Edelmetalle Aktuell
26.10.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Auf zu immer neuen Ufern: Auch in den letzten beiden Wochen zog die Notierung des gelben Metalls zunächst immer weiter an und erreichte schließlich am vergangenen Freitag einen Höchstkurs von 770 $ je Unze. Dies war das höchste Niveau seit Januar 1980.
Die Gewinne gehen auf das Konto einer Reihe von Faktoren, u. a. auch auf eine, für dieses extrem hohe Preisniveau erstaunlich stabile Nachfrage seitens der Schmuckindustrie. Es ist wohl vor allem die Produktion für das anstehende Weihnachtsgeschäft, das die Nachfrage in diesem Bereich treibt. Hinzu kommt aber auch eine ungebrochene Nachfrage von Investoren, diese blicken bei ihrer Anlageentscheidung vor allem auf langfristige Kaufgründe wie mögliche Probleme im Weltfinanzsystem nach der Kreditkrise in den USA. Aber auch die auf eher kurzfristige Kursgewinne ausgerichteten Spekulanten legen sich das gelbe Metall wieder zu. Sie blicken vor allem auf einen Ölpreis, der zwischenzeitlich ein Allzeithoch von 90,50 $ erreichte, sowie auf einen schwachen US-Dollar, der z.B. gegenüber dem Euro auf weit über 1,43 zurückfiel.
Sobald diese beiden Faktoren Ermüdungserscheinungen zeigen, so zuletzt z.B. zu Beginn dieser Woche, verliert auch das gelbe Metall erst einmal wieder an Wert. Dessen Notierung fiel am Montag deutlich auf 745,50 $ zurück, allerdings nur, um in der zweiten Wochenhälfte angesichts eines wieder steigenden Ölpreises und eines, nach heute veröffentlichten, schlechten US-Wirtschaftsdaten wieder schwachen Dollars, deutlich zuzulegen. Aktuell notiert das Gold schon wieder über 20 Dollars höher bei 768 $ je Unze.
Für die nächste Zeit ist keine echte Trendwende erkennbar, auch wenn man nicht davon ausgehen sollte, dass es sich bei der momentanen Entwicklung um eine Einbahnstraße handelt. Gewinnmitnahmen werden zu irgendeinem Zeitpunkt sicher kommen und den Preis genauso sicher auch erst einmal wieder drücken. Ein Kollaps, wie es ihn 2006 nach dem Erreichen des seinerzeitigen Höchstkurses gab, steht angesichts des Gesamtumfeldes aber nicht zu befürchten. Für die nächste Woche erwarten wir jetzt zunächst erst einmal eine Handelsspanne zwischen 770 $ auf der oberen Seite und 745 $ unten.
Unfälle gibt es übrigens nicht nur in der Platinminenindustrie. Nach der glücklichen Rettung mehrerer tausend Kumpel aus einer von Harmony betriebenen Mine zu Beginn dieses Monats, hatten nun Kollegen anderer Gesellschaften weniger Glück. Sowohl in Kolumbien wie auch bei DRD in Südafrika gab es in den letzten beiden Wochen Todesfälle, in Australien konnten 54 Kumpel nach einem Feuer, das untertage ausgebrochen war, gerettet wurden.
Die Zwischenfälle in Südafrika sind Anlass eines Streiks, den die Gewerkschaft der Minenarbeiter für nächsten Monat aus Protest gegen die zunehmend gefährlicheren Arbeitsbedingungen angekündigt hat. Die Ausfälle die hier zu erwarten sind, sind am Ende sicher geringer als jene durch die dauernden Stilllegungen nach Unfällen. Südafrikanische Quellen sagten zu dem Thema, dass nach einer einwöchigen Schließung einer Mine nach einem Unfall es bis zu sechs Wochen dauern kann, bis das alte
Produktionsniveau wieder erreicht wird.
