Edelmetalle Aktuell
12.10.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Der Goldpreis schwankte in den vergangenen Tagen kräftig, aber am Ende war er doch in der Lage, das in der letzten Woche verzeichnete 28-Jahreshoch noch einmal zu überbieten. Am heutigen Nachmittag erreichte er einen Höchstkurs von 750,75 $ je Unze und lag damit zum ersten Mal weniger als 100 Dollars entfernt von jenem Allzeithoch, das im Januar 1980 erreicht worden war.
Die aktuelle Rallye wird unterstützt von einer angesichts des hohen Preises erstaunlich starken physischen Nachfrage durch industrielle Abnehmer. Diese absorbiert die in Asien und auch anderswo in den letzten Tagen zu beobachtende Steigerung bei den Verkäufen von Altmaterial. Neben der Industrie standen vor allem auch Investoren und Spekulanten auf der Käuferseite. Beide Gruppen achten dabei aber im Moment nicht so sehr auf die fundamentale Seite, sondern mehr auf externe Faktoren wie den sehr hohen Ölpreis, der wieder über 83,- $ je Barrel notiert und auf den schwachen Dollar, der gegenüber dem Euro wieder auf 1,4230 gefallen ist.
Aber die Unterstützung kommt im Moment nicht nur von der Nachfrageseite. So gab es in dieser Woche Berichte über Produktionsausfälle in Südafrika, nachdem es in mehreren Goldminen von Harmony und Gold Fields zu Unfällen kam. Außerdem verstärken sich die Anzeichen, dass die Zentralbankverkäufe in den letzten 12 Monaten ihren Zenit überschritten habe.
Zu diesem Punkt teilte am Mittwoch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im Namen der Unterzeichner des Goldabkommens der europäischen Zentralbanken mit, dass in den vergangenen 12 Monaten insgesamt 475,75 Tonnen Gold verkauft worden seien. Diese Zahl lag zwar deutlich über dem Niveau vom vergangenen Jahr, in dem 396 Tonnen verkauft worden waren, sie erreichte aber weder die selbstgesetzte maximale Obergrenze von 500 Tonnen, noch die Verkäufe des ersten Laufzeitjahres des Abkommens (2004/2005), in dem seinerzeit 497 Tonnen auf den Markt geworfen wurden.
Zu diesem Thema erklärte die Bundesbank, dass sie auch in den nächsten 12 Monaten, abgesehen von kleineren Abgaben zur Prägung von Münzen, kein Gold verkaufen wolle. Die Bundesbank, die der zweitgrößte Goldbesitzer nach der amerikanischen Notenbank ist, sagte, dass maximal acht Tonnen Gold für das alljährliche Münzprogramm an das Finanzministerium verkauft würden.
Der restliche Teil der einst von der Bundesbank für sich reservierten Verkaufsquote in Höhe von 120 Tonnen Gold werde bei Bedarf wieder anderen Notenbanken zur Verfügung gestellt. Schon in den letzten Jahren hatte sich die Bundesbank jeweils gegen Verkäufe entschieden und so verhindert, dass die Erlöse zum Stopfen von Löchern im Bundeshaushalt genutzt wurden. Der politische Druck, was Verkäufe angeht, dürfte in nächster Zeit angesichts der guten Kassenlage der öffentlichen Finanzen in Deutschland aber ohnehin eher abnehmen.
Dass die Bundesbank im Moment von größeren Verkäufen absieht, heißt nicht, dass die anderen Unterzeichner des Zentralbankabkommens es ihr gleich tun. So teilte die Europäische Zentralbank mit, dass in der letzten Woche rund 9 Tonnen Gold von zwei Zentralbanken abgegeben worden seien. Eine Notenbank, üblicherweise handelt es sich dabei um die griechische Zentralbank, habe ihre Goldreserven in dem Berichtszeitraum durch den Kauf von Münzen leicht gesteigert.
Gold Fields, der zweitgrößte Goldproduzent in Südafrika, teilte zu den oben bereits erwähnten Unfällen mit, dass am Mittwoch insgesamt vier Arbeiter bei zwei Unfällen unter Tage ums Leben gekommen seien. Die neuerlichen Unfälle führten zu heftigen Reaktionen sowohl bei der Gewerkschaft, als auch bei der Regierung und erstere hatte bereits vor den jüngsten Zwischenfällen einen in Kürze stattfindenden, eintägigen Streik angekündigt, der auf die ihrer Meinung nach unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen in den Minen hinweisen solle.
