Edelmetalle Aktuell
03.10.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Wochenberichts notierte der Goldpreis noch unter 730,- $ je Unze. Gleichwohl war dies das höchste Niveau seit fast 28 Jahren. Die Rallye setzte sich dann in der letzten Woche weiter fort und an diesem Dienstag erreichte das Metall ein neues vorläufiges Hoch bei 747,50 $ je Unze. An dieser Stelle zeigte allerdings der freie Fall des Dollars erste Ermüdungserscheinungen. Die USWährung, die in der letzten Zeit gegenüber dem Euro auf einen Tiefstkurs von 1,4276 gefallen war, erholte sich wieder auf weniger als 1,4150. Auch der Ölpreis fiel vor mit seinem Allzeithoch von über 83,- $ je Barrel auf unter 80, $- zurück. Beide Faktoren, sowie die Tatsache, dass der Goldpreis innerhalb von nur sechs Wochen über 100 Dollars oder 17 Prozent zugelegt hatte, sorgte dann für Gewinnmitnahmen, welche die Notierung gestern Nachmittag wieder unter die Marke von 730,- $ je Unze drückten.
Allerdings kommt die Nachfrage aktuell aus sehr vielen verschiedenen Quellen und dieses sorgt trotz des jüngsten Preisrückgangs für ein stabiles Fundament beim Goldpreis. So sind die Spekulanten wieder zurück im Markt und abgesehen von der letzten Woche gab es kontinuierlich Nachrichten über eine gute physische Nachfrage aus der Schmuckindustrie. Hinzu kommt, dass die eher langfristig orientierten Investoren in ETFs inzwischen eine Rekordmenge von über 800 Tonnen Gold aus dem Markt genommen haben. Dieser Betrag ist höher als die Goldreserven der Bank von Japan. Nicht zuletzt liegt auch die sonstige industrielle Nachfrage angesichts des weltweiten Wirtschaftsbooms derzeit auf einem noch immer sehr hohen Niveau.
So gesehen könnte sich am Ende die gestrige Korrektur nur als vorübergehende Episode entpuppen. Allerdings müsste das gelbe Metall für eine schnelle Rückkehr zum Höchstkurs dieser Woche weiterhin von Unsicherheit bezüglich des Zustandes der internationalen Finanzmärkte unterstützt werden, dazu der Ölpreis wieder ansteigen und der Dollar neue Tiefs verbuchen. Eine nachhaltige Umkehr dem momentanen Situation gäbe es nur, wenn einer oder mehrere der o.g. Faktoren wegfielen oder der Goldpreis ein zweites Mal am Höchstkurs dieser Woche scheitern sollte. In einem solchen Fall sind auch umfangreichere Gewinnmitnahmen nicht auszuschließen, die dann zu einem Test der nächsten Unterstützungspunkte führen könnten. Diese warten bei 715,- $ und dann bei 705,- $ je Unze.
In der vergangenen Woche endete das dritte Jahr des laufenden Goldabkommens der europäischen Zentralbanken. Der Pakt war 2004 von 16 Notenbanken unterzeichnet worden und sieht ein maximales Verkaufslimit von 500 Tonnen Gold pro Jahr durch die Unterzeichner vor. Wie schon im Vorjahr dürften die Banken auch in den letzten 12 Monaten das theoretische Maximum nicht erreicht haben. Analysten gehen derzeit davon aus, dass die Zahl am Ende zwischen 450 und 470 Tonnen gelegen haben wird. Damit läge die Verkaufsmenge aber immerhin fast 20 Prozent über jener des Vorjahres. Das Ende des Laufzeitjahres des Abkommens sorgte für eine Reihe von Mitteilungen aus dem Kreis der Zentralbanken. So teilte die schwedische Riksbank mit, dass sie in den nächsten 12 Monaten bis zu 10 Tonnen Gold verkaufen wolle und die Erlöse zur Aufstockung der Devisenreserven verwenden werde. Insgesamt wollen die Schweden in der laufenden Fünfjahresperiode 60 Tonnen abgeben, 35 davon sind bereits verkauft. Insgesamt halten die Nordmänner im Moment noch 150 Tonnen Gold. Die Schweizerische Nationalbank teilte mit, dass sie zwischen dem 15. Juni und dem 26. September insgesamt 113 Tonnen Gold verkauft habe. Kurz vor dem Beginn der Verkäufe hatte die SNB bekanntgegeben, dass sie bis zum September 2009 insgesamt 250 Tonnen Gold abstoßen wolle. In den letzten Tagen gab es außerdem weitere Kommentare zu möglichen Goldverkäufen des IWF, so wie zur Goldpolitik der Zentralbank von Taiwan. Details hierzu können unter dem entsprechenden Links auf Seite 4 nachgelesen werden.