Das weiße Metall konnte im Vergleich zum Stand von vor zwei Wochen zunächst noch einmal zulegen und erreichte am vorletzten Montag ein Niveau von 14 $ je Unze. Dies war der höchste Stand seit April und gleichzeitig die erste bedeutende der von uns im letzten Bericht genannten
charttechnischen Widerstandslinien.
Nach dem Erreichen des Höchstkurses kam es dann zu einem ersten Einbruch, dieser war, wie die meisten der nachfolgenden Preisbewegungen in den letzten beiden Wochen eine direkte Reaktion auf eine entsprechende Bewegung des Goldpreises. Einzige Ausnahme bildete eine Bewegung am letzten Freitag, als das weiße Metall nach einer Erholung massiv einbrach und dabei einen Tiefstkurs von 13,30 $ erreichte. Dieser wurde dann am Montag mit zeitweise 13,24 $ noch einmal unterboten. Am Montagabend brachten Schnäppchenjäger das Metall dann wieder auf 13,45 $ zurück, seit schwankt es in einem Band zwischen diesem Niveau und 13,85 $.
Für die nächste Zeit wird die Entwicklung im Großen und Ganzen weiter vom Gold abhängen, wobei wir davon ausgehen, dass das Metall im Vergleich zum großen Bruder weiterhin schlechter abschneiden wird. Einige der Gründe für diese Einschätzung sind nachfolgend beschrieben.
Technisch gesehen gibt es jetzt Widerstände bei 14,00 $ und vor allem bei 14,20 $. Eine erste leichte Unterstützung findet sich bei 13,40 $.
Unsere Kollegen in Hongkong berichteten derweil über eine andauernde Knappheit an physischem Silber in der ehemaligen Kronkolonie. Sie führte sogar dazu, dass Material, das in erster Linie in die lokale Schmuckindustrie geht, z.B. aus Europa importiert werden muss. Eine der Ursachen für die Knappheit ist ein seit Juli diesen Jahres austrocknendes Angebot aus China. Zu diesem Zeitpunkt änderte die Regierung die Exportgesetze und Scheideanstalten können nun nicht mehr einen großen Teil der Mehrwertsteuer, die sie bei einem Ankauf im eigenen Land bezahlen müssen, vom Staat zurückfordern. Dies führt dazu, dass die lokalen Verarbeiter immer größere Vorräte des vor Ort nicht absetzbaren Materials horten. Unsere Händler schätzen die angesammelte Menge auf mindestens 500, eventuell aber sogar bis zu 1.000 Tonnen. Der einzige Ausweg für die chinesischen Eigentümer wäre ein Anstieg der Silberpreise auf 14 $ - 14,50 $. Auf diesem Niveau würden die Chinesen die sich ergebenden Verluste durch die Mehrwertsteuer wettmachen können. Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass dieser Umstand eine der Hauptursachen für das derzeit im Vergleich zum Gold schlechtere Abschneiden des Silberpreises ist und dass dies auch eine wesentliche Ursache für das Ende des Anstiegs in der letzten Woche war.
Angesichts der Größenordnungen, die in Asien im Spiel sind, spielen die konstant hohe Nachfrage seitens der italienischen Schmuckindustrie und von deutschen Investoren eine vergleichsweise kleine Rolle. Nichtsdestotrotz tragen diese Faktoren aber ebenso wie die andauernde Nachfrage durch die Elektronikindustrie zu einer Stabilisierung des Gesamtmarktes bei.
Das Platin legte in den letzten zwei Wochen weiter deutlich zu und erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch bei 1.454 $ je Unze. Die Gründe für die jüngsten Kursgewinne sind die gleichen, die das Metall schon seit Wochen und Monaten immer höher treiben. Ein stabiler Verbrauch einerseits, vor allem aber immer neue Hiobsbotschaften aus Südafrika von der Produzentenseite sind die wesentlichen Treiber. Und in den letzten 14 Tagen änderte sich an dieser Ausgangslange nichts - im Gegenteil, sie verschlimmerte sich noch.