Die erwähnten Unfälle haben natürlich noch keinen Einfluss auf die jüngste Produktionsstatistik aus Südafrika gehabt, aber sie werden dort, weil sie jeweils von mehr oder weniger langen Produktionsstilllegungen begleitet sind, sicher in Zukunft Spuren hinterlassen. Trotzdem teilte das Statistische Büro Südafrikas mit, dass die Goldproduktion am Kap auch schon in den drei Monaten bis Ende August um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen sei.
Die schweizerische UBS hat in dieser Woche ihre Goldpreisvorhersage für 2008 massiv auf im Durchschnitt 760,- $ je Unze (von 650 $ je Unze) angehoben. Für 2009 stieg die Prognose von bisher 550,- $ je Unze auf jetzt 700,- $ je Unze. Begründet wurde die Anhebung von der UBS durch die trotz der hohen Preise starke Schmucknachfrage und auch mit der Erwartung neuer Käufe durch Investoren und Spekulanten in den nächsten 12 bis 18 Monaten.
Das Silber stieg von 13,30 $ am letzten Donnerstag auf einen Höchstkurs von 13,73 $ je Unze heute Nachmittag. Trotz dieses Anstiegs erscheint das Metall noch immer ungewohnt lustlos und entsprechend ist es das einzige der vier "großen" Edelmetalle, das den Höchstkurs der vergangenen Woche noch nicht wieder erreicht hat. Einer der Gründe für dieses Hinterherhinken könnte sein, dass eine ganze Reihe von technischen Widerstandslinien oberhalb des aktuellen Niveaus wartet, so beim Höchstkurs der vergangenen Woche und dann bei 14,- $ je Unze, bei 14,10 $ und schließlich bei 14,70 $ je Unze. Alle diese Punkte liegen außerdem noch immer deutlich unter dem langjährigen Höchstkurs von 15,20 $ je Unze, der im vergangenen Jahr auf der Spitze der durch das damals neue Silber-ETF hervorgerufenen Euphoriewelle erreicht worden war.
Während es beim Gold in den letzten Tagen trotz neuer Rekordpreise nach wie vor eine gute industrielle Nachfrage gab, war eine entsprechende Entwicklung beim Silber nicht zu beobachten. Hier ging das Interesse der Industrie nicht über das absolut notwendige Minimum hinaus.
Physische Investoren in Deutschland lassen sich allerdings von solchen Meldungen kaum beirren. Auch wenn die Nachfrage in jüngster Zeit etwas gefallen ist, werden noch immer vor allem Münzen nachgefragt.
Das Platin kletterte heute Morgen auf 1.398,- $ je Unze und verpasste damit das Allzeithoch vom vergangenen November bei 1.400,- $ je Unze um gerade einmal zwei Dollars. Allerdings lag das Vormittagsfixing in London mit 1.396,- $ je Unze bereits auf einem solchen neuen Höchstkurs.
Abgesehen von der generell freundlichen Stimmung für Rohstoffe (Blei erreichte z. B. heute Morgen ebenfalls ein Allzeithoch und Öl handelt wieder über 83,- $ je Barrel) haben zu der gegenwärtigen Situation auch eine ganze Reihe von fundamentalen Faktoren beigetragen. Einige dieser Punkte waren an dieser Stelle bereits in den vergangenen Wochen aufgezeigt worden; allerdings hielt der Trend auch in den letzten fünf Tagen weiter an: heute Morgen gab es z. B. neue Berichte über Stromausfälle in Südafrika, die sowohl Minen betrafen, als auch zu Produktionsunterbrechungen in den zwei Schmelzen von Anglo Platinum geführt haben. Eine vergleichbare Situation gibt es auch in Simbabwe, wo Minen schon länger über chronische Stromknappheit berichten. Hier allerdings hoffen die Bergbauunternehmen jetzt auf Stromlieferungen aus dem benachbarten Mosambik, nachdem sie sich bereit erklärten, Rechnungen in ausländischer Währung zu bezahlen.
