Schweizer Zentralbank verlagerte Gold von Bern zu einem staatlichen Bunker in Kandersteg (Teil 2)
26.07.2022 | Jan Nieuwenhuijs
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Hier eine Zeichnung des Gebäudes von 1960, das aus DSN stammt. Es zeigt das Hauptgebäude rechts, einen Teil des Bundeshaus Nord links und (in blau) das neu geplante Bullionbüro. In gestrichelten Linien erkennen wir hier auch den Luftschutzbunker.
In der Zeichnung wird der Bunker als "Luftschutzturm" bezeichnet. Das Wort "Turm" deutet auf mehrere Geschosse hin. Interessant ist, dass die unteren Geschosse des Bunkers keinen Boden haben, was andeutet, dass die Zeichnung unvollständig ist. Warum zeigt die Zeichnung also nicht den gesamten Bunker? Warum ist der Bunker mehr als 15 Meter tief? Warum ist nur der Bunker in gestrichelten Linien eingezeichnet? Was ist an dieser Struktur so besonders?
Laut DSN wurde das Bullionbüro von 1961 bis 1963 gebaut, eine Renovierung wurde nicht in den Bauarchiven der Stadt Bern aufgezeichnet. Der Grund, warum beide Dokumente unvollständig sind, ist die Geheimhaltung. Ich habe versucht Pläne, Zeichnungen und Baugenehmigungen von der Renovierung in den Jahren 1946, 1951-1952, 1961-1963 und in den folgenden Jahren zu bekommen, sowohl aus den Bauarchiven als auch den eigenen Archiven der SNB. Ohne Ausnahme wurde mir gesagt, dass all diese Dokumente als "geheim" oder "sensibel" gelten und damit nicht eingesehen werden dürfen.
Die gestrichelte Linie in der obigen Zeichnung zeigt wahrscheinlich keinen Bunker, sondern den Eingang vom Bullionbüro zu einem Tresor, der aus mehreren Geschossen besteht, die sich unter dem alten Kellergewölbe und darüber hinaus befinden.
Tatsächlich ist der Tresor größer als das, was auf der Zeichnung von 1960 gezeigt wird. Im Jahr 2018 gelangten Bluewin-Journalisten an Zeichnungen von Berns Geoinformationsabteilung. Unten ein Screenshot aus dem Video, das einen Plan des Bundesplatzes zeigt. Ein Experte schlussfolgerte, dass sich das Kellergewölbe der SNB über etwa 10 Meter unter dem Platz erstreckt. Keine (öffentlichen) Dokumente enthüllen, dass die Untergeschosse unter dem Platz erweitert wurden. Was wurde noch verschwiegen?
Ein Rentner namens Othmar Dillon, der bei Berns Amtliche Vermessung gearbeitet hatte, erklärte der Zeitung Der Bund, dass er seit den 1970er Jahren mehrfach im Tresor am Bundesplatz 1 war. Er sah das dortige Gold. Laut Dillon verläuft der Tresor bis auf das Niveau der Aare, was andeuten würde, dass er insgesamt etwa 40 Meter tief ist. Abhängig von der Anzahl der Geschosse und Dillons Erinnerung könnte der Goldtresor bis zu 100.000 Quadratmeter umfassen.
Der Artikel von 2008, der Dillon zitierte, ging verloren, doch Der Bund gab mir die Erlaubnis ihn erneut zu veröffentlichen (Download hier). Ich habe Berns Einwohnerdatenbasis überprüft und Dillon existiert tatsächlich. Jedoch war ich nicht in der Lage, ihn zu kontaktieren. Andere Quellen untermauern, dass der Tresor am Bundesplatz 1 sehr groß ist. Im Jahr 2013 war es einem Journalist von SRF erlaubt, das Währungsgold der SNB zu filmen. Hier ein Screenshot von einem Video, das veröffentlicht wurde.
Das Video ist sehr wahrscheinlich aus dem Inneren des Tresors am Bundesplatz 1 und kein anderer Tresor. Der Fotograf Martin Ruetschi durfte den SNB-Tresor in Bern 2001 betreten (nachdem er darum zehn Jahre lang bat). Wenn man Ruetschis Bilder (siehe unten) mit dem Video vergleicht, dann zeigen sie genau dieselben Regale mit Gold und dieselben Bodenfliesen. Was weitere Zweifel ausräumt, ist eine Kopie von Ruetschis Serie in DSN. Ruetschi erklärte, er wäre "durch ein langes Labyrinth aus Korridoren und letztlich durch die dicken Tresortüren" geführt worden, bevor er Bilder machen konnte. Das klingt so, als gäbe es mehr als zwei Untergeschosse.