So berichteten in den beiden Wochen in Südafrika sowohl Northam (die derzeitige Nummer vier unter den lokalen Produzenten), wie auch die weltweite Nr. 1, Anglo Platinum, über schwere Unfälle unter Tage und sich daran anschließende, vorübergehende Minenstilllegungen. Heute kam zu dieser Liste auch noch eine Mine des zweitgrößten Produzenten Impala hinzu.
Wir haben schon in unserer letzten Ausgabe auf die möglichen Folgen dieser Entwicklung hingewiesen. Derzeit scheint sich die Minenindustrie am Kap wirklich in einem Teufelskreis zu befinden. Immer weniger erfahrene Bergleute einerseits und der immer größere Zeitdruck, der sich an unfallbedingte Produktionspausen anschließt andererseits, sorgen für ein Umfeld, in dem die nächsten Schwierigkeiten geradezu vorprogrammiert scheinen. Von "überirdischen" Einflüssen, wie den Problemen bei der Weiterverarbeitung (in diesem Jahr z.B. bei Lonmin) oder den jüngsten zu beobachtenden Stromausfällen (z.B. bei Anglo) ganz zu schweigen. Lonmin berichtete am heutigen Donnerstag für Ende September über einen massiven Einbruch der 12-Monats-Ausbringung um fast 16% auf nur noch 793.000 Unzen. Vor dem Gesamthintergrund scheinen die ehemals prognostizierten Produktionsausweitungen durch die südafrikanische Minenindustrie um 30 oder gar 50 Prozent innerhalb weniger Jahre ein unerreichbarer Traum zu sein. Im Gegenteil wird man froh sein können, wenn die Produktion mittelfristig wenigstens das 2006er Niveau halten kann.
Für den Preis bedeutet dies wohl erst einmal, dass jeder größere Rückschlag eine gute Kaufgelegenheit darstellen dürfte
Das Palladium konnte im Laufe der letzten beiden Wochen den Höchststand vom vorletzten Donnerstag bei 380 $ nicht mehr überschreiten. Verantwortlich für diesen Umstand dürfte gewesen sein, dass der vorherige, massive Anstieg in erster Linie spekulativer Natur gewesen war und das hohe Niveau, immerhin der höchste Stand seit Mitte April, zu Gewinnmitnahmen reizte. In der Folge fiel das Palladium kontinuierlich zurück, am vergangenen Montag erreicht es den Tiefstkurs des Berichtzeitraumes bei 355 $ je Unze. Seitdem liegt das Metall weitgehend ereignislos in einem engen Band zwischen 357 $ und 362 $ je Unze.
Anlässlich eines in den letzten beiden Wochen erfolgten Besuchs in den Heraeus-Werken in Shanghai und Hongkong wiesen unsere Kollegen vor Ort im Zusammenhang mit dem weißen Metall vor allem auf die hohe Nachfrage nach Palladium seitens der chinesischen Autoindustrie hin. China ist im PKW-Bereich nach wie vor ein "Benziner-Land" und damit wird vor allem Palladium in den Katalysatoren eingesetzt. Während des Besuchs wurden übrigens die neuesten Absatzzahlen für September veröffentlicht und mit einer Steigerung von 22,5 Prozent auf 561.000 Fahrzeuge (doppelt so viele wie in Deutschland!) erreichten die Autoproduzenten im Reich der Mitte einen neuen Absatzrekord. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres 4,58 Millionen Autos neu zugelassen. Damit ist China nach den USA mit Abstand der zweitgrößte Automarkt der Welt.
Auch im Schmuckbereich könnte die Palladiumnachfrage in China nach Aussage unserer Kollegen noch einmal deutlich steigen. Allerdings müsste hier für einen weiteren Sprung zunächst die offizielle Klassifizierung des Palladiums als Edelmetall erfolgen. Aktuell sind als solche nur Gold, Silber und Platin zugelassen. Eine wahrscheinliche Folge einer solchen Einstufung wäre übrigens auch die Aufnahme des Handels mit Palladium an der Shanghai Gold Exchange.