Ein weiterer Bericht der Nachrichtenagentur Reuters befasste sich gestern mit einem komplett anderen Thema: der dramatischen Knappheit an ausgebildeten Bergleuten in Südafrika (und anderswo). In dem Bericht wurde darauf hingewiesen, dass bereits eine Reihe von neuen Projekten aus diesem Grund verzögert würden und dass es Jahre dauern könnte, bis diese Situation bereinigt wäre. Produzenten in Südafrika, so der Bericht, würden derzeit versuchen, schon im Ruhestand befindliche Arbeiter zurück in die Minen zu locken.
Es würde uns in diesem Umfeld nicht überraschen, wenn das Metall kurzfristig das Novemberhoch vom vergangenen Jahr übersteigen würde und damit, was die Charts betrifft, in absolutes Neuland vordringt. An welcher Stelle die aktuelle Rallye dann beendet sein könnte und der Markt evt. Wieder dreht, ist schwierig abzusehen. Was allerdings sicher scheint, ist, dass wir keine Wiederholung der Entwicklung vom letzten November sehen werden, als das Metall innerhalb von nur zwei Tagen 200 Dollars verlor, nachdem es den Höchstkurs von 1.400,- $ erreicht hatte.
Der Vorstandsvorsitzende des in der Schweiz ansässigen Rohstoffkonzerns Xstrata, Peet Nienaber, sagte in dieser Woche gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass seine Gesellschaft eine Übernahme der südafrikanischen Produzenten Implats und Lonmin geprüft, beide Unternehmen am Ende aber für zu teuer befunden habe. Stattdessen hatte sich Xstrata ja dann bekanntlich entschieden, die Juniorminengesellschaft Eland Platinum zu übernehmen. Dieses Unternehmen begann im Übrigen dieser Tage mit der Ausbringung von Platinmetallen. Wie Nienaber weiter mitteilte, wolle seine Gesellschaft nach der endgültigen Genehmigung der Übernahme, die für Dezember erwartet wird, die Produktion bei Eland rasch steigern. Zum Ende der ersten Ausbaustufe rechnet Nienaber mit eine Ausbringung von jährlich 270.000 Unzen Platinmetalle, die in einer zweiten Phase dann auf 600.000 Unzen gesteigert werden solle. Langfristig solle Xstrata als bedeutende Adresse in der Platinminenindustrie etabliert werden, aus diesem Grund schloss Nienaber auch weitere Übernahmen im Bereich der Juniorminen nicht aus. Außerdem überlege man, eine eigene Schmelze und Scheideanstalt zu bauen.
Die Nachfrage nach physischen Palladium in Form von industriell nutzbarem Schwamm hält weiter an, dieses alleine erklärt aber nicht die extreme Preisrallye der letzten Tage, die von Händlern verzeichnet wurde. Stattdessen war es eine Welle spekulative Käufe, die das Metall von 347,- $ je Unze in der letzten Woche auf einen Höchstkurs von 380,- $ je Unze heute Morgen angehoben hat.
Einige Marktbeobachter machten vor allem eine in London beheimatete Investmentbank für den Preissprung verantwortlich. Auch gab es Hinweise auf Aktivitäten im Optionsmarkt, die jetzt auf dem Weg nach oben zur Eindeckung von Minuspositionen geführt haben könnten.
Die Meinungen von Analysten gehen, was die weitere Preisentwicklung angeht, weit auseinander. Wir würden nicht ausschließen, dass der Markt nun zunächst einige Gewinnmitnahmen als Reaktion auf die massiven Gewinne der letzten acht Wochen verzeichnet. Technisch betrachtet gibt es jetzt einen starken Widerstand bei 385,- $ je Unze, auf diesem Niveau notierte das Metall zum letzten Mal im April. Angesichts dessen, dass der jüngste Anstieg so steil war, gibt es auf der unteren Seite im Moment nicht viel Unterstützung bis hinunter zu einem Niveau von 345,- $ je Unze. Mit diesen beiden genannten Niveaus könnte dann die Handelsspanne für die nächsten Tage definiert sein.
Die Diskussionen über mögliche Produktionsausfälle in Südafrika haben sich in den letzten Tagen und Wochen weitgehend auf das Platin konzentriert und dabei die anderen, "kleinen" Platingruppenmetalle weitgehend ausgeblendet. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass für jeweils 100.000 Unzen Platin, die in Südafrika - aus welchen Gründen auch immer - nicht wie geplant produziert werden, die Ausbringung an Rhodium ebenfalls um 13.000 Unzen sinkt, dass knapp 20.000 Unzen Ruthenium weniger produziert werden und dass auch vom Iridium 2.500 Unzen weniger anfallen.