In den vergangenen Tagen hat sich das Silber nicht an dem beständig voran stürmenden Goldpreis orientiert, sondern sich mehr das Palladium zum Vorbild genommen. Das Metall, das vor beinahe zwei Wochen noch bei 13,35 $ je Unze notiert hatte, stieg am Ende auf "nur" 13,83 $ je Unze an und erreichte damit noch nicht einmal den Höchstkurs von Anfang dieses Jahres. Als der Goldpreis in den letzten 24 Stunden nach unten drehte, folgte das Silber rasch und fiel bis auf 13,10 $ je Unze zurück, bevor es sich schließlich bei 13,30 $ stabilisieren konnte.
Wir rechnen damit, dass es in den nächsten Tagen zunächst zu einer weiteren Konsolidierung kommen kann, bevor das Metall unter Umständen, dann vor allem angetrieben von einem eventuell wieder steigenden Goldpreis, die psychologisch wichtige Marke von 14,- $ je Unze testen könnte. Langfristig bleiben wir für die relative Entwicklung des Silberpreises aber weiterhin skeptisch, da die Kursgewinne der letzten 18 Monate zu einem zu großen Teil auf Investmentnachfrage und nicht auf echte industrielle Käufe zurückzuführen sind.
In den letzten Tagen gab es nicht viele fundamentalen Nachrichten: Die mexikanische Regierung gab bekannt, dass die Produktion im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 10,6 Prozent auf 231 Tonnen gefallen sei und dies trotz einer deutlich gestiegenen Kupferausbringung.
Unterstützt durch einen steigenden Goldpreis (der seinerseits angetrieben wurde durch den schwachen Dollar und ein Rekordniveau beim Ölpreis) stieg die Platinnotierung im letzten Tagen von knapp 1.310,- $ auf nahezu 1.400,- $ je Unze und damit fast auf das Allzeithoch vom letzten November an. Die Tatsache, dass die amerikanische Notenbank anscheinend alles unternehmen wird, um die Folgen der Kreditmarktkrise für die USWirtschaft so klein wie möglich zu halten, wurde von den Marktteilnehmern ebenfalls als positiv für das Platin angesehen. Immerhin könnten zum Beispiel weitere Zinssenkungen dafür sorgen, dass das Wirtschaftswachstum nicht in dem befürchteten Maße einbricht. Dass der Platinmarkt am Ende gestern dann aber doch überkauft war, zeigte sich daran, dass er einbrach, als die ihn bisher z.T. antreibenden, externen Einflussfaktoren drehten. Die Notierung des weißen Metalls fiel dadurch wieder in den Bereich knapp unterhalb von 1.350,- $ je Unze zurück.
Vorausschauend wird nun viel davon abhängen, ob der Goldpreis, der heute schon vor dem Platin nach unten drehte, wieder eine Kehrtwende schaffen kann und über kurz oder lang den Höchstkurs vom Montag wird übersteigen können. Es würde wohl neue Tiefstkurse des Dollars benötigen, um dieses zu erreichen und nur dann (oder im Falle erneuter Produktionsunterbrechungen in Südafrika) dürfte der Platinpreis über sein Allzeithoch vom November letzten Jahres klettern. Auf der anderen Seite gibt es im Moment charttechnische Unterstützung bei ein 1.340,- $ und dann bei 1.320,- $.
