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Edelmetalle Aktuell

03.09.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Die von einigen, eher extremeren Anhängern des gelben Metalls stets mit Argwohn betrachteten Zentralbanken haben in den letzten 10 Tagen viel zu der Stabilisierung des Goldpreises beigetragen. Allerdings geschah dies nicht auf direktem Weg, sondern vor allem durch die Unterstützung der Notenbanker für die Finanzmärkte nach dem Ausbruch der Krise auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt. Außer durch die verbale Unterstützung für die Finanzmärkte haben die Notenbanken sich vor allem auch durch den Verzicht auf Zinserhöhungen und durch eine Zuführung von Liquidität an dieser Entwicklung beteiligt. Marktbeobachter rechnen nun sogar damit, dass die US-Zentralbank am 18. September ihren Leitzins senken wird, der momentan noch bei 5,25 Prozent liegt.

Der mit den Stabilisierungsmaßnahmen einhergehende Wiederanstieg der Aktienmärkte sorgte schließlich auch für einen festeren Goldpreis. Nachdem das Metall vor zwei Wochen noch bei 641,- $ je Unze und damit auf den tiefsten Stand der letzten zwei Monate lag, notierte es kurz vor dem Wochenende schon wieder über 673,- $ je Unze. Der Wiederanstieg erfolgte vor allem in zwei Wellen, jeweils freitags nachmittags während der New Yorker Handelszeit. Abgesehen von diesen beiden Bewegungen verlief der Handel mit dem gelben Metall in der vergangenen Woche relativ ruhig, nicht zuletzt auf Grund des Feiertags am vergangenen Montag in London (heute ist dann der Markt in New York wegen eines Feiertags geschlossen). Das Metall bewegte sich in dieser Zeit in einem engen Band zwischen 661,50 $ je Unze und 668,50 $ je Unze.

In den nächsten Tagen erwarten wir jetzt ein Andauern des relativ ruhigen Handelsverlaufs. Ein Durchbrechen der schon in der letzten Woche genannten Chartmarke von 680,- $ je Unze erscheint aus momentaner Sicht auch weiterhin als eher unwahrscheinlich. Ob diese Marke wenigstens getestet wird, wird wesentlich davon abhängen, wie sich ab morgen die Aktienmärkte in den USA entwickeln werden. Auch der Ölpreis, der in den letzten 10 Tagen fast 10 Prozent an Wert zulegte, müsste sein aktuelles Preisniveau von deutlich über 70,- $ je Barrel halten, um eine Stütze für das Gold sein zu können.

Eine erste charttechnische Unterstützung findet der Goldpreis auf der anderen Seite des Handelsspektrums im Bereich von 665,- $ je Unze. Preise von deutlich unter 660,- $ je Unze erscheinen dabei für die nächsten Tage ebenso wie ein massiver Ausbruch nach oben wenig wahrscheinlich. Zu dieser erwarteten Beruhigung tragen sicher auch die Notenbanken bei, die sich - was nun ihre direkten Aktivitäten auf dem Goldmarkt angeht - mit Verkäufen erneut deutlich zurückgehalten haben. In der vorletzten Woche lagen ihre Verkäufe nur bei rund einer Tonne.

Diese geringen Abgaben wurden in den letzten Tagen leicht aufgewogen von einer anhaltenden Nachfrage nach physischem Gold durch private Investoren, aber auch durch Bestandsergänzungen der Schmuckindustrie. Selbst die zuletzt immer häufiger als Verkäufer aktiven US-Anlagefonds haben wieder Gold gekauft.

Der drittgrößte südafrikanischen Goldproduzent Harmony kommt unterdessen nicht zur Ruhe. Nach dem jüngsten Abgang des Vorstands- und des Finanzchefs hat das Unternehmen nun für das letzte Quartal ein deutliches Minus ausgewiesen. Auch teilte es mit , dass sich bereits Übernahmeinteressenten für die in Südafrika beheimateten Goldminen gemeldet hätten. Allerdings, so der neue Vorstandschef, stünden die Minen nicht zum Verkauf. Neue Unsicherheit gibt es auch im nordamerikanischen Minensektor. Hier stieg der Aktienpreis von Newmont Mining deutlich, nachdem Gerüchte aufkamen, dass Barrick Gold den Rivalen übernehmen wolle. Inzwischen bestritt ein Mitglied der Führungsmannschaft von Barrick aber entsprechende Pläne.

