Die Zukunft unserer Städte
26.09.2021 | Prof. Dr. Eberhard Hamer
In den letzten zwei Generationen erlebte die ganze Welt eine zunehmende Verstädterung, d. h. die Menschen zogen vom Land in die Städte, vor allem in die Großstädte. Inzwischen lebt die Mehrheit der Menschen in Großstädten, sind diese großen Städte immer mehr und größer geworden: Weltweit gibt es viele Mega-Millionenstädte und haben diese sich auch noch ständig vergrößert.
Für diese Verstädterung gab es mehrere Gründe.
Bisheriges Erfolgsmodell der Citys:
Ein wesentlicher Grund war die Arbeitsmöglichkeit in den Städten. Die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle noch im vergangenen Jahrhundert ging inzwischen auf 2% BSP zurück. Dafür wuchs vor allem die Dienstleistungsbranche auf inzwischen 70% BSP. Viele dieser Dienstleistungen aber sind nicht nur kommunikativ, sondern auch vor allem dort gefragt, wo Menschenansammlungen, Menschenmassen solche Dienstleistungen brauchen.
Die Verstädterung hat nicht nur den Dienstleistungsbranchen geholfen, sondern umgekehrt auch die Zunahme der Dienstleistungen der Verstädterung. Büros waren nun einmal nicht auf Lande möglich, sondern nur in der Stadt, wo deren Dienstleistung gefragt ist und in den Großstädten umso mehr gefragt ist.
Der zweite Verstädterungsgrund ist die Abhängigkeit des Wohnens von der Arbeit. Die Menschen wollen möglichst nahe an ihren Arbeitsmöglichkeiten wohnen. Dies hat aus dem größeren Arbeitsangebot der Städte zum Zuzug in die Städte geführt, den Wohnungsbau und Wohnungsmarkt dort begünstigt und zur weiteren Expansion der Städte geführt.
Ein dritter Grund liegt in der "Spaßattraktion" der Städte gegenüber dem Land. In der Stadt gibt es Vergnügungsparks, Vergnügungsunternehmen, Großveranstaltungen, Kultureinrichtungen und eine Vielfalt an Gastronomieeinrichtungen. Die Städte sind mit anderen Worten von ihrem "Spaßwert" attraktiver als das Land, bieten mehr Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten und sind dadurch ein Zuzugsmagnet.
Ein vierter Grund liegt seit der Masseneinwanderung darin, dass sich die ausländischen Zuwanderer auf dem Lande isoliert fühlen, sich integrieren müssten und deshalb in die Städte drängen, wo schon Gruppen eigener Landsleute leben, sie sich nicht integrieren müssen, ihre Sprache und Identitäten behalten können und wo sie auch ohne Arbeitseinkommen mehr Ablenkung und Freizeitangebote finden als auf dem Land.
So entstanden die Zuwandererghettos der verschiedenen Immigrantengruppen, der Türken, der Syrer, der Kosovaren, der Chinesen oder der Japaner (Düsseldorf). Dazu beigetragen hat wesentlich, dass unser Sozialsystem "bedarfsgerecht" subventioniert. Während also Deutsche in überfüllten Großstädten selbst für ihre Wohnung sorgen müssen, werden Zuwanderern vom Staat Wohnmöglichkeiten gestellt, löst der Staat ihnen überall, wo sie wollen das Wohnungsproblem wie auch die anderen Existenzprobleme.
Der Einwohnerzuzug in die Städte hat Folgen für das innerstädtische Wachstum gehabt, nämlich die erhöhte Nachfrage nach Wohnung, nach Gütern aller Art und Unterhaltungsangeboten. Entsprechend haben sich diese Branchen in der Stadt durch Massenzuzug in die Citys auch überproportional entwickelt, sind die Städte nicht nur an Menschen gewachsen, sondern auch an Wirtschaftskraft und Angeboten auf deren entsprechende Nachfrage. Dadurch haben Einzelhandel, Gastronomie, Vermögensindustrie und sogar die Sozialindustrie und die vielfältigen Verwaltungsdienstleistungen in Großstädten mitwachsen können.
