Gold - Erste Stabilisierungstendenzen
20.05.2022 | Florian Grummes
- Seite 3 -
6. Makro-UpdateDeutsche Großhandelspreise 16. Mai 2022, ©Holger Zschaepitz
In Deutschland stiegen die Großhandelspreise im April um 23,8% gegenüber dem Vorjahresmonat. Das ist die höchste jährliche Veränderungsrate seit Beginn der Berechnung der Großhandelspreisindizes im Jahr 1962. Diese Großhandelspreise werden hauptsächlich von den Rohstoffpreisen und den Vorprodukten getrieben.
Finanzielle Bedingungen verschärfen sich, vom 9. Mai 2022. ©Sentimentrader
Im Kampf gegen die hohe Inflation will die amerikanische FED ihre extreme und nie gesehene Straffung der Geldpolitik deswegen zunächst fortsetzen. Die Finanzmärkte stehen dadurch bereits seit Monaten weltweit unter gewaltigem Druck, während der US-Dollar Index zuletzt auf den höchsten Stand seit dem Januar 2003 stieg. Die aufgrund der stark gestiegenen Zinsen kollabierende Aktienmärkte sorgen jedoch langsam, aber sicher für eine Zerstörung der Nachfrage.
Gleichzeitig liefern die De-Globalisierung als auch das geopolitische Drama in der Ukraine sowie die weiterhin eingeschränkten Lieferketten noch immer inflationären Druck. Der hoffentlich bald endende Lockdown in China hingegen ist hingegen stark deflationär. Vermutlich wird die FED ihr sogenanntes "Quantitative Tightening" nach dem Juni zumindest pausieren müssen, um die Wirtschaft nicht komplett abzuwürgen.
Im weiteren Jahresverlauf ist also eine neuerliche Kursänderung der FED in "Richtung Quantitative Easing" zu vermuten. Als Resultat dürften sich die geschundenen Aktienmärkte daher ab dem Frühsommer oder aber spätestens im Herbst deutlich erholen. Für den Edelmetall-Sektor wäre das Ende der geldpolitischen Straffung noch bullischer. Bis es allerdings so weit ist, dürfte es grundsätzlich gefährlich und ungemütlich an den Finanzmärkten bleiben. Trotzdem sollte der Goldpreis als einer der ersten den geldpolitischen Wechsel in den kommenden Monaten einzupreisen beginnen.
7. Fazit: Gold - Erste Stabilisierungstendenzen
Am Goldmarkt sind aktuell erste Stabilisierungstendenzen zu erkennen, die durchaus zu einer etwas größere Erholung führen könnten. Allerdings bleibt die Saisonalität bis zum Juli/August ungünstig, so dass wir momentan nicht von einer nachhaltigen Erholungsrally ausgehen. Kurse um 1.855 USD erscheinen realistisch, Preisanstiege bis auf ca. 1.900 USD hingegen sehr optimistisch. Auch die Wahrscheinlichkeit einer lediglich zwischengeschalteten Erholung innerhalb der größeren Korrektur ist angesichts der schwierigen Lage an den Finanzmärkten hoch. Dieses bärische Szenario wird mit einem Tageschlusskurs unterhalb von 1.800 USD aktiviert.
Insgesamt dürfte sich eine übertrieben bullische Erwartungshaltung zumindest bis zum Hochsommer nicht auszahlen. Ab August wäre jedoch der Beginn einer neuen mehrmonatigen Aufwärtswelle im Edelmetallsektor denkbar.
© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com