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Reale Goldhochs 2

03.10.2007  |  Adam Hamilton
Wahnsinn! Was sagen Sie zum Goldpreis in dieser Woche? Mit dem neuerlichen Anlauf des altertümlichen Metalls der Könige zu beeindruckenden neuen Hochs in seinem Bullenmarkt können die Gold-Trader wieder jubeln. Die rücksichtslose Entscheidung der Fed unter Ben Bernanke vom Dienstag, den kränklichen US-Dollar über die Klippen zu stürzen, hat ein wahrhaftiges Feuer unter der internationalen Investment-Nachfrage nach Gold entzündet.

Ein Goldpreis von über 725 $ ist tatsächlich bemerkenswert. Es ist ein großer Segen für uns kampferprobte konträre Anleger, die damals im Jahr 2001 Gold für weniger als 300 $ kauften, als schon allein die öffentliche Erwähnung des Wortes Gold endlosen Spott auslöste. Das Gefühl der Bestätigung, insbesondere weil es von legendären Gewinnen und einer schnellen Vervielfachung von Vermögen begleitet wurde, könnte nicht schöner sein.

Mit Preisen von über 725 $ hat Gold wirklich einen hohen und ausgesetzten Pfad betreten, auf dem es erst selten unterwegs. Tatsächlich schloss Gold erst ein einziges Mal in der Geschichte über dem Preis von 725 $ in Federal Reserve-Banknoten! Von 16. bis 22. Jänner 1980 schaffte es Gold, für fünf aufeinander folgende Handelstage über 725 $ zu schließen. Der vierte Tag dieses Zeitraums, der 21. Jänner, bezeichnete das Allzeit-Schlusshoch von Gold bei 850 $. Bis zu dieser Woche, über 27 Jahre danach, konnte Gold nie wieder über 725 $ schließen.

Jetzt, wo der Goldpreis seinen sechst-höchsten Wert aller Zeiten, gemessen in US-Dollars, erreicht hat, stellt sich auch die Mainstream-Finanzpresse ein. Dieselben Analysten, Netzwerke und Publikationen, die vor sechs Jahren schworen, dass Gold zu einem Preis von unter 300 $ ein furchtbares Investment wäre, sind nun überzeugt, dass die letzten Goldhochs viel zu extrem und nicht nachhaltig sind. Sie argumentieren, dass es dumm wäre, irgendetwas bei einem 27-Jahres-Hoch zu kaufen und dass sogar eine "Gold-Blase" kurz vor dem Platzen stünde.

Aber genauso wie sie damals mit ihren Kommentaren zu einem Goldpreis unter 300 $ falsch lagen, liegen sie vermutlich auch diesmal wieder falsch. Die Wall Street hat Gold noch nie gemocht, denn es steigt, wenn die generellen Aktienmärkte in säkularen Bärenmärkten handeln und die einzelnen Werte um Investment-Kapital kämpfen. Regierungen haben Gold niemals gemocht, denn es verdeutlicht die endlose Inflation ihrer ungedeckten Papier-Währungen. Es ist also wenig überraschend, das die gleiche Gesellschaft, die Gold seit Beginn seines Bullenmarktes im April 2001 bei 256 $ schlecht macht, auch heute nicht anders handelt.

Während der Gold-Bullenmarkt heute fundamental gesehen, aufgrund der weltweiten Nachfrage, die viel schneller wächst als das Angebot aus den Minen, immer noch jung erscheint, möchte ich nun ein technisches Argument behandeln. Es besteht zwar kein Zweifel, dass Gold sich derzeit nominell gesehen in großen Höhen bewegt, aber aufgrund der permanenten Inflation durch die Fed gibt es ganz einfach keinen realen Vergleich zwischen Jänner 1980 und September 2007.

Anfang 1980, am Ende des letzten säkularen Gold-Bullenmarktes, war der US-Dollar noch viel mehr wert als heute. Wenn Sie damals schon alt genug waren, um sich gewisse Dinge zu kaufen, werden Sie genau wissen, was ich meine. Ein neues Haus kostete durchschnittlich 76.000 $. Das mittlere Einkommen eines US-amerikanischen Haushalts lag unter 18.000 $. Der durchschnittliche Preis für einen Neuwagen betrug weniger als 6.000 $. Ein Schokoriegel kostete nur einen Vierteldollar. Es war, was die Preise betrifft, eine radikal andere Welt als jene, die wir im Herbst 2007 erleben.

