Bitcoin - Das chinesische Kartenhaus bricht zusammen
28.09.2021 | Florian Grummes
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Das Hoch vom April wurde aber klar verfehlt, so dass nun eine mögliche Trendwende zugunsten des Goldes möglich wäre. Dazu müsste der steile Aufwärtstrendkanal aber nach unten durchbrochen werden. Gelingt dies, eröffnet sich erhebliches Erholungspotenzial für den Goldpreis gegen den Bitcoin. Und sei es nur dadurch, dass Gold deutlich weniger stark fällt als der Bitcoin.Grundsätzlich sollte man sowohl in Edelmetallen als auch in Bitcoins investiert sein. D.h. mindestens 10% und besser 25% seines Gesamtvermögens sollte man in physische Edelmetalle anlegen, während man in Kryptos und vor allem im Bitcoin zunächst wenigstens 1% bis 5% halten sollte. Wer sich mit den Kryptowährungen und Bitcoin sehr gut auskennt und das Potenzial erkannt hat, kann individuell sicherlich bei größeren Rücksetzern auch deutlich höhere Prozentzahlen in Bitcoin allokieren. Für den normalen Anleger, der natürlich vor allem in Aktien und Immobilien investiert ist, sind maximal 5% im immer noch spekulativen und vor allem hochvolatilen Bitcoin aber ein guter Richtwert.
Aktuell müssen sich Anleger aber auf heftige Kursverluste in allen Assetklassen einstellen. Diese werden im Bitcoin heftiger, im Gold milder ausfallen.
5. Makro-Update: Das chinesische Kartenhaus bricht zusammen
Während die Notenbanken unvermindert ihre Bilanzsummen und damit ihre Währungsmengen wöchentlich weiter aufblasen, versucht insbesondere die amerikanische FED die Märkte mit ihrem Tapering- und Normalisierungsgeschwätz zu bluffen. Wenn wir die Zeichen der Zeit aber richtig deuten, werden die Märkte gar nicht mehr zu einer Tapering-Nagelprobe ansetzen können, denn in China braut sich mittlerweile gewaltiges zusammen!
Seit der Finanzkrise 2008 ist China in unglaublicher Geschwindigkeit gewachsen und zu einem der größten globalen Player aufgestiegen. Dabei sind in den letzten 15 Jahren Milliarden von USD nach China geflossen. Die massive Wanderungsbewegung vom Land in die Stadt sowie die dortige Aufbruchsstimmung basierend auf den durch Deng Xiaoping eingeführten Marktreformen in Verbindung mit den weltweit gewaltigen Stimulus-Maßnahmen lösten einen noch nie gesehen Boom aus, der auch die westliche Welt aus dem Sumpf der Finanzkrise zog.
In einer zentralistisch (= sozialistisch, = kommunistisch, = totalitär) geführten Volkswirtschaft werden die Finanzmittel und Produktionsgüter aber nicht effizient nach Angebot und Nachfrage verteilt, sondern am Bürokraten-Schreibtisch zentral ohne die Schwarmintelligenz des freien Marktes umverteilt. So haben die lokale Parteibonzen die ständigen Wachstums-Vorgaben aus der weit entfernten Parteizentrale in Peking zunehmend in den Immobiliensektor geleitet, in der blinden Hoffnung damit das gewünschte und vorgegebene Wachstum zu erzeugen.
Das ging Jahre lang gut und kurbelte die Weltwirtschaft an. Natürlich mischten auch die westlichen Finanzinstitute bei der Finanzierung und Kredit-Bündelung kräftig mit. Die immer weiter steigenden Immobilienpreise sorgten für einen sich selbst verstärkenden Effekt, so dass immer größere Kartenhäuser basierend auf den gestiegenen Grundstückspreisen gestrickt werden konnten.
Die Bilder von sogenannten Ghost Cities sind schon seit einigen Jahren im Umlauf, trotzdem ging der Immobilienboom, welcher ca. 25% der Wirtschaft in China ausmacht, immer weiter. Betrug und extreme Hebel dürften dort an der Tagesordnung gewesen sein. Mit der nun offensichtlichen Pleite von Evergrande, welche bereits seit über einem Jahr schmorte, ist die Party aber zu Ende. Es besteht höchste Ansteckungsgefahr und ein weltweiter Flächenbrand wird immer wahrscheinlicher. Zu verschachtelt und intransparent ist der hochverschuldete Immobiliensektor in China.