Die Urbanisierung fand weltweit statt. 1950 lebte ein Drittel, im Jahr 2000 schon die Hälfte aller Menschen in Großstädten, 2050 werden "mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben" ¹. Schon jetzt sind die am stärksten urbanisierten Gebiete der Welt Nordamerika (82%), Lateinamerika und die Karibik (80%) sowie Europa (73%). "Die Stadtbevölkerung in Afrika wird von heute 40% auf 56% im Jahre 2050 steigen, in Asien von 48% auf 64%" ².
Das bisherige Tempo der Urbanisierung und insbesondere des Wachstums von Mega-Städten (schon zwei Dutzend mit mehr als 10 Millionen Einwohnern) könnte aber schon bald an natürliche Grenzen stoßen - nicht nur bei den Wohnungsproblemen, sondern auch mit der Umweltverschmutzung, dem Abfallproblem, den Verkehrsproblemen und vor allem mit der Wasserversorgung. Hinzu kommt, dass die Stadtbevölkerung total infrastrukturabhängig ist.
Fallen in einem Crash hunderttausende Arbeitsplätze weg oder bricht die Versorgung der Logistikketten zusammen oder die Wasser-, die Energie- oder Elektrizitätsversorgung ³, so werden diese Störungen sofort zum Existenzproblem der Stadtbevölkerung, während die landnahe Bevölkerung und Landbevölkerung sich noch teilweise selbst versorgen kann.
Hier sind es auch wiederum die Zuwanderer, welche am stärksten auf die öffentlichen Dienstleistungen angewiesen sind. Fallen diese weg, wird diese Bevölkerung in ihrer Existenznot dies nicht gutwillig hinnehmen und zum sozialen Unruheherd werden.
Dass es nicht nur natürliche Grenzen des Urbanisierungswachstums gibt, hat der plötzlich in vielen Ländern der Welt und auch bei uns verordnete "Lockdown" ganzer Branchen gezeigt, wie z. B. der Gastronomie, des Einzelhandels, der Unterhaltungsindustrie, der Innenstadtbüros (Homeoffice) und des Verbots von Menschenansammlungen. Dies war ein plötzlicher Stopp und Schock für die städtische Wirtschaft und Gesellschaft. Er blieb nur friedlich, weil der Staat mit üppigsten Hilfsgeldern, Förderungen, Darlehen und Kurzarbeitergeld um sich warf, um den Wirtschaftscrash zu verhindern.
Es ist jetzt müßig, darüber zu diskutieren, ob bei nicht einmal 5% Corona-Betroffenen unserer Gesamtbevölkerung und nicht einmal 0,2% Verstorbener (d.h. keine "Übersterblichkeit") der Wirtschaftsstopp eine panische Überreaktion oder notwendige Krisenreaktion gewesen ist; der Stopp unserer vor allem Dienstleistungswirtschaft in den Innenstädten hatte jedenfalls dramatische Auswirkungen.
Jedenfalls hat der von der Regierung verordnete Wirtschaftsstopp zum Gewerbestopp vor allem in den Innenstädten mit noch dramatisch werdenden Folgen geführt und ebenfalls zu einem noch nicht dagewesenen Attraktivitätsabfall und Funktionsverlust der Citys.
Langfristige City-Tendenzen:
Voraussichtlich haben sich viele Menschen während der eineinhalbjährigen Corona-Panik ein anderes Verhalten angewöhnt, bleiben mehr zu Hause, können auf Einkaufsbummel und Spaßangebote verzichten und mussten sich sogar den gewohnten Gastronomiebesuch abgewöhnen. Ob daraus ein Dauerverhalten wird oder sich wieder früheres Verhalten einstellt, bleibt unsicher. Inzwischen haben nämlich z. B. die Konsumenten entdeckt, dass der Versandhandel gleiches Angebot zu billigeren Preisen nach Hause liefern kann, man dazu also nicht mehr in die Stadt braucht.
