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Euro markiert historischen Höchstwert bei 1.4130 - "Carry-Trade" en vogue …

24.09.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4105, nachdem am Freitag bei 1.4120 im europäischen Geschäft ein neuer historischer Höchstkurs erreicht wurde, der im frühen europäischen Geschäft mit 1.4130 übertroffen wurde. Der USD notiert dagegen aktuell stabil gegenüber dem JPY bei 115.05.

Im Zuge der freundlichen Entwicklung an den globalen Aktienmärkten werden die "Carry-Trades" auf Basis des JPY und des CHF wiederbelebt. Damit werden die schiefen Ebenen der Vergangenheit der Fehlbewertung von Hauptwährungen erneut bemüht, um Stabilität in unserem US-zentrischen Finanzsystem zu generieren. So viel zu Absurditäten. Es ist erstaunlich, dass Zentralbanken dieser Thematik profunder Fehlbewertungen der Hauptwährungen keine Aufmerksamkeit schenken, aber regelmäßig die Fehlbewertung des chinesichen Yuan thematisiern. Herr Trichet hat sich hier am Wochenende einmal mehr aktiv gezeigt.

Offensichtlich verstehen Marktteilnehmer die aktuelle Politik der Zentralbanken als Aufforderung, verstärkt Risiken einzugehen. Das darf im Hinblick auf die Maßnahmen auf keinen Fall verwundern:
  • Die Zentralbankpolitik zeichnet sich nicht nur durch massivste Liquidtätzufuhr aus.
  • Ebenso wurden bei der Qualität der beleihbaren Schuldtitel im Rahmen von Repos massive Zugeständnisse in den USA und nun in Grossbritannien gemacht.
  • Ordnungspolitische Rahmenbedingungen wurden in den USA verändert (z.B. Limiterweiterung der Bankfinanzierung der eigenen Broker, Diskontsatz …).
  • Die BoE subventionioert direkt Northern Rock.
  • Der Offenmarktausschuss senkt aggressiv die Zinsen.

Diese Maßnahmenkataloge seitens der Zentralbanken sind vergleichbar mit der Behandlung eines Patienten in der Intensivstation.

Somit sollte die aktuelle Stabilität am Finanzmarkt mit einer hohen Dosis Skepsis begleitet werden, da sie auf der Vergabe starken Finanzmarktarzneien beruht. Mithin ist der Blick auf die Beipackzettel angemessen. Das Risiko der „Medikamentenabhängigkeit“ kann gerade im Hinblick auf die Historie der Politik Greenspans nicht von der Hand gewiesen werden.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass freie Märkte immer dann voll funktionsfähig sind, wenn die Finanzmarktintermediäre, insbesondere Investmentbanken, mit den Bewegungen gutes Geld verdienen. Freie Märkte wurden jedoch in sachlich notwenigen Korrekturphasen in ihrer Nachhaltigkeit in der Phase Greenspan unterdrückt. Je spekulativer große und/oder globale Marktteilnehmer, beispielsweise LTCM agierten, desto sicherer konnte man von einer Teil- oder sogar Vollkaskoversicherung durch offene oder verdeckte Zentralbankpolitik ausgehen. Vielleicht sollte einmal kritisch über Größe bei Banken diskutiert werden. Sind Zentralbanken Herr ihrer Entscheidungen oder Erfüllungsgehilfen von großen und/oder globalen Finanzinstitutionen?

Im Hinblick nicht nur auf die aktuelle Liquiditätspolitik und die Zinssenkung in den USA erscheint sich eine Fortsetzung der Poltik Greenspans abzuzeichnen. Hinsichtlich der getroffenen ordnungspolitischen Erleichterungen stellt sich sogar eine markante Forcierung ein. "Food for thought!"

Heute folgt die Veröffentlichung des Auftrahseingangs der Industrie der Eurozone per Juli. Nach dem masssiven Anstieg im Monatsvergleich um 4,4% per Juni erwarten Analysten einen Rückgang um 3,0%. Das entspräche im Jahresvergleich einem Rückgang von zuvor 13,8% auf 10,3%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro weiter favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1,3900-30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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