In der vergangenen Woche haben sich etliche hundert Marktteilnehmer von Minen, Weiterverarbeitern, industriellen Endverbrauchern und Investoren in New York anlässlich der alljährlich stattfindenden NYMEX Platinum Week versammelt. In einigen der von diesen Adressen organisierten Kundenveranstaltungen haben eine ganze Reihe von Marktbeobachtern ihre aktuelle Sicht auf die Platinmetallmärkte erläutert. Es scheint derzeit eine generelle Übereinstimmung zu geben, dass der Platinpreis im Moment nicht nur durch die starke Nachfrage von Investoren und seitens der Industrie getrieben ist, sondern auch durch massive Rückschläge bei der Produktion in Südafrika. Mehr als einmal wurde eine Zahl von bis zu 10 Tonnen Produktionsausfall (oder fünf Prozent einer Jahresproduktion) genannt, die es in diesem Jahr gegeben habe, in erster Linie aufgrund von Streiks und vorübergehenden Produktionsstilllegungen nach Unfällen. Dieser Verlust könnte dem Markt im aktuellen Jahr das höchste Defizit seit 2003 bescheren. Der einzige positive Aspekt (für industrielle Endverbraucher) ist, dass im Moment die Produktion normal zu laufen scheint und weitere Probleme derzeit nicht in Sicht sind. Auf der anderen Seite unterstreichen die Probleme dieses Jahres, wie labil die Situation auf dem Platinmarkt ist.
Und die Unsicherheit wurde sicher nicht durch den Umstand verringert, dass die Regierung von Simbabwe in der vergangenen Woche ein Gesetz verabschiedet hat, das es erlaubt, die Mehrheit an allen von Ausländern kontrollierten Unternehmen in einheimische Hände zu übernehmen. Anglo Platinum und Impala Platinum sind nur zwei von vielen ausländischen Minengesellschaften, die durch dieses Gesetz betroffen sein könnten. Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich unter den Links auf Seite vier dieses Berichts.
Der japanische Autohersteller Mazda gab am vergangenen Montag bekannt, dass er einen Katalysator für Autos entwickelt habe, der 70 bis 90 Prozent weniger Platin und Palladium benötigen würde. Die Japaner führten dazu aus, dass für diese Technik eine besondere Form von Nanotechnologie verwendet werde. Mazda ist nicht der erste japanische Autohersteller, die in den vergangenen Monaten mit entsprechenden Meldungen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Im Juli hatte erst Nissan darauf hingewiesen, dass man einen Katalysator für benzingetriebene Fahrzeuge entwickelt hätte, der Einsparungen in Höhe von 50 Prozent der bisher verwendeten Edelmetalle ermöglichen würde.
Wir sind allerdings der Meinung, dass man aus diesen Meldungen nicht automatisch auf eine globale Entwicklung schließen kann. Europäische Autohersteller zum Beispiel weisen darauf hin, dass sie schon längst weniger Edelmetalle einsetzen würden als ihre japanischen Konkurrenten.
Die Nachricht von Mazda kam nur eine Woche, nachdem Daihatsu gemeldet hatte, dass man eine platinfreie Brennstoffzelle entwickelt habe. Während der Markt auf diese Meldung hin kurzzeitig negativ reagierte, spielte sie im weiteren Verlauf der vergangenen Woche keine Rolle mehr. Erstens ist eine kommerzielle Nutzung von Brennstoffzellen in der Automobilindustrie noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte entfernt, zweitens weisen mehr und mehr Analysten darauf hin, dass die Brennstoffzelle von Daihatsu statt mit Wasserstoff mit Hydrazin betrieben werden müsse. Dieser Treibstoff ist extrem giftig und viele der Beobachter bezweifeln, dass hierfür eine entsprechende Versorgungsinfrastruktur geschaffen werden könnte oder sollte.
Nach einer Stabilisierung im August sind die Autoverkäufe in Deutschland, Europas größtem Automarkt, im September wieder massiv eingebrochen. Die neuesten Zahlen berichten von einem Minus in Höhe von 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und Verkäufen in Höhe von 267.000 Einheiten. Für das bisherige Gesamtjahr liegt die Verkaufszahlen im Vergleich zu 2006 um acht Prozent niedriger.
Während das Platin mit seinem Allzeithoch flirtet und der Goldpreis auf dem höchsten Niveau seit 1980 liegt, bewegt sich das Palladium zwar vorwärts, dies allerdings ausschließlich mit angezogener Handbremse.