Der Einzelhandel selbst rechnet damit, dass durch den Lockdown weitere 20% seines Umsatzes an den Versandhandel dauerhaft verloren gehen - vielleicht mehr. Wenn aber der Einzelhandel in der Stadt zurückgeht, geht auch die Attraktivität der Stadt zurück, werden auch die Mieten nicht mehr gezahlt werden können wie bisher, wird es City-Rezessionswirkungen geben.
Für diese Verstädterung gab es mehrere Gründe.
Bisheriges Erfolgsmodell der Citys:
Ein wesentlicher Grund war die Arbeitsmöglichkeit in den Städten. Die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle noch im vergangenen Jahrhundert ging inzwischen auf 2% BSP zurück. Dafür wuchs vor allem die Dienstleistungsbranche auf inzwischen 70% BSP. Viele dieser Dienstleistungen aber sind nicht nur kommunikativ, sondern auch vor allem dort gefragt, wo Menschenansammlungen, Menschenmassen solche Dienstleistungen brauchen.
Die Verstädterung hat nicht nur den Dienstleistungsbranchen geholfen, sondern umgekehrt auch die Zunahme der Dienstleistungen der Verstädterung. Büros waren nun einmal nicht auf Lande möglich, sondern nur in der Stadt, wo deren Dienstleistung gefragt ist und in den Großstädten umso mehr gefragt ist.
Der zweite Verstädterungsgrund ist die Abhängigkeit des Wohnens von der Arbeit. Die Menschen wollen möglichst nahe an ihren Arbeitsmöglichkeiten wohnen. Dies hat aus dem größeren Arbeitsangebot der Städte zum Zuzug in die Städte geführt, den Wohnungsbau und Wohnungsmarkt dort begünstigt und zur weiteren Expansion der Städte geführt.
Ein dritter Grund liegt in der "Spaßattraktion" der Städte gegenüber dem Land. In der Stadt gibt es Vergnügungsparks, Vergnügungsunternehmen, Großveranstaltungen, Kultureinrichtungen und eine Vielfalt an Gastronomieeinrichtungen. Die Städte sind mit anderen Worten von ihrem "Spaßwert" attraktiver als das Land, bieten mehr Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten und sind dadurch ein Zuzugsmagnet.
Ein vierter Grund liegt seit der Masseneinwanderung darin, dass sich die ausländischen Zuwanderer auf dem Lande isoliert fühlen, sich integrieren müssten und deshalb in die Städte drängen, wo schon Gruppen eigener Landsleute leben, sie sich nicht integrieren müssen, ihre Sprache und Identitäten behalten können und wo sie auch ohne Arbeitseinkommen mehr Ablenkung und Freizeitangebote finden als auf dem Land.
So entstanden die Zuwandererghettos der verschiedenen Immigrantengruppen, der Türken, der Syrer, der Kosovaren, der Chinesen oder der Japaner (Düsseldorf). Dazu beigetragen hat wesentlich, dass unser Sozialsystem "bedarfsgerecht" subventioniert. Während also Deutsche in überfüllten Großstädten selbst für ihre Wohnung sorgen müssen, werden Zuwanderern vom Staat Wohnmöglichkeiten gestellt, löst der Staat ihnen überall, wo sie wollen das Wohnungsproblem wie auch die anderen Existenzprobleme.
Der Einwohnerzuzug in die Städte hat Folgen für das innerstädtische Wachstum gehabt, nämlich die erhöhte Nachfrage nach Wohnung, nach Gütern aller Art und Unterhaltungsangeboten. Entsprechend haben sich diese Branchen in der Stadt durch Massenzuzug in die Citys auch überproportional entwickelt, sind die Städte nicht nur an Menschen gewachsen, sondern auch an Wirtschaftskraft und Angeboten auf deren entsprechende Nachfrage. Dadurch haben Einzelhandel, Gastronomie, Vermögensindustrie und sogar die Sozialindustrie und die vielfältigen Verwaltungsdienstleistungen in Großstädten mitwachsen können.
