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Edelmetalle Aktuell

20.09.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Die eigentlich erwartete Beruhigung des Goldpreises blieb in den letzten Tagen aus. Stattdessen stieg die Goldnotierung ohne größere Ruhepause bis fast auf die von uns erst als mittelfristiges Ziel genannte Marke von 730,- $ je Unze. Verantwortlich für den Anstieg waren weiter dieselben Gründe, die den Markt schon in den letzten Wochen nach oben getrieben hatten. Zu allererst ist dabei das Kaufinteresse von längerfristig orientierten Investoren zu nennen. Ihre Goldkäufe werden neuerdings aber begleitet auch von Nachfrage durch spekulativ orientierte Adressen. Diese haben z.B. an der New Yorker COMEX ihre Pluspositionen in der letzten Woche um über ein Drittel ausgebaut. Jene Nachfrage dürfte das jüngste Nachlassen bei den Rückkäufen von Terminsicherungsgeschäften durch Minen und den berichteten Rückgang der Nachfrage in Indien in dieser Woche mehr als aufgewogen haben.

Das neu entdeckte Interesse der Spekulanten hat sicherlich mit dem weiter verbesserten Umfeld für Gold zu tun. So stieg der Ölpreis in New York in dieser Woche auf ein neues Allzeithoch von über 82,- $ je Barrel. Außerdem erreichte der US-Dollar nach der überraschend deutlich ausgefallenen Zinssenkung in den USA vom Dienstag am heutigen Morgen ein neues Tief gegenüber dem Euro von über 1,40. Gleichzeitig hält die Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft unvermindert an. Viele Beobachter stellen sich dabei die Frage, ob die derzeitige Finanzmarktkrise in einem zweiten Schritt auch eine Wachstumsdelle für die Weltwirtschaft bringen könnte.

Angesichts langer Schlangen besorgter Anleger vor englischen Bankfilialen und den heute veröffentlichten und für die Branche sicher symptomatischen Gewinnwarnungen der Deutschen Bank scheint dies nicht ganz auszuschließen zu sein. Wie sich an den gestern deutlich steigenden Aktienkursen und an den Kursgewinnen für Öl und einige andere Rohstoffe zeigte, sind aber nicht alle Marktteilnehmer so pessimistisch. Insofern passt auch die eindeutig krisenangstgetriebene Rallye des Goldpreises gar nicht unbedingt ins Bild. Eine Erklärung für diesen scheinbaren Widerspruch könnte aber sein, dass der Goldmarkt insgesamt relativ klein ist und es deswegen schon ausreicht, wenn nur vergleichsweise wenige Anleger sich auf die Suche nach einem sicheren Hafen machen.

Am Ende stieg in den vergangenen acht Tagen der Goldpreis von 706,- $ je Unze am letzten Donnerstag auf in der Spitze 726,- $ je Unze am Dienstagabend an und handelte damit einem neuen 16-Monatshoch. In New York erreichte der aktuelle Futures-Kontrakt auf Gold im nachbörslichen elektronischen Handel sogar für kurze Zeit 735,50 $ je Unze und damit das höchste Niveau seit dem Erreichen des Allzeithochs von 850,- $ je Unze im Jahr 1980. Seit dem Hoch am Dienstagabend bzw. am Mittwochmorgen (in Japan lag die Notierung an der TOCOM gestern morgen auf einem neuen 22-Jahreshoch) bröckelte der Goldpreis dann wieder leicht ab, momentan liegt er bei 723,- $ je Unze.

Die Frage danach, wieweit die Rallye nun noch gehen kann, ist schwer zu beantworten. Ohne Zweifel stimmt das Umfeld für Gold noch immer und das fundamentale Bild sieht deutlich besser aus, als es bei dem fast ausschließlich von Spekulanten getriebenen Anstieg im vergangenen Jahr der Fall war. Diesmal ist trotz des hohen Preises ein dramatischer Rückgang der Nachfrage nicht zu erwarten. So warten Minengesellschaften im Moment nur auf einen Rückgang des Preises, um weitere Termingeschäfte zurückkaufen zu können, gleichzeitig hält die Nachfrage von langfristig orientierten Investoren (bei allen Tagesschwankungen in den Mengen) weiter an. Dies zeigt sich an der guten Nachfrage nach Barren, aber auch an dem steten Zufluss in durch physisches Metall untermauerte Goldprodukte wie die verschiedenen ETFs.

Gleichzeitig zeichnet sich auch immer mehr ab, dass die Zentralbanken nicht nur in diesem Jahr ihre maximale Verkaufsquote von 500 Tonnen pro Jahr verfehlen, sondern dass sie auch in Zukunft deutlich unterhalb dieses Limits liegen werden. Die jüngsten Schätzungen, bezüglich der Verkaufsmenge im am 26. September ablaufenden aktuellen Jahr des Abkommens kamen in dieser Woche vom World Gold Council und lagen bei 441 Tonnen.

Auch das Angebot durch die Minen dürfte sich in den nächsten Jahren kaum erhöhen. Zwar werden neue Minen mit der Produktion beginnen, dafür zeigen aber die bisherigen Lagerstätten immer deutlichere Ermüdungserscheinungen.

Alle Faktoren zusammengenommen könnte sich also die Rallye des Goldpreises mittelfristig durchaus noch weiter fortsetzen. Da der Preis im vergangenen Jahr allerdings nicht über 730,- $ je Unze gestiegen war, bietet auch die Charttechnik oberhalb dieses Niveaus aktuell kaum Anhaltspunkte für weitere Kursziele. Was die kurzfristige Preisentwicklung angeht, bildet dieses Niveau jetzt zunächst erst einmal einen Widerstand und aus diesem Grund ist eine Konsolidierungsphase, die unter Umständen auch wieder Preise von unter 700,- $ je Unze bringen könnte, immer auch eine denkbare Option. Einen dramatischen Rückgang, wie er sich im vergangenen Jahr an das Erreichen des Höchstkurses anschloss, erwarten wir diesmal aber in keinem Fall.