Während sich viele Minengesellschaften im Westen mit sich selbst beschäftigen, marschieren ihre chinesischen Kollegen unvermindert voran. So berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua in der letzten Woche, dass die Produktion im Reich der Mitte in den ersten sieben Monaten dieses Jahres bei 145 Tonnen gelegen habe und damit 15 Prozent über dem Wert des Vorjahres.


  • Silber

Während die US-Fonds mit ihren Käufen auf dem Goldmarkt eine vorläufige Trendwende vollzogen, zeigten sie dem weißen Schwestermetall nach den jüngsten, am Freitag veröffentlichten Zahlen aus New York weiterhin die kalte Schulter. Die spekulativen Pluspositionen an der Terminbörse wurden von dieser Seite in der letzten Woche nämlich praktisch halbiert.

Diese Entwicklung hinderte den Silberpreis aber nicht daran, es dem Gold gleichzutun und ebenfalls anzusteigen. Nachdem es aber bei der Abfassung unseres letzten Marktberichts bereits bei 11,86 $ je Unze notiert hatte, fielen die weiteren Gewinne mit einem Anstieg auf gerade einmal 12,09 $ je Unze bis zum Freitagnachmittag untypisch verhalten aus. Heute handelte das Metall dann kurzzeitig bei 12,15 $ je Unze.

Die Meldung, dass in Mexiko, dem weltweit zweitgrößten Produzentenland für Silber, im vergangenen Monat die Ausbringung um fast 25 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen sei, dürfte zu dieser Entwicklung aber noch keinen entscheidenden Beitrag geleistet haben. Vielmehr könnte sie eine Folge der Unsicherheit der Marktteilnehmer sein, die derzeit nicht einschätzen können, wie es in den nächsten Monaten mit der weltweiten Wirtschaftsentwicklung weitergehen könnte. Eine (durchaus vorstellbare) Abschwächung des Wachstums aufgrund der Hypothekenmarktkrise in den USA könnte vorwiegend industriell genutzte Edelmetalle wie Silber und die Platinmetalle eher treffen, als das Gold,. Dies würde die momentan zu beobachtende Skepsis erklären.

Für die kommenden Tage ist beim Silber eine dramatische Veränderung der Lage unserer Ansicht nach aber nicht zu erwarten, der Preis dürfte sich vielmehr zunächst zwischen 11.90 $ und 12,40 $ einpendeln. Die nächsten Zielpreise außerhalb dieses Bandes lägen dann bei 11,50 $ bzw. 12,60 $ je Unze.


  • Platin

Wie die anderen Metalle auch schloss das Platin am vergangenen Freitag deutlich über dem Stand vom vorletzten Donnerstag. Verantwortlich für den Anstieg waren weniger hausgemachte Gründe, als vielmehr externe Einflüsse. Sie bewegten zunächst vor allem den Goldpreis, der dann seinerseits das Platin mitriss.

Zum Wochenschluss in New York am Freitag lag das Metall schließlich bei fast 1.270,- $ je Unze. Damit notierte es über 20 Dollars höher als vor 10 Tagen und auf dem höchsten Stand seit Mitte des vergangenen Monats. Der Anstieg fand in diesem Zeitraum weitgehend kontinuierlich statt, wobei sich allerdings die täglichen Schwankungsbreiten kurz vor diesem Wochenende deutlich erhöhten.

Mit den jüngsten Kursgewinnen konnte das Platin aus dem seit Mitte Juli andauernden Abwärtstrend ausbrechen. Charttechnisch betrachtet gibt es jetzt den nächsten Widerstand bei 1.280,- $ je Unze und dann erst wieder knapp unter der Marke von 1.300,- $ je Unze. Ob das Platin rasch wieder auf dieses Niveau wird ansteigen können, hängt wesentlich von der weiteren Entwicklung auf den Finanzmärkten ab. Denn sollte auf diesen die jüngste Abschwächung des Dollars, sowie die Erholung des Ölpreises und der Aktienmärkte keinen Bestand haben, werden auch die Edelmetalle ihren jetzt schon 10 Tage andauernden Höhenflug nicht fortsetzen können.

