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Das Ende des Deutschen Geschäftsmodells beschleunigt die "Lirarisierung" des Euro

24.08.2022  |  Sascha Opel
Bundesregierung als Bittsteller für kanadische Rohstoffe beim rohstofffeindlichen Trudeau (sollte CAD helfen)

Es war einmal ein Land, welches vor Corona als "European Powerhouse" von der angelsächsischen Finanzpresse gefeiert wurde. Wir lebten in den Augen der uns regierenden Politiker sogar im "besten Deutschland aller Zeiten", wie Bundespräsident Steinmeier das Land zur 30-jährigen Wiedervereinigungsfeier in Potsdam am 03. Oktober 2020 nannte.

Nun, keine zwei Jahre später, liest man über das gleiche Land ganz andere Schlagzeilen. Deutschland ist plötzlich wieder "der kranke Mann Europas" (wie wir nach der Kohl-Ära schon einmal betitelt wurden), oder "Europas No-Powerhouse", wie aktuell das Magazin "Capital" seinen Titel ziert.

Ein Blick auf den Euro, der bislang maßgeblich vom Deutschen Exportmodell getragen wurde, zeigt deutlich, dass dieses jahrzehntelang erfolgreiche Geschäftsmodell gerade beerdigt wird.


Unten: EUR/USD 1 Jahr

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Denn ohne die massiven Deutschen Export-Überschüsse wäre der Euro vermutlich schon vor einigen Jahren dort gelandet, wo man ihn heute findet: am Boden.


EUR/USD 10 Jahre

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Die Suche nach "dem Boden" dürfte noch eine Zeit lang zu laufen.

Denn: Ein neues Geschäftsmodell, insbesondere eines, welches massenweise Kapital in die Eurozone saugt und damit die Währung stärkt, entwickelt sich nicht über Nacht.

Gerade wird das das alte Geschäftsmodell (günstige Rohstoffe und insbesondere Gas, vornehmlich aus Russland importieren, hier veredeln und dann mit einer ordentlichen Gewinnspanne zur Wohlstandsmehrung - vornehmlich nach China, exportieren) mehr oder weniger freiwillig beerdigt.

Dies bewirkt, dass der Euro weiter fällt und somit eine "Dummensteuer" auf die Verbraucher fällt. Denn mit dem schwachen Euro kosten in USD gehandelte Rohstoffe natürlich noch mehr. Sprich: Bei gleichem Ölpreis und fallendem Euro wird sich beispielsweise Benzin an der Tankstelle weiter verteuern.

In der Bundesregierung herrscht Panik, dass in der Bevölkerung im nächsten Winter (ähnlich wie in Frankreich schon längst bei viel niedrigeren Energiepreisen geschehen) eine Art "Gelbwestenbewegung" entsteht, welche die hausgemachten Fehler schonungslos offenlegt. Vorsorglich werden mögliche Proteste schon jetzt als "undemokratisch" oder "rechts" gebrandmarkt, damit ja nicht eine ähnliche Bewegung wie in Frankreich aufkeimt.

Aus all diesen Gründen ist Bundeskanzler Scholz mit Wirtschaftsminister Habeck und einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation (natürlich auch mit den wichtigsten russischen Gaskunden wie BASF oder Uniper im Schlepptau) am Sonntagnachmittag nach Kanada aufgebrochen. Unmissverständliches Ziel: "Demokratische" kanadische Rohstoffe als Ersatz für "autokratische" russische Rohstoffe.

Kurze Nebenbemerkung: Wenn man auch beim Export künftig seine Abnehmer nach moralischen Gesichtspunkten auswählt und die fertigen Produkte nur an "einwandfreie Demokratien" und nicht an "autokratische Staaten" liefert (und beispielsweise China ausschließt, wenn diese nach Taiwan greifen sollten), wird sich der Euro wohl kaum mehr richtig erholen. Aus dem "D-Mark-Euro" ist nun endgültig der "Lira-Euro" geworden!


EUR/CAD 1 Jahr - Stärke des kanadischen Dollars (Schwäche des Euro)

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