GFMS, ein anerkanntes Analysehaus im Edelmetallsektor, hat zum vergangenen Wochenende hin seinen ersten Nachtrag zum Gold-Jahrbuch 2007 veröffentlicht. Insgesamt zeichnen die Beobachter aus London darin ebenfalls ein eher positives Umfeld für das gelbe Metall. Nähere Einzelheiten finden sich unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 dieses Berichts.


  • Silber

Anders als noch in der vergangenen Woche reagierte nun auch der Silberpreis in den letzten Tagen etwas deutlicher auf den Anstieg des Goldpreises. Allerdings fielen die Kursgewinne für dieses sonst so volatile Metall noch immer nur vergleichsweise verhalten aus.

Immerhin schaffte es die Notierung aber kurzzeitig wieder über das Niveau von 13,- $ je Unze zu klettern, der Höchstkurs lag am Ende bei 13,08 $ je Unze. Bei dem Anstieg half auch, dass das Metall auf seinem Weg nach oben einige Chartpunkte durchbrechen und damit das Interesse von spekulativ orientierten Adressen wecken konnte.

Wie bei den Platinmetallen auch schwebt über dem weißen Metall aber noch immer das Damoklesschwert eines möglichen Nachlassens der Weltwirtschaft als Folge der aktuellen Krise im amerikanischen Immobiliensektor und davon ausgehend im weltweiten Finanzwesen.

Aus diesem Grund dürfte das Silber, das im Gegensatz zum Gold noch immer 15 Prozent unter dem Höchststand von 2006 liegt, auch weiterhin nur mit angezogener Handbremse steigen. Ganz wird es sich aber von der weiteren Kursentwicklung des Goldpreises nicht abkoppeln und damit sind mittelfristig durchaus noch einmal Kursgewinne möglich.

Für die kurzfristige Entwicklung entscheidend wird aber sein, ob das Metall über den Höchstkurs dieser Woche steigen kann. Hier wartet nämlich jetzt der nächste charttechnische Widerstand. Bei einem Durchbrechen wäre dann Luft bis 13,50 $ je Unze. Nach unten bietet für den Fall einer Konsolidierung die Marke von 12,70 $ je Unze eine erste Unterstützung.


  • Platin

Der Platinpreis reagierte kurz vor dem vergangenen Wochenende angesichts steigender Konjunktursorgen zunächst mit Kursverlusten und fiel in Richtung der Marke von 1.285,- $ je Unze zurück. Diese jüngsten Verluste konnte die Notierung dann in den letzten Tagen angesichts des sehr festen Goldpreises aber wieder wettmachen und stieg bis gestern Morgen auf 1.309,- $ je Unze an.

Damit lag es aber nicht einmal ein halbes Prozent über dem Höchststand der Vorwoche und noch deutlich von dem extrem wichtigen Chartpunkt bei 1.320,- $ je Unze entfernt. Nur wenn es diesen rasch durchbrechen kann, besteht eine Chance auf einen raschen Anstieg in Richtung des nächsten Widerstands bei 1.135,- $ je Unze.

Auf der anderen Seite der aktuellen Handelsspanne bietet das Niveau von 1.290,- $ je Unze erste Unterstützung.

Von der fundamentalen Seite her gab es in der vergangenen Woche praktisch keine Neuigkeiten. Einzige Ausnahme bildete die Meldung, dass der japanische Autohersteller Daihatsu eine Brennstoffzelle entwickelt habe, die ohne Platin auskomme und stattdessen Nickel nutze. Bisher hat der Markt auf diese Meldung aber praktisch nicht regiert. Immerhin bildet die Brennstoffzelle angesichts einer in Zukunft möglicherweise stark steigenden Platinproduktion in Südafrika ein potenziell wichtiges Absatzgebiet. Näheres zu dieser Nachricht findet sich auf Seite 4 dieses Berichts unter dem entsprechenden Link.


  • Palladium

Während schon beim Platin in den letzten Tagen nicht viel passierte, präsentierte sich das Palladium in diesem Zeitraum nahezu scheintot. Der Preis fiel zunächst leicht in Richtung der Mittzwanziger, nur um anschließend wieder auf 332,- $ je Unze und damit genau auf das Niveau vom letzten Donnerstag zu klettern.

Jene Inhaber von spekulativen Pluspositionen, welche die Flinte in den vergangenen Wochen noch nicht ins Korn geworfen haben, müssen weiterhin auf ein Durchbrechen der Chartmarke bei jetzt 336,- $ je Unze warten. Nur dann besteht die Aussicht, dass das Metall in Richtung des nächsten wichtigen Punkts bei 345,- $ je Unze steigen könnte. Fundamental wäre ein solcher Anstieg aber wahrscheinlich nicht einmal zu begründen.

  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Das Rhodium ist in den vergangenen Tagen auf Grund neuer industrieller Nachfrage leicht angestiegen und erreichte wieder einen Kurs von 6.250,- $ je Unze.

Bei Ruthenium belebte sich die Nachfrage seitens der Industrie deutlich. Dies zeigte sich auch an der Notierung, die auf 460,- $ - 540,- $ je Unze kletterte. Ruhig war es dagegen weiter beim Iridium, dieses notiert unverändert bei 400,- $ - 450,- $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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