Dieser Umstand könnte durchaus eine Erklärung dafür sein, warum die Notierungen für diese drei Metalle in den letzten Wochen nicht gesunken sind, obwohl für die Nachfrageseite angesichts drohender Unwägbarkeiten bei der Entwicklung der Weltwirtschaft durchaus einige Zweifel aufkommen könnten. Rhodium zum Beispiel handelt nun schon seit 10 Monaten ohne größere Rückschläge über der Marke von 6.000,- $ je Unze.
Auf der anderen Seite steigen allerdings die Notierungen für diese Edelmetalle aber auch nicht dramatisch an. Eine Erklärung hierfür könnten andauernde Gewinnmitnahmen von Spekulanten sein, die die Metalle in den letzten Monaten gehortet haben. Beim Ruthenium und Iridium kommen unter Umständen noch Vorräte von Produzenten hinzu, die in den letzten Jahren durch damals unverkaufte Neuproduktion aufgebaut wurden. Der Rhodiumpreis stoppte auch in dieser Woche und damit mindestens zum vierten Mal in Folge bei 6.250,- $ je Unze. Wie bei vorangegangenen Gelegenheiten auch trocknete das industrielle Kaufinteresse auf diesem Niveau aus und in der Folge fiel die Notierung wieder leicht zurück. Wir glauben nach wie vor nicht, dass das Metall schon in Kürze die Handelsspanne zwischen 6.100,- $ und 6.300,- $ je Unze verlassen kann.
Die industrielle Nachfrage für Ruthenium hat sich in der vergangenen Woche leicht abgeschwächt und ein Resultat davon war, dass der Preis jetzt an der Marke von 580,- $ je Unze scheiterte.
Beim Iridium gab es in den letzten Tagen im Gegensatz dazu etwas mehr Nachfrage, allerdings verharrt der Preis hier weiter bei 400,- $ zu 450,- $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Der Goldpreis schwankte in den vergangenen Tagen kräftig, aber am Ende war er doch in der Lage, das in der letzten Woche verzeichnete 28-Jahreshoch noch einmal zu überbieten. Am heutigen Nachmittag erreichte er einen Höchstkurs von 750,75 $ je Unze und lag damit zum ersten Mal weniger als 100 Dollars entfernt von jenem Allzeithoch, das im Januar 1980 erreicht worden war.
Die aktuelle Rallye wird unterstützt von einer angesichts des hohen Preises erstaunlich starken physischen Nachfrage durch industrielle Abnehmer. Diese absorbiert die in Asien und auch anderswo in den letzten Tagen zu beobachtende Steigerung bei den Verkäufen von Altmaterial. Neben der Industrie standen vor allem auch Investoren und Spekulanten auf der Käuferseite. Beide Gruppen achten dabei aber im Moment nicht so sehr auf die fundamentale Seite, sondern mehr auf externe Faktoren wie den sehr hohen Ölpreis, der wieder über 83,- $ je Barrel notiert und auf den schwachen Dollar, der gegenüber dem Euro wieder auf 1,4230 gefallen ist.
Aber die Unterstützung kommt im Moment nicht nur von der Nachfrageseite. So gab es in dieser Woche Berichte über Produktionsausfälle in Südafrika, nachdem es in mehreren Goldminen von Harmony und Gold Fields zu Unfällen kam. Außerdem verstärken sich die Anzeichen, dass die Zentralbankverkäufe in den letzten 12 Monaten ihren Zenit überschritten habe.
Zu diesem Punkt teilte am Mittwoch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im Namen der Unterzeichner des Goldabkommens der europäischen Zentralbanken mit, dass in den vergangenen 12 Monaten insgesamt 475,75 Tonnen Gold verkauft worden seien. Diese Zahl lag zwar deutlich über dem Niveau vom vergangenen Jahr, in dem 396 Tonnen verkauft worden waren, sie erreichte aber weder die selbstgesetzte maximale Obergrenze von 500 Tonnen, noch die Verkäufe des ersten Laufzeitjahres des Abkommens (2004/2005), in dem seinerzeit 497 Tonnen auf den Markt geworfen wurden.