Die hohe physische Nachfrage (in Asien, aber auch anderswo) sorgt unterdessen weiterhin für eine in dieser Dauerhaftigkeit selten zu beobachtende Prämie für Palladiumschwamm. Sie liegt für Käufer von Metall in dieser industriell genutzten Grundform nun schon seit Monaten zwei Dollars.
Alles in allem scheint sich aus den oben beschriebenen Punkten durchaus eine Chance auf eine relativ stabile Preisentwicklung beim Palladium zu ergeben. Noch sorgen zwar vergleichsweise hohe Vorräte und das Vorhandensein spekulativer Pluspositionen für zwischenzeitliche Rückschläge, zuletzt war dieses ja auch am Montag zu beobachten. Auf längere Sicht rechnen wir aber sehr wohl mit einer Verkleinerung des derzeit extremen Abstands zwischen der Palladium- und der Platinnotierung.
Der Rhodium-Preis konnte in der letzten Woche erstmals das vorher schon mehrfach anvisierte, am Ende aber nie durchbrochene Kursziel von 6.250 $ je Unze übersteigen. Verantwortlich hierfür waren in erster Linie die schlechten Nachrichten von den südafrikanischen Produzenten.
Die Verbraucher reagierten auf den folgenden Anstieg, der das Metall zeitweise auf 6.350 $ je Unze beförderte, allerdings nicht mit Panik und so begannen Händler mit der Liquidierung ihrer spekulativen Pluspositionen. Das Metall fiel dadurch wieder auf den momentanen Stand von 6.300 $
zurück.
Das Ruthenium konnte die Bestmarke von vor zwei Wochen bei 580 $ nicht noch einmal überbieten und fiel vor dem Hintergrund von ansteigenden Verkäufen durch Händler bei gleichzeitig einigermaßen stabiler industrieller Nachfrage leicht auf 520 $ - 560 $ zurück.
Das Iridium notiert aktuell praktisch unverändert bei 425 $ - 450 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Auf zu immer neuen Ufern: Auch in den letzten beiden Wochen zog die Notierung des gelben Metalls zunächst immer weiter an und erreichte schließlich am vergangenen Freitag einen Höchstkurs von 770 $ je Unze. Dies war das höchste Niveau seit Januar 1980.
Die Gewinne gehen auf das Konto einer Reihe von Faktoren, u. a. auch auf eine, für dieses extrem hohe Preisniveau erstaunlich stabile Nachfrage seitens der Schmuckindustrie. Es ist wohl vor allem die Produktion für das anstehende Weihnachtsgeschäft, das die Nachfrage in diesem Bereich treibt. Hinzu kommt aber auch eine ungebrochene Nachfrage von Investoren, diese blicken bei ihrer Anlageentscheidung vor allem auf langfristige Kaufgründe wie mögliche Probleme im Weltfinanzsystem nach der Kreditkrise in den USA. Aber auch die auf eher kurzfristige Kursgewinne ausgerichteten Spekulanten legen sich das gelbe Metall wieder zu. Sie blicken vor allem auf einen Ölpreis, der zwischenzeitlich ein Allzeithoch von 90,50 $ erreichte, sowie auf einen schwachen US-Dollar, der z.B. gegenüber dem Euro auf weit über 1,43 zurückfiel.
Sobald diese beiden Faktoren Ermüdungserscheinungen zeigen, so zuletzt z.B. zu Beginn dieser Woche, verliert auch das gelbe Metall erst einmal wieder an Wert. Dessen Notierung fiel am Montag deutlich auf 745,50 $ zurück, allerdings nur, um in der zweiten Wochenhälfte angesichts eines wieder steigenden Ölpreises und eines, nach heute veröffentlichten, schlechten US-Wirtschaftsdaten wieder schwachen Dollars, deutlich zuzulegen. Aktuell notiert das Gold schon wieder über 20 Dollars höher bei 768 $ je Unze.