Es stieg in den vergangenen zehn Tagen aber immerhin von 334,- $ je Unze auf 354,- $ je Unze am Montagnachmittag. Wie auch beim Platin waren externe Faktoren die wesentlichen Antreiber. Aber es zeigt sich mehr und mehr, dass es aktuell auch eine gute physische Nachfrage durch industrielle Endverbraucher gibt, die das Metall unterstützt. Dies wird unterstrichen durch die Tatsache, dass noch immer eine Prämie für Palladiumschwamm in Höhe von 2,50 $ je Unze über der loco-Zürich- Notierung gezahlt werden muss.
Die Meinungen bezüglich der weiteren Zukunft des Palladiums gingen während der Platinwoche in New York weit auseinander. Wir können uns dem Argument, dass eine weiter steigende Nachfrage der Automobilindustrie in absehbarer Zeit zu einem Abschmelzen der Vorräte (und höheren Preisen) führen könnte, jedoch nicht verschließen und rechnen deshalb über kurz oder lang mit einer zumindest im Vergleich zum Platinpreis relativ gesehen besseren Entwicklung. Aus diesem Grund empfehlen wir weiterhin, Rückschläge beim Preis für Absicherungsgeschäfte zu nutzen.
Wie erwartet, konnte das Rhodium wieder einmal die Marke von 6.250,- $ je Unze nicht nach oben durchbrechen. Stattdessen führte ein Rückgang der industriellen Nachfrage zu einem Abschmelzen des Preises auf 6.150,- $ je Unze, erst dort fanden sich wieder Käufer. Momentan notiert das Edelmetall bei 6.175,- $ je Unze. Wir erwarten nicht, dass es in absehbarer Zeit die Handelsspanne zwischen 6.100,- $ und 6.300,- $ je Unze verlassen wird. Ein Andauern der industriellen Nachfrage hat den Rutheniumpreis in den letzten Tagen weiter nach oben getrieben. Das Metall handelte zuletzt bei 515,- $ - 565,- $ je Unze und aktuell sieht es so aus, als ob sich dieser Trend noch eine Weile fortsetzen könnte.
Im Gegensatz dazu liegt das Iridium weiterhin unverändert bei 400,- $ zu 450,- $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Wochenberichts notierte der Goldpreis noch unter 730,- $ je Unze. Gleichwohl war dies das höchste Niveau seit fast 28 Jahren. Die Rallye setzte sich dann in der letzten Woche weiter fort und an diesem Dienstag erreichte das Metall ein neues vorläufiges Hoch bei 747,50 $ je Unze. An dieser Stelle zeigte allerdings der freie Fall des Dollars erste Ermüdungserscheinungen. Die USWährung, die in der letzten Zeit gegenüber dem Euro auf einen Tiefstkurs von 1,4276 gefallen war, erholte sich wieder auf weniger als 1,4150. Auch der Ölpreis fiel vor mit seinem Allzeithoch von über 83,- $ je Barrel auf unter 80, $- zurück. Beide Faktoren, sowie die Tatsache, dass der Goldpreis innerhalb von nur sechs Wochen über 100 Dollars oder 17 Prozent zugelegt hatte, sorgte dann für Gewinnmitnahmen, welche die Notierung gestern Nachmittag wieder unter die Marke von 730,- $ je Unze drückten.
Allerdings kommt die Nachfrage aktuell aus sehr vielen verschiedenen Quellen und dieses sorgt trotz des jüngsten Preisrückgangs für ein stabiles Fundament beim Goldpreis. So sind die Spekulanten wieder zurück im Markt und abgesehen von der letzten Woche gab es kontinuierlich Nachrichten über eine gute physische Nachfrage aus der Schmuckindustrie. Hinzu kommt, dass die eher langfristig orientierten Investoren in ETFs inzwischen eine Rekordmenge von über 800 Tonnen Gold aus dem Markt genommen haben. Dieser Betrag ist höher als die Goldreserven der Bank von Japan. Nicht zuletzt liegt auch die sonstige industrielle Nachfrage angesichts des weltweiten Wirtschaftsbooms derzeit auf einem noch immer sehr hohen Niveau.