Zu diesem Thema erklärte die Bundesbank, dass sie auch in den nächsten 12 Monaten, abgesehen von kleineren Abgaben zur Prägung von Münzen, kein Gold verkaufen wolle. Die Bundesbank, die der zweitgrößte Goldbesitzer nach der amerikanischen Notenbank ist, sagte, dass maximal acht Tonnen Gold für das alljährliche Münzprogramm an das Finanzministerium verkauft würden.
Der restliche Teil der einst von der Bundesbank für sich reservierten Verkaufsquote in Höhe von 120 Tonnen Gold werde bei Bedarf wieder anderen Notenbanken zur Verfügung gestellt. Schon in den letzten Jahren hatte sich die Bundesbank jeweils gegen Verkäufe entschieden und so verhindert, dass die Erlöse zum Stopfen von Löchern im Bundeshaushalt genutzt wurden. Der politische Druck, was Verkäufe angeht, dürfte in nächster Zeit angesichts der guten Kassenlage der öffentlichen Finanzen in Deutschland aber ohnehin eher abnehmen.
Dass die Bundesbank im Moment von größeren Verkäufen absieht, heißt nicht, dass die anderen Unterzeichner des Zentralbankabkommens es ihr gleich tun. So teilte die Europäische Zentralbank mit, dass in der letzten Woche rund 9 Tonnen Gold von zwei Zentralbanken abgegeben worden seien. Eine Notenbank, üblicherweise handelt es sich dabei um die griechische Zentralbank, habe ihre Goldreserven in dem Berichtszeitraum durch den Kauf von Münzen leicht gesteigert.
Gold Fields, der zweitgrößte Goldproduzent in Südafrika, teilte zu den oben bereits erwähnten Unfällen mit, dass am Mittwoch insgesamt vier Arbeiter bei zwei Unfällen unter Tage ums Leben gekommen seien. Die neuerlichen Unfälle führten zu heftigen Reaktionen sowohl bei der Gewerkschaft, als auch bei der Regierung und erstere hatte bereits vor den jüngsten Zwischenfällen einen in Kürze stattfindenden, eintägigen Streik angekündigt, der auf die ihrer Meinung nach unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen in den Minen hinweisen solle.
Die erwähnten Unfälle haben natürlich noch keinen Einfluss auf die jüngste Produktionsstatistik aus Südafrika gehabt, aber sie werden dort, weil sie jeweils von mehr oder weniger langen Produktionsstilllegungen begleitet sind, sicher in Zukunft Spuren hinterlassen. Trotzdem teilte das Statistische Büro Südafrikas mit, dass die Goldproduktion am Kap auch schon in den drei Monaten bis Ende August um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen sei.
Die schweizerische UBS hat in dieser Woche ihre Goldpreisvorhersage für 2008 massiv auf im Durchschnitt 760,- $ je Unze (von 650 $ je Unze) angehoben. Für 2009 stieg die Prognose von bisher 550,- $ je Unze auf jetzt 700,- $ je Unze. Begründet wurde die Anhebung von der UBS durch die trotz der hohen Preise starke Schmucknachfrage und auch mit der Erwartung neuer Käufe durch Investoren und Spekulanten in den nächsten 12 bis 18 Monaten.
- Silber
Das Silber stieg von 13,30 $ am letzten Donnerstag auf einen Höchstkurs von 13,73 $ je Unze heute Nachmittag. Trotz dieses Anstiegs erscheint das Metall noch immer ungewohnt lustlos und entsprechend ist es das einzige der vier "großen" Edelmetalle, das den Höchstkurs der vergangenen Woche noch nicht wieder erreicht hat. Einer der Gründe für dieses Hinterherhinken könnte sein, dass eine ganze Reihe von technischen Widerstandslinien oberhalb des aktuellen Niveaus wartet, so beim Höchstkurs der vergangenen Woche und dann bei 14,- $ je Unze, bei 14,10 $ und schließlich bei 14,70 $ je Unze. Alle diese Punkte liegen außerdem noch immer deutlich unter dem langjährigen Höchstkurs von 15,20 $ je Unze, der im vergangenen Jahr auf der Spitze der durch das damals neue Silber-ETF hervorgerufenen Euphoriewelle erreicht worden war.