Die Urbanisierung fand weltweit statt. 1950 lebte ein Drittel, im Jahr 2000 schon die Hälfte aller Menschen in Großstädten, 2050 werden "mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben" ¹. Schon jetzt sind die am stärksten urbanisierten Gebiete der Welt Nordamerika (82%), Lateinamerika und die Karibik (80%) sowie Europa (73%). "Die Stadtbevölkerung in Afrika wird von heute 40% auf 56% im Jahre 2050 steigen, in Asien von 48% auf 64%" ².
Das bisherige Tempo der Urbanisierung und insbesondere des Wachstums von Mega-Städten (schon zwei Dutzend mit mehr als 10 Millionen Einwohnern) könnte aber schon bald an natürliche Grenzen stoßen - nicht nur bei den Wohnungsproblemen, sondern auch mit der Umweltverschmutzung, dem Abfallproblem, den Verkehrsproblemen und vor allem mit der Wasserversorgung. Hinzu kommt, dass die Stadtbevölkerung total infrastrukturabhängig ist.
Fallen in einem Crash hunderttausende Arbeitsplätze weg oder bricht die Versorgung der Logistikketten zusammen oder die Wasser-, die Energie- oder Elektrizitätsversorgung ³, so werden diese Störungen sofort zum Existenzproblem der Stadtbevölkerung, während die landnahe Bevölkerung und Landbevölkerung sich noch teilweise selbst versorgen kann.
Hier sind es auch wiederum die Zuwanderer, welche am stärksten auf die öffentlichen Dienstleistungen angewiesen sind. Fallen diese weg, wird diese Bevölkerung in ihrer Existenznot dies nicht gutwillig hinnehmen und zum sozialen Unruheherd werden.
Dass es nicht nur natürliche Grenzen des Urbanisierungswachstums gibt, hat der plötzlich in vielen Ländern der Welt und auch bei uns verordnete "Lockdown" ganzer Branchen gezeigt, wie z. B. der Gastronomie, des Einzelhandels, der Unterhaltungsindustrie, der Innenstadtbüros (Homeoffice) und des Verbots von Menschenansammlungen. Dies war ein plötzlicher Stopp und Schock für die städtische Wirtschaft und Gesellschaft. Er blieb nur friedlich, weil der Staat mit üppigsten Hilfsgeldern, Förderungen, Darlehen und Kurzarbeitergeld um sich warf, um den Wirtschaftscrash zu verhindern.
Es ist jetzt müßig, darüber zu diskutieren, ob bei nicht einmal 5% Corona-Betroffenen unserer Gesamtbevölkerung und nicht einmal 0,2% Verstorbener (d.h. keine "Übersterblichkeit") der Wirtschaftsstopp eine panische Überreaktion oder notwendige Krisenreaktion gewesen ist; der Stopp unserer vor allem Dienstleistungswirtschaft in den Innenstädten hatte jedenfalls dramatische Auswirkungen.
Jedenfalls hat der von der Regierung verordnete Wirtschaftsstopp zum Gewerbestopp vor allem in den Innenstädten mit noch dramatisch werdenden Folgen geführt und ebenfalls zu einem noch nicht dagewesenen Attraktivitätsabfall und Funktionsverlust der Citys.
Langfristige City-Tendenzen:
Voraussichtlich haben sich viele Menschen während der eineinhalbjährigen Corona-Panik ein anderes Verhalten angewöhnt, bleiben mehr zu Hause, können auf Einkaufsbummel und Spaßangebote verzichten und mussten sich sogar den gewohnten Gastronomiebesuch abgewöhnen. Ob daraus ein Dauerverhalten wird oder sich wieder früheres Verhalten einstellt, bleibt unsicher. Inzwischen haben nämlich z. B. die Konsumenten entdeckt, dass der Versandhandel gleiches Angebot zu billigeren Preisen nach Hause liefern kann, man dazu also nicht mehr in die Stadt braucht.
Der Einzelhandel selbst rechnet damit, dass durch den Lockdown weitere 20% seines Umsatzes an den Versandhandel dauerhaft verloren gehen - vielleicht mehr. Wenn aber der Einzelhandel in der Stadt zurückgeht, geht auch die Attraktivität der Stadt zurück, werden auch die Mieten nicht mehr gezahlt werden können wie bisher, wird es City-Rezessionswirkungen geben.