So gesehen könnte sich am Ende die gestrige Korrektur nur als vorübergehende Episode entpuppen. Allerdings müsste das gelbe Metall für eine schnelle Rückkehr zum Höchstkurs dieser Woche weiterhin von Unsicherheit bezüglich des Zustandes der internationalen Finanzmärkte unterstützt werden, dazu der Ölpreis wieder ansteigen und der Dollar neue Tiefs verbuchen. Eine nachhaltige Umkehr dem momentanen Situation gäbe es nur, wenn einer oder mehrere der o.g. Faktoren wegfielen oder der Goldpreis ein zweites Mal am Höchstkurs dieser Woche scheitern sollte. In einem solchen Fall sind auch umfangreichere Gewinnmitnahmen nicht auszuschließen, die dann zu einem Test der nächsten Unterstützungspunkte führen könnten. Diese warten bei 715,- $ und dann bei 705,- $ je Unze.
In der vergangenen Woche endete das dritte Jahr des laufenden Goldabkommens der europäischen Zentralbanken. Der Pakt war 2004 von 16 Notenbanken unterzeichnet worden und sieht ein maximales Verkaufslimit von 500 Tonnen Gold pro Jahr durch die Unterzeichner vor. Wie schon im Vorjahr dürften die Banken auch in den letzten 12 Monaten das theoretische Maximum nicht erreicht haben. Analysten gehen derzeit davon aus, dass die Zahl am Ende zwischen 450 und 470 Tonnen gelegen haben wird. Damit läge die Verkaufsmenge aber immerhin fast 20 Prozent über jener des Vorjahres. Das Ende des Laufzeitjahres des Abkommens sorgte für eine Reihe von Mitteilungen aus dem Kreis der Zentralbanken. So teilte die schwedische Riksbank mit, dass sie in den nächsten 12 Monaten bis zu 10 Tonnen Gold verkaufen wolle und die Erlöse zur Aufstockung der Devisenreserven verwenden werde. Insgesamt wollen die Schweden in der laufenden Fünfjahresperiode 60 Tonnen abgeben, 35 davon sind bereits verkauft. Insgesamt halten die Nordmänner im Moment noch 150 Tonnen Gold. Die Schweizerische Nationalbank teilte mit, dass sie zwischen dem 15. Juni und dem 26. September insgesamt 113 Tonnen Gold verkauft habe. Kurz vor dem Beginn der Verkäufe hatte die SNB bekanntgegeben, dass sie bis zum September 2009 insgesamt 250 Tonnen Gold abstoßen wolle. In den letzten Tagen gab es außerdem weitere Kommentare zu möglichen Goldverkäufen des IWF, so wie zur Goldpolitik der Zentralbank von Taiwan. Details hierzu können unter dem entsprechenden Links auf Seite 4 nachgelesen werden.
- Silber
In den vergangenen Tagen hat sich das Silber nicht an dem beständig voran stürmenden Goldpreis orientiert, sondern sich mehr das Palladium zum Vorbild genommen. Das Metall, das vor beinahe zwei Wochen noch bei 13,35 $ je Unze notiert hatte, stieg am Ende auf "nur" 13,83 $ je Unze an und erreichte damit noch nicht einmal den Höchstkurs von Anfang dieses Jahres. Als der Goldpreis in den letzten 24 Stunden nach unten drehte, folgte das Silber rasch und fiel bis auf 13,10 $ je Unze zurück, bevor es sich schließlich bei 13,30 $ stabilisieren konnte.
Wir rechnen damit, dass es in den nächsten Tagen zunächst zu einer weiteren Konsolidierung kommen kann, bevor das Metall unter Umständen, dann vor allem angetrieben von einem eventuell wieder steigenden Goldpreis, die psychologisch wichtige Marke von 14,- $ je Unze testen könnte. Langfristig bleiben wir für die relative Entwicklung des Silberpreises aber weiterhin skeptisch, da die Kursgewinne der letzten 18 Monate zu einem zu großen Teil auf Investmentnachfrage und nicht auf echte industrielle Käufe zurückzuführen sind.
In den letzten Tagen gab es nicht viele fundamentalen Nachrichten: Die mexikanische Regierung gab bekannt, dass die Produktion im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 10,6 Prozent auf 231 Tonnen gefallen sei und dies trotz einer deutlich gestiegenen Kupferausbringung.