Für die nächste Zeit ist keine echte Trendwende erkennbar, auch wenn man nicht davon ausgehen sollte, dass es sich bei der momentanen Entwicklung um eine Einbahnstraße handelt. Gewinnmitnahmen werden zu irgendeinem Zeitpunkt sicher kommen und den Preis genauso sicher auch erst einmal wieder drücken. Ein Kollaps, wie es ihn 2006 nach dem Erreichen des seinerzeitigen Höchstkurses gab, steht angesichts des Gesamtumfeldes aber nicht zu befürchten. Für die nächste Woche erwarten wir jetzt zunächst erst einmal eine Handelsspanne zwischen 770 $ auf der oberen Seite und 745 $ unten.
Unfälle gibt es übrigens nicht nur in der Platinminenindustrie. Nach der glücklichen Rettung mehrerer tausend Kumpel aus einer von Harmony betriebenen Mine zu Beginn dieses Monats, hatten nun Kollegen anderer Gesellschaften weniger Glück. Sowohl in Kolumbien wie auch bei DRD in Südafrika gab es in den letzten beiden Wochen Todesfälle, in Australien konnten 54 Kumpel nach einem Feuer, das untertage ausgebrochen war, gerettet wurden.
Die Zwischenfälle in Südafrika sind Anlass eines Streiks, den die Gewerkschaft der Minenarbeiter für nächsten Monat aus Protest gegen die zunehmend gefährlicheren Arbeitsbedingungen angekündigt hat. Die Ausfälle die hier zu erwarten sind, sind am Ende sicher geringer als jene durch die dauernden Stilllegungen nach Unfällen. Südafrikanische Quellen sagten zu dem Thema, dass nach einer einwöchigen Schließung einer Mine nach einem Unfall es bis zu sechs Wochen dauern kann, bis das alte
Produktionsniveau wieder erreicht wird.
- Silber
Das weiße Metall konnte im Vergleich zum Stand von vor zwei Wochen zunächst noch einmal zulegen und erreichte am vorletzten Montag ein Niveau von 14 $ je Unze. Dies war der höchste Stand seit April und gleichzeitig die erste bedeutende der von uns im letzten Bericht genannten
charttechnischen Widerstandslinien.
Nach dem Erreichen des Höchstkurses kam es dann zu einem ersten Einbruch, dieser war, wie die meisten der nachfolgenden Preisbewegungen in den letzten beiden Wochen eine direkte Reaktion auf eine entsprechende Bewegung des Goldpreises. Einzige Ausnahme bildete eine Bewegung am letzten Freitag, als das weiße Metall nach einer Erholung massiv einbrach und dabei einen Tiefstkurs von 13,30 $ erreichte. Dieser wurde dann am Montag mit zeitweise 13,24 $ noch einmal unterboten. Am Montagabend brachten Schnäppchenjäger das Metall dann wieder auf 13,45 $ zurück, seit schwankt es in einem Band zwischen diesem Niveau und 13,85 $.
Für die nächste Zeit wird die Entwicklung im Großen und Ganzen weiter vom Gold abhängen, wobei wir davon ausgehen, dass das Metall im Vergleich zum großen Bruder weiterhin schlechter abschneiden wird. Einige der Gründe für diese Einschätzung sind nachfolgend beschrieben.
Technisch gesehen gibt es jetzt Widerstände bei 14,00 $ und vor allem bei 14,20 $. Eine erste leichte Unterstützung findet sich bei 13,40 $.