Während es beim Gold in den letzten Tagen trotz neuer Rekordpreise nach wie vor eine gute industrielle Nachfrage gab, war eine entsprechende Entwicklung beim Silber nicht zu beobachten. Hier ging das Interesse der Industrie nicht über das absolut notwendige Minimum hinaus.
Physische Investoren in Deutschland lassen sich allerdings von solchen Meldungen kaum beirren. Auch wenn die Nachfrage in jüngster Zeit etwas gefallen ist, werden noch immer vor allem Münzen nachgefragt.
- Platin
Das Platin kletterte heute Morgen auf 1.398,- $ je Unze und verpasste damit das Allzeithoch vom vergangenen November bei 1.400,- $ je Unze um gerade einmal zwei Dollars. Allerdings lag das Vormittagsfixing in London mit 1.396,- $ je Unze bereits auf einem solchen neuen Höchstkurs.
Abgesehen von der generell freundlichen Stimmung für Rohstoffe (Blei erreichte z. B. heute Morgen ebenfalls ein Allzeithoch und Öl handelt wieder über 83,- $ je Barrel) haben zu der gegenwärtigen Situation auch eine ganze Reihe von fundamentalen Faktoren beigetragen. Einige dieser Punkte waren an dieser Stelle bereits in den vergangenen Wochen aufgezeigt worden; allerdings hielt der Trend auch in den letzten fünf Tagen weiter an: heute Morgen gab es z. B. neue Berichte über Stromausfälle in Südafrika, die sowohl Minen betrafen, als auch zu Produktionsunterbrechungen in den zwei Schmelzen von Anglo Platinum geführt haben. Eine vergleichbare Situation gibt es auch in Simbabwe, wo Minen schon länger über chronische Stromknappheit berichten. Hier allerdings hoffen die Bergbauunternehmen jetzt auf Stromlieferungen aus dem benachbarten Mosambik, nachdem sie sich bereit erklärten, Rechnungen in ausländischer Währung zu bezahlen.
Ein weiterer Bericht der Nachrichtenagentur Reuters befasste sich gestern mit einem komplett anderen Thema: der dramatischen Knappheit an ausgebildeten Bergleuten in Südafrika (und anderswo). In dem Bericht wurde darauf hingewiesen, dass bereits eine Reihe von neuen Projekten aus diesem Grund verzögert würden und dass es Jahre dauern könnte, bis diese Situation bereinigt wäre. Produzenten in Südafrika, so der Bericht, würden derzeit versuchen, schon im Ruhestand befindliche Arbeiter zurück in die Minen zu locken.
Es würde uns in diesem Umfeld nicht überraschen, wenn das Metall kurzfristig das Novemberhoch vom vergangenen Jahr übersteigen würde und damit, was die Charts betrifft, in absolutes Neuland vordringt. An welcher Stelle die aktuelle Rallye dann beendet sein könnte und der Markt evt. Wieder dreht, ist schwierig abzusehen. Was allerdings sicher scheint, ist, dass wir keine Wiederholung der Entwicklung vom letzten November sehen werden, als das Metall innerhalb von nur zwei Tagen 200 Dollars verlor, nachdem es den Höchstkurs von 1.400,- $ erreicht hatte.
Der Vorstandsvorsitzende des in der Schweiz ansässigen Rohstoffkonzerns Xstrata, Peet Nienaber, sagte in dieser Woche gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass seine Gesellschaft eine Übernahme der südafrikanischen Produzenten Implats und Lonmin geprüft, beide Unternehmen am Ende aber für zu teuer befunden habe. Stattdessen hatte sich Xstrata ja dann bekanntlich entschieden, die Juniorminengesellschaft Eland Platinum zu übernehmen. Dieses Unternehmen begann im Übrigen dieser Tage mit der Ausbringung von Platinmetallen. Wie Nienaber weiter mitteilte, wolle seine Gesellschaft nach der endgültigen Genehmigung der Übernahme, die für Dezember erwartet wird, die Produktion bei Eland rasch steigern. Zum Ende der ersten Ausbaustufe rechnet Nienaber mit eine Ausbringung von jährlich 270.000 Unzen Platinmetalle, die in einer zweiten Phase dann auf 600.000 Unzen gesteigert werden solle. Langfristig solle Xstrata als bedeutende Adresse in der Platinminenindustrie etabliert werden, aus diesem Grund schloss Nienaber auch weitere Übernahmen im Bereich der Juniorminen nicht aus. Außerdem überlege man, eine eigene Schmelze und Scheideanstalt zu bauen.