- Platin
Unterstützt durch einen steigenden Goldpreis (der seinerseits angetrieben wurde durch den schwachen Dollar und ein Rekordniveau beim Ölpreis) stieg die Platinnotierung im letzten Tagen von knapp 1.310,- $ auf nahezu 1.400,- $ je Unze und damit fast auf das Allzeithoch vom letzten November an. Die Tatsache, dass die amerikanische Notenbank anscheinend alles unternehmen wird, um die Folgen der Kreditmarktkrise für die USWirtschaft so klein wie möglich zu halten, wurde von den Marktteilnehmern ebenfalls als positiv für das Platin angesehen. Immerhin könnten zum Beispiel weitere Zinssenkungen dafür sorgen, dass das Wirtschaftswachstum nicht in dem befürchteten Maße einbricht. Dass der Platinmarkt am Ende gestern dann aber doch überkauft war, zeigte sich daran, dass er einbrach, als die ihn bisher z.T. antreibenden, externen Einflussfaktoren drehten. Die Notierung des weißen Metalls fiel dadurch wieder in den Bereich knapp unterhalb von 1.350,- $ je Unze zurück.
Vorausschauend wird nun viel davon abhängen, ob der Goldpreis, der heute schon vor dem Platin nach unten drehte, wieder eine Kehrtwende schaffen kann und über kurz oder lang den Höchstkurs vom Montag wird übersteigen können. Es würde wohl neue Tiefstkurse des Dollars benötigen, um dieses zu erreichen und nur dann (oder im Falle erneuter Produktionsunterbrechungen in Südafrika) dürfte der Platinpreis über sein Allzeithoch vom November letzten Jahres klettern. Auf der anderen Seite gibt es im Moment charttechnische Unterstützung bei ein 1.340,- $ und dann bei 1.320,- $.
In der vergangenen Woche haben sich etliche hundert Marktteilnehmer von Minen, Weiterverarbeitern, industriellen Endverbrauchern und Investoren in New York anlässlich der alljährlich stattfindenden NYMEX Platinum Week versammelt. In einigen der von diesen Adressen organisierten Kundenveranstaltungen haben eine ganze Reihe von Marktbeobachtern ihre aktuelle Sicht auf die Platinmetallmärkte erläutert. Es scheint derzeit eine generelle Übereinstimmung zu geben, dass der Platinpreis im Moment nicht nur durch die starke Nachfrage von Investoren und seitens der Industrie getrieben ist, sondern auch durch massive Rückschläge bei der Produktion in Südafrika. Mehr als einmal wurde eine Zahl von bis zu 10 Tonnen Produktionsausfall (oder fünf Prozent einer Jahresproduktion) genannt, die es in diesem Jahr gegeben habe, in erster Linie aufgrund von Streiks und vorübergehenden Produktionsstilllegungen nach Unfällen. Dieser Verlust könnte dem Markt im aktuellen Jahr das höchste Defizit seit 2003 bescheren. Der einzige positive Aspekt (für industrielle Endverbraucher) ist, dass im Moment die Produktion normal zu laufen scheint und weitere Probleme derzeit nicht in Sicht sind. Auf der anderen Seite unterstreichen die Probleme dieses Jahres, wie labil die Situation auf dem Platinmarkt ist.
Und die Unsicherheit wurde sicher nicht durch den Umstand verringert, dass die Regierung von Simbabwe in der vergangenen Woche ein Gesetz verabschiedet hat, das es erlaubt, die Mehrheit an allen von Ausländern kontrollierten Unternehmen in einheimische Hände zu übernehmen. Anglo Platinum und Impala Platinum sind nur zwei von vielen ausländischen Minengesellschaften, die durch dieses Gesetz betroffen sein könnten. Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich unter den Links auf Seite vier dieses Berichts.
Der japanische Autohersteller Mazda gab am vergangenen Montag bekannt, dass er einen Katalysator für Autos entwickelt habe, der 70 bis 90 Prozent weniger Platin und Palladium benötigen würde. Die Japaner führten dazu aus, dass für diese Technik eine besondere Form von Nanotechnologie verwendet werde. Mazda ist nicht der erste japanische Autohersteller, die in den vergangenen Monaten mit entsprechenden Meldungen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Im Juli hatte erst Nissan darauf hingewiesen, dass man einen Katalysator für benzingetriebene Fahrzeuge entwickelt hätte, der Einsparungen in Höhe von 50 Prozent der bisher verwendeten Edelmetalle ermöglichen würde.