Unsere Kollegen in Hongkong berichteten derweil über eine andauernde Knappheit an physischem Silber in der ehemaligen Kronkolonie. Sie führte sogar dazu, dass Material, das in erster Linie in die lokale Schmuckindustrie geht, z.B. aus Europa importiert werden muss. Eine der Ursachen für die Knappheit ist ein seit Juli diesen Jahres austrocknendes Angebot aus China. Zu diesem Zeitpunkt änderte die Regierung die Exportgesetze und Scheideanstalten können nun nicht mehr einen großen Teil der Mehrwertsteuer, die sie bei einem Ankauf im eigenen Land bezahlen müssen, vom Staat zurückfordern. Dies führt dazu, dass die lokalen Verarbeiter immer größere Vorräte des vor Ort nicht absetzbaren Materials horten. Unsere Händler schätzen die angesammelte Menge auf mindestens 500, eventuell aber sogar bis zu 1.000 Tonnen. Der einzige Ausweg für die chinesischen Eigentümer wäre ein Anstieg der Silberpreise auf 14 $ - 14,50 $. Auf diesem Niveau würden die Chinesen die sich ergebenden Verluste durch die Mehrwertsteuer wettmachen können. Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass dieser Umstand eine der Hauptursachen für das derzeit im Vergleich zum Gold schlechtere Abschneiden des Silberpreises ist und dass dies auch eine wesentliche Ursache für das Ende des Anstiegs in der letzten Woche war.
Angesichts der Größenordnungen, die in Asien im Spiel sind, spielen die konstant hohe Nachfrage seitens der italienischen Schmuckindustrie und von deutschen Investoren eine vergleichsweise kleine Rolle. Nichtsdestotrotz tragen diese Faktoren aber ebenso wie die andauernde Nachfrage durch die Elektronikindustrie zu einer Stabilisierung des Gesamtmarktes bei.
- Platin
Das Platin legte in den letzten zwei Wochen weiter deutlich zu und erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch bei 1.454 $ je Unze. Die Gründe für die jüngsten Kursgewinne sind die gleichen, die das Metall schon seit Wochen und Monaten immer höher treiben. Ein stabiler Verbrauch einerseits, vor allem aber immer neue Hiobsbotschaften aus Südafrika von der Produzentenseite sind die wesentlichen Treiber. Und in den letzten 14 Tagen änderte sich an dieser Ausgangslange nichts - im Gegenteil, sie verschlimmerte sich noch.
So berichteten in den beiden Wochen in Südafrika sowohl Northam (die derzeitige Nummer vier unter den lokalen Produzenten), wie auch die weltweite Nr. 1, Anglo Platinum, über schwere Unfälle unter Tage und sich daran anschließende, vorübergehende Minenstilllegungen. Heute kam zu dieser Liste auch noch eine Mine des zweitgrößten Produzenten Impala hinzu.
Wir haben schon in unserer letzten Ausgabe auf die möglichen Folgen dieser Entwicklung hingewiesen. Derzeit scheint sich die Minenindustrie am Kap wirklich in einem Teufelskreis zu befinden. Immer weniger erfahrene Bergleute einerseits und der immer größere Zeitdruck, der sich an unfallbedingte Produktionspausen anschließt andererseits, sorgen für ein Umfeld, in dem die nächsten Schwierigkeiten geradezu vorprogrammiert scheinen. Von "überirdischen" Einflüssen, wie den Problemen bei der Weiterverarbeitung (in diesem Jahr z.B. bei Lonmin) oder den jüngsten zu beobachtenden Stromausfällen (z.B. bei Anglo) ganz zu schweigen. Lonmin berichtete am heutigen Donnerstag für Ende September über einen massiven Einbruch der 12-Monats-Ausbringung um fast 16% auf nur noch 793.000 Unzen. Vor dem Gesamthintergrund scheinen die ehemals prognostizierten Produktionsausweitungen durch die südafrikanische Minenindustrie um 30 oder gar 50 Prozent innerhalb weniger Jahre ein unerreichbarer Traum zu sein. Im Gegenteil wird man froh sein können, wenn die Produktion mittelfristig wenigstens das 2006er Niveau halten kann.