Auf der fundamentalen Seite gab es in der vergangenen Woche nur wenig Neues. Breit berichtet wurde vor allem über die Unsicherheit bezüglich des Streiks beim südafrikanischen Platinproduzenten Lonmin. Zunächst hieß es, dass der Streik ausgesetzt worden sei, die letzten Nachrichten deuteten allerdings darauf hin, dass der Ausstand der 20.000 Arbeiter bei Lonmin sofort wieder aufgenommen werden könnte, wenn am heutigen Montag ein Gericht in Südafrika den Streik der vergangenen Woche nachträglich für legal erklärt.

Der noch vor Lonmin zweitgrößte Platinproduzent der Welt, Impala Platinum, gab in der vergangenen Woche die jüngsten Zahlen zur Geschäftsentwicklung bekannt. So sei der Rohgewinn im Vergleich zum Vorjahr um 75 Prozent auf 13,12 Rand je Aktie gestiegen. Diese Zahl lag am oberen Ende der zuletzt im Mai vorausgesagten Spanne. Für die kommenden 12 Monate verwies der Vorstandsvorsitzende David Brown vor allem auf Herausforderungen, die sich für sein Unternehmen aus den zuletzt um 27 Prozent gestiegenen Förderkosten ergeben. Hinzu kommt, dass die Produktion von Implats in den vergangenen 12 Monaten nicht wie ursprünglich geplant ausgebaut werden konnte, sondern statt dessen um sechs Prozent fiel.

In den kommenden Tagen wird ein Hauptaugenmerk der Marktbeobachter auf den Autoverkaufszahlen für August liegen, die jeweils für die wichtigsten Märkte veröffentlicht werden.


  • Palladium

Die in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden Autoabsatzzahlen für August werden beim Palladium, wie auch beim Platin, sicher keinen unmittelbaren Einfluss auf die weitere Preisentwicklung haben. Mittelfristig sieht dies aber unter Umständen anders aus. Sollten die kurzfristig eingeleiteten und zunächst ja auch durchaus erfolgreichen Maßnahmen der Notenbanken zur Beruhigung der Finanzmärkte mittel- und langfristig doch nicht greifen, ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer Abkühlung der weltweiten Konjunktur und damit der industriellen Nachfrage zu rechnen. Unter einem solchen Szenario würden die Platinmetalle sicher deutlich stärker leiden als das Gold.

Noch scheinen Händler und Spekulanten aber an einen Erfolg der Zentralbanken zu glauben. Entsprechend stieg in den vergangenen 10 Tagen das zuletzt stark unter Druck geratene Palladium, wenn auch nur leicht, so doch immerhin auf etwas über 330,- $ je Unze an. Von dem im Mai erreichten Jahreshoch bei 384,- $ je Unze ist es damit aber immer noch Lichtjahre entfernt. Bevor es nicht wenigstens wieder über 345,- $ je Unze klettern kann, ist eine nachhaltige Trendwende deshalb auch nicht zu erwarten.

Da Überraschungen auf den Edelmetallmärkten aber nie auszuschließen sind, bleiben wir bei unserer an industrielle Verbraucher gerichteten Empfehlung, im Umfeld der Marke von 320,- $ je Unze erste Preisabsicherungen mit Hilfe von Termingeschäften vorzunehmen.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Beim Rhodium war in den letzten Tagen ebenfalls ein leichte Erholung zu beobachten. Im Gegensatz zu der Bewegung bei den vier wichtigsten Edelmetallen handelte es sich bei diesem Anstieg aber nicht um eine Reaktion auf Vorgänge auf den andren Finanzmärkten, sondern um eine Folge von industrieller Nachfrage vor allem aus dem Fernen Osten. Der Rhodiumpreis ist so in den vergangenen Tagen leicht auf 6.175,- $ je Unze gestiegen. Trotz dieser jüngsten Kursgewinne erwarten wir aber keinen raschen, weiteren Anstieg und sehen deshalb ein Niveau von 6.250,- $ je Unze vorerst als Obergrenze für die weitere Preisentwicklung an.

Die beiden anderen Platingruppenmetalle, Ruthenium und Iridium, haben in den vergangenen Tagen leicht an Wert verloren. Ruthenium liegt jetzt bei 415,- $ - 485,- $ je Unze, das Iridium bei 400,- $ - 450,- $ je Unze. Die Umsätze liegen bei beiden Metallen aber nach die vor auf niedrigem Niveau.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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