwarten wir die Frühindikatoren des "Conference Board" per Juli. Nach dem Rückgang per Juni um -0,3% unterstellen Analysten per Juli eine Zunahme um 0,4%. Hinsichtlich der Gesamtkonstellation erscheint die Konsensusprognose sehr optimistisch auszufallen. Negative Überraschungen sind hier möglich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro leicht favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,3500-30 neutralisiert den leicht positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.

Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"