- Palladium
Die Nachfrage nach physischen Palladium in Form von industriell nutzbarem Schwamm hält weiter an, dieses alleine erklärt aber nicht die extreme Preisrallye der letzten Tage, die von Händlern verzeichnet wurde. Stattdessen war es eine Welle spekulative Käufe, die das Metall von 347,- $ je Unze in der letzten Woche auf einen Höchstkurs von 380,- $ je Unze heute Morgen angehoben hat.
Einige Marktbeobachter machten vor allem eine in London beheimatete Investmentbank für den Preissprung verantwortlich. Auch gab es Hinweise auf Aktivitäten im Optionsmarkt, die jetzt auf dem Weg nach oben zur Eindeckung von Minuspositionen geführt haben könnten.
Die Meinungen von Analysten gehen, was die weitere Preisentwicklung angeht, weit auseinander. Wir würden nicht ausschließen, dass der Markt nun zunächst einige Gewinnmitnahmen als Reaktion auf die massiven Gewinne der letzten acht Wochen verzeichnet. Technisch betrachtet gibt es jetzt einen starken Widerstand bei 385,- $ je Unze, auf diesem Niveau notierte das Metall zum letzten Mal im April. Angesichts dessen, dass der jüngste Anstieg so steil war, gibt es auf der unteren Seite im Moment nicht viel Unterstützung bis hinunter zu einem Niveau von 345,- $ je Unze. Mit diesen beiden genannten Niveaus könnte dann die Handelsspanne für die nächsten Tage definiert sein.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die Diskussionen über mögliche Produktionsausfälle in Südafrika haben sich in den letzten Tagen und Wochen weitgehend auf das Platin konzentriert und dabei die anderen, "kleinen" Platingruppenmetalle weitgehend ausgeblendet. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass für jeweils 100.000 Unzen Platin, die in Südafrika - aus welchen Gründen auch immer - nicht wie geplant produziert werden, die Ausbringung an Rhodium ebenfalls um 13.000 Unzen sinkt, dass knapp 20.000 Unzen Ruthenium weniger produziert werden und dass auch vom Iridium 2.500 Unzen weniger anfallen.
Dieser Umstand könnte durchaus eine Erklärung dafür sein, warum die Notierungen für diese drei Metalle in den letzten Wochen nicht gesunken sind, obwohl für die Nachfrageseite angesichts drohender Unwägbarkeiten bei der Entwicklung der Weltwirtschaft durchaus einige Zweifel aufkommen könnten. Rhodium zum Beispiel handelt nun schon seit 10 Monaten ohne größere Rückschläge über der Marke von 6.000,- $ je Unze.
Auf der anderen Seite steigen allerdings die Notierungen für diese Edelmetalle aber auch nicht dramatisch an. Eine Erklärung hierfür könnten andauernde Gewinnmitnahmen von Spekulanten sein, die die Metalle in den letzten Monaten gehortet haben. Beim Ruthenium und Iridium kommen unter Umständen noch Vorräte von Produzenten hinzu, die in den letzten Jahren durch damals unverkaufte Neuproduktion aufgebaut wurden. Der Rhodiumpreis stoppte auch in dieser Woche und damit mindestens zum vierten Mal in Folge bei 6.250,- $ je Unze. Wie bei vorangegangenen Gelegenheiten auch trocknete das industrielle Kaufinteresse auf diesem Niveau aus und in der Folge fiel die Notierung wieder leicht zurück. Wir glauben nach wie vor nicht, dass das Metall schon in Kürze die Handelsspanne zwischen 6.100,- $ und 6.300,- $ je Unze verlassen kann.
Die industrielle Nachfrage für Ruthenium hat sich in der vergangenen Woche leicht abgeschwächt und ein Resultat davon war, dass der Preis jetzt an der Marke von 580,- $ je Unze scheiterte.
Beim Iridium gab es in den letzten Tagen im Gegensatz dazu etwas mehr Nachfrage, allerdings verharrt der Preis hier weiter bei 400,- $ zu 450,- $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.