Gold - Knapp vor dem Abgrund
29.08.2022 | Florian Grummes
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Die Finanzmärkte haben diese überschaubare Reduzierung der Bilanzsumme in den letzten Monaten jedoch mit einer heftigen Korrektur bzw. einem Bärenmarkt quittiert. Schon jetzt ist das Vertrauen der US-Konsumenten auf den tiefsten Stand seit Anfang der 1980er Jahre gefallen. Ebenso ist das Vertrauen der Vorstandsvorsitzenden in den USA auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren gefallen. Viele weitere wichtige Daten stehen kurz vor dem Umkippen. Eine Rezession ist bereits bestätigt. Die Frage ist nur noch, wie schlimm es tatsächlich werden wird. Chinesischer Immobilienmarkt vom 22.August 2022. ©Market Sentiment
Verschärft wird die ohnehin dramatische Lage durch den kollabierenden chinesischen Immobilienmarkt. Der größte und damit wichtigste Sektor der Welt steht bereits seit über einem Jahr unter gewaltigem Druck und bricht zunehmend zusammen. Der Gesamtwert beläuft sich auf über 60 Billionen USD, also mehr als der gesamte US-Aktienmarkt und mehr als das Doppelte des US-Immobilienmarktes. S&P prognostizierte zuletzt einen weiteren Rückgang von ca. 30%, was ungefähr 1,5-mal schlimmer als der Finanzcrash von 2008 wäre. Wir hatten im Herbst 2021 ausführlich und rechtzeitig vor den Folgen gewarnt.
FED-Bilanzsummen-Pfad, vom 19. August 2022. ©IGWT Goldkompass August
Die Fed wird ihren angekündigten Kurs daher wie auch in der Vergangenheit (siehe 2010, 2011, 2012, 2013 und 2018) nicht verfolgen können. Stattdessen wird die US-Notenbank spätestens im nächsten Jahr die Zinsen senken müssen, um einen vollständigen Zusammenbruch zu verhindern. Die dann notwendige Menge an Liquidität, die zur Stabilisierung der Weltwirtschaft benötigt werden wird, wird absolut überwältigend sein und alles Bisherige in den Schatten stellen.
Kurzfristig wird die Fed aber zunächst ihren Zerstörungskurs unbeirrt weiterverfolgen und das stagflationäre Umfeld damit weiter verschärfen. Dadurch werden alle Marktsektoren in den kommenden Wochen und Monaten weiter unter gehörigem Druck stehen. Es empfiehlt sich eine absolute Zurückhaltung und eine konsequente Risk-Off Mentalität sowie eine große Portion Geduld. Sobald die Fed aber aufgrund der kollabierenden Märkte zur Umkehr gezwungen sein wird, wird sich der Goldpreis schnell zurückmelden und dann auch auf neue Allzeithochs ausbrechen.
7. Fazit: Gold - Knapp vor dem Abgrund
Nach einer dreiwöchigen sommerlichen Erholungswelle von mehr als 125 USD, fiel der Goldpreis schnell wieder um 80 USD zurück. Während fundamental der Weg gen Süden aufgrund der restriktiven US-Notenbankpolitik und der kollabierenden Finanzmärkte vorgezeichnet zu sein scheint, steht die Markttechnik aktuell auf Messers Schneide. Kann Gold die Marke um 1.730 auf Tageschlusskursbasis verteidigen, dürfte schon bald der zweite Teil der Sommerrally starten.
Unterhalb von 1.720 USD hingegen steht der Goldpreis praktisch vor dem Abgrund, denn ein fünftes Mal dürfte die Unterstützung bei 1.680 USD nicht mehr halten! Vielmehr dürfte dann eine weitere Abwärtswelle losgetreten werden, deren Umfang durch eine dann kollabierende Markttechnik schnell gewaltige Dimensionen annehmen könnte.
Insgesamt ist die Ausgangslage für den Goldpreis derzeit nicht gut. Die Chance auf eine weitere Erholung ist noch vorhanden und wäre saisonal typisch. Gleichzeitig stehen die Notierungen technisch betrachtet jedoch knapp vor dem Abgrund.
Die Gefahr, dass der Goldpreis in die Tiefe rauscht, steigt mit jedem Tag. Es empfiehlt sich daher höchste Vorsicht und Zurückhaltung, denn in diesem schwierigen Marktumfeld gilt Risk-Off! Cash ist im Moment King, aber verkaufen Sie Ihr physisches Gold nicht. Wenn Gold noch deutlicher nach unten korrigieren sollte, wäre das vielmehr eine großartige Kaufgelegenheit. Denn letztendlich wird die Fed umkehren und unglaubliche Mengen an neuem Fiat-Geld drucken müssen. Aber so weit sind wir noch nicht.
Alternativ (Wahrscheinlichkeit sinkt stündlich) kann Gold seine Sommerrallye fortsetzen. Dazu muss es aber bald eine Aufwärtsbewegung zeigen. Idealerweise hält dazu 1.730 USD auf Tagesschlusskursbasis.
© Florian Grummes
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