Wir sind allerdings der Meinung, dass man aus diesen Meldungen nicht automatisch auf eine globale Entwicklung schließen kann. Europäische Autohersteller zum Beispiel weisen darauf hin, dass sie schon längst weniger Edelmetalle einsetzen würden als ihre japanischen Konkurrenten.
Die Nachricht von Mazda kam nur eine Woche, nachdem Daihatsu gemeldet hatte, dass man eine platinfreie Brennstoffzelle entwickelt habe. Während der Markt auf diese Meldung hin kurzzeitig negativ reagierte, spielte sie im weiteren Verlauf der vergangenen Woche keine Rolle mehr. Erstens ist eine kommerzielle Nutzung von Brennstoffzellen in der Automobilindustrie noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte entfernt, zweitens weisen mehr und mehr Analysten darauf hin, dass die Brennstoffzelle von Daihatsu statt mit Wasserstoff mit Hydrazin betrieben werden müsse. Dieser Treibstoff ist extrem giftig und viele der Beobachter bezweifeln, dass hierfür eine entsprechende Versorgungsinfrastruktur geschaffen werden könnte oder sollte.
Nach einer Stabilisierung im August sind die Autoverkäufe in Deutschland, Europas größtem Automarkt, im September wieder massiv eingebrochen. Die neuesten Zahlen berichten von einem Minus in Höhe von 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und Verkäufen in Höhe von 267.000 Einheiten. Für das bisherige Gesamtjahr liegt die Verkaufszahlen im Vergleich zu 2006 um acht Prozent niedriger.
- Palladium
Während das Platin mit seinem Allzeithoch flirtet und der Goldpreis auf dem höchsten Niveau seit 1980 liegt, bewegt sich das Palladium zwar vorwärts, dies allerdings ausschließlich mit angezogener Handbremse.
Es stieg in den vergangenen zehn Tagen aber immerhin von 334,- $ je Unze auf 354,- $ je Unze am Montagnachmittag. Wie auch beim Platin waren externe Faktoren die wesentlichen Antreiber. Aber es zeigt sich mehr und mehr, dass es aktuell auch eine gute physische Nachfrage durch industrielle Endverbraucher gibt, die das Metall unterstützt. Dies wird unterstrichen durch die Tatsache, dass noch immer eine Prämie für Palladiumschwamm in Höhe von 2,50 $ je Unze über der loco-Zürich- Notierung gezahlt werden muss.
Die Meinungen bezüglich der weiteren Zukunft des Palladiums gingen während der Platinwoche in New York weit auseinander. Wir können uns dem Argument, dass eine weiter steigende Nachfrage der Automobilindustrie in absehbarer Zeit zu einem Abschmelzen der Vorräte (und höheren Preisen) führen könnte, jedoch nicht verschließen und rechnen deshalb über kurz oder lang mit einer zumindest im Vergleich zum Platinpreis relativ gesehen besseren Entwicklung. Aus diesem Grund empfehlen wir weiterhin, Rückschläge beim Preis für Absicherungsgeschäfte zu nutzen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Wie erwartet, konnte das Rhodium wieder einmal die Marke von 6.250,- $ je Unze nicht nach oben durchbrechen. Stattdessen führte ein Rückgang der industriellen Nachfrage zu einem Abschmelzen des Preises auf 6.150,- $ je Unze, erst dort fanden sich wieder Käufer. Momentan notiert das Edelmetall bei 6.175,- $ je Unze. Wir erwarten nicht, dass es in absehbarer Zeit die Handelsspanne zwischen 6.100,- $ und 6.300,- $ je Unze verlassen wird. Ein Andauern der industriellen Nachfrage hat den Rutheniumpreis in den letzten Tagen weiter nach oben getrieben. Das Metall handelte zuletzt bei 515,- $ - 565,- $ je Unze und aktuell sieht es so aus, als ob sich dieser Trend noch eine Weile fortsetzen könnte.
Im Gegensatz dazu liegt das Iridium weiterhin unverändert bei 400,- $ zu 450,- $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.