Für den Preis bedeutet dies wohl erst einmal, dass jeder größere Rückschlag eine gute Kaufgelegenheit darstellen dürfte
- Palladium
Das Palladium konnte im Laufe der letzten beiden Wochen den Höchststand vom vorletzten Donnerstag bei 380 $ nicht mehr überschreiten. Verantwortlich für diesen Umstand dürfte gewesen sein, dass der vorherige, massive Anstieg in erster Linie spekulativer Natur gewesen war und das hohe Niveau, immerhin der höchste Stand seit Mitte April, zu Gewinnmitnahmen reizte. In der Folge fiel das Palladium kontinuierlich zurück, am vergangenen Montag erreicht es den Tiefstkurs des Berichtzeitraumes bei 355 $ je Unze. Seitdem liegt das Metall weitgehend ereignislos in einem engen Band zwischen 357 $ und 362 $ je Unze.
Anlässlich eines in den letzten beiden Wochen erfolgten Besuchs in den Heraeus-Werken in Shanghai und Hongkong wiesen unsere Kollegen vor Ort im Zusammenhang mit dem weißen Metall vor allem auf die hohe Nachfrage nach Palladium seitens der chinesischen Autoindustrie hin. China ist im PKW-Bereich nach wie vor ein "Benziner-Land" und damit wird vor allem Palladium in den Katalysatoren eingesetzt. Während des Besuchs wurden übrigens die neuesten Absatzzahlen für September veröffentlicht und mit einer Steigerung von 22,5 Prozent auf 561.000 Fahrzeuge (doppelt so viele wie in Deutschland!) erreichten die Autoproduzenten im Reich der Mitte einen neuen Absatzrekord. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres 4,58 Millionen Autos neu zugelassen. Damit ist China nach den USA mit Abstand der zweitgrößte Automarkt der Welt.
Auch im Schmuckbereich könnte die Palladiumnachfrage in China nach Aussage unserer Kollegen noch einmal deutlich steigen. Allerdings müsste hier für einen weiteren Sprung zunächst die offizielle Klassifizierung des Palladiums als Edelmetall erfolgen. Aktuell sind als solche nur Gold, Silber und Platin zugelassen. Eine wahrscheinliche Folge einer solchen Einstufung wäre übrigens auch die Aufnahme des Handels mit Palladium an der Shanghai Gold Exchange.
Die hohe physische Nachfrage (in Asien, aber auch anderswo) sorgt unterdessen weiterhin für eine in dieser Dauerhaftigkeit selten zu beobachtende Prämie für Palladiumschwamm. Sie liegt für Käufer von Metall in dieser industriell genutzten Grundform nun schon seit Monaten zwei Dollars.
Alles in allem scheint sich aus den oben beschriebenen Punkten durchaus eine Chance auf eine relativ stabile Preisentwicklung beim Palladium zu ergeben. Noch sorgen zwar vergleichsweise hohe Vorräte und das Vorhandensein spekulativer Pluspositionen für zwischenzeitliche Rückschläge, zuletzt war dieses ja auch am Montag zu beobachten. Auf längere Sicht rechnen wir aber sehr wohl mit einer Verkleinerung des derzeit extremen Abstands zwischen der Palladium- und der Platinnotierung.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodium-Preis konnte in der letzten Woche erstmals das vorher schon mehrfach anvisierte, am Ende aber nie durchbrochene Kursziel von 6.250 $ je Unze übersteigen. Verantwortlich hierfür waren in erster Linie die schlechten Nachrichten von den südafrikanischen Produzenten.
Die Verbraucher reagierten auf den folgenden Anstieg, der das Metall zeitweise auf 6.350 $ je Unze beförderte, allerdings nicht mit Panik und so begannen Händler mit der Liquidierung ihrer spekulativen Pluspositionen. Das Metall fiel dadurch wieder auf den momentanen Stand von 6.300 $
zurück.
Das Ruthenium konnte die Bestmarke von vor zwei Wochen bei 580 $ nicht noch einmal überbieten und fiel vor dem Hintergrund von ansteigenden Verkäufen durch Händler bei gleichzeitig einigermaßen stabiler industrieller Nachfrage leicht auf 520 $ - 560 $ zurück.
Das Iridium notiert aktuell praktisch unverändert bei 425 $ - 450 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.