Die Preise steigen im Laufe der Zeit ganz einfach deshalb, weil die Fed aus dünner Luft viel zu viel Geld herstellt. Wenn die Geldmenge schneller steigt, als die eigentliche Menge von Gütern und Dienstleistungen, für die dieses Geld ausgegeben werden kann, dann steigen die Preise. Relativ mehr Dollars kämpfen um relativ weniger Güter und Dienstleistungen, wodurch höhere Preise geboten werden. Das ist die wahre Definition der Inflation, die ausschließlich ein monetäres Phänomen darstellt.

Zwischen Jänner 1980 und heute stieg das US-amerikanische Geldangebot MZM gleich auf das 9,1-fache! Natürlich ist auch die Wirtschaft in den USA gewachsen, aber nicht einmal annähernd so schnell, wie die Fed das Geldangebot erhöhte. Die Preise hatten also in den letzten Jahrzehnten keine andere Wahl, als viel höher zu steigen. Sogar der US-Verbraucherpreisindex stieg auf das 2,7-fache, seit Gold zum letzten Mal über 725 $ handelte. 1980 und 2007 nominell, oder nicht-inflationsbereinigt, zu vergleichen, ist also irrational und unlogisch.

Daher ist die von der Finanzpresse ausgelöste Hysterie rund um die 27-Jahres-Goldhochs von dieser Woche, obwohl nominell gesehen richtig, doch unglaublich irreführend. Vor 27 Jahren hatten 725 $ eine weit höhere Kaufkraft als heute. Einfache Preisvergleiche über einen derart langen Zeitraum hinweg sind ein Vergleich von Äpfeln und Birnen, absolut sinnlos. Ein solcher Vergleich macht genauso viel Sinn wie der Versuch, heute von ihrem Gehalt aus den 80er Jahren zu leben. Sie würden wahrscheinlich in einer Kartonschachtel leben und kalte Suppe essen!

Während also nominelle Vergleiche über Jahrzehnte hinweg bedeutungslos sind, zeigen reale (inflationsbereinigte) Vergleiche ein viel passenderes Bild. Die Goldhochs dieser Woche müssen in realen Werten betrachtet werden, also um die gewaltige Inflation, die den Amerikanern seit 1980 von der Fed auferlegt wurde, bereinigt. Wenn Sie Gold in realen Werten betrachten, entsteht ein ganz anderes Bild.

Um den täglichen Goldpreis um die Inflation zu bereinigen, verwendete ich in dieser Abhandlung den US-Verbraucherpreisindex CPI. Ja, ich hasse den CPI. Ja, er stellt aufgrund des entsprechend großen Interesses der Regierung eine ernsthafte Untertreibung der wahren monetären Inflation dar. Ein höherer CPI bedeutet höhere Wohlfahrtskosten für den Staat und damit weniger finanzielle Mittel für bevorzugte andere Projekte der Politiker. Ein höherer CPI bedeutet nervösere Aktienmärkte und aufgebrachte Wähler. Ein höherer CPI bedeutet, dass das US-Schatzamt für seine Schulden höhere Zinsen bezahlen müsste. Und ein höherer CPI wirft ein unangenehm helles Licht auf die zerstörerische heimliche Steuer der Inflation, die uns ständig auf heimtückische Weise um unsere Ersparnisse bringt.

Obwohl der CPI also in Wirklichkeit ein Witz ist, ist er der weitestgehend akzeptierte Inflations-Maßstab unter den Mainstream-Investoren. Wenn ich für diesen Chart die wirkliche Inflation verwendet hätte, wären die entsprechenden Goldpreise weit höher. Durch die Verwendung des CPI sind diese Goldpreise aber sehr konservativ und die genannten Argumente werden für Mainstream-Investoren viel leichter zu akzeptieren sein. Sogar der beschönigte CPI offenbart eine unglaubliche Wahrheit über die heutigen realen Goldpreise.





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