Wir müssen davon ausgehen, dass schon in Kürze weitere Zusammenbrüche anstehen und dass vor allem ausländische Investoren ihre Kredite abschreiben werden müssen. Das Aufwachen in der westlichen Welt wird dramatische Konsequenzen haben, insbesondere da man nun feststellen wird müssen, dass man jahrelang eine gefaktes Kartenhaus mit hohen Milliardenbeträgen finanziert hat und am Ende nur leerstehende Hochhauswüsten, Geisterstädte und unvollendete Baustellen zurückbleiben. Die Frage lautet nicht mehr ob, Evergrande "too big to fail" ist, sondern ob der chinesische Immobilen-Sektor womöglich "too big to save" ist.
Alle Märkte werden von einer "Risk-off Mentalität" getroffen werden und nur der US-Dollar wird in diesem Umfeld zumindest vorübergehend der sichere Hafen sein. Der Goldpreis aber auch die seit April laufende Korrektur beim Bitcoin zeichnen dieses Bild schon vor. Allerdings werden die Notenbanker panisch auf die absehbaren Zusammenbrüche reagieren und mit gewaltigen Rettungsmaßnahmen alles bisher Gesehene in den Schatten stellen. Spätestens wenn die Special Drawing Rights (SDRs) ins Spiel kommen, kann das Kursgeschehen schlagartig von stark deflationär auf stark inflationär drehen.
Anlegern in allen Assetklassen steht eine schwindelerregende Achterbahnfahrt bevor. Man ist gut beraten momentan jegliches Risiko zurückzufahren und genügend Bargeldreserven sowie physisches Gold und Silber vorzuhalten.
6. Fazit: Die Party ist vorbei, Risk-Off!
Der Krypto-Sektor wurde in den letzten Jahren immer wieder heftig von der Kommunistischen Partei Chinas attackiert. Das Mining-Verbot im Juni sorgte schließlich für Konsequenzen und setzte die Bitcoin-Preise stark unter Druck. Nun hat China auch die ASIC-Chip-Hersteller angegriffen. Damit geht ein Jahrzehnt der Hashrate-Konzentration in China zu Ende.
Mittel- und längerfristig dürfte das Bitcoin-Netzwerk dadurch deutlich dezentralisierter und robuster werden. Viele der Miner bzw. deren Mining-Equipment ist bereits aus China in andere Länder abgewandert. In den USA droht allerdings eine deutliche Verschärfung der Regulierung durch die Bundesregierung. Kurzfristig ergibt sich dadurch weiteres Korrekturpotenzial in einem Markt, der sowieso schon angeschlagen ist.
Die Makro-Situation ist ohne Zweifel hochkomplex und schwer zu durchschauen. Fakt ist jedoch, dass der Bitcoin technisch bereits seit April in einer Korrektur steckt. Gleichzeitig kommen aus China zunehmend gewaltige Schockwellen aufgrund des Zusammenbruchs des dortigen Immobiliensektors als auch durch die massiven Angriffe der Zentralregierung auf den Bitcoin selbst. In den USA wird es voraussichtlich zu einer heftigen Regulierung der Stable-Coins kommen.
Insgesamt ist daher zu befürchten, dass der Bitcoin schon in Kürze eine Etage tiefer segeln bzw. crashen wird und womöglich auch die nächste Unterstützung um 35.000 USD dann nur eine Durchgangsstation darstellen könnte. Im Bitcoin-Future wartet weiterhin die offene Kurslücke zwischen 24.605 USD und 26.080 USD. Wir gehen aktuell mindestens von einem Rücksetzer bis auf 35.000 USD aus, halten aber auch eine weitaus tiefere Korrektur für sehr gut möglich. Es empfiehlt sich höchste Vorsicht und eine "Risk-Off Mentalität".
© Florian Grummes
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